Diamine grey

[Thomas Baier]

Diamine Grey

Einleitung: Seit einiger Zeit mag ich graue Tinten. Sie haben etwas Majestätisches. Kein blasses Schwarz ist gemeint, sondern ein elegantes Grau. Das ist gar nicht so einfach, meine ersten zwei Versuche waren nicht so erfolgreich, wie erhofft. Meine erste war die J. Herbin Gris Nuage und meine zweite die OMAS grau.

Aufgrund der teils unbefriedigenden Farbsättigung habe ich mir die Diamine grey angesehen. Diamine-Tinten sind ja bekannt für hohe Farbsättigung.

Kurzbeurteilung:
1. Gebinde: Kunststoffbehälter zu 30 und Glasflacon zu 80 ml; keine Patronen für diese Tinte
2. Preis und Verfügbarkeit: sehr angemessen, auch wegen der 30-ml-Probierfläschchen (knapp über 12 bis knapp über 13 Euro pro 100 ml)
3. Getestet: 30-ml-Faß, gekauft 8/2011
4. Faß: kleiner Kunststoffbehälter; Füllung für große Federn unbefriedigend, aber als preisgünstige Probierflasche ideal (vorbildliches Angebot), der Flacon zu 80 ml steht sicher, hat eine ordentliche Öffnung und wirkt klassich britisch. Leider nur anonymer Aufdruck mit Farbangabe als Klebeetikette auf dem Verschlußknopf
5. Farbe: mittleres bis kräftigeres Grau mit Graphit und Braunanteilen. Mausgrau
6. Sättigung: für eine graue Tinte sehr erfreulich hoch, aber ...
7. Schattierung: ... nicht zu hoch, daher schöne Schattierung auf gutem Papier, aber auf Papier, das zum Auslaufen der Tinte neigt, weniger Schaittierung
8. Federung: bei gutem Papier praktisch keine
9. Durchbluten: ja, aber noch recht gering (Killer-Kriterium für Kalender oder Notizbücher!)
10. Tintenfluß: gut bis sehr gut; für eine graue Tinte exzellent
11. Trockung: unterdurchschnittlich gut
12. Wassertest (mit ca. 2 ml Wasser aus Pipette über die Schrift): Verschwinden der Tinte
13. Tintenkiller: ohne Wirkung
14. Vergleich mit anderen Tinten im Q-Tip-Vergleich:
(1) Die Unterschiede sind evident. Man sieht eine ausgesprochen geringe Sättigung der OMAS grau. In einem Füllhalter hat man das Gefühl, mit leicht gefärbtem Wasser zu schreiben. Nicht guter Tintenfluß. Ein Montblanc 146 M quält sich sehr.
(2) Die Gris Nuage von J. Herbin ist wieder so eine Sache. Für meinen Geschmack herausragende Farbe, sehr schöne Schattierung mit herrlichem Grau, aber meist nicht ganz befriedigende Farbsättigung und eher schwaches Fließverhalten. Bei passendem Halter aber z. B. für Kalendereinträge sehr gut geeignet, z. B: Montblanc 146 M. Für feine Federn eher weniger brauchbar. Da muß man vielleicht mit einer alten Feder Glück haben. Könnte mit einer Feder mit immensem Tintenfluß aber ein Erlebnis sein. Etwas resistenter im Wassertest als Diamine grey.
(3) Und nun zur Diamine: Diese Tinte ist durch ihr gutes Fließ- und Sättigungsverhalten selbst mit der feinen Pilot-Feder mehr als brauchbar, die 149er-Feder liebt diese Tinte. Fluß und Schattierung sind ein Gedicht, dabei wird die Tinte auf gutem Papier (auch Recycling-Papier, das nicht zerläuft) nicht aufdringlich, jedoch auch nicht blutarm. Die Farbe hat neben dem Graphit-Ton einen Braun-Touch, der mir nicht so gefällt. Das ist schon mausgrau. Aber bisher die für mich einzig in einem größeren Rahmen brauchbare graue Tinte. Meine prinzipielle Zuneigung zur Herbin-Grau kann ich aber nicht verhehlen.

Zusammenfassung: Die Diamine grey bleibt auch in der kritischen Farbe grau keine Enttäuschung. Farbsättigung und Fließverhaltne überzeugen auf der ganzen Linie. Die negativen Eigenschaften wie leidhtes Durchbluten und auf manchen Papieren sichbare Fiederung halten sich in normalerweise engen Grenzen. Die Farbe als solche ist eher etwas plump und nicht luftig. Für mich ist diese Tinte zwischenzeitlich ebenso in mein Standard-Repertoire eingegangen wie die Aurora blau oder die Parker grün.

Zu diskutierende Alternative, die ich nicht kenne: Montblanc Oyster Grey.

Viele Grüße
Thomas

[Ex Libris]

Hallo Thomas,

das ging ja dann doch sehr schnell, vielen Dank dafür.

Grau... Finde ich interessant, wenngleich ich nicht recht einschätzen kann, ob ich mir eine graue Tinten kaufen würde. Ich mag durchaus schwarze Tinten, aber da stört es mich schon, wenn der Tintenfluss des Füllers in der Schattierung etwas Gräuliches entstehen lässt.

Vom Gefühl her würde ich wohl sagen, dass graue Tinten nicht das meine sind, aber es ist doch sehr schön, wenn hier alles mal besprochen wird.

Viele Grüße,
Florian

[mariannchen]

also ich hab in meinem Tintenbuch die Oyster Grey, als einziges Grau hab ichs einfach ins Schwarze rein, werde ich aber auch ändern.

Gruß

Marianne

[Thomas Baier]

Hallo Marianne, vielen Dank für die Oyster Grey.

Diese ist wohl auch wenig gesättigt. Die Frage ist, wie der Tintenfluß ausfällt. Ich würde mich über weitere Informationen freuen.

Viele Grüße
Thomas

[mariannchen]

Thomas, ich bin das WE allein daheim, das bedeutet, dass ich auch allein im Geschäft bin. Aber ich glaub, ich krieg genug 'Freizeit raus, um die Tinte zu testen. Und ich hoffe ich schaffe es wieder, das Bild richtigt zu scannen. Bitte hab Geduld evtl. bis Sonntag.

Eine Frage noch, wennich das vorgedruckte Papier vom Michael nehm, reicht euch das an INfos?

Marianne

[Thomas Baier]

Ja.

Viele Grüße
Thomas

[Andi36]

Hallo Thomas,

erst mal kurz zu Marianne's Tintenbuch: genau so hab' ich mir das vorgestellt - das Tintenbuch ist eine Echte Bereicherung für die Tintenbesprechungen durch direkte Gegenüberstellung verschiedener Farben. Und so lassen sich Farben einfach am Besten beurteilen.

Eine graue Tinte zum schreiben verwenden? - darauf wäre ich nie gekommen. Es war das Gespräch mit Michael Richter und Dir im Ofenwerk das mich auf graue Tinten aufmerksam gemacht hat. Aber hat erst mal etwas mein Interesse geweckt, so muss ich es auch gleich ausprobieren. Daher habe ich mir aus Nürnberg auch gleich eine graue Tinte, nämlich die Iroshizuku fuyu-syugun mitgebracht.
Ich bin nun ganz begeistert von solch einer ungewöhnlichen Farbe und der Clou ist: im Demonstrator wirkt die Tinte wie flüssiges Silber - ein irrer Effekt!

Seit heute Mittag - so ein Zufall! - habe ich auch die Montblanc Oyster Grey. Deine Beobachtung bezüglich ihrer Saturierung ist korrekt. Um ihre Eigenschaften zu beurteile ist es wohl noch ein bisschen früh, allerdings kann ich jetzt schon sagen, dass sie sehr leicht läuft.

Ich kann auch ein paar Alternativen bereitstellen:
darunter auch die Dokumentenechte (schwarze) de Atramentis WS8, die aber eher Anthrazit wirkt.

Gegenüberstellung Grau.jpg

Und Hier hatte ich vor längerer Zeit schon mal eine Probe der Iroshizuku eingestellt.

Ich würde, falls gewünscht, diese Tinte demnächst besprechen.

Andreas

[Thomas Baier]

Hallo Andreas,

ja, ich erinnere mich gut, daß Du die herrliche Tinte gekauft hast (Iroshizuku)! Sonst hätte ich sie genommen .
Spaß beiseite, die Tinte macht einen hervorragenden Eindruck. Ich freue mich, daß diese Tintenfarbe bei Dir ankommt, in dem großen 1000er-Demonstrator muß das eine fantastische Sache sein.
Ja, sehr gerne. Ich freue mich auf Deine Tintenbesprechung darüber.
Die MB scheint diesen Braunton zu haben wie die Diamine Grey.

Viele Grüße und mach´ weiter so!
Thomas

[Thomas Baier]

Und die Tintenbücher von Marianne sind eine immense Bereicherung.

Noodler's Heart of Darkness, die kommt hervorragend heraus, obwohl ich schwarze Tinten nicht so mag. Interessant. Eine schwarze Tinte wurde noch nicht besprochen.

Vielleicht kann die Heart of Darkness den Anfang machen, ich könnte mir vorstellen, daß der Bericht mit Spannung erwartet würde.

VieleGrüße
Thomas

[mariannchen]

Andreas, dann nimmst du die MB Oyster Grey, ich kann ja trotzdem eine kleine Besprechung dazu machen, zwei sind immer besser als eine, wir müssen nur aufpassen, dass wir sie ins selbe Thema reinschmeissen.

Und wenn ich Zeit hab , kann ich ja die Heart of darkness noch machen, wobei das für einen Anfänger eine sehr schwierige Tinte ist.

Gute Nacht
Marianne

[Andi36]

nö - ich mach die Iroshizuku!

Andreas

[Thomas Baier]

... ich freu´mich drauf.

Viele Grüße
Thomas

[Psycho Tante]

Ich weiß nicht, ob das noch von Interesse ist, da dieser Thread schon so uralt ist Aber ich habe soeben die MB Oyster Grey und im Anschluss Diamine Grey im selben Füller getestet. Meine Meinung könnte nicht deutlicher sein: Oyster Grey war extrem blass und lief so schlecht dass damit zu Schreiben unmöglich war. Die Diamine hingehen hat eine tolle Farbe, erinnert mich an Bleistift. Sie ist zwar wirklich ein Grau, kein helles Schwarz, aber dennoch gut lesbar und läuft wunderbar. Getestet habe ich in meinem Montegrappa Micra mit M-Feder, der außer mit Oyster Grey nie Probleme mit dem Tintenfluss hatte, obwohl er bereits viel mit seinen Getränken experimentiert hat
Übrigens habe ich ebenfalls die Permanente graue von MB. Diese ist der Oyster Grey in meinem Augen absolut überlegen. Sie ist deutlich dunkler, auch etwas dunkler als Diamine Grey und läuft sehr, sehr viel besser als Oyster Grey.

[DioSanto]

Nachdem ich mich von einem Kollegen inspirieren ließ, habe ich mir die Diamine Grey bestellt.
Er nutzt die MB Oystergrey die mir aber etwas zu blass ist.
Mir gefällt diese Tinte sehr gut, ich mag das leichte irgendwie, ein bisschen wie Bleistift.

[Andreas-54]

EIne weitere, mögliche Alternative wäre auch noch die Midnight Blue von MB.
Die ist bei mir nicht wirklich blau, sondern ein, je nach Füller, mittleres bis dunkleres Grau mit kühlem, leichten Blauanteil.

Schönen Gruß
Andreas