DER Parker "51" Faden

[Zollinger]

Der Parker "51" war meine erste Füller-Liebe. Und er ist es bis heute geblieben.

Ich habe mir die Zeit genommen und ein wenig im Forum gestöbert. Es gibt viele Beiträge zum Parker "51", aber keinen welcher den Anspruch erhebt, alle möglichen Informationen zu diesem speziellen Füller zu sammeln. Da es mittlerweile auch neue Parker "51" gibt, habe ich diesen Faden unter Parker und nicht unter den alten Schreibgeräten angesiedelt.

Dieser Faden soll also dem P"51" und allem was mit ihm in irgendeiner Verbindung steht gewidmet sein. Alle Beiträge sind willkommen, besonders aber Daten, Fakten und Fotos.

Ich werde ausserdem die inhaltlich interessanten Fäden hier untenstehend auflisten:
Erfahrungsberichte:
viewtopic.php?p=1537#p1537
Reparaturanleitungen:
viewtopic.php?p=1537#p1537

Ich beginne mit einer kleinen Übersicht für Anfänger:





Gen. 1 1941 - 1948 (nach 1948 wurden keine Vacumatic-Füllsysteme mehr verbaut)
Gen. 2 1948 - ? (es ist unklar, ob mit der Einführung der 3. Generation die Produktion der 2. Gen. eingestellt wurde)
Gen. 3 1969 - ? (da die 3. Generation sowohl in den U.S.A, wie auch in England hergestellt wurde ist mir nicht bekannt, wann die letzte Produktion eingestellt wurde).

Das ist allerdings nur eine erste und grobe Übersicht über die historischen Modelle (Die neueren fehlen noch). Von jeder Generation gibt es noch weitere Untergenerationen und Übergangsmodelle. Ausserdem gab es unterschiedliche Grössen und zu jeder Generation passende Desk-Pens. Parker "51" wurden an unterschiedlichen Produktionsstandorten hergestellt. Die wichtigsten davon sind die U.S.A und England. Es gab aber auch eine Produktion in Kanada, Argentinien und Brasilien. Dies führt zu weiteren Untergruppen in der Klassierung.

Und ganz wichtig: Viele Teile des Parker "51" können leicht ausgetauscht werden, auch über die Generationen hinweg. Nicht jede Kombination ist also zwingend original.

Eine sehr detaillierte Chronologie findet sich auf Ernesto Solers Homepage parker51.com: https://parker51.com/index.php/education/51-chronology/

Bemerkung: Unter Sammlern im englischen Sprachraum werden die Generationen oft mit MKI, MKII, MKIII und MKIV bezeichnet. Bei der Kategorisierung sind sich aber nicht alle einig, welche Modelle als eigene Generation angesehen werden und welche als Untergruppe gelten. Man trifft also oft auch widersprüchliche Bezeichnungen an.

Ich hoffe, dass wir hier im Laufe der Zeit eine schöne, deutschsprachige Referenz aufbauen können.

Organisatorisches: Kommentare sind ebenfalls willkommen. Um den Faden schlank und übersichtlich zu halten bitte ich jedoch um Bearbeitung und Kürzung (zum Beispiel das Löschen der Bilderlinks) falls die Zitierfunktion angewendet wird.

[Zollinger]

Ich mache gleich mal selber weiter.

Die erste Generation des Parker "51" (Vacumatic) wurde in den folgenden Farben angeboten:



von Links nach Rechts:

Cordovan Brown
India Black
Cedar Blue
Dove Gray
Yellowstone aka Mustard
Buckskin Beige
Nassau Green

Die zweite Generation (Aerometric) wurde in den folgenden Farben angeboten:



von Links nach Rechts:

Flighter (Edelstahl)
Signet (Rolled Gold)
Black
Forest Green
Midnight Blue
Navy Gray
Teal Blue
Plum (nur ein Jahr Produktionszeit)
Burgundy
Blood Red (ausschliesslich englische Produktion)
Cocoa

auf dem Gruppenfoto fehlt "Rolled Silver" (ausschliesslich englische Produktion)



Die dritte Generation wurde in den folgenden Farben angeboten:



von Links nach Rechts:

Black
Dark Blue
Teal Blue
Vista Blue (ausschliesslich U.S. Produktion)
Navy Gray
Olive Green (ausschliesslich U.S. Produktion)
Burgundy
Rage Red (ausschliesslich U.S. Produktion)

Damit man die Farben auch vergleichen kann, habe ich sie in vier Familien aufgeteilt:

[Zollinger]

Die ersten Parker "51" von 1941 weisen wenige Alleinstellungsmerkmale auf, welche bei der späteren Produktion geändert wurden. Man kann also die Erstjahresmodelle von den Späteren unterscheiden.

Die "Jewel" genannten Schrauben mit dem kegelförmigen Kopf waren aus Metall. Entweder Aluminium roh, oder vergoldet.



Die Beschriftungen befanden sich am Kappenkopf und auf der Blindkappe. Später dann auf dem Schaft, direkt unterhalb des Rings.



Die Vacumatic-Einheit war ein sogenannter "Speedline Filler" Statt des späteren "Plastic Filler"



Die Feder trug keinerlei Beschriftungen.



Bestimmt gab es auch Übergangsmodelle, welche nicht alle dieser Merkmale aufweisen.

[ostfüller]

Lieber Christof,

ganz herzlichen Dank. Großartig!

Viele Grüße
Marco

[Zollinger]

Danke Marco!

[Zollinger]

Im ersten Jahr (1941) wurden nur Parker "51" hergestellt, mit einer Rosette und einem "Jewel" an der Blindkappe. Bereits im Jahr 1942 konnten die Kunden zwischen den Modellen "Double Jewel" und "Single Jewel"* auswählen.**



*Die Bezeichnungen "Double Jewel" und "Single Jewel" wurden meines Wissens nicht von Parker verwendet sondern von Sammlern geprägt.

** Es gibt auch die Ansicht, dass aufgrund der Materialknappheit während des Kriegs auf diese zusätzliche Verzierung verzichtet wurde. Mir scheint dies allerdings aufgrund der sehr geringen Einsparung weniger wahrscheinlich.

[Zollinger]

1947 wurde die Kappe des Parker "51" grundlegend überarbeitet. Statt des Vacumatic-Klipps der 40'er Jahre, kam ein schöner Pfeilklipp zum Einsatz. Ausserdem wurde ein kleineres Modell, "Demi" genannt eingeführt.



Einen ähnlichen Klipp, hatten die Vacumatics bereits in den 30'er Jahren:



Der Demi hatte das gleiche Griffstück wie das grössere Modell, aber einen kürzeren Schaft und eine kürzere Kappe.



Bereits kurze Zeit später wurden sowohl der Standard, wie auch der Demi grundlegend überarbeitet und 1948erschien das neue Modell "Aerometric".

[Zollinger]

Wie bereits weiter oben beschrieben, hatten die letzten Parker "51" Vacumatic-Modelle und die ersten Aerometric-Modelle dieselbe Kappe. Die Hauptmerkmale dieser Kappen sind das breite Kappenband (zumindest bei den "Lustraloy"-Kapen) und der lange Klipp.



Kurz danach wurden die Kappenbänder schmaler ausgebildet und noch später ganz weggelassen.

Ein weiteres Merkmal zeichnet die ersten Aerometric-Modelle aus. Das Röhrchen, welches als "Sac Guard" bezeichnet wird, war aus rohem Aluminuim und die eingeprägte Füllanleitung empfahl den Füller 6 mal zur vollständigen Befüllung betätigen.



Nach sehr kurzer Zeit bereits wurde das Aluminium verchromt, was leider eine sehr unbeständige Lösung war, weshalb man später nichtrostenden Stahl statt Aluminium verwendete. Auch die Bedienungsanleitung wurde überarbeitet, und neu genügten 4 Vorgänge um den Parker "51" vollständig zu befüllen.

[Zollinger]

Der Parker "51" Aerometric unterscheidet sich durch ein winziges Detail von einem normalen Schlauchfüller mit Luftröhrchen. Die ersten Aerometric waren mit einem feinen Röhrchen aus Silber ausgestattet, welches gleich nach dem Tintenleiter mit einem winzigen Luftloch ausgestattet war:





Dieses unscheinbare Detail ist mir von keinem anderen Füllfederhalter bekannt. Das kleine Loch sorgt für den Druckausgleich der Tintenkammer in jeder Lage des Füllfederhalters. Wird die Spitze nach unten gehalten, erfolgt der Ausgleich durch die Öffnung am Ende des Röhrchens. Wird der Füller aber mit der Feder nach oben in der Tasche getragen, kann die Luft über dieses kleine Loch im Luftröhrchen entweichen, ohne dass sich Druck im Tintenbehälter aufbauen kann.

Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass der Effekt dieses Details eher gering ist. Der Tintenkollektor kann soviel Tinte aufnehmen, dass alle Parker "51" beinahe in jeder Situation auslaufsicher sind.

[Zollinger]

Zu jedem Modell des Parker "51" gab es z.T. sogar mehrere Varianten als Deskpen.

Dieses Exemplar in Cordovan Brown ist eines der ersten aus der ersten Hälfte der 1940'er Jahre:





Der blaue Diamant befindet sich bei diesem Füller auf dem Schaft (da kein Klipp vorhanden)!



Das besondere an diesem Set ist aus meiner Sicht der Sockel. Er ist aus einem massiven Stück (!) braunen Plexiglas (von Dupont "Lucite" genannt) hergestellt. Die Metallteile sind aus eloxiertem Aluminium und die Kugel des Füllerhalters wird von einem Magneten in Position gehalten (von Parker "Magnetix" genannt).

[vanni52]

Lieber Christof,

danke für diesen schönen und informativen Faden.

Der für mich gerade hilfreich ist bei der Farbbestimmung eines Aerometric.

IMG_3881.jpeg (502.54 KiB) 453 mal betrachtet

IMG_3882.jpeg (717.02 KiB) 453 mal betrachtet

Den hatte ich zunächst als Dove Gray angesehen, ist aber offensichtlich die Farbe Navy Gray.

[Zollinger]

Das freut mich. Genau dafür ist der Faden gedacht.
Navy Gray ist eine meiner Lieblingsfarben. Leider ist sie nicht ganz lichtecht und man sollte diese Füller besser nicht zu lange an der Sonne liegen lassen.

[Zollinger]

Ich füge hier zur Ergänzung einen etwas älteren Beitrag von mir ein. Es geht dabei um die Parker "51" der 2. Generation in Metallausführung. Meines Wissens gab es von der 1. und der 3. Generation keine Ausführungen mit Metallschaft.

Es gab insgesamt 4 verschiedene Modelle:

ab 1948 Parker "51" Signet, Rolled Gold
ab 1949 Parker "51" Presidential, 14 Karat Gold
ab 1950 Parker "51" Flighter, Edelstahl
ab xxxx Parker "51" Signet, Rolled Silver (Jahrzahl unbekannt, wird ergänzt, sobald mir mehr Informationen vorliegen)

Dank einem erfreulichen Tauschhandel um den Jahreswechsel herum, bin ich in den Besitz eines dritten Parker "51" in Ganzmetall-Ausführung gekommen. Es handelt sich dabei um die eher ungewöhnliche Insignia Variante in "Rolled Silver". Da der Füller von der Vorbesitzerin hier schon einmal vorgestellt wurde, beschränke ich mich auf ein paar Familienbilder mit den beiden Artgenossen "Flighter" und Insignia "Rolled Gold".









Da es mir Freude macht kleine Familien zusammen zu führen bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden.

PS: Wen's interessiert, hier ein paar zusätzliche Informationen zum silbernen Modell aus dem Parker "51" Buch:

[Zollinger]

Um den Parker "51" zu vermarkten, hat Parker sogar eine eigene Tinte entwickelt und auf den Markt gebracht:



Unter dem Motto: "write dry with wet ink" wurde die schnelltrocknende Tinte angepriesen. Die Tinte enthielt eine schnell verdunstende Substanz, welche das Trocknen der Tinte beschleunigen sollte. Die verdeckte Feder des Parker "51" sollte hingegen dem zu schnelle Eintrocknen der Feder vorbeugen.

Wie gut das funktioniert hat kann ich aber nicht beurteilen, da sich meine Tinte schon lange zersetzt hat und nicht mehr zu gebrauchen war. Man sagt aber, dass die Tinte Tintensäcke und Diaphragmas rascher zerstört hätte.

[Zollinger]

Bereits 1948, nach einem Jahr Produktion des neuen Demi-Modells, wurde eine komplett überarbeitete Version, analog dem neuen Aerometric Modell angeboten. Der neue Demi war ein exakt skalierter Parker "51 der Standardgrösse. Alles an dem Füller wurde um den Faktor 0.9 (zirka) verkleinert.

Das ist der Grund, weshalb der kleinere Parker "51" genau so elegant und wohlproportioniert wie sein grosses Vorbild aussieht.





Das Demi Modell war in denselben Farben wie das Standard Modell und mit Stahl oder Goldkappen erhältlich. Auch das Modell "Special" (auch auf dieses Modell werde ich noch genauer eingehen) und der Signet wurden sowohl in Standard, wie auch in Demi_Grösse angeboten. Von einem Demi-Flighter oder Presidential* ist mit nichts bekannt.

(*das Gegenstück zum Presidential dürfte der ebenso seltene und wertvolle "Princess" gewesen sein. Ich werde hier gelegentlich ein Bild aus dem Parker "51" Buch einstellen, da sich leider keine Exemplar in meiner Sammlung befindet.)

Die Fülleinheit wurde jedoch nach kurzer Zeit geändert und beim Demi-Modell ein sogenannter "Hoop-Filler" verbaut (vermutlich aus ergonomischen Gründen, da der verkleinerte Füller schwieriger zur bedienen war):