Sütterlin - Fluch oder Segen ?

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El Grande
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Sütterlin - Fluch oder Segen ?

Beitrag von El Grande »

Hallo,
Ich schreibe jezt schon fast seit einem Jahr beides Sütterlen und Lateinisch.
Daher kann ich behaubten das Sütterlen (wenn man es einmal beherrscht)
Sich vil besser schreiben lässt als Lateinisch. Man kann noch so schnell schreiben aber Sütterlen ist (solange das Gegenüber auch diese Schrift beherrscht) immer lesbar und zudem auch eine gute Übung für die normale Handschrift. Auserdem ist diese Schrift ein Stück Kultur das man bewahren sollte. Wir haben Sütterlen zwar mal kurz in der Schule angesprochen und auch geschrieben aber schon eine Woche später wussten manche nicht einmal mehr was das ist! Daher bin ich dafür Sütterlen bzw Kurrent (Die ältere form die auch ich schreibe) wieder intensiver in den Schulen zu lehren.

PS: Die meisten Lehrer (sogar Kunstlehrer !!!!) können das nicht mehr lesen obwohl Sütterlen bei uns in Bayern bis ende der 70er an allen Schulen gelehrt wurde !
absia
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Beitrag von absia »

Naja,

"bei uns in Bayern" (Zitat El Grande) sieht das auch nicht besser aus als anderswo. Mein Abidatum liegt ziemlich mittig in den 70ern, und ich kann mich noch gut erinnern, dass ich in der 10. oder 11. Klasse einen Übungsaufsatz, den ich in Sütterlin verfasst hatte, von meinem Deutschlehrer zurückbekam mit dem Auftrag, mein Werk in Lateinischer Schrift zu verfassen, weil er es sonst nicht lesen könne. Ich habe daraufhin meine eigene Handschrift "überarbeitet", indem ich mir aus der Sütterlin die Schnellschreibbuchstaben (u, m, n etc.) geklaut und in meine Lateinschrift eingebaut habe, sodass ich bis heute eine Art Mischmasch schreibe aus beiden Schriftarten. Der lässt sich ganz flott dahinschreiben und auch gut lesen. Meiner Meinung nach jedenfalls! Meine Schülerchens sind da gelegentlich anderer Ansicht. Aber ich muss deren Klauen ja auch und dann gleich dutzendfach entziffern können, da halte ich das für eine Art ausgleichende Gerechtigkeit.

Schönen Gruß
Peter
Zuletzt geändert von absia am 23.08.2007 20:25, insgesamt 1-mal geändert.
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
yoda
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Beitrag von yoda »

Hallo
Also ich schreibe auch regelmäßig in Offenbacher (zum besseren Verständnis im Folgenden Sütterlin genannt :-)) also nicht ganz so rund wie Sütterlin
aber auch nicht ganz so schwierig wie Kurrentschrift (finde ich). Ich muß aber sagen, daß ich eine ganze Weile gebraucht habe, bis ich meine eigene Schrift auch flüssig lesen konnte. Schreiben hatte ich komischerweise schneller drauf.
Aber inzwichen funktioniert es recht gut. Ich habe nur noch ein Problem, wenn ich Sütterlin geschrieben habe und dann wieder etwas für jemand anderen schreiben soll und lateinisch schreiben muß. Die "D" und "Z" sowie das "H" mißlingen dann meist in den ersten Zeilen. Danach geht es wieder.
Aber ich muß auch sagen, es geht etwas langsamer aber die Schrift ist immer sauberer und ich rede mir ein, dass auch meine lateinische Schrift etwas besser geworden ist.

Gruß
Hugo
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Ich kann die deutsche Schreibschrift zwar leidlich schreiben (Bei einigen Buchstaben bin ich aber ziemlich außer Übung). Doch mit dem Lesen hapert es gewaltig. Als ich vor ein paar Monaten in einer Ausstellung Briefe der Brüder Grimm sah, konnte ich kaum etwas entziffern. (Übrigens: Jacob hat die viel schönere und regelmäßigere Schrift als sein Bruder Wilhelm.) :)

Ich hatte die Sütterlin seinerzeit im Gymnasium in der ersten Klasse noch gelernt. Das lag aber daran, daß wir einen sehr alten Lehrer hatten, der uns diese Schrift mehr als Kuriosum noch beigebracht hat. In der Grundschule wurde natürlich die lateinische Schulschrift gelehrt.

Heutzutage muß man leider schon froh sein, wenn die jungen Leute die deutsche Druckschrift noch lesen können (welche ich persönlich übrigens der Antiqua bei weitem vorziehe.)
lw7275
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Beitrag von lw7275 »

Hallo allerseits,
ich habe die "deutsche Schrift" in der Grundschule gelernt, weil mein alter Lehrer sie in seiner Kindheit als reguläre Schreibschrift verwendet hat und uns das mal zeigen wollte.
Ich habe sie interessehalber viel geübt und konnte sie auch eher schreiben als flüssig lesen (beim Stenografieren war dieser Effekt übrigens noch viel ausgeprägter!). Aber die Schrift hat, mit Ausnahme des zeitsparenden t, keinen Einzug in meine normale Handschrift gefunden.

Die oft gehörte Meinung, sie sei ordentlicher und auch gut für die Handschrift, führe ich eher auf den Übungseffekt zurück, weil die recht verschnörkelten Buchstaben zumindest zu Beginn sehr sorgfältig geschrieben werden.
Alte Briefe in dieser Schrift sehen oft toll aus. Aber das gilt auch für lateinische Schrift, da die Leute früher lernten, Briefe anständig zu gestalten und sauber zu schreiben und so zu falten, dass sie beim Lesen gut in der Hand lagen.

Angeblich wurde die deutsche Schrift als Vereinfachung für Schüler entwickelt; meiner Meinung nach hätte man besser die Copperplate kultivieren sollen.
Aber egal. So ein bisschen hat die deutsche Schrift - mit der alten Begründung - wieder Einzug in die Handschrift gefunden, die in den nordrhein-westfälischen Grundschulen, zumindest in einigen, gelehrt wird. Das z (niedlich) und vor allem die eckigen Buchstaben m und n, aber das u ohne Strich drüber. Das Resultat kommt im Allgemeinen GRAUENHAFT krakelig daher.
Viele Grüße
Lars
antigone
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Beitrag von antigone »

Hallo Forum,

also ich habe mir Sütterlin selbst fürs Studium angeeignet und habe (vielleicht deshalb) andere Erfahrungen gemacht als die meisten hier. Wenn ich in Sütterlin schreibe, schreibe ich zehnmal ordentlicher als sonst, die Särtze sehen hinterher immer aus, wie aus dem Lehrbuch. Und das, obwohl ich sonst keine herausragend saubere Handschrift habe - im Gegenteil, seit ich Sütterlin kann, ist meine normale Schrift fast zur Sauklaue geworden! Diese zackigen m und n (Wörter wie "Minimum" sind ja die Highlights der alten Schrift) machen aus meiner Handschrift eine Katastrophe und das schnörkelige z geht mir auch immer ein... :cry:

Aber mal eine Frage an die Bayern im Forum: ist Sütterlin nicht 1942 abgeschafft worden? Hat Bayern dann nach dem Krieg einfach wieder damit angefangen?
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Auch ich habe Phasen gehabt, in denen ich gerne die deutsche Schrift geschrieben habe.

Mein Vater hat mich zu Schulzeiten dazu geführt und weil ich ein altes S.-F.-Buch der 20er Jahre des letzten Janhrhunderts lesen wollte (das Buch habe ich immer noch nciht durch - es war damals nicht spannend genug). Später ist die Schrift komplett aus meinem Umfeld verschwunden und ich habe sie zufällig mit dem Aufkeimen meiner Füllersucht wiedergefunden. Aus einem gut bebilderten Buch mit verscheidenen Versionen habe ich mir eine Mischung herausgesucht, die mich an die Buchstaben-Schreibweisen erinnerte, die ich vom Vater lernte - eine reine Lehre ist es nicht. Aber auch meine lateinische Handschrift enthält je nach Situation Anleihen aus der Druckschrift - nennt man das "individualisieren"? :wink:

Etwas deprimierend finde ich, dass meine Eltern meine Texte besser lesen können als ich selbst. Ich holpere jedenfalls oft lesend durch die Zeilen. Generell klappen die kleinen Buchstaben gut und die großen bedürfen oft eines Spickzettels. Am besten klappte es, als meine Kinder viele Diktate für die Schule üben mussten. Da wurde ich als Motivations-Mitschreiber eingesetzt und meine Frau diktierte uns allen den Text: Die Kinder schrieben lateinisch und ich in deutscher Schrift - damit war ich ähnlich langsam und keiner fand meine Schreibfehler...

Aber inzwischen brauchen meine Kinder keine Diktate mehr schreiben und bei mir ist diese Schrift wieder in den Hintergrund getreten. Schon deshalb danke an El Grande für dieses Thema im Forum!

Viele Grüße
Dieter
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Und für alle die nicht gerne von Hand schreiben, gibt es die Sütterlin inzwischen auch als TTF-Font für den PC... :P
El Grande
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Beitrag von El Grande »

Bei mir ist es leider immer wieder so das die kleinen Buchstaben zu groß und die Großen zu klein sind. Das ist nämlich das was die alten Handschriften so
graziös aussehen lassen. Egal ob man Lateinisch oder Deutsch schreibt, wenn man die größen unterschiede wachsen lässt (das heißt auch beikleinen Buchstaben wie t g j k h f oder in Sütterlen auch das s). Die Buchstaben werden so schmaler also muss man auch enger zusammen schreiben. "Schlingen" wie beim g j h usw auch schmäler schreiben. Insgesamt muss man die Schrift also in der Länge ziehen (aber nur bei Buchstaben wie oben beschrieben) und der Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben wahlweise verkürzt werden. Wenn man es richtig gemacht hat sind die Kleinen Buchstaben ohne Schnörkel max c.a. 3mm hoch Und Grosbuchstaben bis zu 1,5 cm hoch . So könnt ihr eure Schrift "älter" werden lassen. Ich hatte damit Anfangs noch so meine Schwierigkeiten, vor allem wenn ich schnell geschrieben hab, aber wenn man 5 Seiten gewissenhaft einen Text abgeschrieben hat ,hat man den Drang wie Vorher zu schreiben nicht mehr gar so. Je mehr man schreibt wärend man auf die oben genannten Dinge achtet desto mehr verankert sich dieses schöne Schriftbild in der Handschrift.

Ausprobieren Lohnt sich !
Ich hab meine Schrift so mit der Zeit "alt" gemacht !
scribifax
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Beitrag von scribifax »

Tenryu hat geschrieben:Und für alle die nicht gerne von Hand schreiben, gibt es die Sütterlin inzwischen auch als TTF-Font für den PC... :P
DAS würde mich aber interessieren. Schreibe so leidlich in Sütterlin und kann es sehr gut lesen.

Aber technische Hilfe ist nie zu abzulehnen...

Danke

HaJo
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Ich weiß aber leider nicht mehr, wo es die gibt. Ich habe sie mal vor Urzeiten aus dem Netz runtergeladen. Doch bestimmt läßt sich eine Quelle ergoogeln (was für ein Wort :roll: ).
absia
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Beitrag von absia »

Hallo allerseits und ein gesundes und gesegnetes neues Jahr für alle!

Was die Sütterlins für PC angeht, würde ich auf Verdacht mal bei Softmaker (Textmaker) in Nürnberg vorbeigoogeln! Wunderbares Wort, Daniel, so herrlich grotesk! Dort gibt es jede Menge PC-Schriften auf Extra-CDs. Da sind die Schreibschriften, glaube ich, auch mit drin. Wenn ich mehr Zeit habe, gucke ich mal in meinem Bestand nach.

Liebe Grüße
Peter
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
scribifax
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Beitrag von scribifax »

Hallo Gemeinde,

danke - habe die Datei gefunden und schon probiert.

HaJo
werner
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Beitrag von werner »

Hallo zusammen,

über Sütterlin- und Frankturschriften habe ich noch eine eventuell interessante Seite gefunden:

http://www.suetterlinschrift.de/Lese/Sutterlin0.htm

Dort gibt es auch einen Schriftfont für Windows zum Download.

Viele Grüße
Werner
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Frakturschriften sammele und benutze ich gerne. Es ist eine Schande, daß man sie abgeschafft hat. Und noch schlimmer finde ich, daß die heutige Jugend sie oft gar nicht mehr lesen kann.
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