Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

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Will
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Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Will »

Ciao Foristi,

ich bekam gestern einen kleinen und recht alten Füllhalter aus Celluloid geschenkt. Leider weist die Kappe, vor allem im oberen Drittel zum Kappenkopf hin, etliche Risse auf. Das ursprünglich wohl gelbe oder Perlcelluloid ist discoloriert und schon etwas bräunlich schattiert. Der kleine Druckknopffüller hat keine Herstellergravur oder -markierung. Auf der Herzlochfeder steht WARANTED 14k. Der Füllmechanismus ist nicht funktional. Entsprechend nehme ich nicht an, dass es sich um ein teures Stück handelt und die Reparatur durch einen Profi rentabel wäre. Darum werde ich bezüglich des Füllmechanismus sowieso selbst Hand anlegen und erwäge die Risse in der Kappe ebenfalls selbst zu reparieren. Allerdings habe ich mir im Web die Finger nach flüssigem Celluloid wundgesucht. Ich finde lediglich rosa eingefärbtes für die Reparatur von Schildkrötpuppen, welches ich nicht gebrauchen kann. Einen durchsichtigen Celluloidkleber kann ich nicht recht zuordnen, ob dieser zum Verfüllen von Rissen geeignet ist. Dann gibt es noch farbige Celluloidplatten, die ich mit Aceton lösen könnte. Hat jemand eine brauchbare Quelle für mich und Erfahrung mit der Verarbeitung von flüssigem Celluloid oder durchsichtigem Celluloidkleber?

Ich würde mich über Antworten freuen.

Cari saluti

Gerd
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TomSch
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von TomSch »

Hallo Gerd, tach zusammen!

Ein Citrin-farbener Ringtop-Druckknopffüller. Der sieht aber hübsch aus.
Ich würde zunächst einmal versuchen, nach entsprechenden Anleitungen, das Griffstück drehend unter leichter Wärme-Einwirkung (Föhn) zu lösen und den Mechanismus zu begutachten. Wahrscheinlich ist der Tintensack einfach nur verhärtet. Wenn du Glück hast, setzt du einen neuen ein und die Mechanik löppt wieder. :mrgreen:
Erst danach würde ich mich an der Reparatur der Celluloid-Kappe versuchen.
Übrigens halte ich deine Schlussfolgerung
Der kleine Druckknopffüller hat keine Herstellergravur oder -markierung. Auf der Herzlochfeder steht WARANTED 14k. Der Füllmechanismus ist nicht funktional. Entsprechend nehme ich nicht an, dass es sich um ein teures Stück handelt und die Reparatur durch einen Profi rentabel wäre.
für ein wenig unlogisch. Im Gegenteil spricht die saubere Verarbeitung, die bestimmt flexible 14k-Feder, und die Ringtop-Kappe zwar für einen "Noname", doch bestimmt für kein ""billiges"" Damen-Füllerchen. Von daher würde sicherlich auch eine professionalle Reparatur "lohnen" (wobei die Rentabilität als Begriff ja durchaus dskutabel ist!).

Cheerio, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
Freddy
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Freddy »

Mit Transparentem kann ich nicht dienen, aber mit weissen Tischtennisbällen. Als dünner Film (vorher klein schneiden und fürn Tag in Aceton einlegen und auf gewünschte Viskosität eindampfen) ergibt das milchige Durchsichtigkeit.

Bei Problemen mit meiner Rechtschreibung und grammatikalischen Fähigkeiten,
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Hermann
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Hermann »

Hallo,
hier würde ich klaren Dichtschnurkleber aus dem Ofenzubehör verwenden.
Mit kollegialem Gruß

H e r m a n n
-Privatier-
Thom

Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Thom »

UHU Hart (Plaste). Für Spaltüberbrückung UHU Acrylit.

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von vanni52 »

@Freddy - Hallo Freddy, wenn ich das gerade richtig lese "Zelluloid (Tischtennisbälle)in Aceton und eindampfen" , dann muss ich die Notbremse ziehen: .....STOPPP ! .......NEIN ! ....Bitte nicht !!!!!!!! (Die Begründung kann jedermann hier im Forum nachlesen: "Alles Plastik?" Von Frodo 2009 !).
PS: Sollte es schwarzer Humor sein, dann habe ich etwas noch schwärzeres: Man nehme den einen oder anderen Tischtennisball zusätzlich , bis die beim Eindampfen freiwerdende Energie Gravitation und Reibungswärme kompensiert, und wenn der "Hobbychemiker" dann die Umlaufbahn des Mondes erreicht hat, bitte ein Photo von der SCHWARZEN Seite des Mondes zu mir als PN!
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von vanni52 »

@Gerd: Hallo Gerd, um auf Deine Frage einzugehen, der Hinweis, dass auf "chemieunterricht.de" Versuche zur Zelluloidherstellung mit Anleitung und vor allem entsprechenden Warnhinweisen für sehr geringe Mengen, die zum Kleben wohl ausreichen dürften, beschrieben sind. Ich persönlich würde dies einer Acetonlösung vorziehen.
PS: Übrigens , die Warnung, die ich gerade im Hinblick auf Freddys Vorschlag ausgesprochen habe , war ernst gemeint! In meinem Beruf kann man , ich nenne es jetzt einmal Fürsorgepflicht , nicht einfach wie ein Sacco an der Garderobe abgeben. Ich hoffe , Du siehst es mir nach , dass dies nicht 100%ig on topic ist.
LG
Heinrich
Thom

Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Thom »

Freddy kocht alles. :) Für's Verkleben reicht aber das Cellulosenitrat. Und das ist "UHU hart".

V.G.
Thomas
Freddy
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Freddy »

Unfassbar...


Eindampfen ohne Wärmezufuhr!
Verdunsten lassen, wem der Begriff lieber ist.


Absolut unfassbar...


PS:
Im Winter nicht am Eisen lecken.
Nicht ins Feuer fassen.
Den Kopf nicht in den Backofen stecken.

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Thom

Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Thom »

:) Ja, bei der Hitze geht's zur Not auch auf dem Balkon. Ich wollte nur das UHU hart etwas erläutern.

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von vanni52 »

Hallo Freddy,
haben wir ein kleines Verständnisproblem mit dem Begriff "Eindampfen"?
PS: "Im Dienste der Vorsicht " sollte immer Vorrang haben vor "Im Dienste der Wissenschaft" !
LG
Heinrich
Freddy
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Freddy »

Wenn wir von Wasser als Lösungsmittel uns verabschieden, kann man auch im dreistelligen negativen Temperaturbereich "köcheln" lassen.


Und übrigens, Celluloid in Aceton auflösen war nicht meine Idee, der Threadstarter hat es selbst angeführt.

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stift
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von stift »

Hallo
Also was willst du da mit der Kappe machen.Lasse sie wie sie ist und aus.Solange nicht der Innensitz kaputt ist, wird der Füller auch dicht sein.
Schöner wird die Kappe deshalb auch nicht und vom Wert des Füllers zahlt sich der Aufwand nicht aus.
Wenn dann aktivieren und damit Schreiben.
Und wenn man mit so alten Füllern keine Erfahrung hat dann Finger weg,wenn dich der Riss halt so stört dann haue ihn mit irgendeinen klaren Zeug zu.
Das ist dazu meine Meinung,und ich habe viele! Füller in den letzten 20 Jahren repariert.
Grüße Harald
#Non, je ne regrette rien#
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Will
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Will »

Herzlichen Dank Euch allen für Eure engagierten Antworten. Celluloid mit Aceton zu verflüssigen, habe ich aus Reparaturhinweisen, die ich zu Puppen, Ziehharmonika und Gitarren im Web gefunden habe. Dort werden z. B. Celluloidplatten bei Zimmertemperatur über verdunstendem Aceton formbar gemacht und zu zähes flüssiges Celluloid wird unter Beimengung von Aceton verflüssigt. Darüber hinaus wird festes Celluloid direkt in Aceton gelegt, um eine flüssige Masse zu erhalten. Soweit, was ich zu dem Thema im Zusammenhang mit Puppen und Musikinstrumenten gefunden habe. Da das dort zu reparierende Celluloid nicht dicker ist als bei einem Füllhalter, erschienen mir die Hinweise nicht völlig abwegig.

Ich halte den kleinen Füllhalter nicht für wertlos, sonst würde ich nicht versuchen wollen, diesen mit Originalmaterial wieder in Stand zu setzen. Allerdings ist er auch keiner der bekannten Marken von erheblichem Wert.

Der Grund, weshalb ich mir Gedanken um die Kappe mache ist einfach erklärt, die Risse sind sehr weitläufig umgreifend, weshalb ich befürchte, das Material könnte weiter einreißen und komplett abbrechen. Die Risse nur mit irgendwas zupapappen liegt mir fern, sonst hätte ich diesen Threat nicht gestartet.

Da die Rückmeldungen doch teils recht unterschiedlich sind, werde ich jetzt erst einmal nur den Füllmechanismus richten und danach weitersehen.

Sollte ich um eine Stabilisierung der Kappe nicht herum kommen, sind vorherige Versuche sicher sinnvoll. Dazu besorge ich mir dann eine Celluloidplatte, breche Stücke heraus und werde sehen, wie ich diese wieder zusammenzusetzen kann. Abhängig vom Ergebnis wird dann entschieden, wie ich mit der Kappe verfahre.

Nochmals herzlichen Dank an alle und einen schönen Sonntag

Gerd
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Killerturnschuh
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Re: Flüssiges Celluloid und Celluloidkleber

Beitrag von Killerturnschuh »

Wenn ich das richtig verstehe, geht es dir nicht um Wert, sondern um Wertschätzung. Wenn du etwas googlest wirst du in Großbritannien einige Seiten finden wo restaurierte Füllfederhalter angeboten werden. Mein persönlicher Tipp wäre es dort Rat und vielleicht Hilfe einzuholen.
Salve

Angi

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