de Atramentis Archivtinte

[Thomas Baier]

de Atramentis Archivtinte


Liebe Plenumfreunde!

Heute möchte ich Euch die Archivtinte der Firma aus dem Westerwald vorstellen.

Der Hersteller bewirbt die Tinte als Sicherheitstinte, deren Vorteil die Lichtechtheit und Wasserfestigkeit sein soll, wenn eine echte Dokumentenechtheit wie bei der WS8 nicht verlangt wird, wie z. B. im privaten Bereich. Weiter führt man aus "... sie eignet sich für den bedenkenlosen Einsatz in allen Füllfederhaltern und ist von neutralschwarzer Farbe".

Preis: 12,50 Euro für 35 ml (geht noch so für eine Spezialtinte)

Charakteristika im Überblick:
1. Farbe und Sättigung: neutrale Farbe ohne Rot und Braun, sehr gut. Aber kein rabenschwarzer Farbton, aber auch kein Grau. Insgesamt doch recht angenehm. Leider klebt die Tinte auf der Feder. Das hasse ich wie die Pest!
2. Schattierung: keine
3. Tintenfluß: gut bis sehr gut
4. Fiederung und Matschen: Ein gewisses Matschen besteht schon. Keine Fiederung auf Moleskine! Die Schrift kommt nicht ganz so scharf und die Tinte zerläuft etwas, gerade bei schlechtem Papier feststellbar.
5. Durchbluten: nein, sehr gute Eigenschaften
6. Wasserfestigkeit: prinzipiell sehr gut mit stabiler Farbe ohne initiales Verwischen oder Zerlaufen. Sehr gut
7. Naß-Wischtest: nicht so gut, bräunliches Verschmieren mit dem Finger problemlos möglich
8. Trocken-Wischtest: tadellos
9. Radierer-Test: deutliches Abreiben, nicht so gut
10. Textmarker-Test: durchgefallen, das ist unschön, gerade wenn man mit der "Salix" vergleicht.

Zusammenfassung der erweiterten Tests zur Resistenz: Prinzipiell steht die Schrift unter Wasser absolut stabil und das beeindruckt, zumal die Tinte beim Schreiben keinerlei erhöhten Aufwand bereitet und sehr gut läuft. Die leichte Dicklichkeit auf bestimmten Papieren kann man akzeptieren, auch auf glattem Papier sehr guter Tintenauftrag. Sehr konfortables Schreiben mit der Lamy-Studio-EF-Edelstahl-Testfeder.
Beim Radiertest, Naß-Rubbeltest aber sieht es nicht mehr so gut aus, dad Verhalten bei Textmarker ist enttäuschend.

Vergleich: Im Vergleich mit den beiden Eisengallus-Tinten im Test fällt für die Archivtinte recht einseitig aus. Die "Salix" verfärbt zwar unter Wasser durch Lösen des Blauanteils, aber unter allen Bedingungen bleibt die Schrift kräftig und der Textmarker-Test ist sehr gut. Die Montblanc Midnight Blue hat ihre Schwächen, wenn sie nicht so sehr in das Papier eindringen kann, auch die Rubbeleigenschaften sind nicht so gut, trocken und naß. Bei glattem Papier verhält sich die Tinte nicht besser als eine "ordinäre" Sheaffer Blue Black. Den zweifellosen ästhetischen Vorteilen der Tinte und deren recht ordentliches Fließverhalten stehen leider Nachteile gegenüber im Bereich der eigentlichen Domäne solcher Tinten, nämlich in der Resistenz. Die "Salix" ist sicher und auch im passenden Halter farblich durchaus sehr überzeugend. Der Tintenfluß ist aber nicht immer befriedigend und man muß de passenden Halter mehr noch suchen als bei der Montblanc.

Beurteilung: siehe ganz unten

Sympathiefaktor: doch ganz gut. Eine sicherlich problemlos handhabbare Tinte für viele Füller. Negativ überrascht haben mich die Eigenschaften bezüglich Oberflächenverhalten unter Rubbeln und unter Textmarker. Das hätte ich mir viel besser vorgestellt. Das Kleben der Tinte auf der Feder paßt mir überhaupt nicht.

Sonstiges: Eine Dokumententinte wird bei Manufactum auch in Königsblau neben Schwarz angeboten. Der Preis ist höher. Möglicherweise sind die Eigenschaften auch etwas anders gelagert. Diese Tinte erfüllt auch die entsprechende ISO-Norm 12757-2.

Viele Grüße
Euer Thomas Baier

Anlage

[Thomas Baier]

Scan 1: Schriftprobe auf Clairefointaine und Moleskine ...

[Thomas Baier]

Scan 2: Tests mit unterschiedlichen Papieren im Wassertest einschl. Rubbeln an den ersten Buchstaben ...

[Thomas Baier]

Scan 3: Radierer und Textmarker im Einsatz. Rückseite bei einfachem Notizzettel (Abreißblock) mit sehr guter Eignung für Tinte, das Durchscheinen ist sehr viel stärker als in Natura, aber im Vergleich zur J. Herbin Vert Empire deutlich geringer (kommt leider nicht so gut raus) ...

[Thomas Baier]

Scan 3: Beurteilung ...

[Thomas Baier]

Und zum Abschluß noch einige Bilder ...
1. Tintenfaß
2. zusammengelegtes Blatt mit Innenbeschriftung
3. aufgeklappt: Darstellung der zuvor aneinanderliegenden Halbseiten mit Beschriftung, kein Abfärben oder Durchpausen

[Thomas Baier]

Jetzt wird an den Anfangsbuchstaben gerubbelt. Alle drei verschmieren, die Archivtinte verliert deutlich an Färbung ...

[Andi36]

Servus Thomas,

da hast Du Dir wieder sehr viel Mühe gemacht, um diese Tinte zu "beleuchten", und das ist Dir ausgezeichnet gelungen.

Wie die WS8 Tinte ist diese wohl nicht tiefschwarz, sondern eher anthrazit-farben. Aber ich finde diesen Farbton bei meiner WS8 sehr angenehm - sie hat einen schönen matten Glanz.

Die Reaktion auf Radieren, sowie Rubbeln überrascht mich genauso wie Dich, wie auch das Verschmieren unter dem Textmarker. Frage: wie viel Zeit ist zwischen dem Schreiben und dem Test vergangen?

Ich werde die entsprechenden Tests mit meiner WS8 nachholen und dem entsprechenden Thread hinzufügen.

Beste Grüße,
Andreas

[Makenshi]

Hallo Thomas,

ich finde Deinen Bericht auch äußerst interessant und Hut ab für die Mühe, die Du Dir hier gemacht hast. Ich hätte nicht gedacht, dass die Archivtinte so abschneidet.
Es wäre toll, wenn man noch einen ähnlichen Vergleich mit anderen „bulletproof“-Tinten wie Noodler’s Black, Noodler’s Heart of Darkness oder Private Reserve Invincible Black machen könnte (von denen ich leider keine besitze).

Gruß,
Tristan

[Tenryu]

Daß die Tinte beim Rubbeln abgeht, ist ganz normal. Dabei werden die obersten Schichten des Papieres bzw. der Tinte abgerieben.
Die Tinte darf ja nicht zu tief in das Papier eindringen, weil sonst die Schrift verläuft oder sie auf die Rückseite durchschlägt.

Die Wasserbeständigkeit der Arcivtinte erinnert mich sehr an jene der Fount India von Pelikan aus meinen eigenen Versuchen.

[Thomas Baier]

Daß die Tinte beim Rubbeln abgeht, ist ganz normal. Dabei werden die obersten Schichten des Papieres bzw. der Tinte abgerieben.
Die Tinte darf ja nicht zu tief in das Papier eindringen, weil sonst die Schrift verläuft oder sie auf die Rückseite durchschlägt.

Die Wasserbeständigkeit der Arcivtinte erinnert mich sehr an jene der Fount India von Pelikan aus meinen eigenen Versuchen.

vielen Dank für die Ergänzungen.

Vielleicht könntest Du, Tenryu, uns Anteil haben lassen an diesen Versuchen. Ich glaube, nicht nur ich würde mich freuen ...

Das Verhalten der Tinten auf Wischen, etc. ist durchaus unterschiedlich. Die Archivtinte läßt sich mit einer gewwissen Cremigkeit gerade so wegdrücken. Die Salix zeigt, so finde ich, sehr deutlich, daß der andere Ansatz mit der Oxidation auch Vorteile haben kann. Jedenfalls kann man daraus nicht folgern, daß die modernen Tinten prinzipiell überlegen sind oder sein müssen.

Ich jedenfalls fand es sehr interessant, welche Unterschiede sich im Detail ergeben, insbesondere auch das recht schwache Abschneiden der Montblanc. Das sehr gute Verhalten der "Salix" im Textmarker-Test fand ich beeindruckend.

Viele Grüße
Thomas

[Thomas Baier]

Die Reaktion auf Radieren, sowie Rubbeln überrascht mich genauso wie Dich, wie auch das Verschmieren unter dem Textmarker. Frage: wie viel Zeit ist zwischen dem Schreiben und dem Test vergangen?

Ich werde die entsprechenden Tests mit meiner WS8 nachholen und dem entsprechenden Thread hinzufügen.

Beste Grüße,
Andreas

Hallo Andreas,

vielen Dank für die lieben Worte. man freut sich ja doch über eine freundliche Resonanz, wenn man sich die Mühe macht.

Ich habe etwa 15 min. gewartet, um den Tinten "die Chance zu geben". Prinzipiell müßte nach dem Trocknen die Tinten es "auch so schaffen". Ich werde der Sache aber nochmals nachgeben. Eine Kontrolle am Folgetag müßte nicht sein, denn das wäre ja auch nicht praxisgerecht.

Ich freue mich auf Deine weiteren Ergebnisse mit der WS8.

Viele Grüße
Thomas

[Thomas Baier]

Hallo Thomas,

ich finde Deinen Bericht auch äußerst interessant und Hut ab für die Mühe, die Du Dir hier gemacht hast. Ich hätte nicht gedacht, dass die Archivtinte so abschneidet.
Es wäre toll, wenn man noch einen ähnlichen Vergleich mit anderen „bulletproof“-Tinten wie Noodler’s Black, Noodler’s Heart of Darkness oder Private Reserve Invincible Black machen könnte (von denen ich leider keine besitze).

Gruß,
Tristan

Hallo Tristan,

vielen Dank für Deine Worte. Besagte Tinte habe ich (leider) auch nicht. Meine Ausrichtung geht auch nicht dahin, da ich mögliche Nachteile, die sich durch intensive Farben, Auslaufen etc. ergeben, nicht akzeptieren könnte.

Viele Grüße
Thomas

[Thomas Baier]

So, nun der Vergleich mit dem Textmarker von Pelikan nach 5 Minuten. Die "Salix" ist offenkundig noch nicht zu Ende gereift und verschmiert noch leicht.

Im 2. Scan wurde das Papier gewässert, über 12 Stunden trocknen lassen und anschließend mit einem Radierer vorsichtig bearbeitet (Wortbeginn). Die Herbin-Tinte Bleu Myosotis war bereits nach der Wässerung komplett verblaßt.

Viele Grüße
Thomas

Anlage

[Ex Libris]

Hallo Thomas,

vielen herzlichen Dank für die Vorstellung der Archivtinte. Seit Ende letzter Woche besitze ich die ebenfalls, ich weiß nur noch nicht, wann die bei mir drangekommen wäre. Aber ich finde doch, dass sie für meine Zwecke sehr vielversprechend ist, da für mich persönlich allein der Wassertest relevant ist und gerade da zeigt sie sich ja dann doch recht positiv.

Ich finde Deine und auch Andreas' Bemühungen mit Radieren und Textmarker sehr interessant, wenn ich dem - für meine Belange jedenfalls - außer Zaungastinteresse auch nichts abgewinnen kann: Im Umfeld von Tintengeschriebenem schreibe ich nicht mit Bleistift, so dass ich auch nicht radiere und ich habe mich schon mein ganzes Leben lang geweigert, etwas derart Abartiges wie Textmarker zu verwenden; noch nicht einmal in der Schule oder dem Studium habe ich mit Derartigem gearbeitet. Und das mit dem Rubbeln sehe ich wie Tenryu: Gerade wenn man eine Schrift auf einem gewässerten Papier bereibt, ist es ganz natürlich, dass sich Bestandteile ablösen. Das lässt sich auch mit Laserdruckerausdrucken oder gar professionell bedruckten Seiten beobachten.

Gleichwohl finde ich Eure Mühen, die Ihr Euch da macht, schon aufschlussreich. Immerhin scheint bei anderen Menschen als mir Bedarf oder praktisches Interesse an solchen Tests zu bestehen.

Viele Grüße,
Florian