Sheaffer Prelude - ein Erfahrungsbericht

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Christian Mücke
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Sheaffer Prelude - ein Erfahrungsbericht

Beitrag von Christian Mücke »

Hallo zusammen,

nachdem ich hier im Forum so viele fachkundige Füller-Tests und Erfahrungsberichte lesen durfte, wollte ich auch mal einen beisteuern. Leider sind alle meine hochwertigen Füller bereits hier hinlänglich besprochen worden. Daher starte ich mit einem robusten Alltagsbegleiter aus dem mittleren Preissegment des Hauses Sheaffer: dem „Prelude“ – und zwar in der Chrom/Nickel-Ausführung.
Die Anschaffung war keine geplante Tat, sondern ein Gelegenheitskauf. Er und einige seiner Kollegen wurden in einem Kölner Schreibwarengeschäft zu stark reduzierten Preisen angeboten. Laut Händler wollte er seine Sheaffer-Restbestände abverkaufen, da er die Marke aus dem Programm genommen hat.
Das bringt mich auch direkt auf ein Problem zu sprechen, das Peter bereits in seinem Valor-Erfahrungsbericht thematisiert hat: Sheaffer-Füller und das passende Zubehör sind nicht mehr überall zu bekommen. Gerade die Konverter und die Patronen sind rar. Via Internet und mithilfe von guten Fachhändlern lässt sich das Problem aber lösen.


Äußerlichkeiten:
Trotz seines moderaten Preises macht der Prelude einen recht wertigen Eindruck. In der gebürsteten Chrom-Variante liegt er angenehm schwer und kühl in der Hand. Der polierte Zierring am Kappenanfang und der ebenfalls glänzende Clip setzen kleine Akzente.
Geschlossen misst er 13,4 Zentimeter, geöffnet bleiben 12,2 Zentimeter in der Hand. An seiner dicksten Stelle, am Übergang vom Schaft zum Griffstück, misst er etwas mehr als 1 Zentimeter im Durchmesser. Zum Kappen- und zum Schaftende verjüngt sich der Prelude ein wenig. Der Abschluss des Schaftes ist perfekt abgerundet.
Am unteren Ende der Kappe befindet sich ein hochglanzpolierter, gut 0,5 Zentimeter breiter Kappenring, in den der Sheaffer’s-Schriftzug eingraviert ist. Den Kappenkopf ziert eine perlmuttfarben-glänzende runde Einlage. Die Kappe schließt mit einem satten Knacken und sitzt angenehm fest. Ein versehentliches Öffnen ist somit kaum möglich. Um den Füller etwas zu verlängern, kann man die Kappe hinten auf den Schaft aufsetzen. Der Prelude misst dann 15,2 Zentimeter.
Der Clip ist in der Mitte geschlitzt und angenehm stramm. Er trägt den für die höherwertigen Sheaffer-Stifte üblichen „White Dot“.
Das Griffstück ist aus schwarzem Kunststoff gefertigt. Zwei geriffelte Einkerbungen geben die Handhaltung vor. Negativ fallen die beiden Spritzgussnähte an den Seiten des Griffstücks auf. Diese stören beim Schreiben zwar nicht, trüben aber das optische Bild. Positiv: das lange Gewinde des Griffstücks lässt es eine bombenfeste Verbindung mit dem Schaft eingehen.
Die Feder (Stärke B) ist in der Chrom/Nickel-Variante aus Edelstahl. Eingraviert ist auch hier der Firmenschriftzug. Die Strichstärke fällt tendenziell dicker aus als bei vergleichbaren Größen anderer Hersteller.
Tinte zieht der Prelude über Sheaffer-Tintenpatronen oder einen geeigneten Konverter. Die Patronen sitzen sehr fest, der Konverter zieht seine Tinte problemlos über die Feder – und hält diese auch auslaufsicher fest. Auch bei ruppigem Transport tritt keine Tinte durch die Feder aus.

Schreibeigenschaften:
Die Schreibeigenschaften dieser Feder sind über jeden Zweifel erhaben. Tintenflussprobleme treten auch bei längerem Schreiben (egal ob mit Patrone oder Konverter) nicht auf. Für Vielschreiber, die einen robusten Alltagsfüller suchen, wäre er daher ideal. Die Feder ist zwar relativ rigide, dafür ist das Korn dermaßen gut geschliffen, dass er butterweich über jedwedes Papier gleitet. Der Tintenfluss ist satt, aber nicht unangenehm nässend.

Fazit:
Nach einem knappen Jahr im Einsatz kann ich guten Gewissens sagen: Der Prelude ist jeden Cent wert. Sicher ist er nicht das prestigeträchtigste Schreibgerät. Dafür ist er sehr robust und mit hervorragenden Schreibeigenschaften gesegnet. Zu bekommen ist er in zehn verschiedenen Material- und Farbkombinationen (preislich zwischen 40 und 100 Euro). Zwei Dinge seien hier noch erwähnt: der Prelude neigt, wenn er offen und ohne hinten aufgesteckte Kappe liegt, deutlich dazu, Eigenleben zu entwickeln. Besonders auf unebenen Flächen beginnt er gerne zu rollen. Nach diesem kleinen Kritikpunkt noch etwas Positives zum Abschluss: Durch einfachen Tauschs des Griffstücks kann der Füller in einen Tintenroller verwandelt werden. Für eine kleine Mehrinvestition erhält man so zwei Stifte in einem.

Weitere Informationen gibt es hier:
http://www.sheaffer.com/writing/prelude/


Auf eure Erfahrungen mit dem Prelude bin ich gespannt!!

Viele Grüße,
Christian
St1
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Beitrag von St1 »

Hallo Christian,

nach längerer Zeit habe ich mir letztes Jahr auch einen Prelude zugelegt; -ebenfalls in der Chrom / Nickel- Ausführung.
Obwohl ich bestimmt schon seit über 10 Jahren einen Kauf eines Sheaffer Füllfederhalters erwägte, war es lange nicht sicher, ob die Schreibwarenhändler Sheaffer Modelle im Sortiment hatten oder nehmen wollten.
Auf meinen Wunsch das nicht vorrätige Modell Agio kaufen zu wollen, reagierte der Schreibwarenhändler nicht !?
Erleichtert war ich, das die Problematik -irgendwo ein Sheaffer-Schreibgerät aus dem aktuellen Programm kaufen zu können- wohl nichts mit der Qualität der Schreibgeräte zu tun hat.
Meiner Ansicht nach ist der Prelude in Ordnung.
Deinem Bericht ist nicht viel hinzuzufügen.
Zwar finde ich persönlich, daß mein Prelude zu den „Tinten-Eindickern“ gehört (, daß heißt nach einigen Monaten der Nichtnutzung dunkelt die Tinte ab und dickt ein, so daß man dann erst mehrere Zeilen schreiben muß um ein homogene Schriftfarbe zu haben), aber tatsächlich haben bei mir auch Modelle ähnlichen Preissegmentes der Marken Parker, Aurora und Waterman diese Macke.
Der Prelude schlägt sich im Vergleich also wacker.
Nicht gefällt mir die Paßgenauigkeit des Schraubgewindes des Vorderteils an den Schaft (; bzw. mit anderen Worten: das Plastikgewinde hat einen leicht pudrigen Belag bekommen, da scharfe Kanten oder möglicherweise Grate im Metall des Schaftgewindes für Abrieb im Schraubgewinde des Vorderteiles sorgen).
Positiv finde ich aber die Qualitätsanmutung des gesamten Schreibgerätes.
Der Füllfederhalter ist aus solidem Edelstahl gearbeitet.
Gegenüber vergleichbaren Modellen wirkt der Prelude also -weil solider gefertigt- wie das Original.

Vergleichbare Modelle sind von der äußeren Form her betrachtet:
*Aurora Style
*Parker Frontier
*Tombow Objekt CD (Aluminiumkappe und -schaft, Vorderteil aus Metall, Gewinde Schaft/Vorderteil: Metall auf Metall)
*Tombow Havanna (groß, schwer durch speziell im Vorderteil platziertes Gewicht, Aluminiumkappe und -schaft, Vorderteil mit weichem Überzug, Gewinde Schaft/Vorderteil: Metall auf Metall, auf Schaft aufgesteckte Kappe wird fühlbar zuverlässig durch Gummistopper in der Kappe fixiert, dann 16,2 cm )
*Rotring Freeway (Vorderteil aus Metall; Gewinde Schaft/Vorderteil: Metall auf Metall)
alternative Modelle sind
*Waterman Hemisphere
*Cross ATX

Viele Grüße,
Stefan
Christian Mücke
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Beitrag von Christian Mücke »

Hallo Stefan,

Danke für deine Ergänzungen. Das Problem mit dem Eindicken der Tinte und der ungleichmäßigen Farbe ist bei mir bisher noch nicht aufgetreten. Benutzt du Patronen oder Konverter (und welche Tinte)? In meinem Prelude ist ein Konverter mit Aurora Blau im Einsatz. Wenn der Füller über Wochen gelegen hat, dann muss ich zuweilen zweimal ansetzen, aber dann schreibt er mit gleichmäßigem Tintenfluss.
Der pudrige Belag ist mir nach deinem Hinweis auch aufgefallen. Größere Abnutzungserscheinungen am Gewinde kann ich bisher noch nicht feststellen - werde das aber im Auge behalten und in einiger Zeit noch einmal berichten.

Viele Grüße,
Christian
St1
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Beitrag von St1 »

Hallo Christian,
gefüllt ist der Prelude seit Anfang an mit Original Sheaffer Patronen in Blau. In Bonn gab's beim Kauf des Prelude seinerzeit auch eine kleine, aber nette Dreingabe -ein Sheaffer Patronenetui in Grün mit einer stilisierten Inlaid-Feder als Verschluß (Druckknopf) - Auflage für fünf Patronen.


Viele Grüße,
Stefan
Christian Mücke
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Beitrag von Christian Mücke »

Hallo Stefan,

seltsam, an der Tinte sollte es ja dann eigentlich nicht liegen. Wenn das Problem dauerhaft auftritt, würde ich mich mal an den Sheaffer-Service wenden.
So ein Patronenmäppchen ist ja mal eine nette Dreingabe. Ich habe bisher maximal ein Päckchen Patronen beim Kauf dazu bekommen. Scheinbar mache ich da was falsch... :(

Viele Grüße,
Christian
absia
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Wohnort: Augsburg

Beitrag von absia »

Zum Gruße, ihr beiden!

Herzlichen Dank für die anregende Diskussion, und an dich, Christian, für den schönen Bericht über den Prelude. Ich habe dem nichts hinzuzufügen, außer dass es das schönste Modell der ganzen Serie nur kurz und in Deutschland m. W. überhaupt nicht gegeben hat, nämlich den "Rainbow". Es gibt auch den Agio als Rainbow, aber leider eben auch nicht in Deutschland. Selbst im weltumfassenden Internet ist er nicht mehr wirklich aufzutreiben. Nur ein paar Bilder gibt es noch: http://www.goldspot.com/Sheaffer_pens/P ... 050-0.html . Schade! Ich mag diesen Füller sehr gern gerade wegen der von Christian beschriebenen Eigenschaften und suche deshalb nach einem weiteren Exemplar. Mein einziges hat mir nämlich mein Sohn zu seinem letzten Geburtstag abgeluchst, als ich ihm - zu uneingeschränkt - angeboten hatte, sich sein Geburtstagsgeschenk aus meiner Füllersammlung auswählen zu dürfen. War 'ne Kröte - gottseidank nur 'ne kleine! Aber versprochen ist versprochen. Seitdem suche ich nach meinem Exemplar, das bei mir bleibt. Leider war in diesem Fall auch unser allseits geliebter Rolf keine wirkliche Hilfe. Ich hoffe, dass er diese Zeilen liest, und sich selbst gelobt, diese Schmach nicht auf sich sitzen zu lassen.

Das wirkliche Problem aber ist die neue Deutschlandvertretung von Sheaffer, die sich offenbar lieber mit aufgeblasenen Gelegenheitsaktionen medienwirksam im Blitzlichtgewitter bräunen lässt und montblancdünkelhaft nur ausgesuchte Händler beliefert, als dem eigenen Anspruch auf eine flächendeckende Wiederbelebung der Marke Sheaffer in Deutschlands endlich gerecht zu werden. An wen die Sheaffers in Deutschland zur Zeit überhaupt verkauft werden, ist wohl eines der bestgehütetsten Geheimnisse in unserem Lande. Selbst eine CAS-Mitgliedschaft hilft da erfahrungsgemäß nur Auserwählten!

Im übrigen ist der Füller Geschmackssache, zugegeben. Aber in diesem Preissegment kann sich der Mensch auch mal etwas Spinnertes leisten, meine ich. Zudem können die Fotos die hologrammähnliche Optik, die der Füller in Wirklichkeit ausstrahlt, gar nicht einfangen.

Grüßle
Peter
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Beitrag von Christian Mücke »

Hallo Peter,

der "Rainbow" ist wirklich ein Schmuckstück. Kannte die Variante noch gar nicht. Ich weiß von zwei Geschäften in Köln, die Sheaffer führen. Zu einem davon muss ich Anfang kommender Woche. Werde da mal fragen, ob sie eine Idee hätten, wo man einen Rainbow-Prelude bekommen könnte. Sage dir dann Bescheid.
Der Sheaffer-Vertrieb scheint wirklich ein Problem zu sein. Selbst bei einigen Geschäften, die laut der offiziellen Liste Sheaffer-Händler sein sollen, gibt es weder Stifte, geschweige denn Tinte und Zubehör. Für mich ist der ganze Vertrieb ein Trauerspiel. Dabei sind die Füller einfach vorzüglich.

Viele Grüße,
Christian
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Beginner
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Beitrag von Beginner »

Guten Morgen,
kann mir jemand sagen, ob es einen Sheaffer Prelude MPI (Kugelschreiber + Textmarker) in der Farbe Titanium/Rainbow gibt?

Ich suche verzweifelt einen schönen Textmarker und dieser wäre für mich eine echte Alternative zum MB 166.

Danke und Grüße,
Roberto
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