Pilot iroshizuku fuyu-syogun

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Andi36
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Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Andi36 »

[center]Pilot iroshizuku fuyu-syogun[/center]

[/color]
grau
Iroshizuku heißt die Tintenkollektion des japanischen Schreibgeräteherstellers Pilot, zu dem auch Namiki gehört. Sie wurde als Edelmarke platziert, die Preise unterstreichen diesen Anspruch. Die Tinte kann über Internet bezogen werden (Bezugsquelle kann bei mir per PN angefragt werden), ob sie im Schreibgerätehandel in Deutschland erhältlich ist, weiß ich nicht genau, doch ich habe dieses Jahr in Berlin im KaDeWe Pilot Füller gesehen. Es gibt 17 Iroshizuku Farben, Pilot hat mit Erfolg eine Auswahl edel anmutender Farbtönte getroffen, keine der Tinten möchte man schlicht blau, grün, rot, ... nennen, jede der Tinte hat seinen ganz eigenen Farbton, die Vorbilder hierzu wurde der Natur entliehen. Das macht uns jedenfalls die Werbung glauben - wie dem auch sein, die Betrachtung der Internetpräsenz von Pilot/Namiki macht Laune und Appetit auf diese schönen Tinten.

Ca. 23 Euro für 50ml - das ist eine Menge Geld! Auch wenn man dafür eine tadellose Tinte in einem wunderschönen Flacon im matt-silber glänzendem Karton dafür bekommt.
Das Glas ist schwer und steht sicher, die Öffnung ist groß genug um auch große Füller zu betanken, mit einem Kleinen, wie z.B. einem Pelikan M300, kann man sich aber schon die Finger schmutzig machen. Als Hilfe für die Restentleerung ist eine Vertiefung im Glasboden; ich habe sie noch nicht in Anspruch genommen, aber ich vermute, dass der halbe Zentimeter, um den man die Feder dadurch tiefer eintauchen kann, bei einem Souverän M1000 oder einem Montblanc 149 nicht wirklich weiterhilft.

Vielleicht steht ja der entscheidende Tip in der Gebrauchsanleitung, das hat sich mir aber auch nach längerem Studium nicht offenbart. (siehe Foto)
fuyu-syogun barrel n pens.jpg
fuyu-syogun barrel n pens.jpg (155.39 KiB) 12989 mal betrachtet
Nun zur Tinte, für die Besprechung gelten dieselben einleitenden Worte, die ich hier schon geschrieben habe.
Getestet und verglichen habe ich wieder auf folgendem Papier:
„Rex" Briefblock, 80 g/m2 (selbst ermittelt)
„Brunnen" Vivendi, 90g/m2, glatt
„System" Planer-Einlagen, Grammatur nicht bekannt

Persönliche Einschätzung:
Die fuyu-syugun ist eine silbergraue Tinte, ich meine einen ganz leichten Stich ins violette zu erkennen. Bei einer Feder mit schwachem Fluss kann sie sich nicht richtig entfalten (siehe Probe mit Parker 100) aber schon bei normalem Tintenfluss wirkt sie selbst bei einer F-Feder lebhaft konturiert. So richtig Spass macht sie jedoch erst mit einer "nassen" Feder. Dann kommt fuyu-syugun richtig kraftvoll mit guten Schattierungen zur Geltung.
fuyu-syogun.jpg
fuyu-syogun.jpg (121.6 KiB) 12929 mal betrachtet
fuyu-syogun001.jpg
fuyu-syogun001.jpg (56.25 KiB) 12926 mal betrachtet
Die Tinte fließt hervorragend, man sieht an den den parallelen Linienmuster der Schriftprobe gut, wie weit die Tinte beim Absetzen der Feder zurückfließt, sie franst nicht aus und schlägt nicht einmal auf dem Planer Papier mit der nassen B Feder durch - das finde ich sehr bemerkenswert.
Überraschender Weise ist die Tinte so gut wie Wasserfest, siehe der 2ter Scan. Ich habe die Stelle mit dem Wassertropfen markiert, man erkennt nur einen kleinen Schatten verlaufender Tinte, die Schrift verliert nur wenig Kontur und ist nach wie vor gut lesbar.
Aufgrund dieser Ergebnisse werde ich die Tinte noch hinsichtlich Ausbleichen und Lichtechtheit untersuchen, die Ergebnisse liefere ich nach.

Die nächste positive Überraschung brachte der Trocknungstest den ich mit der F-Feder durchgeführt habe. Die Tinte war auf dem Rex Papier unter 5 Sekunden Trocken - sehr schön! (Mit der sehr nassen B-Feder hat es 15 Sekunden gedauert)

Zusammenfassung:
Das Einsatzspektrum dieser Tinte scheint mir sehr ausgedehnt, die Tinte kommt mit den getesteten Federn und Papieren gut zurecht, lediglich bei kargem Tintenfluss wirkt die Farbe "leer", was aber bei einer hellen Tinte nicht überrascht.
Mein Urteil fällt eindeutig positiv aus, also "gut!"

Über das Preis-Leistungsverhältnis kann man streiten, man findet sicher gute Alternativen, die einen Bruchteil der Iroshizuku kosten - aber sein wir doch ehrlich - gilt das für den M1005 in dem ich sie verwende nicht auch?

Andreas
Zuletzt geändert von Andi36 am 15.09.2011 21:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Andi36
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Andi36 »

Hier noch ein Bild eines Tintentropfens in einem wassergefüllten Glasröhrchen aufgrund einer Anregung von Tenryu - ich meine hier einen Hauch violett zu erkennen.
fuyu-syugun inkdrop.jpg
fuyu-syugun inkdrop.jpg (45.13 KiB) 12767 mal betrachtet
Andreas
werner
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von werner »

Hallo Andreas,

die weißen Flecken auf unseren (bisherigen) Hersteller Vorgaben nehmen mit der Vorstellung von der Pilot iroshizuku fuyu-syogun (grau) weiter ab. Die Tintenfarbe trifft nicht unbedingt meinen Geschmack an Farbnuancen. Aber mit Deiner breitgefächerten Federauswahl von B bis F bringst Du einen wichtigen Einfluss von Feder und Tintenfluss zur Geltung. Für mich auf jeden Fall eine eindrucksvolle Demo zur eingesetzten Tinte, auch diese Einflüsse immer zu berücksichtigen.

Danke und viele Grüße
Werner
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Thomas Baier »

Bild

Vielen Dank, Andreas, für die Vorstellung dieser Tinte, die mir vom Farbschlag her sehr gut gefällt. Sie zeigt jedoch auch, und das hast Du uns ja sehr gut vor Augen geführt, schon bei durchschnittlichem Tintenfluß oder feinerer Feder deutliche Farbsättigungsprobleme.

Nochmals die Diamine Grey zum Vergleich mit ihrer höheren Sättigung und den gut erkennbaren Braunanteilen bei insgesamt schiefergrauer Grundfarbe. Meine Herbin-Tinte Gris Nuage ist ja ein noch empfindlicherer Kandidat.

Viele Grüße
Thomas
mariannchen
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von mariannchen »

Andreas, danke dir für die wundervolle Vorstellung dieser Tinte. Angespornt davon hab ich mal wieder rumprobiert und einige Füller neu gefüllt, seit gestern hab ich meinen Aurora Demonstrater wieder, der wird mit seiner tollen OBB Feder bei meinen nächsten Tests mit eingesetzt. Und ich fürchte, ich hab heut schon wieder eine orangene Tinte bestellt, also evtl, vielleicht, könnte sein, und zwar möglicherweise japanische, aber ich kann mich auch irren, meine FAmilie macht mich platt, es war, wenn ichs getan hab, das Haushaltsgeld.

Marianne, unschuldig
Ex Libris
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Andreas,

ich kann mich in allen Punkten eigentlich nur Werner anschließen. Ich glaube auch, dass Grau wohl nie eine Tintenfarbe für mich werden wird, aber ich finde die Bandbreite der Schattierungen und der Sättigung auf dem Papier bei den unterschiedlichen eingesetzten Füllfederhaltern faszinierend. Überhaupt scheinen mir die grauen Tinten - soweit besprochen - sehr intensiv auf die unterschiedlichen Federn zu reagieren.

Viele Grüße,
Florian
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Andi36
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Andi36 »

Servus zusammen,

noch ein paar Anmerkungen zu dieser Tinte.

Der erste Scan hat mir von haus aus nicht so gefallen, da er sehr hell ausgefallen war und die Erscheinung der Tinte, insbesondere beim Parker 100 und dem Duofold nicht ganz richtig wiedergegeben hat.

Fakt ist, dass die Tinte auch im Duofold sehr kräftig und konturiert kommt. Daher habe ich noch ein bisschen rumprobiert und habe noch einen Scan, der die Tinte deutlich besser trifft. Als Papier habe ich ein marmoriertes Papier ("Inspiration" - Hersteller und Grammatur unbekannt) gewählt.

Auf diesem Papier hat die Tinte erstmals mit dem üppigen Tintenfluss des M 1005 Ausfransen gezeigt, Durchbluten war aber auch hier nicht festzustellen.
grau 3.jpg
grau 3.jpg (125.35 KiB) 12322 mal betrachtet
Nachdem ich meine Testfüller gerade wieder reinige, kann ich noch etwas sagen: so schnell wie bei dieser Tinte bekomme ich meine Füller normalerweise nicht sauber.

Gruß,
Andreas
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Killerturnschuh »

Nach dem ich mich jetzt kreuz und quer durch graue Tinten getestet habe - die Faber Castell habe ich ausgelassen - muss ich sagen fuyu-syogun ist für mich ein grau mit dem zu schreiben auch Spaß macht.

Mich erinnert sie an die nebligen Hochmoore in Schottland.
Salve

Angi

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undlaeuft
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von undlaeuft »

Ich hab mir diese Tinte vor einiger Zeit zugelegt und sie bisher mit einem Pilot Prera und einer F-Feder benutzt. Da kommt recht wenig Tinte durch, sodass der Spaß sich in Grenzen hält. Komischerweise funktioniert Kon-Peki mit dem Prera viel besser. Ich werde sie jetzt baldigst dem Montblanc 146 füttern und schauen, was passiert.
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Tenryu
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Tenryu »

Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die selbe Tinte mit verschiedenen Federn und Papieren aussehen kann.

Mir wäre sie auf Dauer etwas zu farblos und trist. :|
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bella
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von bella »

farblos und trist war auch mein erster Eindruck als ich beim Tintentest die fuyu-syogun auprobiert hatre.
Ich nannte sie damals "Tränentinte" weil sie mich an traurige Liebesbriefe erinnerte.

losgelassen hat sie mich dennoch nicht .... schließlich ein Glas bestellt und jetzt gehört sie zu meinen Lieblingstinten überhaupt
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glucydur
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von glucydur »

Etwas deprimierend wirkt die Farbe der Tinte schon. Andererseits sie hat einen morbiden Charme. Eine geeignete November-Tinte.

VG

Alexander
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Andi36
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von Andi36 »

glucydur hat geschrieben:Etwas deprimierend wirkt die Farbe der Tinte schon. Andererseits sie hat einen morbiden Charme. Eine geeignete November-Tinte.

VG

Alexander
Hast Du die schon mal in natura gesehen?

Andi
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glucydur
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von glucydur »

Hallo Andreas,

ich würde sie gerne mal in natura sehen. Ich finde sie nämlich wirklich interessant. Das mit dem "morbiden Charme" war nicht pejorativ gemeint. So kommt sie auf dem Bildschrim bei mir rüber. Allerdings weiß ich aus eigener leidvoller bzw. positiver Erfahrung, dass die hier gezeigten Tinten in Realität ganz anders aussehen.

Viele Grüße

Alexander
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bella
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Re: Pilot iroshizuku fuyu-syogun

Beitrag von bella »

ich finde sie geschrieben auf leicht elfenbeinfarbenem Papier sehr elegant ... auf hochweissem wirkt sie clean und sachlich.
Es ist kein "schmutziger" Farbton ... wie zum Beispiel ina-ho, die auch zu den helleren Iroshizuku gehört
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