Ich hole etwas weiter aus [Eilige bitte ab zur nächsten eckigen Klammer]:
Zum ersten Mal in Kontakt gekommen mit dem Thema Holz bei Füllern bin ich vor einigen Jahren durch einen Pelikan Epoch 364 aus Nussholz. Eigentlich eine sehr spannende Sache und die Formgebung dieses Modells finde ich immer noch ganz große Klasse! Es stellte sich umgehend ein Haben-Wollen ein, doch ein Schnäppchen fand sich nur unter den günstigeren blau-schwarzen 360-Modellen. Also zugeschlagen und festgestellt, dass dieser Patronenschlitten einfach nix für mich ist. Ganz aus dem Kopf wollte das Nussholz-Modell aber nicht, bis ich dann einige Zeit später über ein Schnäppchen aus der Auslage stolperte, was mir leider in aller Deutlichkeit vor Augen führte, dass auch der 364 auf Dauer nichts für mich wäre: Beim Abziehen der Kappe für das erste Probeschreiben setzte kurzzeitig mein Herz aus, weil das Nussholz des Schaftes im Vergleich zum von der Kappe bedeckten Griffstück extrem ausgeblichen war. Die Designeigenart, den kompletten Schaft über das Griffstück aus einem Stück zu bauen, die mich immer so angesprochen hatte, entpuppte sich hier durch das partielle Ausbleichen als echtes Problem für mein ästhetisches Empfinden – oder anders: Das sah einfach total bescheuert aus! (Bei Faber Castells Vorschlag zum Thema Schaft-über-Griffstück-aus-einem-Teil (dem Intuition) ein anderes, aber auch abschreckendes Problem: Der Kappenring macht kreisrunde Kratzer um den Schaft, was auch bei meinen Pelikan Souverän der Fall ist, aber da fällt es nicht so auf, weil es am Übergang von Tintensichtfenster zu Binde liegt. Ist aber alles aus einem Stück, fallen solche 'Störungen' um so mehr ins Auge.)
Nun denn, keinen Epoch Nussholz für mich. Es kam ein kurzes Liebäugeln mit dem Omas Amerigo Vespucci, aber sein wir ehrlich… das Ding ist einfach zu selten und zu teuer. Außerdem ist mir ein Kolbenfüller ganz aus Holz nach wie vor irgendwie suspekt. Da das Teil ohnehin nicht ernstlich in Frage kam, landete ich dann schließlich beim Faber Castell Ambition. In der Kokos-Version ist das Holz ohnehin so wild gemustert und 'grob', dass ein bisschen eventuelles Ausbleichen am Griff nicht weiter auffällt. Leider ist der Schaft am Griffstück irgendwie etwas zu kurz für mich, ich greife auf die Kante… also unbequem. Den Ondoro gibt’s noch, allerdings serienmäßig mit Metallgriffstück und das geht für mich nicht. (Thorsten hat allerdings freundlicherweise auf seinem Blog reduziert.tumblr.com darauf hingewiesen – danke dafür! –, dass die Griffstücke untereinander kompatibel sind und so ein mattschwarzes Griffstück zur Raucheiche… das hat schon was...)
Bleiben noch Stefan Fink (vor kurzem habe ich im Forum gefragt, ob es Erfahrungen mit den Füllern von Stefan Fink gibt – bisher ohne Feedback) oder die Japaner. Bei den Japanern baut Nakaya sehr schöne Stücke. Im Vergleich zu Fink sind sie günstiger, dabei ebenfalls handgemacht und die Feder kommt nicht von Bock sondern vom Nakaya-Mutterkonzern Platinum, also mehr oder weniger in-house, wie man so schön sagt. Aber ganz ehrlich: Wann immer ich nach Nakaya-Holzfüllern schaue, lande ich bei den Urushi-Ebonit-Füllern…
Die zweite japanische Firma wäre dann noch Sailor mit ihrer Serie 'Precious Woods'. Wunderhübsch und das Holz des Schaftes endet beim Ansatz der Kappe, also kein ungleichmäßiges Ausbleichen. Außerdem hat man dort diese abgefahrene Federauswahl inklusive music- oder zoom nib. Uuuund: alles in-house. Aaaaaber leider auch selten und vor allem echt nicht günstig.
Und dann kam die Füllerbörse in Köln 8)
Leider hatte ich es in Köln etwas eilig und war zudem erst etwas später da. Um ganz ehrlich zu sein habe ich nicht mehr wirklich mit einem größeren Einkauf gerechnet. Außerdem war die Vorgabe ohnehin 'nur' ein einziger Füller, wenn überhaupt. Und so schlenderte ich gemütlich durch das dichte Getümmel und begutachtete an einem eher hektischen Tag in Ruhe ausgiebig all die wunderschönen Schätze. Mein erster Besuch der Kölner Messer und ich fand es riesig.
Im letzten Drittel meines Rundgangs führte mich der Weg zu einem Tisch ganz am Rand am Fenster, dessen Auslage durch Sailor und Omas geprägt war. Leider war ich da schon so von Eindrücken erschlagen, dass ich mich nicht mehr an den Namen des Herren erinnern kann und völlig vergessen habe, mir eine Visitenkarte geben zu lassen, was mir sonst nie passiert.
[Ab hier jetzt zum Füller]:
Kurz vorm Weitergehen fiel mir im Augenwinkel ein bisher unbekannter Sailor auf: aus Holz, kein Zweifel. Aber im Gegensatz zu der Precious Woods Serie nicht mit goldenen Akzenten und vor allem ohne das recht breite Goldband am Übergang zwischen Schaft und Griffstück. Bewundernd begutachtet und festgestellt, dass es leider nicht die richtige Feder war… Der Füller kam mit zoom nib: Aufgrund des komplexen Schliffs der Feder lässt sich je nach Winkel der Feder zum Papier die Strichstärke varieren – spannende Idee, hatte ich aber schon einmal und bin damit letztlich nicht zurecht gekommen… Schade… Dann hakte der freundliche Verkäufer ein, dass die Feder getauscht werden könnte (es handelt sich um die 14kt-Federn, die auch in der Pro Gear Slim Serie verbaut werden) – ein kurzes Aufleuchten in meinen Augen – doch dann auch gleich wieder die Ernüchterung: da waren nur noch japanisch XF, was wirklich sehr, sehr, sehrsehr fein ist, und die music nib, die ich bereits in meinem Starburst Galaxy habe.
Während ich durch das verbleibende Drittel der Börse tigerte, ging mir der Sailor nicht mehr aus dem Kopf… aber falsche Feder… und eigentlich ist das Griffstück auch zu schmal… in etwa nur so breit wie bei einem Lamy CP1, nicht mal so 'breit' wie bei einem Pro Gear Slim oder Pelikan M400… schon sehr, sehr schmal… und eine Schachtel gab's auch nicht dazu… und halt echt eigentlich die falsche Feder…
Ihr kennt das vermutlich alle selbst… Geistesabwesend nahm ich beim letzten Stand meiner runde ganz hinten in der Ecke einen Nakaya Picolo in dem herrlichen, aber leider nicht mehr produzierten shiro tamenuri in die Hand. Noch einen mattschwarzen Platinum Urushi Füller mit hervorstehendem Drachenmotiv, den ich bei M. Richter mal live erleben durfte (herzlichen Dank dafür nochmal)… wunderschöne Stifte, aber gedanklich verweilte ich beim Sailor. Nochmal zurück, nochmal probegeschrieben, nochmal davon überzeugt, das die zoom nib echt speziell ist… Aber gekauft habe ich ihn letzten Endes trotzdem

Es handelt sich um einen Sailor Zaimoku Kokutan – Zaimoku ist sozusagen die Precious Woods Serie mit Chrom statt Gold und ohne das breite Band zwischen Schaft und Griffstück. Kokutan bedeutet dann schlicht die Ebenholz-Version. Die Dimensionen entsprechen ziemlich genau denen eines Sailor Pro Gear Slim, allerdings mit Zaimoku mit Steckkappe, etwas schmaleres Griffstück und geschlossen minimal länger als Pro Gear Slim.
Tja, und nun habe ich einen wunderschönen neuen Stift, allerdings mit einer Feder, die ich eigentlich nicht wollte… Aaaaaber, dankenswerterweise hat die Deutsche Bahn mir gestern bei der Rückfahrt tatkräftig durch allerhand Verspätungen dabei geholfen, ein passendes Anwendungsgebiet für den Zaimoku zu finden: Die vorne sehr schmale Feder ist perfekt zum Unterstreichen und Annotieren in Texten, wohingegen die breite, flache Seite der Feder eine wirklich eindrucksvolle Unterschrift beschert und zumindest gestern hat mein regulärer Schreibwinkel gut der Feder harmoniert und eine ganz brauchbare Strichstärke erzeugt – anders als bei meiner letzten Zoom-Feder. Deshalb hier kurz die Frage in die Runde: Weiß jemand, ob die Zooms maschinell oder von Hand geschliffen werden? Mir scheint ein recht deutlicher Unterschied zwischen meinen beiden Zooms vorzuliegen (aber die letzte liegt nun auch schon recht lang zurück, ich mag mich also irren). Das würde eine recht breite Streuung bedeuten, was bei Handschliff verständlich, bei maschinellem Schliff für Sailor eher untypisch wäre.
Wie dem auch sei, jetzt mal schauen, ob wir zwei Freunde werden. Bisher sieht's ganz gut aus.
Der Füller ist – wie bei meinen Sailors grundsätzlich – sehr präzise und sauber verarbeitet. Nichts wackelt, keinerlei Spiel, der Kappenrand berührt den Schaft nicht, es ist rundum ein gleichmäßig winziger Spalt. Das Holz der Kappe ist offenbar komplett auf eine Metallhülse gesteckt, um für Stabilität zu sorgen, was mir sehr gefällt. Der Schaft hingegen hat vorne eingelassen ein Metallgewinde, innen ist er allerdings vollholz. Das Griffstück ist aus Kunststoff und wie bei Sailor üblich sieht man die Nähte des Spritzgussverfahrens relativ deutlich. Es stört mich allerdings nicht.
Auch wenn Ebenholz ein schweres Holz ist, ist der Füller federleicht wie ein Nakaya Ebonit. Der Clip ist relativ langweilig, allerdings stielt der der Maserung des Holzes so wenigstens nicht die Show. Was ich tatsächlich vermisse, ist der hübsche Anker auf dem Kappenkopf – aber wie beim Clip gilt: Im Design steht ganz klar nur das Holz selbst im Vordergrund und eigentlich ist das auch gut so!
Anbei Bilder zum Füller und auch zur Feder (soweit mir das gelungen ist).













