Tintenreste mit Kaiser-Natron entfernen

[Strombomboli]

Liebe Freunde,

vor einiger Zeit habe ich bei Ebay einen Reform-Calligraph mit 1,5-mm-Feder für wirklich wenig Geld ersteigert. Vermutlich lag er, bevor er versteigert wurde, zwanzig Jahre lang herum, ohne zuvor gereinigt oder wenigstens entleert worden zu sein. So ist die wahrscheinlich schwarze Tinte eingetrocknet, was man gut am Tintensichtfenster sehen konnte. Ich hatte ihn zunächst nur ausführlich mit Wasser gereinigt. Wenn das so fest sitzt, dachte ich, dann bleibt es eben sitzen, und habe trotzdem Tinte eingefüllt und sehr gerne mit diesem Füller geschrieben. Nur hat er mir schnell alle Tinten versaut, das heißt, ich habe gelernt, daß alte Tinte wirklich insgesamt entfernt werden muß.

Also habe ich es in der letzten Woche mit Citronensäure, Gebißreiniger und Ascorbinsäure versucht, aber das hat alles nichts genützt. Jedoch wurde hier, als es um die Reinigung eines Visconti-Tintenfasses ging, nebenbei auch Natron empfohlen, also Natriumhydrogencarbonat, das als Kaiser-Natron verkauft wird; ich glaube, auch Bullrich-Salz besteht daraus.

Jedenfalls habe ich zwei Kaiser-Natron-Tabletten in einem kleinen Schraubdeckelglas aufgelöst, den Füller damit befüllt, und nun löst sich die Tinte! Ich mache das jetzt seit zwei Tagen, und das Tintensichtfenster wird immer klarer. (Also aufziehen, etwas wirken lassen, auf einem Küchentuch auslaufen lassen, und von vorne; vielleicht könnte man auch einfach etwas länger warten, aber dazu bin ich zu ungeduldig.) Ich bin begeistert!

[newlife]

Hallo Iris!

Das ist ja auch mal ein guter Tipp, danke!

[Tombstone]

Hallo Iris,

halt uns bitte auf dem Laufenden - das klingt sehr interessant.

Ohne persönliche Hintergedanken: sag auch Bescheid, wenn irgendwas am Füller auf Grund der Bearbeitung den Geist aufgibt...

[Strombomboli]

Nun habe ich versäumt, den Erfolg zu vermelden: ich habe den Füller komplett sauber gekriegt, das habe ich ja gestern schon an anderer Stelle geschrieben. Er schreibt irgendwie anders als meine anderen 1,5-mm-Federn, aber weich und willig. Manchmal hat er minimale Aussetzer, was mir nicht am Füller zu liegen scheint, sondern daran, wie ich ihn halte. Womöglich ist diese Feder "scharf geschliffen", danach war ja gestern gefragt worden.

[aljen]

Mir ging’s auch so – danke an den Thread-Eröffner für den Tipp! So konnte ich so manchen geradezu biblisch unreinen Füller wieder in die „wie neu“-Form bringen – darunter auch meine zwei uralten Reform-Calligraph.

Hätte ich doch früher besser an die Oma gehört, die tatsächlich alle möglichen Arbeiten im Haushalt mit Natron erledigte (außer denjenigen, die der Opa mit Ballistol hinbekam).

[Tenryu]

Die Verwendung von Natron klingt einleuchtend, da die meisten Tinten mehr oder weniger sauer sind. Vermutlich wäre auch Soda geeignet. (Manche empfehlen auch Salmiakgeist (Ammoniak).

[Tombstone]

Sag mal, Iris, hast Du eigentlich den Tintenleiter für die Reinigung heraus gedreht?

[Strombomboli]

Sag mal, Iris, hast Du eigentlich den Tintenleiter für die Reinigung heraus gedreht?

Nee, hab' ich nicht, sowas kann ich gar nicht. (Kann nur rausziehen, wenn es vorgesehen ist.)

[wilfhh]

Hab das jetzt alles mit großem Interesse gelesen, da ich mich künftig auch mal ein bisschen mit älteren Füllern beschäftigen will. Auch von mir vielen Dank! Sag mir bitte nur noch eins, liebe Iris: wozu "auf einem Küchentuch auslaufen lassen"? Warum nicht gleich in den Orkus - oder ist das bei dem Zeugs aus Umweltgründen nicht erlaubt und Du entsorgst das Küchentuch im Sondermüll?
Grüßle,
Wilfried

[Pennino]

Wilfried, schau mal da:

http://www.holste.de/kaisernatron.htm

Grüße,
Pennino

[wilfhh]

Äh... - ja eben! Wenn man das Zeugs schlucken kann (ich meine wohl z.B. gegen Kater?), kann's ja wohl soo giftig nicht sein. Also warum sollte man es dann auf ein Küchentuch drüppeln lassen? Küchentuch aufheben für den nächsten Kater, dann aussaugen?

[Strombomboli]

Ich meinte, daß ich den offenen Füller mit der Feder nach unten auf ein Zellstofftuch, auch bekannt als "Küchentuch" (saugfähig!) gestellt habe, damit die eingefüllte Flüssigkeit herausgesogen wird. Das wird doch laufend empfohlen und hat mit der Flüssigkeit selbst gar nichts zu tun. Was genau hast du nicht verstanden?

[wilfhh]

Hab Geduld, bitte, ich geb' mir ja Mühe! Wenn ich beim Reinigen Wasser aus einem Füller hinausexpedieren möchte, halte ich ihn, Feder nach unten, über's Waschbecken und drehe so lange am Füllknopf, bis nichts mehr tropft. Küchenpapier (Kosmetiktücher aus der Schachtel gehen auch ganz gut) brauche ich nur, um ihn anschließend abzutrocknen.
Meintest Du das so?
:-)
W.

[Strombomboli]

Nein, ich meinte das nicht so, ich hab's tatsächlich immer über das Zellstofftuch herauslaufen lassen, weil ich keine Lust hatte, fünf Stunden lang den Füller auf und zu zu drehen.

Es war natürlich völlig überflüssig, ich hätte ihn auch einfach liegenlassen können und jede halbe Stunde die Flüssigkeit erneuern oder ich hätte überhaupt nur einmal diese Flüssigkeit einfüllen und dann zwei Tage warten können, aber so gefiel es mir besser. Und weil die Sache bei mir genau so funktioniert hat, habe ich den Vorgang eben auch ganz genau so geschildert.

[QuixNoux]

Ich sauge die Halter auch mit Küchenpapier leer, meistens weil ich sie gleich neu befüllen möchte und nicht erstmal eine Seite mit wasserverdünnter Tinte schreiben will. Man sieht dann auch gleich, wie gründlich die Reinigung war, erstaunlich oft gibt es beim Heraussaugen noch einen Farbstich, egal wie klar vorher alles war.

Es ist ja auch recht logisch, beim auf- und zudrehen wird vor allem der gerade Kanal des Tintenleiters und der Entlüftungsweg gespült. Die riesige Gesamtoberfläche des Tintenleiters kann aber sehr viel Speichern und das wird nicht unbedingt durchgespült, weil es gewissermaßen eine Sackgasse ist. Erst durch das Leersaugen kommt man an diese versteckten Reste heran. Daher mag ich meine Pilot Halter auch so gerne, Tintenleiter raus, abwaschen, durchpusten, fertig.