Letztes Jahr hatte ich ein kleines Büchlein über die Herstellung von Schreibfedern gekauft. Leider ist kein Erstellungsdatum verzeichnet, doch es scheint aus der Vor- Füllhalterzeit zu stammen. Das Buch war als Handreichung zum Heimatkundeunterricht in Schulen gedacht und wurde von der ersten deutschen Stahlfederfabrik Heintze & Blanckertz in Auftrag gegeben. Die Federnherstellung wird in allen Facetten, von der Chemie des Stahls über Bearbeitung, Metallurgie, Stahlhärtung und Anlassfarben beleuchtet. Von der Nachhaltigkeit der Stoffvermittlung auf kleinstem Raum kann sich heute so mancher fächerübergreifende Unterricht eine Scheibe abschneiden.
Im Werbeanhang des Hefts war neben den Ly, To und Ato- Federn auch eine kleine Redis- Feder zu sehen, welche ein kleines spitzes Stahlkäppchen trug. Wer sich einmal mit Federzeichnungen oder Kunstschrift beschäftigt hat, kennt sicher diese Feder. Unter dem Käppchen fängt sich beim eintauchen der Feder ein Tröpfchen Tusche welches, insbesonders bei Verwendung von Bandzugfedern ein längeres Schreiben ohne einzutauchen gestattet.
Diese Feder erhielt den Namen „Quellstift“
<

- fül fp 014.jpg (213.49 KiB) 4256 mal betrachtet
<
……………….Da staunte der Beamte der amerikanischen Einwanderungsbehörde als der ärmlich aber sauber gekleidete Einwanderungsbewerber nach erfolgreicher Gesundheitsprüfung sein eigenes Reisetintenfass aus dem Felleisen hervorzog und sich mit dem eigenen Schreibgerät in die Liste eintrug. „Louis Wassermann“ prangte in makellos geschwungenen Buchstaben in einer langen Reihe mit weiteren Namen, von denen der größte Teil allerdings John Smith zu heißen schien.
„What an outstanding writing machine“, schwärmte der Beamte, dessen Hauptaufgabe es wohl gewesen war, die ruinierten Vogelfedern für die Unterschriften immer wieder anzuschneiden. „Das ist ein Quellstift aus Deutschland, von Heintze & Blanckertz“ „Watcha say“? fragte der etwas sprachunkundige Beamte. „Sis is a weri gud reitig equickment from Tschörmäni“ probierte der Einwanderer in der neuen Sprache,“ it is a Quellstift“. Der Beamte war verwirrt „What? A quill`s tip?“ „No, no“ entgegnetete Wassermann, „not from bördies, it is made from steel“. Zwischenzeitlich war ein Wartender aus der Schlange ausgeschert und half mit seinem mitgebrachten Wörterbuch aus. „Vielleicht können wir es ihm direkt übersetzen. Quelle = fountain und Stift = pen“. Da Herr Wassermann noch einen weiteren seiner Quellstifte im Office hinterlegte, waren die Formalitäten schnell erledigt. Seitdem unterschrieben tausende von Einwanderern nach Amerika mit einem fountain pen und da sie dachten, es sei nach der Freiheitsstatue und dem Automobil die wohl amerikanischste Erfindung, wurde dieses Schreibgerät im ganzen Land berühmt.
He- he……. wer hats erfunden???
Quelle: Alfons Kochanowski: Die Herstellung der Schreibfeder. Ein Beitrag zur Heimatkunde.
Anatol Kunstheger: Geschichten von Ellis Island
Schönen Restsonntag noch
Gruß, Frodo