Füller Fotografieren
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Füller Fotografieren
Ich werde immer wieder mal gefragt, wie ich die Bilder meiner Füllfederhalter-Sammlung aufnehme. Sinngemäss lauten die meisten Anfragen etwas so:
"...kannst Du mir bitte ein paar Tipps geben, wie ich mit null Aufwand auch solche Bilder hinkriege...?"
Verständlicherweise reagiere ich auf solche Anfragen nur zurückhaltend. Ohne mich rühmen zu wollen, oder die Sache komplizierter hinzustellen als sie ist, muss ich doch sagen, dass ohne einen gewissen Aufwand einfach keine guten Fotografien entstehen. Dies meine ich im rein technischen Sinne. Für eine gute Aufnahme müssen einfach ein paar Dinge stimmen.
Das Wichtigste ist natürlich das Licht: dieses sollte ausreichend und vor allem diffus/weich sein (Licht kann man bei der Studio und Objektfotografie gar nie genug haben).
Ausserdem sollt die Lichtquelle möglichst aus der Blick-/Aufnahmerichtung kommen.
Fragen zu Kamera, Objektiv und Hintergrund sind definitiv untergeordnet.
Im Laufe meiner Sammlungstätigkeit habe ich Verschiedenes ausprobiert und mich zunehmend besser eingerichtet, vor allem um Zeit zu sparen und den Qualitätslevel zu sichern.
Ich habe mir deshalb eigens ein kleines Füller-Fotostudio gebaut. Dieses orientiert sich klar am grossen Vorbild: Diffuses Licht von oben und weisser Hintergrund mit Hohlkehle für optimale Lichtreflexion.
Und hier der Miniaturnachbau für meine Füller:
Die Lichtquelle ist ein kräftiges wenn auch älteres Nikon Blitzgerät. Der Raum (oder besser die Kiste) besteht aus weissem Foam-Board und hat auf der Rückseite eine Hohlkehle. Als Diffusor dient eine Walimex Softbox. Diese schickt weisses, sehr diffuses Licht nach unten. Dieses wird an allen Seitenwänden reflektiert und führt zu einer sehr gleichmässigen, fast schattenfreien Ausleuchtung. Vor dem Auslösen halte ich jeweils den runden Reflektor, der in der Mitte ausgeschnitten ist vor die Kamera, um das Licht auch von vorne auf das Objekt zu reflektieren.
Ich habe herausgefunden, dass es für das Bild wichtig ist, das der Gegenstand auf einem Boden verortet ist. Dies geschieht durch einen ganz leichten Schattenwurf auf die Unterlage. Ich verwende dafür besonders körniges Papier, um diesen Effekt noch etwas zu verstärken:
Dasselbe erreicht man auch mit einem Spiegelbild:
Auf jeden Fall finde ich es wichtig, dass der Gegenstand einen Bezug zum Raum/Boden hat. Einige Füller-Fotografen benützen ein Lichtpult als Unterlage, um genau diese Verortung zu vermeiden. Der Eindruck der dadurch entsteht ist, dass das Objekt ohne Bezug zum Boden schwebt. Im Zeitalter der digitalen Bilderzeugung (Visualisierungen) finde ich das ein eher unangebrachter Effekt, der dem Gegenstand etwas unwirkliches, künstliches verleiht. Aber das ist natürlich meine persönliche Meinung.
Natürlich ist die Tiefenschärfe (oder der Mangel davon) immer ein Problem in der Makrofotografie. Ich vermeide deshalb perspektivische Aufnahmen für die reine Dokumentation. Der Füller wird parallel zur Bildebene ausgerichtet. Bei Blende 22 ist so ausreichend Schärfentiefe vorhanden.
Ich hoffe, das klärt nun einige Eurer Fragen und animiert zum selber ausprobieren. Viel Erfolg.
Z.
"...kannst Du mir bitte ein paar Tipps geben, wie ich mit null Aufwand auch solche Bilder hinkriege...?"
Verständlicherweise reagiere ich auf solche Anfragen nur zurückhaltend. Ohne mich rühmen zu wollen, oder die Sache komplizierter hinzustellen als sie ist, muss ich doch sagen, dass ohne einen gewissen Aufwand einfach keine guten Fotografien entstehen. Dies meine ich im rein technischen Sinne. Für eine gute Aufnahme müssen einfach ein paar Dinge stimmen.
Das Wichtigste ist natürlich das Licht: dieses sollte ausreichend und vor allem diffus/weich sein (Licht kann man bei der Studio und Objektfotografie gar nie genug haben).
Ausserdem sollt die Lichtquelle möglichst aus der Blick-/Aufnahmerichtung kommen.
Fragen zu Kamera, Objektiv und Hintergrund sind definitiv untergeordnet.
Im Laufe meiner Sammlungstätigkeit habe ich Verschiedenes ausprobiert und mich zunehmend besser eingerichtet, vor allem um Zeit zu sparen und den Qualitätslevel zu sichern.
Ich habe mir deshalb eigens ein kleines Füller-Fotostudio gebaut. Dieses orientiert sich klar am grossen Vorbild: Diffuses Licht von oben und weisser Hintergrund mit Hohlkehle für optimale Lichtreflexion.
Und hier der Miniaturnachbau für meine Füller:
Die Lichtquelle ist ein kräftiges wenn auch älteres Nikon Blitzgerät. Der Raum (oder besser die Kiste) besteht aus weissem Foam-Board und hat auf der Rückseite eine Hohlkehle. Als Diffusor dient eine Walimex Softbox. Diese schickt weisses, sehr diffuses Licht nach unten. Dieses wird an allen Seitenwänden reflektiert und führt zu einer sehr gleichmässigen, fast schattenfreien Ausleuchtung. Vor dem Auslösen halte ich jeweils den runden Reflektor, der in der Mitte ausgeschnitten ist vor die Kamera, um das Licht auch von vorne auf das Objekt zu reflektieren.
Ich habe herausgefunden, dass es für das Bild wichtig ist, das der Gegenstand auf einem Boden verortet ist. Dies geschieht durch einen ganz leichten Schattenwurf auf die Unterlage. Ich verwende dafür besonders körniges Papier, um diesen Effekt noch etwas zu verstärken:
Dasselbe erreicht man auch mit einem Spiegelbild:
Auf jeden Fall finde ich es wichtig, dass der Gegenstand einen Bezug zum Raum/Boden hat. Einige Füller-Fotografen benützen ein Lichtpult als Unterlage, um genau diese Verortung zu vermeiden. Der Eindruck der dadurch entsteht ist, dass das Objekt ohne Bezug zum Boden schwebt. Im Zeitalter der digitalen Bilderzeugung (Visualisierungen) finde ich das ein eher unangebrachter Effekt, der dem Gegenstand etwas unwirkliches, künstliches verleiht. Aber das ist natürlich meine persönliche Meinung.
Natürlich ist die Tiefenschärfe (oder der Mangel davon) immer ein Problem in der Makrofotografie. Ich vermeide deshalb perspektivische Aufnahmen für die reine Dokumentation. Der Füller wird parallel zur Bildebene ausgerichtet. Bei Blende 22 ist so ausreichend Schärfentiefe vorhanden.
Ich hoffe, das klärt nun einige Eurer Fragen und animiert zum selber ausprobieren. Viel Erfolg.
Z.
Re: Füller Fotografieren
Erstmal Hut ab für die kompakte Einführung in Objektfotografie!
Wegen Schärfentiefe: Hast du schonmal Fokusstacking versucht? Das ist ja besonders bei stillen Objekten recht einfach zu realisieren und erlaubt dir etwas mehr kreativen Freiraum was die Positionierung der Halter angeht.
Wegen Schärfentiefe: Hast du schonmal Fokusstacking versucht? Das ist ja besonders bei stillen Objekten recht einfach zu realisieren und erlaubt dir etwas mehr kreativen Freiraum was die Positionierung der Halter angeht.
Grüße,
Manuel
Manuel
Re: Füller Fotografieren
Ja, ich kenne das aus der Architektur-Modellfotografie, aber das Ziel meiner Bemühen war und ist eben genau das Vermeiden von übermässigem Aufwand in der Bild-Nachbearbeitung. Darum kommt das für mich nicht in Frage.MCA hat geschrieben: Wegen Schärfentiefe: Hast du schonmal Fokusstacking versucht?
Z.
Re: Füller Fotografieren
Für die Spar-Variante sucht mal bei Pearl nach "Lichtzelt".
Ich hatte da vor Jahren mal eines gekauft für 40 oder 50EUR mit Lampen. Das war für kleine Sachen auch ok und ist weniger aufwändig.
Ich hatte da vor Jahren mal eines gekauft für 40 oder 50EUR mit Lampen. Das war für kleine Sachen auch ok und ist weniger aufwändig.
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"a killer key change is all you'll ever need"
"a killer key change is all you'll ever need"
Re: Füller Fotografieren
Meine hat um die 50 Euro gekostet.hotap hat geschrieben: Wie mir „Herr/Frau google“ mitteilte, kostet so eine „SoftBox“ ja auch nicht die Welt.
...beim Blitz wird's dann schon etwas teurer.
Z.
Ich habe ehrlich gesagt Bedenken dass Du mit einem Lichtzelt und günstigen Lampen ähnliche Resultate erzielst, lasse mich aber gerne durch Referenzbilder von Dir eines besseren belehren.karlimann hat geschrieben:Für die Spar-Variante sucht mal bei Pearl nach "Lichtzelt".
Z.
Re: Füller Fotografieren
Nach meiner Erfahrung bringen Lampen mit Lichtzelt nicht genug Licht auf den Sensor. Wäre es anders, wären meine Bilder nicht so viel schlechter als Christofs.
Christof, genügt der Reflektor vor der Kamera, um Reflexionen auszuschließen? Meine meist silberne Stifte sind da sehr heikel.
Christof, genügt der Reflektor vor der Kamera, um Reflexionen auszuschließen? Meine meist silberne Stifte sind da sehr heikel.
Re: Füller Fotografieren
Das ist eine prima Erklärung und die Aufnahmen sprechen wirklich für sich!
Danke fürs Teilen!
Danke fürs Teilen!
Re: Füller Fotografieren
Nein. Wo eine Lichtquelle ist gibt's Reflexionen. So oder so.DiBa hat geschrieben:Nach meiner Erfahrung bringen Lampen mit Lichtzelt nicht genug Licht auf den Sensor. Wäre es anders, wären meine Bilder nicht so viel schlechter als Christofs.
Christof, genügt der Reflektor vor der Kamera, um Reflexionen auszuschließen? Meine meist silberne Stifte sind da sehr heikel.
Da hilft nur mühsames Nachbearbeiten.
Der Reflektor soll ganz einfach eine geschlossene Box simulieren, aus welcher von allen Seiten her Licht kommt.
Z.
Re: Füller Fotografieren
Folgendes war für mich neu:
Nur ein Licht, aber von oben.
Softbox auch vorne abdecken. Ringreflektor ist billiger als ein Ringblitz.
Grobe Papierunterlage
Walimex Softbox ist weicher als Kunstoffreflektoren.
Klein und immer aufgebaut ist besser als SuperAffenGeil im Schrank.
Zur Tiefenschärfe:
Da wir keine Printvorlagen erstellen sondern nur Web-Fotos für ganz popelige Monitore, müssen wir nicht bei ISO 100 bleiben. Wir müssen auch nicht bei ISO 800 bleiben. Erzähl einfach niemandem, dass du mit ISO 1600 oder mehr fotografierst. Körner siehst nur du. Andere sehen ein tolles Foto.
Ich habe auch das gleiche Stativ. Mit einer Kiew 66 hat das Eschenholz ganz schön gezittert. Ein Drahtauslöser/Fernauslöser kostet nicht die Welt, bringt aber auch eine ganze Menge bei geringem Geldeinsatz.
Andreas
Nur ein Licht, aber von oben.
Softbox auch vorne abdecken. Ringreflektor ist billiger als ein Ringblitz.
Grobe Papierunterlage
Walimex Softbox ist weicher als Kunstoffreflektoren.
Klein und immer aufgebaut ist besser als SuperAffenGeil im Schrank.
Zur Tiefenschärfe:
Da wir keine Printvorlagen erstellen sondern nur Web-Fotos für ganz popelige Monitore, müssen wir nicht bei ISO 100 bleiben. Wir müssen auch nicht bei ISO 800 bleiben. Erzähl einfach niemandem, dass du mit ISO 1600 oder mehr fotografierst. Körner siehst nur du. Andere sehen ein tolles Foto.
Ich habe auch das gleiche Stativ. Mit einer Kiew 66 hat das Eschenholz ganz schön gezittert. Ein Drahtauslöser/Fernauslöser kostet nicht die Welt, bringt aber auch eine ganze Menge bei geringem Geldeinsatz.
Andreas
Re: Füller Fotografieren
Mit dem Blitz kann's gut bei ISO 200 bleiben.amarti hat geschrieben:Folgendes war für mich neu:
Nur ein Licht, aber von oben.
Softbox auch vorne abdecken. Ringreflektor ist billiger als ein Ringblitz.
Grobe Papierunterlage
Walimex Softbox ist weicher als Kunstoffreflektoren.
Klein und immer aufgebaut ist besser als SuperAffenGeil im Schrank.
Zur Tiefenschärfe:
Da wir keine Printvorlagen erstellen sondern nur Web-Fotos für ganz popelige Monitore, müssen wir nicht bei ISO 100 bleiben. Wir müssen auch nicht bei ISO 800 bleiben. Erzähl einfach niemandem, dass du mit ISO 1600 oder mehr fotografierst. Körner siehst nur du. Andere sehen ein tolles Foto.
Ich habe auch das gleiche Stativ. Mit einer Kiew 66 hat das Eschenholz ganz schön gezittert. Ein Drahtauslöser/Fernauslöser kostet nicht die Welt, bringt aber auch eine ganze Menge bei geringem Geldeinsatz.
Andreas
Das Stativ stammt noch aus einer anderen Zeit. Damals gab's die DDR noch und da kam es her - ziemlich günstig für CH-Verhältnisse.
Die Kiew, war das der Pentax 6x7 Nachbau? So eine Pentax war immer mein Traum, im analogen Leben...
Z.
PS: "...Klein und immer aufgebaut ist besser als SuperAffenGeil im Schrank.
..."
Genau darum geht's hier!
Zuletzt geändert von Zollinger am 13.07.2015 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Füller Fotografieren
Ich bin einfach nur beeindruckt. Chapeau! Die Bilder, die mit diesem Aufbau erzeugt werden, sind von einer Güte, an die hier im Forum niemand heran kommt. Mir war, obwohl ich im Photographie-Bereich recht unkundig bin, klar, dass hier professioneller Aufwand dahinter stecken muss. Danke für diese sehr lehrreichen und interessanten Einblicke.
VG
Alexander
VG
Alexander
Gutta cavat lapidem.
Re: Füller Fotografieren
Nein, Hasselblad 6X6 Nachbau. Die gab es 1992/94 mit Suppenteller grossem Fischei noch fürn Appel und Ei.Zollinger hat geschrieben:Die Kiew, war das der Pentax 6x9 Nachbau?
Später dann etwas bessere Modelle abgedichtet bei Brenner.
Andreas
Re: Füller Fotografieren
Toll! Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, diesen Beitrag zu erstellen. Ich habe absolut Respekt vor Deinen Fotos - immer großartig! Da kann ich mit meinen iPhone-Bildern wohl nie mithalten - aber zu viele Hobbies und Ausgaben machen die Frau unglücklich
Viele Grüße
Toni
Toni