Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

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alec
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Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von alec »

Nachdem ich am Wochenende hier im Forum zwei Füllfederhalter aus Metall verkauft habe, weil ich damit nicht längere Zeit ermüdungsfrei schreiben konnte, bin ich doch etwas ins Grübeln gekommen. Ich mag ja Metallschreibgeräte, von der Haptik her und ich finde es auch einfach schön, "etwas in der Hand" zu haben.

Als umgelernte Linkshänderin kann ich mit links und rechts schreiben. Im Alltag bevorzuge ich links.

Heute Morgen habe ich mit einem Pilot Capless, zwei Seiten "Morning Pages" geschrieben –– mit rechts. Es ist nämlich eine charaktervolle Feder drin, die nur mit rechts "will". Dabei fiel mir auf, dass das Schreibgefühl nicht nur der Feder, sondern des ganzen Stifts richtig gut war und meine Hand nicht müde wurde. Mit links mag ich mit dem Capless nicht gern schreiben. Da ist mir der schlankere Decimo wesentlich angenehmer.

Der Unterschied? Die Handhaltung. Mit links halte ich meine Füllfedern (automatisch) viel steiler fest, als mit rechts. Vermutlich, weil ich so die Feder besser "ziehen statt schieben" kann. Nun vermute ich, dass die steile Haltung der Grund ist, dass meine linke Hand schneller ermüdet ...

Gibt es hier im Forum andere Mitglieder, die vergleichbare Erfahrungen haben? Ich weiß nicht, wie viele Leute es hier gibt, die mit beiden Händen schreiben (können), aber ich bin wirklich gespannt, ob jemand von euch an sich Ähnliches beobachtet hat.
Zuletzt geändert von alec am 22.02.2022 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Edelweissine
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Re: Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von Edelweissine »

Ich schreibe nur mit rechts (bin also eine Zieherin ;)), aber auch sehr steil, jedoch weniger steil als Du mit links.
(Das habe ich voller Erstaunen mal live beobachten können: Bei Dir steht der Stift fast senkrecht.)
Und ich kann mich nicht erinnern, dass meine Hand deshalb ermüdet ist. Wenn das mal passiert, liegt das am eher nicht zur Griffhaltung passenden Stift.
Gruß,
Heike
SpurAufPapier
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Re: Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von SpurAufPapier »

Ich ermüde genau dann am wenigsten (und meine Schrift ist am ordentlichsten), wenn ich einen Stift steil halten kann - jahrzehntelange Kuligewohnheit.
Dass Deine Handhaltung rechts und links unterschiedlich ist, wundert mich nicht. Früher konnte ich mit einem Lamy Safari rechts überhaupt nicht schreiben, links dafür nur mit ihm.
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
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alec
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Re: Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von alec »

Bei Dir steht der Stift fast senkrecht.
Stimmt, du weißt ja, wie ich schreibe ;) Für mich ist diese Handhaltung komfortabel, und für Vikka offensichlich auch.

Wenn ich euch beiden richtig verstehe, hat es also weniger mit dem Gewicht des jeweiligen Füllfeders zu tun als mit dessen "Charakter", also wie kompatibel er mit meiner Griffhaltung ist ...
avalon
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Re: Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von avalon »

Ich bin auch Linkshänderin und kann auch mit beiden Händen schreiben. Die ersten zwei Jahre in der Schule wurde ich gezwungen mit der rechten Hand zu schreiben und das war eine Qual für mich. Als demütigend empfand ich, dass die anderen Linkshänder in meiner Klasse links schreiben durften und ich nicht.
Als ich dann endlich links schreiben durfte, musste ich das selbstverständlich mit Füllfederhalter und dadurch ging die Qual weiter, weil ich laufend alles verschmierte und ich mich dafür extrem schämte.

Eine Psychologin zeigte mir dann, wie ich den Stift halten kann und das Papier vor mich hinlegen soll, so, dass ich schmierfrei schreiben kann. Das hat mir damals eine völlig neue Welt eröffnet, und ich habe gelernt das Schreiben zu lieben.

Auch heute noch lege ich das Papier im 45-Grad-Winkel (nach links) vor mich hin und schreibe als overwriter nach oben. Der Füller trifft so eher flach in einem 45-Grad-Winkel auf das Papier und Oblique-Federn passen gut zu dieser Haltung. Natürlich wird die Feder mit dieser Schreibhaltung mehr geschoben, denn gezogen. Wenn ich Spiegelschrift schreibe, damit ich ziehen kann statt schieben zu müssen, sieht das zwar cool aus, ich kann sogar mit einer Kalligrafiefeder Schwellzüge schreiben, im täglichen Gebrauch ist es jedoch eher weniger nützlich.

Vor ein paar Wochen habe ich mir die Kurrentschrift beigebracht. Dabei habe ich bemerkt, dass es hierbei echt schade ist, dass ich mit meiner Handhaltung keine Schwellzüge machen kann. Also flugs auf rechtshändig gewechselt, stundenlang geübt und entdeckt, dass das in Kurrentschrift ganz ordentlich geht mit der rechten Hand. Doch bin ich langsamer, etwas verkrampft und somit schneller müde. Selbstverständlich kam dann der innere Drang, dass das mit den Schwellzügen doch auch irgendwie mit der linken Hand gehen sollte. Und da Frau weiss, dass etwas Neues Lernen das Hirn trainiert, habe ich vor zwei Wochen mein Schreibpapier um 90 Grad nach rechts gedreht und übe jetzt mit der linken Hand das Schreiben von oben nach unten - da kann man als Linkshänder ziehen und muss nicht mehr stossen.

Nun, was das für meinen Füllergeschmack bedeutet: Ich kann grundsätzlich mit den meisten Füllern schreiben von EF bis BB macht da für mich keinen grossen Unterschied, weil ich mit sehr leichter Hand schreiben kann, damit die Feder nicht im Papier steckenbleibt beim Stossen. Oblique Federn mag ich sehr, z.B. mein Montblanc 24 mit einer OB Feder aber auch ein Aikin Lambert Eyedropper mit einer sehr feinen Flexfeder.

Mein Lieblingsfüller ist ein 146er Meisterstück mit einer OBB Feder. Seit gestern bin ich im Besitz eines neuen Montblanc 146C (man muss sich ja auch mal für seine Bemühungen belohnen) und der schleicht sich mit seiner feinen EF Flexfeder grad sehr in mein Herz.
LG Claudia
Tintenfinger
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Re: Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von Tintenfinger »

Ich bin Linkshänderin und kann mit rechts nur im Erstklässler-Stil schreiben, mache es folglich nicht. Ich halte Stifte recht flach wenn sie so funktionieren, ist neben anderem ein Grund dass ich mich nie wirklich mit Kulis anfreunden konnte. Mit ist in dem Zusammenhang aber etwas anderes aufgefallen.

Ich kämpfe zur Zeit mit einem hartnäckigen und wohl zu spät diagnostizierten Kubitaltunnel-Syndrom, also Taubheitsgefühl und Kraftverlust in beiden Händen. Die letzten Monate hab ich original mit Griffix geschrieben, damit meine Handschrift nicht total den Bach runtergeht (der zwingt zu einer korrekten Hand-und Stifthaltung). Jetzt wo es besser wird und ich wieder anfange, ordentliche Füller zu benutzen merke ich, dass meine vielen kleinen, leichten Plastikfüller, die ich so geliebt habe, mich sehr anstrengen. Am besten geht es mit möglichst dicken und schweren Füllern, einfach weil ich dann besser fühle was ich in der Hand habe und damit mache. Dan umklammere ich den Stift auch nicht so doll. Vielleicht ist das ähnlich, wenn man mit der nicht-dominanten und damit doch etwas weniger geschickten Hand schreibt?

Susi
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Re: Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von avalon »

Tintenfinger hat geschrieben:
22.02.2022 23:50
Ich bin Linkshänderin und kann mit rechts nur im Erstklässler-Stil schreiben, mache es folglich nicht. Ich halte Stifte recht flach wenn sie so funktionieren, ist neben anderem ein Grund dass ich mich nie wirklich mit Kulis anfreunden konnte. Mit ist in dem Zusammenhang aber etwas anderes aufgefallen.

Ich kämpfe zur Zeit mit einem hartnäckigen und wohl zu spät diagnostizierten Kubitaltunnel-Syndrom, also Taubheitsgefühl und Kraftverlust in beiden Händen. Die letzten Monate hab ich original mit Griffix geschrieben, damit meine Handschrift nicht total den Bach runtergeht (der zwingt zu einer korrekten Hand-und Stifthaltung). Jetzt wo es besser wird und ich wieder anfange, ordentliche Füller zu benutzen merke ich, dass meine vielen kleinen, leichten Plastikfüller, die ich so geliebt habe, mich sehr anstrengen. Am besten geht es mit möglichst dicken und schweren Füllern, einfach weil ich dann besser fühle was ich in der Hand habe und damit mache. Dan umklammere ich den Stift auch nicht so doll. Vielleicht ist das ähnlich, wenn man mit der nicht-dominanten und damit doch etwas weniger geschickten Hand schreibt?

Susi
Da geht es mir ähnlich. Mit Kugelschreiber muss ich steiler schreiben, und da bekomme ich recht schnell Schmerzen im Handgelenk.

Mit meiner rechten, weniger geschickten Hand, umklammere ich die Stifte auch stärker, dabei kommt es bei mir jedoch nicht auf die Grösse des Stifts an. Es ist eher eine Sache der Konzentration. Es braucht einiges mehr an Achtsamkeit um mich da nicht zu verkrampfen.
LG Claudia
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alec
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Re: Links - und rechtshändiges Schreiben (und was das für meinen Füllergeschmack bedeutet)

Beitrag von alec »

Super spannend finde ich es, eure Erfahrungen zu lesen. Danke dafür! Offensichtlich habe ich mir das zu einfach vorgestellt, dass es an meiner fast senkrechten Handhaltung mit links liegt, dass ich Metallfüller schnell als zu schwer empfinde.

Und eigentlich ist das eine gute Nachricht. Denn das heißt in der Folge, dass ich weiter experimentieren werde — mit meiner Handhaltung, mit unterschiedlichen Papierausrichtungen, und auch mit verschiedenen „Schweregraden“ ;)

@Tintenfinger, gute Besserung weiterhin!
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