Zanders ist insolvent

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werner
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von werner »

SpurAufPapier hat geschrieben: Gibt es hier im Forum jemanden, der einen wirtschaftlich fundierten Bericht über die Papierindustrie in Deutschland /Europa / weltweit geben kann?
Mich würde eine Zusammenstellung der deutschen Hersteller interessieren (kurz gefasst: Wo/was sollen wir kaufen, um sie zu unterstützen?)
Hallo zusammen,

leider kann ich mit keiner Zusammenstellung dienen, aber einen Tipp hätte ich trotzdem.

Seit mehr als einem halben Jahr habe ich das M.-K.-Papier für mich wieder entdeckt.
Offiziell firmiert es unter Schreibmaschinenpapier, hochweiß 95 g/m2.
Hergestellt wird es laut Hinweis auf der Packung von Baier & Schneider GmbH & Co. KG,
74064 Heilbronn, im Brunnen-Vertrieb. (www.brunnen.de)
Von der Struktur her ist es glatt und bei allen meinen Füllern und Tinten habe ich keine
unangenehmen Schreibeigenschaften festgestellt. Es ist beidseitig nutzbar, die Tinte schlägt
nicht durch und franst nicht aus.
Ich habe es im örtlichen Schreibwarenladen bezogen, 100 Blatt Euro 9,85 und somit nur geringfügig
teuerer als beim "großen Fluss".
Eigentlich kenne ich dieses Papier seit meiner Schulzeit und Ausbildung mit dem markanten Spruch,
den es leider nicht mehr gibt. Aber dafür das Papier. Es ist bei mir in Vergessenheit geraten und durch
einen Tipp aus dem Forum nun wieder im Focus.
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Viele Grüße
Werner
Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift. (Friedrich Dürrenmatt)
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eisbaer-kiel
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von eisbaer-kiel »

Hallo zusammen,
vielleicht ist dafür keine Bachelor-Arbeit - aber zumindest etwas Rechercheaufwand erforderlich. Ich kann das aus zeitlichen Gründen auch nur ansatzweise versuchen. Falls die Links schon bekannt sind, bitte ich um Verzeihung, da ich nicht alles vorher gelesen habe):
Eine Auswahl an Unternehmen kann man beim Branchenverband VDP recherchieren: https://www.vdp-online.de/industrie/hersteller. Da die Mitgliedschaft in dem Verband freiwillig ist, ist die Liste natürlich unvollständig. Kleinere Unternehmen sind hier wahrscheinlich nicht dabei.
Die Papierindustrie in Deutschland ist rückläufig: https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/
Die Gründe sind dafür vielfältig. Die Papierherstellung gehört zu den Energie-intensiven Industrien, so dass die zunehmend schärferen Regelungen bzgl. der CO2-Emissionen aber eben auch die Energiekosten in Deutschland eine große Rolle spielen.
Aber ich denke, dass wir mit unserem Hobby nicht zu den maßgeblichen Abnehmern der hiesigen Produktion beitragen. Ich habe hier Zugriff auf eine Statistik von Statista, die ich leider nicht veröffentlichen darf. Jedoch kann man aus der Graphik ablesen, dass die Anteile der Graphischen Papiere (das werden wohl auch Schreibpapiere sein) seit 2010 deutlich abgenommen haben (rund 30-40%). Darunter fallen z.B. auch Zeitungspapier (Verbrauch in Europa in den letzten 10 Jahren halbiert) und der Buchdruck (manches deutschsprachige Buch wird schon in China gedruckt).
Parallel hat die Produktion von Kartonagen/Verpackungen zugenommen, aber nicht in gleichem Maße (rund 10%). Europaweit gesehen ist der Verbrauch an Papier insgesamt abnehmend.

Nach meinem Kenntnisstand sind weniger die nachlassende Nachfrage, sondern eher die Produktionskosten (Energie, CO2-Zertifikate) für den Rückgang der Unternehmen verantwortlich.

Viele Grüße
Manfred
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eisbaer-kiel
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von eisbaer-kiel »

Ich sehe gerade, dass auch der Link zu Statista nicht funktioniert. Und ich dachte, dass wäre eine freie Graphik. Entschuldigt das bitte.
Für Interessierte gibt es hier eine schon etwas ältere Branchenanalyse:
https://www.imu-institut.de/data/public ... nload/file
Und der bereits genannte Verband VDP gibt ebenfalls statistische Daten aus: https://www.vdp-online.de/industrie/statistik

VG Manfred
Horsa

Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von Horsa »

In der Ursachenwirkung wirst Du es zutreffend getroffen haben.
Von Veratwortlichkeit zu sprechen, ist vielleicht etwas gewagt. Die Ursachenzusammenhänge der von Europa angestrebten Globalisierung schlechthin und der leitenden politischen Verantwortung sind dann aber etwas komplexer.
Schwarz/Weiß betrachtend kommt man da in Sachen Erkenntnisgewinn nicht weiter.
Das macht es natürlich auch nicht erfreulicher.

Bei Hugo Hamann in Kiel sah ich heute Gohrsmühle Briefpapier "by Refelex".
Liegt da nun die Produktion? Oder lag sie da schon seit geraumer Zeit?
Wurden die Markenrechte bereits veräußert?

Werner,

ja, vom MK Papier wurde ich auch sehr positiv überrascht. Ich kann dem Papier auch nur gute Eigenschaften bestätigen.


Liebe Grüße

Horsa
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Pen-Tagon
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von Pen-Tagon »

Ich denke, dass die Situation der Branche wenig mit Geiz ist geil zu tun hat. Das papierlose Büro, der Umzug der Printmedien ins Internet, Bedienungsanleitungen auf CD (pdf) usw. dürften mit die Hauptgründe sein. Die deutschen Druckmaschinenhersteller sind auch nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Luxus, auch bei Papier, geht eigentlich immer. Meine Leidenschaft ist Fotografie. Nachdem das Smartphone schon die Kompaktkameras vom Markt gedrängt hat, flüchten sich die Hersteller der Kameras ins Hochpreissegment. Hier sind die Margen halt höher. Ich halte das für einen Fehler, aber gut, es scheint im Moment zu funktionieren. Luxuspapier, so glaube ich, haben die Hersteller noch im Programm, weil es für Prestige sorgt, quasi eine Art Werbung über die Qualität. Davon alleine kann man in der Regel nicht auskömmlich leben. Und das, was die Firmen am Leben gehalten hat, bricht zusehends weg.
Gruß
Knut
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Strombomboli
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von Strombomboli »

werner hat geschrieben:
10.05.2021 15:44
mit dem markanten Spruch, den es leider nicht mehr gibt.
Das ist aber schade! Ich habe MK-Papier irgendwann einmal heruntergesetzt gekauft, das war ein großer Umschlag mit einmal gefaltetem Papier und kleinen Umschlägen drin, und mich dabei sehr an diesem Spruch erfreut, den ich, im Gegensatz zu dir, gar nicht vergessen konnte, weil ich ihn so toll fand. Vielleicht habe ich das Papier überhaupt nur deswegen gekauft. Wenn's das noch gibt, kauf' ich's gerne wieder und schreibe dann allen, nicht nur ihr, auf diesem schönen Papier.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Thom

Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von Thom »

Pen-Tagon hat geschrieben:
10.05.2021 19:53
Ich denke, dass die Situation der Branche wenig mit Geiz ist geil zu tun hat. Das papierlose Büro, der Umzug der Printmedien ins Internet, Bedienungsanleitungen auf CD (pdf) usw. dürften mit die Hauptgründe sein. Die deutschen Druckmaschinenhersteller sind auch nur noch ein Schatten ihrer selbst. ...
Bei Druckmaschinen geht's um Investitionsgüter, das ist ein anderes Spielfeld. Beim papierlosen Büro stellt sich aber die Frage,
ist das nun schlecht oder gut?

V.G.
Thomas
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Pen-Tagon
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von Pen-Tagon »

Thom hat geschrieben:
11.05.2021 1:01

Bei Druckmaschinen geht's um Investitionsgüter, das ist ein anderes Spielfeld. Beim papierlosen Büro stellt sich aber die Frage,
ist das nun schlecht oder gut?
Die Nachfrage nach Papier korreliert stark mit der Nachfrage nach Druckmaschinen. Meine Anmerkung diente lediglich der Verdeutlichung, dass die Gründe für den Rückgang der Papiernachfrage (außer für Verpackungen) vielschichtig sind.

Luxuspapiere werden wahrscheinlich aus Gründen des positiven Außenbildes (Prestige, Qualität, Tradition) im Programm gehalten und durch andere Produkte quersubventioniert. Wenn es bei den anderen Produkten aber nicht mehr läuft, hat u.U. das Management einen Fehler gemacht oder im Markt herrscht ein sehr starker Verdrängungswettbewerb (von außen), der zudem noch durch vermeintliche Wettbewerbsnachteile verschärft wird.

Das Papierlose Büro ist schon sehr weit fortgeschritten. Als ich vor mehr als 30 Jahren ins Berufsleben eingestiegen bin, gabs z.B. alles Wissenswerte für Neueinsteiger in gedruckter Form. Auf jedem Schreibtisch stand das hauseigene Telefonbuch gedruckt auf dem Schreibtisch, neue Arbeitsanweisungen kamen gedruckt im Rundlauf vorbei, die man mit Unterschrift zur Kenntnis nahm, usw. Heute gibt es nur den Hinweis, bitte regelmäßig ins hauseigene Intranet zu schauen (auf wichtige Dinge gibt's aber auch mündlich einen Hinweis). Das in der Industrie hierdurch Papier gespart wird, hat ja nicht nur ökonomische Gründe. Man hat auch Interesse, seine eigene Ökobilanz zu verbessern und stellt das mitunter auch werblich raus (z.B. Kontoauszüge fürs Bankkonto nur noch Online, dafür wird dann ein Baum gepflanzt). Das kann man gut finden, oder nicht, es ist auf jeden Fall Zeitgeist.

Auf der anderen Seite, wenn man sieht, wie oft z.B. Emails oder Online-Arbeitsanweisungen noch ausgedruckt werden, ... 8-)
Gruß
Knut
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MarkIV
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von MarkIV »

Tenryu hat geschrieben:
10.05.2021 14:52
Man kann es auch positiv sehen: wenn wir in Deutschland erst die gesamte Indusrie abgewickelt haben, werden wir das umweltfreundlichste Land der Welt sein.
...
Tenryu.PNG
Tenryu.PNG (7.7 KiB) 3545 mal betrachtet
Mmmh, ich weiß, "wir" hegen immer wieder expansive Pläne, aber Basel liegt meines Wissens nicht in Deutschland und auf kürzere Perspektive hegen wir auch keine Pläne uns das einzuverleiben. Daher ist die Polemik hinter dieser Aussage wohl kaum angebracht....

Grundsätzlich liegt der Weg wohl in der Mitte. Natürlich ist es für mich als Liebhaber edler Papiere traurig und Schade, dass es dieses eine Papier nicht mehr gibt oder vielleicht geben wird. Aber Fakt ist, die Papierindustrie ist sehr, sehr energieintensiv und nicht weit weg von der Stahlindustrie. Es wird da also Einschnitte geben müssen.
Mich trifft die Zanders Problematik ziemlich persönlich, da ich Leute sowohl bei Zanders als auch bei Reflex kenne und, natürlich, ich benutze relativ viel Zanders Papier in Variationen.

Na ja, es werden sich Alternativen finden denke ich.

M
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pelifan
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von pelifan »

Als Mitarbeitrin einer Bibliothek kann ich auch noch ein bisschen was beitragen:
Der Rückgang der Papierproduktion ist auch den E-Books geschuldet.
Gerade Corona hat in den wissenschaftlichen Bibliotheken den Einkauf von (sowieso immer mehr) E-Medien verstärkt. Früher haben wir viel mehr Printbücher bestellt, die jetzt nur noch als E-Books vorhanden sind (was ich persönlich natürlich bedaure).
Und hochwertige Papiere werden für Produkte von Verlagen gebraucht, die Bildbände, Reiseführer u.ä. veröffentlichen. Hoffen wir, dass es solche noch lange gibt und auch gutes Schreibpapier nicht ganz unter geht.
Danke für den Tip mit dem MK-Papier! Das bestelle ich dann über meinen Schreibwarenhändler.

"Statista" verrät mir aber auch eine erstaunliche Entwicklung:
Der Handel mit Papier-, Büro- und Schreibartikeln (PBS) in Deutschland ist differenzierbar in Einzel- und Großhandel. Der Nettoumsatz im stationären Einzelhandel mit Büchern, Presse und PBS in Deutschland betrug im Jahr 2018 rund 7,7 Milliarden Euro. Für das Jahr 2021 wird ein Umsatz mit PBS in Deutschland in Höhe von insgesamt rund 12,2 Milliarden Euro prognostiziert.
Grüße von Cordula
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JulieParadise
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von JulieParadise »

Auch wenn das jetzt ganz schön offtopic ist: Bedingt durch Corona und das ganze Drumherum kann ich seit etwa einem Jahr fast ausschließlich auf solche Bücher zugreifen, die elektronisch verfügbar sind, entweder weil die entsprechenden Fachbibliotheken nicht erreichbar sind oder für den Besucherverkehr bzw. die Ausleihe geschlossen sind. So böse sind die elektronischen Medien also nicht. Werke, die nur in Papierform zur Verfügung stehen, sind momentan für viele quasi unbenutzbar.
Chia
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von Chia »

noch etwas mehr OT:
Auch außerhalb von Seuchenzeiten haben eBooks durchaus Vorteile (natürlich nicht nur Vorteile): Für große Leseauswahl bei gleichzeitig leichtem Gepäck sind sie zB sehr praktisch ;)
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pelifan
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von pelifan »

JulieParadise hat geschrieben:
11.05.2021 12:44
Auch wenn das jetzt ganz schön offtopic ist: Bedingt durch Corona und das ganze Drumherum kann ich seit etwa einem Jahr fast ausschließlich auf solche Bücher zugreifen, die elektronisch verfügbar sind, entweder weil die entsprechenden Fachbibliotheken nicht erreichbar sind oder für den Besucherverkehr bzw. die Ausleihe geschlossen sind. So böse sind die elektronischen Medien also nicht. Werke, die nur in Papierform zur Verfügung stehen, sind momentan für viele quasi unbenutzbar.
Ja, da hast Du natürlich ganz recht! Darunter leiden wir natürlich gerade sehr!
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von Pen-Tagon »

pelifan hat geschrieben:
11.05.2021 12:21
"Statista" verrät mir aber auch eine erstaunliche Entwicklung:
Der Handel mit Papier-, Büro- und Schreibartikeln (PBS) in Deutschland ist differenzierbar in Einzel- und Großhandel. Der Nettoumsatz im stationären Einzelhandel mit Büchern, Presse und PBS in Deutschland betrug im Jahr 2018 rund 7,7 Milliarden Euro. Für das Jahr 2021 wird ein Umsatz mit PBS in Deutschland in Höhe von insgesamt rund 12,2 Milliarden Euro prognostiziert.
Vielleicht gibt es ja immer mehr Leute wie mich. Obwohl ich schon als Jugendlicher Ende der 70er mit kleinen Computern in Berührung kam, lange vor dem bekannten C64, ich also ziemlich technikaffin bin, besitze ich nicht ein einziges E-Book. Auch PDF-Dateien sind mir ein Graus. Ich möchte ein Buch, eine Zeitung, ... in der Hand halten, den Geruch riechen und die Seiten einzeln mit der Hand umschlagen. Okay, was News betrifft, da ist das Internet nun prinzipbedingt deutlich schneller.

So wie es aussieht, setzt ein Umdenken in der Bevölkerung ein, weg vom immer schneller, immer höher, immer weiter. Mittlerweile werden mehr analoge Schallplatten verkauft als CDs (Streaming wird wohl immer dominieren), Faber-Castell hat in den letzten paar Jahren wohl mehr Buntstifte verkauft als jemals zuvor in der Firmengeschichte, die am meisten verkauften Kameras sind die analogen Sofortbildkameras von Fuji und Polaroid (und Derivate), usw. Allgemein wird als Grund dieses Trends wohl "Entschleunigung" angegeben. Der Mensch ist nun mal ein analoges Wesen.
Gruß
Knut
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JulieParadise
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Re: Zanders ist insolvent

Beitrag von JulieParadise »

Hier muss man wohl unterscheiden zwischen dem privaten Genießen von Büchern, die dann meinetwegen auch gern gedruckt sein können, oder dem berufsmäßigen (wissenschaftlichen) Gebrauch von Büchern, zumal Fachbüchern in geringer Auflage, lagernd in allen möglichen -- derzeit gar nicht zugänglichen -- Fachbibliotheken in aller Welt.

Optimal wäre natürlich ein Vorhandensein der jeweiligen Werke in beiden Formen, aber so, wie ich etwa arbeite, habe ich mir PDF- oder eBook-Versionen beinahe aller notwendigen Werke unter meinen Kollegen und Auftraggebern besorgt und recherchiere fast ausschließlich digital. Die letzten wissenschaftlichen Papierbücher, die ich in der Hand hatte, habe ich selbst lektoriert; es handelte sich dabei also um Belegexemplare -- die ich für die weitere Arbeit etwa zur Prüfung der darin verwendeten Literatur -- so gut wie nie aus dem Regal ziehe, sondern innerhalb von Sekunden in der PDF suchen und weiterverarbeiten kann.

Papier ist also in meinem Bereich inzwischen eher die unpraktischere Wahl. Nicht umsonst biete ich auch das Überführen etwa von Texten aus mandäischen oder altäthiopischen Handschriften (von Fotos oder Rückvergrößerungen) in verarbeitbare digitale Formate an, inkl. interlinearer Transkription bzw. Transliteration.

Fazit: Meinem Eindruck nach schwingt da immer eine gewisse Nostalgie mit, wenn es um Bücher geht. Wer damit schlichtweg arbeitet, dem geht es letztlich eher um den Informationsgehalt; das Medium wird zunehmend unwichtig.
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