Hallo zusammen,
meiner Tintensammlung habe ich jüngst die Parker Penman Emerald (als Patronen) hinzugefügt. Die Penman Tinte wurde von Parker ca. vor 10 Jahren vom Markt genommen.
Mir ist schon in der Vergangenheit aufgefallen, dass bei alten Tintenpatronen der Inhalt schwindet, meine Pelikan 4001 Senf/Khaki/Helianthe Patronen sind nur ca. 3/4 voll, die aktuell erstandenen Emerald Patronen sind nur noch halb voll.
Der Ausgleich des fehlende Tintenvolumens mit destilliertem Wasser funktioniert gut, die Tinte lässt sich einwandfrei schreiben und ein Verlgleich mit Titen Reviews im Netz zeigt, dass der Farbton vom Original kaum abweichen dürfte; ohne sie zu verdünnen wirkt sie fast schwarz.
Aber wie gibt's das mit dem Schwund?
Die Pelikan Patronen sind mit einem Kügelchen verschlossen - da kann ich mir noch vorstellen, dass die Patrone nicht hermethisch verschlossen ist und über die Jahre flüchtige Bestandteile der Tinte am Verschluss vorbei verdunsten können.
Die Parker Patronen sind jedoch fest verschweisst, hier muss beim Einlegen der Patrone in den Füller eine Membran vom Tintenleiter durchstochen werden. Die Parker Patrone schliesst meines Erachtens den Inhalt hermetisch ab - wie aber verliert sich dann der Inhalt - diffundieren Bestandteile durch den Kunststoff hindurch?
Was meint Ihr zum Thema Verdunsten?
Und - gibt es bessere Alternativen für das Verdünnen als Wasser?
Andreas
Warum verdunstet Tinte aus der geschlossenen Patrone?
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Warum verdunstet Tinte aus der geschlossenen Patrone?
Don't feed the troll.
Re: Warum verdunstet Tinte aus der geschlossenen Patrone?
Hallo Andi
Das ist genau die richtige Frage für einen Chemiker *g* Der Eindruck, die Patrone sei eine Art "Tresor", in den nichts hineinkommt und aus dem auch nichts hinausgelangt, ist falsch. Über längere Zeiträume ist es eben doch möglich, dass dort etwas "hindurchdiffundiert", wie man in der Fachsprache sagt. Es ist so, dass Wassermoleküle verglichen mit anderen in der Tinte enthaltenen Molekülen (Farbstoffe und vielleicht Konservierungsmittel oder Stabilisatoren) sehr klein sind. Die Geschwindigkeit, mit der solche Moleküle durch die Kunststoffwandung wandern können, ist nun sehr gering aber sie nimmt mit zunehmender Größe nochmal rapide ab. Somit ist das Wasser als kleinstes in der Tinte enthaltenes Molekül dazu prädestiniert, langsam an den Kunststoffmolekülen vorbei durch den Kunststoff zu wandern und an der Außenseite zu verdunsten. Das passiert immer so langsam, dass sich dort niemals Tröpfchen bilden werden - das Wasser wird immer schneller von der Patronenaußenseite verdunsten als es nachdiffundieren kann. Aber fakt ist, dass diese Wanderung des Wassers passiert. Und sie passiert eben nicht nur an der Verschlusskugel vorbei sondern auch durch eine zugeschweißte Patrone.
Deswegen macht man meiner Meinung nach auch nicht viel falsch wenn man die Patronen einfach mit Wasser auffüllt. Allerdings muss man berücksichtigen, dass sie über den langen Zeitraum die Tinte auch anderweitig verändert haben könnte - zum Beispiel durch Ausflockung.
Viele Grüße,
Daniel
Das ist genau die richtige Frage für einen Chemiker *g* Der Eindruck, die Patrone sei eine Art "Tresor", in den nichts hineinkommt und aus dem auch nichts hinausgelangt, ist falsch. Über längere Zeiträume ist es eben doch möglich, dass dort etwas "hindurchdiffundiert", wie man in der Fachsprache sagt. Es ist so, dass Wassermoleküle verglichen mit anderen in der Tinte enthaltenen Molekülen (Farbstoffe und vielleicht Konservierungsmittel oder Stabilisatoren) sehr klein sind. Die Geschwindigkeit, mit der solche Moleküle durch die Kunststoffwandung wandern können, ist nun sehr gering aber sie nimmt mit zunehmender Größe nochmal rapide ab. Somit ist das Wasser als kleinstes in der Tinte enthaltenes Molekül dazu prädestiniert, langsam an den Kunststoffmolekülen vorbei durch den Kunststoff zu wandern und an der Außenseite zu verdunsten. Das passiert immer so langsam, dass sich dort niemals Tröpfchen bilden werden - das Wasser wird immer schneller von der Patronenaußenseite verdunsten als es nachdiffundieren kann. Aber fakt ist, dass diese Wanderung des Wassers passiert. Und sie passiert eben nicht nur an der Verschlusskugel vorbei sondern auch durch eine zugeschweißte Patrone.
Deswegen macht man meiner Meinung nach auch nicht viel falsch wenn man die Patronen einfach mit Wasser auffüllt. Allerdings muss man berücksichtigen, dass sie über den langen Zeitraum die Tinte auch anderweitig verändert haben könnte - zum Beispiel durch Ausflockung.
Viele Grüße,
Daniel
Re: Warum verdunstet Tinte aus der geschlossenen Patrone?
Das gleiche Phänomen kann man auch bei Pneus oder Gasflaschen feststellen. Wasserstoff etwa dringt selbst durch massive Stahlflaschen verhältnismäßig leicht hindurch, so daß man ihn unter hohem Druck nicht lange lagern kann. Und Pneus werden mitunter statt mit Luft mit speziellen Gasen, deren Molekeln größer sind, aufgeblasen, so daß sie den Druck länger halten.
Auch Lebensmittel, die luftdicht eingeschweißt sind, können mit der Zeit ranzig werden, weil der Luftsauerstoff durch die Plastefolie hindurch diffundiert.
Für Tintenpatronen könnte man sich folgene Lösung vorstellen: Die Patronen in einem Einmachglas mit (destilliertem) Wasser lagern.
Allerdings könnte ich mir vorstellen, daß sie bei längerer Lagerung u.U. platzen könnten, weil dann durch Osmose Wasser von außen nach innen dringt.
Ich denke jedoch, daß dies aber doch etliche Monate, wenn nicht Jahre dauern dürfte, zumal in den Patronen ja immer noch ein wenig Luft ist.)
Auch Lebensmittel, die luftdicht eingeschweißt sind, können mit der Zeit ranzig werden, weil der Luftsauerstoff durch die Plastefolie hindurch diffundiert.
Für Tintenpatronen könnte man sich folgene Lösung vorstellen: Die Patronen in einem Einmachglas mit (destilliertem) Wasser lagern.
Allerdings könnte ich mir vorstellen, daß sie bei längerer Lagerung u.U. platzen könnten, weil dann durch Osmose Wasser von außen nach innen dringt.
Ich denke jedoch, daß dies aber doch etliche Monate, wenn nicht Jahre dauern dürfte, zumal in den Patronen ja immer noch ein wenig Luft ist.)
Re: Warum verdunstet Tinte aus der geschlossenen Patrone?
Danke Euch für die profunden Informationen, ich kann das nachvollziehen.
Daniel: Du hast das Thema Zusätze in der Tinte angesprochen, und als Beispiele Konservierungsmittel oder Stabilisatoren genannt. Was könnten das für Stoffe sein?
An derartige Zusätze habe ich noch gar nicht gedacht, es hört sich aber schlüssig an, dafür zu sorgen, dass sich die Farblösung/Dispersion im Laufe der Zeit nicht wieder - oder nur langsam - entmischt und dasss die Tinte möglichst nicht zu schimmeln beginnt.
Ich persönlich hätte in der Tinte vor allem Zusätze erwartet, die das Trocknungsverhalten verbessern, indem sie eine schnelle Absorbtion durch das Papier ermöglichen, und/oder durch Beschleunigung der Evaporation - ich denke da an Alkohol und mir ist z.B. bei Noodler's und Diamine ein stechender Geruch aufgefallen.
Vielleicht liest ja hier auch jemand mit, der in der Tintenküche zu Hause ist und ein bißchen was durchblicken lassen kann, ohne die Rezepturen zu verraten
.
Gruß,
Andreas
Daniel: Du hast das Thema Zusätze in der Tinte angesprochen, und als Beispiele Konservierungsmittel oder Stabilisatoren genannt. Was könnten das für Stoffe sein?
An derartige Zusätze habe ich noch gar nicht gedacht, es hört sich aber schlüssig an, dafür zu sorgen, dass sich die Farblösung/Dispersion im Laufe der Zeit nicht wieder - oder nur langsam - entmischt und dasss die Tinte möglichst nicht zu schimmeln beginnt.
Ich persönlich hätte in der Tinte vor allem Zusätze erwartet, die das Trocknungsverhalten verbessern, indem sie eine schnelle Absorbtion durch das Papier ermöglichen, und/oder durch Beschleunigung der Evaporation - ich denke da an Alkohol und mir ist z.B. bei Noodler's und Diamine ein stechender Geruch aufgefallen.
Vielleicht liest ja hier auch jemand mit, der in der Tintenküche zu Hause ist und ein bißchen was durchblicken lassen kann, ohne die Rezepturen zu verraten

Gruß,
Andreas
Don't feed the troll.
Re: Warum verdunstet Tinte aus der geschlossenen Patrone?
Hallo nochmal,
Ich habe noch nie eine richtige Tintenanalyse gelesen aber ich kann mir ein paar Substanzen vorstellen, die drin sein könnten. An Konservierungsmitteln (man kann auch spezielle Zusätze für Tinten kaufen) kann ich mir am ehesten Benzoesäure und Sorbinsäure vorstellen. Die werden auch in Lebensmitteln eingesetzt und töten Pilze und Bakterien ab. Eine weitere Gruppe von Zusätzen könnten Substanzen sein, die den Tintenfluss beeinflussen. Ich meine mal gehört zu haben, dass dafür sog. Polyethylenglykole eingesetzt werden. Manche Tinten sollen sogar Zucker- oder stärkeartige Substanzen enthalten. Auch da kann ich mit vorstellen, das die das Fließverhalten oder die Stabilität der Mischung beeinflussen. Fakt ist ja, dass einige Tinten einen spezifischen Geruch haben aber normaler Alkohol dürfte dort eher nicht enthalten sein, denn der verflüchtigt sich sehr schnell und da gerade Tinte in Fässern eine Weile halten muss wird man davon wohl eher absehen. Soweit ich weiß ist aber in der Schreibflüssigkeit von Filzstiften manchmal Alkohol enthalten.
Noch ein Wort zu den Reifen (oder Pneus wie sie in der Schweiz heißen - das hat mich einiges an Hirnschmalz gekostet als ich mich als Schüler durch "Homo faber" kämpfen musste). Was Du schreibst, Tenryu, ist richtig. Das Füllgas kann durch den Reifengummi hindurchdiffundieren - der hohe Druck im Reifeninneren trägt dazu ein übriges bei. Allerdings werden andere Füllgase als Luft genauso schnell diffundieren. Es gibt Firmen, die Autoreifen mit Stickstofffüllung verkaufen und das als "Power Air" anpreisen. Das ist aber nichts Anderes als Verarschung, denn Luft besteht zu 80% aus Stickstoff und die entsprechenden Moleküle sind nur unwesentlich größer als die des anderen Hauptbestandteils Sauerstoff. Als Studenten haben wir uns über Prospekte, in denen so etwas angepriesen wurde, vor Lachen kugeln können. Wo es in der Tat Sinn hat, Reifen mit Stickstoff zu befüllen ist bei Flugzeugen. Die werden nämlich beim Landen und Bremsen extrem heiß und könnten sich dann durch den im Inneren unter hohem Druck (und damit in erklecklicher Menger) vorhandenen Sauerstoff leicht entzünden.
Stickstofffüllungen für Autoreifen sind dagegen nichts als Geschäftemacherei...
Ich habe noch nie eine richtige Tintenanalyse gelesen aber ich kann mir ein paar Substanzen vorstellen, die drin sein könnten. An Konservierungsmitteln (man kann auch spezielle Zusätze für Tinten kaufen) kann ich mir am ehesten Benzoesäure und Sorbinsäure vorstellen. Die werden auch in Lebensmitteln eingesetzt und töten Pilze und Bakterien ab. Eine weitere Gruppe von Zusätzen könnten Substanzen sein, die den Tintenfluss beeinflussen. Ich meine mal gehört zu haben, dass dafür sog. Polyethylenglykole eingesetzt werden. Manche Tinten sollen sogar Zucker- oder stärkeartige Substanzen enthalten. Auch da kann ich mit vorstellen, das die das Fließverhalten oder die Stabilität der Mischung beeinflussen. Fakt ist ja, dass einige Tinten einen spezifischen Geruch haben aber normaler Alkohol dürfte dort eher nicht enthalten sein, denn der verflüchtigt sich sehr schnell und da gerade Tinte in Fässern eine Weile halten muss wird man davon wohl eher absehen. Soweit ich weiß ist aber in der Schreibflüssigkeit von Filzstiften manchmal Alkohol enthalten.
Noch ein Wort zu den Reifen (oder Pneus wie sie in der Schweiz heißen - das hat mich einiges an Hirnschmalz gekostet als ich mich als Schüler durch "Homo faber" kämpfen musste). Was Du schreibst, Tenryu, ist richtig. Das Füllgas kann durch den Reifengummi hindurchdiffundieren - der hohe Druck im Reifeninneren trägt dazu ein übriges bei. Allerdings werden andere Füllgase als Luft genauso schnell diffundieren. Es gibt Firmen, die Autoreifen mit Stickstofffüllung verkaufen und das als "Power Air" anpreisen. Das ist aber nichts Anderes als Verarschung, denn Luft besteht zu 80% aus Stickstoff und die entsprechenden Moleküle sind nur unwesentlich größer als die des anderen Hauptbestandteils Sauerstoff. Als Studenten haben wir uns über Prospekte, in denen so etwas angepriesen wurde, vor Lachen kugeln können. Wo es in der Tat Sinn hat, Reifen mit Stickstoff zu befüllen ist bei Flugzeugen. Die werden nämlich beim Landen und Bremsen extrem heiß und könnten sich dann durch den im Inneren unter hohem Druck (und damit in erklecklicher Menger) vorhandenen Sauerstoff leicht entzünden.
Stickstofffüllungen für Autoreifen sind dagegen nichts als Geschäftemacherei...