Das scheint mir generell das Grundkonzept solcher „Marken-Boutiquen“ zu sein. Die Verkäufer/innen werden als Markenbotschafter trainiert, nicht mehr als Fachleute für ein ganzes Produktbündel verschiedener Hersteller.
Das spart Zeit, denn es entfallen lange Jahre des Erfahrungssammelns und Training on the Job; gefällt dem Betreiber der Stil, das Auftreten und die Gehaltsvorstellung des Bewerbers, gibt es ein intensives Training auf die zu verkaufenden Markenprodukte und los geht’s.
Das ist, u.a., seit Jahrzehnten das Konzept bei den Pharmavertretern. Einige wenige finden auf alle Fragen fundierte Antworten, kennen sich in den zitierten Studien gut aus und sind in der Lage, kritische Fragen sinnvoll zu beantworten.
Viele, leider muss ich sagen, die Mehrheit, kennen nur ihr eingeübten Phrasen, haben keinerlei Kenntnisse in Pharmazie, Naturwissenschaften und Medizin, erzählen dann in ihrer Not bei kritischen Nachfragen unfassbaren Schwachsinn und wundern sich womöglich, warum sie in Apotheken und Praxen nicht gut gelitten sind.
Ich war vor ein paar Wochen in einer (Graf von) Faber-Castell-Boutique, um Tinte zu kaufen. Ich bin sehr, sehr nett von den beiden anwesenden Damen behandelt worden, es wurden mir initiativ wunderbare SE gezeigt und zum Ausprobieren vorgelegt, aber schon Begriffe wie „Standard-International-Patrone“ oder „Italic“ brachten die netten Damen aus ihrer Komfortzone. Wie gesagt, es war persönlich ein sehr nettes Erlebnis und die Damen haben den ihnen aufgetragenen Job bestens erfüllt, aber eben doch nach dem Motto: „You‘ve got one job!“.
Montblanc ist, ob es uns als Füller-Enthusiasten gefällt oder nicht, der Gattungsbegriff für alles, was über einen Schulfüllhalter hinausgeht. Wir alle kennen das: „Was hast Du für Hobbys?“ „Ich sammele/schreibe mit Füllfederhaltern.“ „Ah, Montblanc?“
Wenn ein Unternehmen einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht habe, erscheint es mir logisch, die potentielle Kunden ganz gezielt in die Markenumgebung locken zu wollen, ohne die Ablenkung durch womöglich fachkundige Verkäufer, die womöglich andere Marken empfehlen könnten. Die Kunden sollen nur noch die Wahl zwischen den verschiedenen Modellen haben, bloß nicht zwischen verschiedenen Marken/Herstellern.
Man findet die Taschen eines berühmten Malletier ja auch bevorzugt in den eigenen Boutiquen und nicht im Fachhandel, denn die Fachverkäuferin könnte sonst statt der PVC-Tasche für x-tausend € eine qualitativ hochwertigere Alternative anderer Hersteller anbieten….