J. Herbin Lie de Thé

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Thomas Baier
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J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Thomas Baier » 31.07.2012 22:27

Liebe penexchangeler,

anbei nach längerer Zeit eine kurze Tintenbetrachtung, da mir meine Entdeckung so gut gefällt. Vielleicht gefällt Euch der Bericht.


Tintenbetrachtung
J. Herbin Lie de Thé


Das Teebraun ist ein sehr lebendiges Rehbraun mit wunderbarem goldenen Shading. Sehr guter Tintenfluß. Man sieht schön, wie die hervorragenden Federn in F und Stub die Farbschattierung sehr gut zur Geltung bringen. Mit der Glasfeder sieht man die typische Übersättigung durch den übermäßigen Tintenfluß. Die Grundfarbe sieht man damit aber ebenso schön wie beim Papierausstrich. Die wasserlösliche Tinte trocknet recht schnell und zeigt mit dem Clairefontaine keine Negativeigenschaften, auf dem dafür bekannten Moleskin aber kräftiges Fiedern. Das Durchdrücken damit ist durchschnittlich, aber auch, verglichen mit anderen Papieren, stark.

Meine Einschätzung:
Solche Farben können niemals "everybody´s Darling" sein. Das hängt schon an der Braunfarbe, die manche fasziniert, andere überhaupt nicht berührt. Mit cremefarbenem Papier kommen die warme Farbe und die goldene Schattierung herrlich zum Tragen. Eine warme, sympatische und persönliche Tinte, die ich mir sehr gut als "private Tinte" vorstellen kann. Sie harmoniert mit feinen und breiten Strichstärken und ist nicht Füllhalter-empfindlich.

Von mir alle Daumen hoch. Ich mag (fast) alle Herbin-Tinten, aber diese hat sehr viel Persönlichkeit. Wer solche Tinten gebrauchen kann, der könnte mit der Lie de Thé sehr zufrieden sein.


Thomas

Noch 2 Bilder unter: http://www.pens-and-freaks.de/tinte/j-herbin-lie-de-thé
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Grund: Link berichtigt.

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Andi36
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Andi36 » 31.07.2012 23:17

Hallo Thomas,

auch mir gefällt diese Tinte ganz ausgezeichnet mit ihrem ausgeprägten Shading. Ich hatte sie eine ganze Weile in meinem POY 2008 im Einsatz, zu dem sie sehr gut passt.
Diese Tinte hat - wie auch die Vert Empire und die Cacao du Bresil - eine "trockene" Erscheinung; kräftig von der Entfaltung her, aber nicht aufdringlich wie z.B. die 4001 Braun, sondern sehr zurückhaltend und dezent.

Deine Beobachtungen in Sachen Feathering und Durchbluten kann ich im Großen und Ganzen bestätigen. Auf meinem Oxford 22, dem Rex Briefblock und Brunnen Vivendi funktioniert sie jedoch sehr gut.

Danke Dir für die Vorstellung.
Andreas

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toni
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von toni » 31.07.2012 23:42

Hallo Thomas,

auch von mir herzlichen Dank für die Vorstellung dieser tollen Tinte. Sie sieht in Deinem Test tatsächlich sehr vielversprechend aus. Hätte ich nicht schon Waterman Havanna und MB Toffee Brown kaum genutzt im Schrank stehen, könnte ich glatt schwach werden.
Leider finde ich irgendwie kaum Verwendungsmöglichkeiten für braune Tinten...

Liebe Grüße
Toni
Viele Grüße
Toni

bwandert
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von bwandert » 01.08.2012 8:54

Hallo Thomas!

Vielen Dank für diese Tintenbetrachtung.

Du hast mit natürlich recht, dass diese Tinte nicht "Everybodies Darling" sein kann. Mit Braun-Tönen kann ich mich nicht wirklich anfreunden, obschon diese Tinte auf den ersten Blick sehr angenehm aussieht. Vielleicht sollte ich einfach mal den Mut aufbringen und testen.

Viele Grüße

Ronny

werner
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von werner » 01.08.2012 16:14

Hallo Thomas,

auch ich kann mich mit meinem Dank nur meinen Vorrednern anschließen. Mir gefällt diese Tinte vom Farbton her ausgezeichnet. Die könnte für mich die Waterman Havanna ablösen. Besonders mit dem Pelikan M215 mit der F Feder trifft die Farbe meinen Geschmack. Ich habe da einen M215 mit einer M-Feder, da werde ich das bei nächster Gelegenheit einmal für mich testen.

Viele Grüße
Werner
Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift. (Friedrich Dürrenmatt)

Thomas Baier
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Thomas Baier » 01.08.2012 18:28

Weil auf meiner Webseite nach dem Shading bei feinen und breiten Federn gefragt wurde, nochmals zwei Bilder zur Verdeutlichung.

Ich finde, das Shading ist dabei immer sehr schön und die Tinte hinterläßt einen sehr spannenden Eindruck. Mir geht es so, daß ichdas Geschriebene mit der "Lie de Thé" gerne lese. Eine sehr feine Herbin-Entdeckung für mich.

Thomas
Dateianhänge
Herbin_Lie de The_Sh_CR.jpg
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Herbin_Lie de The_L2000_B_CR.jpg
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Holunderbeere » 05.08.2012 9:38

Hallo Thomas,

Toller Bericht (und schöne Schrift!). Lié de Thé ist auch eine meiner Lieblingstinten.

Grüße,
Barbara
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Thomas Baier » 05.08.2012 12:24

Danke für die freundlichen Rückmeldungen an alle.

Thomas

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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Andi36 » 05.08.2012 15:33

Hallo Barbara,
Holunderbeere hat geschrieben:Hallo Thomas,

Toller Bericht (und schöne Schrift!). Lié de Thé ist auch eine meiner Lieblingstinten.

Grüße,
Barbara
wenn ich mich recht erinnere hast Du auch ein POY 2008. Hast du diese Herbin schon mal mit ihm probiert?

Gruß, Andreas

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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Holunderbeere » 05.08.2012 18:23

Hallo Andreas,

Nein, noch nicht! Aber eine gute Idee (der Ambre der Birmanie war mir zu hell mit der feinen Feder). Ich stelle hier eine Schriftprobe rein, wenn ich es ausprobiert habe!

Grüße,
Barbara
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Pennino » 13.08.2012 18:10

Ciao Thomas,

danke für die Vorstellung !
Dieses Braun gefällt mir sehr gut. Wie Du schon geschrieben hast - ich kann mir gut vorstellen, dass die Tinte auf cremefarbenem Briefpapier super aussehen muß - richtig edel !

Viele Grüße,
Pennino
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Holunderbeere » 26.08.2012 9:33

So, Andreas,

Jetzt wollte ich Dir den Gefallen tun, kann es aber nicht, da meine gräflichen Grande Dames beide diese Tinte nicht lieben. Sowohl mein 2003er mit B-Feder als auch der 2008er mit F-Feder kriegen damit kaum eine Linie aufs Papier, so mager fällt der Tintenfluss aus. Habe schon einen Riesenschrecken bekommen, weil ich dachte, jetzt muss ich die Füller einschicken (Tintenleiter verzogen durch Temperaturschwankungen? Materialfehler? Jemand hat die Selbstzerstörungssequenz eingeleitet? Was weiß man denn?), aber es scheint tatsächlich an der Tinte zu liegen. Als schöne Alternative fällt mir Montblanc Toffee Brown ein, aber das würde dann ja nicht mehr in diesen Thread hier gehören.

Also, das, was hier schon an anderer Stelle über "Gris Nuage" geschrieben wurde, scheint auch auf die Teetinte zuzutreffen: Es sind in manchen Füllern offenbar zickige Tinten.
Mein Classic (in Grenadill, macht sich farblich auch gut) schreibt allerdings gut damit.

Kann oder mag noch jemand eine vergleichende Studie mit einem PoY machen?

Grüße,
Barbara
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Thomas Baier » 26.08.2012 15:57

Hallo Barbara,

die Lie de Thé ist eine Tinte mit einem wirklich überzeugenden Tintenfluß, sie ist ganz und gar sehr weit entfernt von der Gris Nuage, die einfach viel Wasser und wenig Farbpigmente hat.

Herbin-Tinten, die Lie de Thé sowieso nicht, sind keine "zickigen Tinten", wenn mir diese Kritik erlaubt ist. Je mehr man sich mit diesen Herbin-Tinten beschäftigt, desto mehr erkennt man ihr Potenzial. Zumindest mir geht es so.

Je mehr man sich mit Tinten generell befaßt, umso mehr merkt man, daß halt bestimmte Kombinationen besser passen - und andere eben nicht.

Also, ohne die Lie de Thé in Schutz nehmen zu wollen, aber vielleicht passen die GvFC nicht so gut zu dieser Tinte. Ich habe aber mit dieser Marke keinerlei Erfahrungen, die ich beisteuern könnte.

Viele Grüße
und nichts für ungut.
Thomas
Zuletzt geändert von Thomas Baier am 27.08.2012 10:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Andi36 » 27.08.2012 10:42

Hallo Barbara,
Holunderbeere hat geschrieben:So, Andreas,

Jetzt wollte ich Dir den Gefallen tun, kann es aber nicht, da meine gräflichen Grande Dames beide diese Tinte nicht lieben. Sowohl mein 2003er mit B-Feder als auch der 2008er mit F-Feder kriegen damit kaum eine Linie aufs Papier, so mager fällt der Tintenfluss aus...
schade, dass Dein "Schreibparkett" ;-) nicht mit dieser Tinte will, sie passt meines Erachtens sehr gut zu dem Füller, da sie grundsätzlich korrespondierende Farbnuancen in ihrem Shading aufweist: vom Gold-Braun zum Mittelbraun, wie auch das indische Satinholz des Füllers. Diese Farbentwicklung hatte ja Thomas schon beschrieben.

Lie de Thé war aus meinem 2008er schon wieder draußen, aber ich habe ihn für einen vergleichenden Test wieder befüllt, um Deine Feststellung zu prüfen. Zum Gegenüberstellung kamen ein Souverän M1000, ein Faber-Castell Progress (60er Jahre) und ein Omas Milord (der hat einen Ebonit Tintenleiter) hinzu.


Tatsächlich ist es so, dass Lie de Thé im Pen of the Year heller ausfällt als mit den anderen Füllhaltern. Am stärksten fiel der Unterschied auf einem einfachen College-Block (United Office) aus. Auf diesem Papier kommt die Tinte wirklich etwas kraftlos, verschärfend sind die ausgesprochen schlechten Gleiteigenschaften in dieser Kombination. Diese empfand ich als regelrecht unangenehm, da extrem rau.
lie de the - united office.jpg
lie de the - united office.jpg (198.63 KiB) 11815 mal betrachtet
Auf Dresdenpost Bütten, Oxford 22, Rex Briefblock und Brunnen Vivendi macht das Schreiben in der Kombination POY/Lie de Thé dagegen Spaß, die Feder gleitet und die Tinte erhält Ausstrahlung, auch wenn die Tinte heller ausfällt als mit den anderen Haltern. Leider kommt die Beobachtung im Scan nicht so gut rüber, dennoch hier der Vergleich auf Dresdenpost und Rex Papier:
lie de the - dresdenpost.jpg
lie de the - dresdenpost.jpg (199.67 KiB) 11791 mal betrachtet
lie de the - rex briefblock.jpg
lie de the - rex briefblock.jpg (198.2 KiB) 11813 mal betrachtet
Die Fließ-Eigenschaften der Lie de Thé würde ich durchaus als trocken bezeichnen, das hat mir mein Vergleich gezeigt. Bis auf den Omas mit Ebonit Leiter, laufen alle getesteten Füllhalter mit dieser Tinte trockener als mit anderen Tinten. Grenzwertig verhält sie sich im M1000, hier schwankt der Tintenfluss zwischen "gut" bei etwas Druck und "kurz vor dem Abriss" ohne Druck.

Den Grafen bescheinige ich ebenfalls neutralen Tintenfluss mit Tendenz zu "trocken", keinesfalls haben die FH nasse Federn. Meine Erfahrung beruhen auf einem POY, Elemento und Classics in den Federstärken F/M/OM/B/OB. Die Edelstahlfedern von Ambition und E-Motion (F/M/B) laufen ein wenig saftiger, ich würde sagen: neutral mit Tendenz "nass" – also kein großer Unterschied.

Mir gefallen die helleren Brauntöne der Lie de Thé - es sind auch Diese, die ich mit Tee assoziiere. Mein Fazit: Im Pen of the Year erstrahlt die Tinte in Gold-Braun mit Mittelbraunen Shadings, bei den anderen Füllhaltern ist es umgekehrt.

Ob die Tinte das Prädikat "zickig" verdient oder nicht sei mal dahingestellt. Mich reizt die Herausforderung den passenden FH vorauszusagen und im Einsatz zu bestätigen oder umgekehrt die passende Tinte für einen Füllhalter zu erraten, ich verstehe aber auch die Enttäuschung, wenn die Tinte gar nicht so der eigenen Erwartung entspricht...

Zuletzt geändert am 27.08.2012, 11:45: Foto getauscht
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Re: J. Herbin Lie de Thé

Beitrag von Andi36 » 27.08.2012 10:45

... Hier ein Detailfoto auf dem United Office Papier, von oben nach unten:
Pen of the Year
Progress
M1000
lie de the - united (details).jpg
und noch ein Foto mit einer interessanten Beobachtung: die Tinte hat offenbar Farbbeimischungen stark unterschiedlicher Fließeigenschaften. Das ergab hübsche Farbverläufe auf dem Taschentuch beim Abtupfen der Feder nach dem Füllen.
testfüller lie de the.jpg
Beste Grüße,
Andreas
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