Hallo Audace
nach Deiner Schilderung zu urteilen sind höchstwahrscheinlich Tintenrückstände dunkler Tinte von früheren Befüllungen für das Übel verantwortlich.
Die Tinte selbst wird nicht schwarz. Bei manchen (vor allem hellen) Tinten kann man beobachten, dass sie ihre Intensität ändern, wenn der Füller längere Zeit nicht geschrieben wurde und die Tinte im Bereich der Feder/Zuführung eindickt. Dann wirken die ersten Worte oder Zeilen dunkler, manchmal ändert sich auch der Farbton - die Pelikan 4001 Türkis ist ein gutes Beispiel dafür.
Im Inneren eines Füllers gibt je nach Bauart mehr oder weniger viele kapillare Spalte - und damit meine ich nicht den gewollten Kapillarspalt der die Tinte zur Feder transportiert, sondern die Spalte die sich durch Zusammenbau der einzelnen Bestandteile (Feder, Zuführung, Kollektor, Griffstück, ... ) untereinander ergeben. Die Spalte entstehen an den Kontaktflächen und insbesondere Schraubgewinde sind ganz famose Kapillaren, in die es schon bei der ersten Befüllung Tinte zieht. Ist der Spalt erst mal gefüllt, halten die Kapillarkräfte den Inhalt fest, saugen aber keine neue Flüssigkeit an, deshalb ist das Spülen mit fließendem Wasser wirkungslos. Auch Ultraschall - wie von Andreas bestätigt - hilft hier nicht weiter: es löst Verkrustungen, transportiert sie aber auch nicht aus den Spalten.
An der Stirnseite der Kapillare geschieht nun folgendes: die dunkle Tinte im Spalt kommt in Kontakt mit der hellen Tinte mit der Du gerade Schreibst. Sie durchmischen sich NICHT durch Strömung , aber die helle Tinte (geringe Sättigung mit Farbpartikeln) "saugt" die Farbe aus der dunklen Tinte (hohe Sättigung mit Farbpartikeln). Ich bin kein Chemiker, aber soweit ich mich erinnere ist "Osmose" der Begriff für das Bestreben die Sättigung anzugleichen.
Dieser Prozess geht sehr langsam vor sich (das ist der andere Grund warum das Spülen mit fließendem Wasser kaum wirkt), aber leider reichen schon äußerst geringe Mengen dunkler Farbstoffe um vergleichsweise riesige Mengen heller Tinte nachhaltig zu verändern.
Zufälligerweise reinige ich gerade meinen Parker "51" Demonstrator, d.h. ein durchsichtiges Modell, an dem Du gut erkennen kannst, wie sich die Tinte im Gewindebereich festsetzt und wie sich das klare Wasser, das ich eingefüllt habe innerhalb von 2 Wochen verfärbt hat. Auf dem Bild siehst Du den Demonstrator und daneben ein zerlegtes Exemplar, damit Du Dir vorstellen kannst wie das von innen aussieht
Soweit die Erklärung, aber was kannst Du tun:
Die einzig sichere Lösung für Dein Problem ist: Füller zerlegen und reinigen, falls Du das kannst, sonst ans Fachgeschäft wenden.
Mit viel Zeit und Geduld kannst Du auch wie folgt vorgehen:
- Füller mit Wasser spülen bis nur noch klares Wasser rauskommt
für diese Prozedur kannst du den Konverter benutzen.
soweit der einfache und schnelle Teil, nun zum "ätzenden" Teil
- Füller mit klarem Wasser betanken und auf die Seite legen
- nach ca. 1 Woche entleeren - neu befüllen - weglegen
- nach ca. 1 Woche .....
... bis nur noch gering verfärbtes Wasser aus dem Füller kommt.
Dir ist klar worauf das hinausläuft und den Füller kannst Du auch nicht nutzen

Wurde der Füller viel mit dunkler Tinte geschrieben ohne ihn gelegentlich zu reinigen, dann ist die o.g. Prozedur möglicherweise ein hoffnungsloses Unterfangen. Neulich hatte ich einen Füller in der Hand dessen Griffstück vollständig mit einer zähen blau-schwarzen Masse wie Dosen-Schuhcreme ausgefüllt war, da geht ohne zerlegen nichts mehr.
Gruß, Andreas
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