Hallo ihr Lieben,
da ich gerade fleißig übe, würde ich gerne von euch Erfahren wo und ob ihr euch zu Beginn Inspiration für verschiedene bzw. euer eigenes Schriftbild ab geschaut habt. Als jemand der aus digitalen Welt kommt, fielen mir dort natürlich direkt Seiten wie dafont ein um verschiedene Typographien als Vorbild zu nehmen. Wie steht ihr zu dieser Idee?
Ich freue mich über Antworten und Tipps!
Liebe Grüße,
Herr T
Inspiration finden
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- Biedermeier
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Re: Inspiration finden
Hallo,
ich kann alten Briefen (Mitte 19. Jht.) viel abgewinnen. Dabei sind die oft nichtmal besonders ordentlich und gleichmäßig verfasst. Die großen Überlängen oben und unten ergeben ein tolles Gesamtbild. Es ist eine gewisse Freiheit drin, Buchstaben zu variieren, und es gibt oft persönliche Ligaturen oder Abkürzungen. Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass der Verfasser in seinem Schreibvorgang absolut zu Hause ist. Davon versuche ich mir etwas abzugucken, wie auch immer.
Anders ist es mit Briefen mir persönlich bekannter Menschen: da lasse ich mich inspirieren, wenn oder weil mir der Verfasser sympathisch ist. Also weniger ästhetisch motiviert, sondern eher so, dass ich Lust habe in den gleichen spirit zu geraten (ob das natürlich durch Schreiben funktioniert...). Eine andere Möglichkeit sind die Schreibschulen, z.B. The Palmer Method of Penmanship. Da lassen sich gute Anregungen für die eigene Handschrift rausnehmen, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass in dieser Schrift deutsche Sätze einfach nicht so gut aussehen wie englische.
Noch ein anderes Beispiel: in den Buch "Deutsche Schreibschrift" von Harald Süß befindet sich ein kurzer Text von Rudolf Koch, geschrieben in der von ihm entwickelten Offenbacher Schrift. Den finde ich äußerst inspirierend in seiner Freiheit und Schrägheit. Bild folgt, wenn gewünscht.
Jedenfalls viel Erfolg und Vergnügen beim weiteren Erforschen!
ich kann alten Briefen (Mitte 19. Jht.) viel abgewinnen. Dabei sind die oft nichtmal besonders ordentlich und gleichmäßig verfasst. Die großen Überlängen oben und unten ergeben ein tolles Gesamtbild. Es ist eine gewisse Freiheit drin, Buchstaben zu variieren, und es gibt oft persönliche Ligaturen oder Abkürzungen. Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass der Verfasser in seinem Schreibvorgang absolut zu Hause ist. Davon versuche ich mir etwas abzugucken, wie auch immer.
Anders ist es mit Briefen mir persönlich bekannter Menschen: da lasse ich mich inspirieren, wenn oder weil mir der Verfasser sympathisch ist. Also weniger ästhetisch motiviert, sondern eher so, dass ich Lust habe in den gleichen spirit zu geraten (ob das natürlich durch Schreiben funktioniert...). Eine andere Möglichkeit sind die Schreibschulen, z.B. The Palmer Method of Penmanship. Da lassen sich gute Anregungen für die eigene Handschrift rausnehmen, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass in dieser Schrift deutsche Sätze einfach nicht so gut aussehen wie englische.
Noch ein anderes Beispiel: in den Buch "Deutsche Schreibschrift" von Harald Süß befindet sich ein kurzer Text von Rudolf Koch, geschrieben in der von ihm entwickelten Offenbacher Schrift. Den finde ich äußerst inspirierend in seiner Freiheit und Schrägheit. Bild folgt, wenn gewünscht.
Jedenfalls viel Erfolg und Vergnügen beim weiteren Erforschen!
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Re: Inspiration finden
https://www.google.de/search?q=asemic+w ... DCgQsAQINg
natürlich nicht wirklich, aber meine Schrift sieht so aus.
Das einzige mal, dass ich bewusst versucht habe mein Schriftbild zu beeinflussen war in der Schule. Wir hatten da in Deutsch Bewerbungstraining, da gab es auch einen Schnellkurs in Amateur-Graphologie mit ach so wichtigen Tips, welche Handschrifteigenschaften graphologische Gutachten von den Personalern negativ beeinflussen und deshalb abtrainiert werden müssen. Ich war gerade auf dem Punk-Trip und habe versucht, mit möglichst viel davon anzugewöhnen
Na ja, als Folge der Ungezogenheit habe ich jetzt eine eher weniger schöne Schrift, also auch nicht zur Nachahmung geeignet. Und ja, ich habe heute trotzdem einen Job.
natürlich nicht wirklich, aber meine Schrift sieht so aus.
Das einzige mal, dass ich bewusst versucht habe mein Schriftbild zu beeinflussen war in der Schule. Wir hatten da in Deutsch Bewerbungstraining, da gab es auch einen Schnellkurs in Amateur-Graphologie mit ach so wichtigen Tips, welche Handschrifteigenschaften graphologische Gutachten von den Personalern negativ beeinflussen und deshalb abtrainiert werden müssen. Ich war gerade auf dem Punk-Trip und habe versucht, mit möglichst viel davon anzugewöhnen
Na ja, als Folge der Ungezogenheit habe ich jetzt eine eher weniger schöne Schrift, also auch nicht zur Nachahmung geeignet. Und ja, ich habe heute trotzdem einen Job.
Re: Inspiration finden
Vielen Dank euch beiden für die Anregungen bzw. Bemerkungen. Die von Tintenfinger erwähnte und der Handschrift meines Hausarztes gleichenden "Kalligraphie" finde ich zwar auch sehr faszinierend, halte mich in der Nachahmung jedoch bewusst zurück
Zum Thema Offenbacher Schrift habe ich folgendes Bild gefunden: Link.
Das sieht natürlich auf eine gewissen Weise auch sehr beeindruckend aus. Mit Schreibschulen habe ich mich noch nicht beschäftigt, werde dazu aber kommendes Wochenende dann einmal ein wenig im Internet recherchieren.
Liebe Grüße,
Herr T
Zum Thema Offenbacher Schrift habe ich folgendes Bild gefunden: Link.
Das sieht natürlich auf eine gewissen Weise auch sehr beeindruckend aus. Mit Schreibschulen habe ich mich noch nicht beschäftigt, werde dazu aber kommendes Wochenende dann einmal ein wenig im Internet recherchieren.
Liebe Grüße,
Herr T
Re: Inspiration finden
Herr T, ich dachte bei der Frage nach "Inspiration" ging's um Freistil. Für Schriften gibt's im Internet, aber auch in gedruckter Form haufenweise Vorlagen, z.B. solche Lernbögen etc.:
V.G.
Thomas
V.G.
Thomas
- Biedermeier
- Beiträge: 338
- Registriert: 07.12.2012 17:22
Re: Inspiration finden
Übrigens herzlichen Dank an Tintenfinger für den link! Man hat ja gelegentlich Lust oder Anlass zu schreiben ohne "etwas" zu schreiben. Dann übe ich mich gerne in wild gekrakeltem Blindtext. Sehr interessant, dass es dazu einen solchen Hintergrund gibt.
- JulieParadise
- Beiträge: 5485
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- Wohnort: Berlin
- Kontaktdaten:
Re: Inspiration finden
Inspiration als Vorlage gibt es auch hier, manche der Bögen sind umsonst zu haben: https://thepostmansknock.com
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede | julieparadise.de/berlin-e-ink-meetup
Re: Inspiration finden
Rudolf Koch empfinde ich als wunderbares Beispiel, warum ich niemals auf die Idee kommen würde einen digitalen Font "abzukupfern". Die Handschrift ist etwas lebendes, das sollte dynamisch sein und Varianzen aufweisen.Biedermeier hat geschrieben:Muss jetzt doch mal das Beispiel von Herrn Koch anfügen. Mich fasziniert gerade, wie frei er seine Schrift auslegt.
Übrigens herzlichen Dank an Tintenfinger für den link! Man hat ja gelegentlich Lust oder Anlass zu schreiben ohne "etwas" zu schreiben. Dann übe ich mich gerne in wild gekrakeltem Blindtext. Sehr interessant, dass es dazu einen solchen Hintergrund gibt.
Rudolf Koch hat genau das Gegenteil gemacht, er hat Schriften entwickelt, die Offenbacher ist mit Sicherheit die bekannteste, und hat sie mit seinen Mittel "digitalisiert", sprich seine Schriften wurden bei den Gebr. Klingspor in Lettern gegossen und für den Druck weiter gegeben.
Bei Klingspor in Offenbach kann man sich viele seiner Arbeiten heute anschauen. Der Text ist ein Beispiel für genau das, was Rudolf Koch gemacht hat. Er hat mit den Details seiner Handschrift gespielt um ein kalligrafisches Bild zu erhalten. Anders herum hat er auch das gemacht, was Mönche vor der Erfindung des Druckes gemacht haben, Bibeln und Kirchenwerke abgeschrieben.
Schrift und Typografie ist ein kreativer Prozess. Ich verändere oder spiele schon mit meiner Handschrift. Ich verwende gern alte Trainingsvorlagen oder Lehrbücher um Schreiben zu üben. Aber das dient nur der Aneignung von Fertigkeiten, sprich der Grundlage eine Schrift zu erlernen. Das in mein eigenes Schriftbild zu integrieren oder als alternative Variante zu pflegen, ist sehr kreativ und sollte das auch sein.
Mark
Man muss die Steine, über die man schreibt, angefasst haben!
Hildegard Maria Rauchfuß
www.tintanium.de/@tintan.ium
Wenn ich offiziell schreibe, dann in Grün
Hildegard Maria Rauchfuß
www.tintanium.de/@tintan.ium
Wenn ich offiziell schreibe, dann in Grün
Re: Inspiration finden
Ach sowohl als auch. Ich bin für alle Ideen, Meinungen und Tipps offen und erfreue mich über euren Zahlreichen Input.Thom hat geschrieben:Herr T, ich dachte bei der Frage nach "Inspiration" ging's um Freistil. Für Schriften gibt's im Internet, aber auch in gedruckter Form haufenweise Vorlagen, z.B. solche Lernbögen etc.:
V.G.
Thomas
Eine digitale Schrift möchte ich auch keinesfalls abkupfern. Es war nur die erste Idee die mir kam. Deshalb aber ja auch die Fragestellung hier im Forum.
Re: Inspiration finden
Herr T, verstehe.
Thomas
Viele GrüßeThom hat geschrieben:Den prinzipiellen Durchbruch brachte letztendlich Nutella. Beim Nutella-Brot-Schmieren ist mir nämlich die alte Konstruktionsregel "Konkretisierung des Ziels" eingefallen. (Will ich einen Zirkel bauen oder einen Kreis zeichnen?)
Thomas