Lamy 2000, ein kurzer Bericht über eine Diva
Einleitung
Schon langem wollte ich mir einen Lamy 2000 zulegen, da mir das zeitlose Design schon immer gefiel und jeder, der diesen Füller besitzt nur Gutes über die Schreibeigenschaften des Schreibgerätes zu berichten schien. Kürzlich habe ich mir also in einem Fachgeschäft einen mit M-Feder ausgestatteten Lamy 2000 gekauft.
Äusseres
Das Äussere des Lamy 2000 ist einfach perfektes Understatement. Der Füller ist unscheinbar und so auf den ersten Blick könnte das ungeübte und formenblinde Auge meinen, einen billigen Filzschreiber vor sich zu haben. Wer mit einem Füller sein Umfeld beeindrucken will, sollte vermutlich besser die Finger vom Lamy 2000 lassen.
Befüllen
Das Befüllen ist ziemlich problemlos, wenn man damit leben kann, dass das Vorderteil des Füllers jeweils mit etwas Tinte bekleckert wird. Dies ist aber höchstens ein Problem für Ästheten, die sich an der Verfärbung des mit gebürstetem Finish versehenen Metallvorderteils stören. Man kann den Füller nach dem Befüllen natürlich mit einem Tuch reinigen, aber Schmutzige Finger sollte es eigentlich keine geben, selbst wenn man das unterlassen sollte, ausser man greift den Füller wirklich extrem weit vorne.
Haptik
Das Gerät ist rund und die richtige Schreibposition ist für mich manchmal nicht gleich auf Anhieb zu finden. Allerdings helfen gerade die beiden von manchen Leuten als störend empfundenen Stahlplättchen, die richtige Schreibposition zu finden. Diese Stahplättchen sorgen eigentlich für den Halt der Kappe, wenn diese zum Verschluss des Füllers aufgesetzt ist.
Der Füller ist leicht und auch längeres Schreiben damit führt bei mir nicht zur Ermüdung.
Schreibverhalten
Kommen wir zum wichtigsten Teil, dem Schreibverhalten. Denn dafür kauft man sich ja letzendlich einen Füller, um damit mühelos und exakt schreiben zu können. Den Lamy habe ich natürlich bereits im Geschäft ausprobiert und die Schreibeigenschaften für gut befunden, trotzdem stellte ich dann zuhause beim intensiveren Schreiben mit dem neuen Schreibgerät auch schnell mal ein paar Eigenheiten fest, die mich schon etwas stören.
Die M-Feder schreibt auf manchem Papier eher wie eine fette B-Feder und der Tintenfluss ist auf dem von mir präferierten Umweltschutzpapier sehr, sehr üppig, während aber auf weissem Papier, dessen Oberfläche sich eigentlich gleich wie die des erwähnten Recyclingpapiers anfühlt, der Tintenfluss dann eher dürftig ausfällt. Eine weitere Eigenheit des Füllers ist seine Empfindlichkeit bezüglich der Schreibhaltung. Dreht man den Füller nur ein wenig um seine Längsachse, dann versiegt der Tintenstrom völlig. Gerade wenn man den Füller immer wieder ablegt, weil man zum Beispiel in einem Buch etwas nachschlägt, dann nervt es etwas, wenn man dann jedesmal die ideale Griffposition suchen muss, ehe der Füller wieder sauber schreibt.
Um das vielleicht etwas zu präzisieren, der Tintenfluss des Füllers ist generell sehr gut und die Feder kratzt auch kaum, aber die Feder ist einfach sehr zickig was die Haltung anbelangt. Auch bei der Tinte ist der Füller sehr wählerisch. Die von mir bevorzugte Quink mag er nicht und selbst die schwarzblaue Tinte von Pelikan bekommt ihm nicht. Der sonst eher üppige Tintenstrom wird beim Gebrauch dieser Tinten auf manchen Papieren zum spärlichen Rinnsal. Das Königsblau von Pelikan und auch Brillant-Schwarz ist aber problemlos verwendbar.
Die teilweise verdeckte Feder sorgt dafür, dass der Füller sofort anschreibt, auch wenn der Füller mal über längere Zeit offen rumliegt, wenn die Gedanken mal wieder etwas zäher fliessen sollten.
Fazit
Mein Lamy 2000 ist eine ziemliche Diva an die ich mich erst mal etwas gewöhnen muss. Die Feder werde ich wahrscheinlich gegen eine F-Feder tauschen, denn die M-Feder schreibt mir einfach zu breit. Gerade wenn man längere Formeln und Ausdrücke notiert, dann stört der dicke Strich doch ungemein.
Zugegeben, dieser Punkt ist natürlich allein mein Fehler, denn ich hätte beim Kauf des Lamy einen Referenzfüller mitnehmen sollen, dann hätte ich wohl sofort gesehen, dass die M-Feder für meine Verwendungszwecke etwas zu breit ist. Weshalb Lamy eine B-Feder mit M signiert, leuchtet mir trotzdem nicht ganz ein.
Dass die Feder des Lamy 2000 so zickig ist, habe ich aber bisher aber noch nirgends gelesen und es hat mich schon etwas erstaunt, aber vermutlich bin ich da von meinen beiden Pelikans, die ich bis anhin verwendet habe, halt einfach etwas verwöhnt.
Ach ja, trotz allem, ich mag den Füller.
Lamy 2000, eine Diva
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Hallo Individuum roem
deine Erfahrungen bezüglich der Abhängigkeit des Tintenflusses von der "idealen Schreibhaltung" kann ich nur bestätigen.
Dass die M-Feder von anderen Herstellern zweifelsohne als (2)B angeboten würde, habe ich auch schon des öfteren hier im Forum gelesen und am eigenen Papier erfahren.
Es würde mich doch sehr interessieren, ob die haltungsabhängige Labilität des Tinterflusses ebenso bei deiner zukünftigen F-Feder auftritt!
Immerhin, so meine diesbezügliche Theorie, ist es dann wohl nicht so leicht, ein Füßchen bzw. einen Schenkel der Feder zu heben und den Kontakt zwischen Papier und dem tintenführenden Spalt zu unterbrechen - oder?
- ich mag Ihn (den göttlichen) auch.
besten Gruß
Wolfgang
deine Erfahrungen bezüglich der Abhängigkeit des Tintenflusses von der "idealen Schreibhaltung" kann ich nur bestätigen.
Dass die M-Feder von anderen Herstellern zweifelsohne als (2)B angeboten würde, habe ich auch schon des öfteren hier im Forum gelesen und am eigenen Papier erfahren.
Es würde mich doch sehr interessieren, ob die haltungsabhängige Labilität des Tinterflusses ebenso bei deiner zukünftigen F-Feder auftritt!
Immerhin, so meine diesbezügliche Theorie, ist es dann wohl nicht so leicht, ein Füßchen bzw. einen Schenkel der Feder zu heben und den Kontakt zwischen Papier und dem tintenführenden Spalt zu unterbrechen - oder?
- ich mag Ihn (den göttlichen) auch.
besten Gruß
Wolfgang
Zuletzt geändert von isegrimmgo am 19.10.2007 23:30, insgesamt 1-mal geändert.
Auch ich habe einen Lamy 2000, allerdings in der Federstärke F. Das Problem, dass die Schreibhaltung relativ diffizil zu erreichen ist, kenne ich nicht. Die Feder hat am Anfang gekratzt, aber mit einer Nagelpolierfeile konnte ich die Feder deutlich verbessern, sodass sie jetzt eine meiner besten Federn ist. Allein der Tintenfluss ist sehr üppig, sodass ich manche Tinten de facto nicht mit meinem Lamy 2000 verwenden kann: die Tinten von Waterman gehören zu diesen Tinten.
Das Problem mit dem schlechten Tintenfluss mit der blau-schwarzen Tinte Pelikans kenne ich nicht. Ich verwende ausgerechnet diese Tinte, weil mein Lamy 2000 mit dieser Tinte einfach am besten schreibt und ich mit dieser Tinte einen guten Tintenfluss habe: keine Überschwemmung, aber auch nicht trocken. Aufgrund meiner Erfahrung mit dieser Tinte habe ich sie in diesem Forum schon jemand anderen empfohlen, dessen Lamy 2000 auch zu Überschwemmungen neigte, und habe eine positive Rückmeldung erhalten.
So verschieden können Füller desselben Modells sein!
Schöne Grüße,
diogenes
Das Problem mit dem schlechten Tintenfluss mit der blau-schwarzen Tinte Pelikans kenne ich nicht. Ich verwende ausgerechnet diese Tinte, weil mein Lamy 2000 mit dieser Tinte einfach am besten schreibt und ich mit dieser Tinte einen guten Tintenfluss habe: keine Überschwemmung, aber auch nicht trocken. Aufgrund meiner Erfahrung mit dieser Tinte habe ich sie in diesem Forum schon jemand anderen empfohlen, dessen Lamy 2000 auch zu Überschwemmungen neigte, und habe eine positive Rückmeldung erhalten.
So verschieden können Füller desselben Modells sein!
Schöne Grüße,
diogenes
Hallo Wolfgang, hallo Diogenes,
danke für eure Anmerkungen. Der Lamy 2000 scheint auch euren Ausführungen nach auf jeden Fall ein Füller mit Charakter zu sein.
Wie sich der Füller mit der F-Feder dann verhält, werde ich hier dann natürlich auch berichten. Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, dass diese ausgesprochene Sensibilität bezüglich der Schreibhaltung mit einer F-Feder weniger ins Gewicht fällt, da die Federschenkel dünner und deshalb besser biegbar sind. Da lass ich mich jetzt einfach mal überraschen.
Gruss Roman
danke für eure Anmerkungen. Der Lamy 2000 scheint auch euren Ausführungen nach auf jeden Fall ein Füller mit Charakter zu sein.
Wie sich der Füller mit der F-Feder dann verhält, werde ich hier dann natürlich auch berichten. Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, dass diese ausgesprochene Sensibilität bezüglich der Schreibhaltung mit einer F-Feder weniger ins Gewicht fällt, da die Federschenkel dünner und deshalb besser biegbar sind. Da lass ich mich jetzt einfach mal überraschen.
Gruss Roman
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- Beiträge: 674
- Registriert: 03.02.2007 13:16
hallo Roman,
Es würde mich auch sehr interessieren, was eine Ersatzfeder für den Lamy 2000 kostet. Kann bei der Größe eines Säuglingsfingernagels wohl nicht die Welt sein. Ich gehe mit dem Gedanken schwanger, mir eine oblique Feder für den Lamy zuzulegen, da damit vieleicht die optimale Schreibhaltung besser vordefiniert wäre. (Wieder mal so eine Theorie von mir)
Wenn es denn überhaupt 0-Federn für den Lamy gibt?
Passen eigentlich die 27er und 99er federn in den 2000 - das system gleicht sich doch sehr ! (ich kann mich gerade nicht dazu überwinden, meine randvollen Füller dieser Bautypen zu leeren und die Feder vom Tintenleiter zu ziehen)
besten Gruß
Wolfgang
Es würde mich auch sehr interessieren, was eine Ersatzfeder für den Lamy 2000 kostet. Kann bei der Größe eines Säuglingsfingernagels wohl nicht die Welt sein. Ich gehe mit dem Gedanken schwanger, mir eine oblique Feder für den Lamy zuzulegen, da damit vieleicht die optimale Schreibhaltung besser vordefiniert wäre. (Wieder mal so eine Theorie von mir)
Wenn es denn überhaupt 0-Federn für den Lamy gibt?
Passen eigentlich die 27er und 99er federn in den 2000 - das system gleicht sich doch sehr ! (ich kann mich gerade nicht dazu überwinden, meine randvollen Füller dieser Bautypen zu leeren und die Feder vom Tintenleiter zu ziehen)
besten Gruß
Wolfgang
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Hallo Wolfgang,
ich habe in einem Lamy 2000 eine Schrägfeder, ich würde sie OBB, Lamy eher OM bis OB nennen. So ganz überzeugend sind diese Federn häufig nicht, ich selbst habe viele ausprobieren müssen: Probleme: Quietschen gerne, fallen sehr breit aus, sind recht plump geschliffen und zeigen daher häufig nicht die gewünschte Strichvariation. Letztlich ist einfach ein recht stattliches Federkorn schräg angeschliffen worden, für meine Begriffe attraktiver sind allerdings die Schrägfedern, die aus einer Bandzugfeder (zumindest STUB oder gar ITALIC) abgeleitet sind, wie sie in extremster Form früher Sheaffer angebten hatte. Weil man diese Federn sehrbewußt ansetzen muß, sind natürlich die angeschrägten Kugelfedern einfacher zu handhaben.
Viele Grüße
Euer Thomas Baier
ich habe in einem Lamy 2000 eine Schrägfeder, ich würde sie OBB, Lamy eher OM bis OB nennen. So ganz überzeugend sind diese Federn häufig nicht, ich selbst habe viele ausprobieren müssen: Probleme: Quietschen gerne, fallen sehr breit aus, sind recht plump geschliffen und zeigen daher häufig nicht die gewünschte Strichvariation. Letztlich ist einfach ein recht stattliches Federkorn schräg angeschliffen worden, für meine Begriffe attraktiver sind allerdings die Schrägfedern, die aus einer Bandzugfeder (zumindest STUB oder gar ITALIC) abgeleitet sind, wie sie in extremster Form früher Sheaffer angebten hatte. Weil man diese Federn sehrbewußt ansetzen muß, sind natürlich die angeschrägten Kugelfedern einfacher zu handhaben.
Viele Grüße
Euer Thomas Baier
Also, ich wollte mich ja melden, sobald ich im Besitz einer F-Feder bin. Dies ist jetzt der Fall. Weil mir die Schreibeigenschaften der M-Feder gar nicht so missfielen, habe ich allerdings nicht die Feder tauschen lassen, sondern mir einen zusätzlich Lamy 2000 mit F-Feder gekauft.
Diese F-Feder schreibt für meine Ansprüche nun gerade fein genug und ist bezüglich der Schreibhaltung auch nicht ganz so empfindlich. Zwar kratzt die Feder leicht, wenn die Feder verkantet wird, aber der Tintenfluss reisst selbst dann nicht ab. Die Feder verdient auch die Bezeichnung F.
Die letzten Wochen verwendete ich übrigens hauptsächlich den Lamy 2000 mit M-Feder, obwohl er ja für meinen Geschmack eigentlich einen etwas zu dicken Strich hat. Auf jeden Fall habe ich mich mittlerweile recht gut an das “neue” Schreibgerät gewöhnt und staunte daher vor ein paar Tagen nicht schlecht, als ich meinen Souverän mal wieder etwas übers Papier “Gassi führte”. Plötzlich kratzte der, weil ich ihn falsch hielt.
Die oft zitierte Einschreibphase eines Füllers sollte man besser in Angewöhnungsphase umtaufen.
Gruss
Roman
Diese F-Feder schreibt für meine Ansprüche nun gerade fein genug und ist bezüglich der Schreibhaltung auch nicht ganz so empfindlich. Zwar kratzt die Feder leicht, wenn die Feder verkantet wird, aber der Tintenfluss reisst selbst dann nicht ab. Die Feder verdient auch die Bezeichnung F.
Die letzten Wochen verwendete ich übrigens hauptsächlich den Lamy 2000 mit M-Feder, obwohl er ja für meinen Geschmack eigentlich einen etwas zu dicken Strich hat. Auf jeden Fall habe ich mich mittlerweile recht gut an das “neue” Schreibgerät gewöhnt und staunte daher vor ein paar Tagen nicht schlecht, als ich meinen Souverän mal wieder etwas übers Papier “Gassi führte”. Plötzlich kratzte der, weil ich ihn falsch hielt.
Die oft zitierte Einschreibphase eines Füllers sollte man besser in Angewöhnungsphase umtaufen.
Gruss
Roman