Testbericht Waterman Man 100

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Stephan Th
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Testbericht Waterman Man 100

Beitrag von Stephan Th »

Testbericht - Waterman Man 100

Wir schlagen das Jahr 1983. Pelikan ist insolvent und befindet sich mit dem 1982 vorgestellten Modell M400 wieder auf dem Weg zu alten Tugenden (der M800 wird erst mehrere Jahre später vorgestellt werden). Montblanc, damals noch in der Hand der Firma Dunhill hat mit dem 149 einen Selbstläufer im Programm und ist gerade dabei seinem Image den letzten Schliff zu geben. Von diesem Ziel ist Waterman noch ein gutes Stück weit entfernt, denn erst seit Francine Gomez in den Siebzigern die "Entrümpelung" der Firma und des Managements um 150 der 200 Führungskräfte betrieben hat, geht es wieder aufwärts. Zusammen mit Alain Carré wird 1974 der Gentleman entwickelt, der in Form und Proportionen dem Man 100 den Weg bereitet. In verschiedensten Ausführungen bleibt der Gentleman über zwanzig Jahre im Programm.

1983 naht das hundertjährige Jubiläum der Firma und anläßlich des runden Geburtstages wird der Man 100 geschaffen. Zunächst nur in schwarz erhältlich wird er bald zur Plattform für zahlreiche Sonderauflagen in Lack, Sterling Silber, Massivgold und sogar verschiedenen Hölzern. Bis zur Einführung des Edson 1993 bleibt der schwarze Man 100 das Leadermodell der Firma. Auch nach dessen Einführung, bleibt der Man jedoch das Flaggschiff, denn der Massivgoldene Man 100 Füllhalter mit dem Listenpreis von 9900 Euro (Stand 2002) ist immer noch das mit Abstand teuerste Waterman Modell.


Äußerlichkeiten

Der Man 100 wirkt auf den ersten Blick wie ein Füllhalter aus längste vergangenen Zeiten. Die streng gerade Linienführung und der nur leicht eingezogene Kappenkopf erinnern an die "Streamline Duofolds" aus den späten zwanziger Jahren. Die insgesamt sieben Goldringe setzen einen wirkungsvollen Kontrast zum tiefschwarzen Gehäuse, auch wenn etwas weniger Zierrat nicht geschadet hätte.

Anders als man gelegentlich liest, besteht das Gehäuse des schwarzen Man 100 nicht aus lackiertem Messing, sondern aus schwarzem Acryl, das mit einem Messingeinsatz versehen ist. Die "Blindkappe" ist nur aus Acryl gefertigt.

Der Clip wird aus einer Coproberylliumlegierung gefertigt, die ihre Aufgabe recht gut erfüllt. Allerdings ist der Clip etwas ungeschickt geformt, denn auf dem völlig flachen Clip ist eine kleine Halbkugel aufgeschweißt, die den Clip etwas vom Kappengehäuse abstehen läßt und gleichzeitig verhindert daß der Clip elegant auf Hemdtaschen oder ins Etui gleitet. Beim Nachfolger, dem Liaison, und erst recht bei der Konkurrenz ist dieses Problem auf sehr viel elegantere Art und Weise gelöst.

Die ersten Modelle trugen noch eine einfache bicolor Feder im Stil des Waterman Gentleman oder des späteren Waterman Man 200. Erst später wurde die Feder des Man 100 um den "Ideal Globe" erweitert, der für Kenner die letzte Brücke zu den alten Waterman Haltern aus den goldenen Zwanzigern herstellt. Auf der Rückseite des Griffstücks, ganz in der Nähe des Schraubgewindes ist übrigens bei allen Man 100 dezent eine Seriennummer eingraviert.

Ein weiteres praktisches Detail ist der kleine Gummiring am Schraubgewinde zwischen Schaft und Griffstück. Durch die Reibung des Gummis wird ein versehentliches auseinanderschrauben des Halters wirkungsvoll vermieden ohne daß der Füller deswegen schwer zu befüllen wäre.

Füllsystem


Wer in Anbetracht des Volumens einen Kolbenfüller erwartet, wird zunächst enttäuscht werden, denn der Man 100 ist wie jeder etwas modernere Waterman ein Patronen bzw. Konverterfüller, der immerhin die Großraumpatronen aufnimmt. Zwar wäre im Schaft bequem Platz für größere Patronen, aber schon allein das schiere Gewicht des Man 100 dürfte nicht einmal Vielschreiber auf die Idee kommen lassen mit dem Man 100 ein Buch zu schreiben. Außerdem faßt eine Großraumpatrone fast soviel Tinte wie ein kleinerer Kolbenfüller.

Allerdings hat das Patronenfüllsystem in dieser Preisklasse noch oftmals etwas Anrüchiges. Zu tief sitzen da noch die Erinnerungen an den Pelikano aus der Schulzeit, der ebenfalls auf dieses praktische Füllsystem zurückgriff. Ohne auf die Profanität oder nicht-Profanität einer Patrone einzugehen, ist es auf jeden Fall ratsam wenigstens bei breiteren Federstärken die Patrone in Erwägung zu ziehen, weil der Konverter sonst einfach zu schnell leer wird.


Schreiben

Der Man 100 ist dank seiner schweren Messinghülsen ein kapitaler Bursche, der in eine große Hand gehört. Der Man 100 ist ohne Kappe eigentlich recht gut ausbalanciert, wenn auch eine Idee hecklastig. Somit verbietet sich das Aufstecken der Kappe eigentlich, weil die Kappe ziemlich früh einrastet und so das Schreibgerät in der Länge an die 20cm Marke rücken läßt, was die Balance an einen Ort jenseits von Gut und Böse verschiebt. In dieser Konfiguration ermüdet die Hand dann schneller als sie es beim Man 100 ohnehin schon tut.

Die Feder ist, wie man es von modernen Waterman erwartet, sehr hart und bietet nur ein recht geringes Maß an Elastizität. Dafür fühlt sie sich beim Schreiben sehr weich an und gleitet angenehm sanft über das Papier - und das trotz Stub Feder. Allerdings gibt es auch Zitronen, wie eine M-Feder deren aussetzender Tintenfluß sich selbst bei Sanford in Hamburg nicht sinnvoll regulieren ließ.


Versionen

Den Man 100 gab es in seiner Bauzeit in vielen verschiedenen Variationen. Alle Versionen gab es als Füllhalter und Kugelschreiber, jedoch wurden nur die Füller in zwei Größen (Man 100 und Man 200) hergestellt, während alle anderen Schreibsysteme von vorneherein in der Größe des Man 200 hergestellt wurden.

Man 100 (schwarz) alte Feder ohne Ideal Globe
Man 100 (schwarz) Ideal Globe Feder
Watermini (Kugelschreiber im Bonsai-Format; mit Steckkappe und Spezialmine "Pantabille")

Man 100 Patrician in Grün, Blau und Rot (nur FH und KS)

Man 100 Prestige-Reihe (nur FH und KS) bestehend aus:
Man 100 Opera aus guillochiertem schwarzen Acryl (meist alte Feder)
Man 100 in hellem oder dunklem Olivholz
Man 100 in Bruyèreholz

Man 100 Fontainebleau in Blau, Grün, Havanna (braun) (nur FH und KS)
Diese Schreibgeräte bestehen aus poliertem und mit Acryl versiegeltem Holz

Man 100 Edelmetall-Reihe (nur FH und KS) bestehend aus:
Man 100 in Massivsilber (früher komplett aus Sterling-Silber, später Kappenkopf, Griffstück, und Blindkappe aus Acryl.
Man 100 in Massivgold (18kt Massivgold mit tiefen Fadenguillochen)

Man 100 bicentennaire de la Révolution Francaise (schwarzer Man 100 mit speziellem Kappenmedaillon und einer runden Plakette am Clip. Etwas unglückliche Ästhetik; nur FH und KS)

Man Night & Day (Man 100/ 200 ? mit silbernem (night) oder goldenem (day) Metallüberzug)



Kummerkasten

Wo so viel Licht ist, muß zwangsläufig auch etwas Schatten sein. Wie bereits erwähnt, kann man bei den Federn wunderbare Exemplare aber eben auch nervtötende Zitronen bekommen. Das gilt jedoch, wenn auch in unterschiedlicher Häufigkeit, für fast alle Füllhalter. Auch hätte ich mir einen Kolbenfüller gewünscht, der besser zum "zurück zu den Wurzeln" Gedanken gepaßt hätte. Zudem könnte der Man 100 ruhig ein paar Gramm abspecken, aber leider scheinen einige Kunden inzwischen Preis und Gewicht in direkte Proportionalität zu setzen.


Marktsituation

Zunächst muß man anmerken daß der Man 100 nur noch in der Edelmetallausführung hergestellt wird. Die Überwiegende Zahl der Schreibgeräte wurde jedoch in schwarz hergestellt, weil nur hier alle Schreibsystem hergestellt wurden.

Trotzdem ist es inzwischen nicht mehr einfach neue Exemplare noch im Laden zu finden. Der Gebrauchtmarkt hält jedoch eine Auswahl an Einzelstücken in verschiedenem Zustand bereit, die preislich zwischen knapp 100 und etwa 200 Euro liegen (Waterman Man 100 schwarz). Der Man 200 ist etwas günstiger, die Sonderauflagen deutlich teurer. Ungewöhnliche Federn (Stub, OB, B) erzielen höhere Preise. Rollerballs und Drehbleistifte sind eher selten, werden aber auch nicht so gesucht. Für die Man Serie hält Waterman noch Ersatzteile bereit.


Alternativen

Waterman Liaison
Seit 1998 inoffizieller Nachfolger des Man 100. Langestreckte Linie mit ringförmiger Feder und durchgehendem Schaft. Beschickung mit Patronen durch ausfahrbares Federaggregat. Etwas abgerundete Details, jedoch im Ansatz ähnliche Proportionen wie der Vorgänger. Fremdgefederter, sehr stabiler Clip. Auch als Rollerball, Kugelschreiber und Drehbleistift in schwarz lackiertem Messing oder in Ebonit erhältlich. In Deutschland nicht überall erhältlich (UVP 340$)

Pelikan M800
Gerade in Schwarz sieht der M800 dem Man 100 sehr ähnlich, obschon er etwas "bauchiger" wirkt. Die Feder ist spürbar elastischer und in insgesamt 10 Federstärken erhältlich. Als Kolbenfüller mit Schraubkappe ist der M800 klassisch ausgestattet und bewährt sich tausendfach im Alltag. Dazu ist er nicht ganz so schwer und ist nahezu unverändert immer noch im Programm. Erhältlich auch als Rollerball, Kugelschreiber und Drehbleistift, sowie als M850 mit Kappe aus Vermeil. (UVP 275 Euro)

Montblanc 149
In jeder Farbe zu haben, solange sie nur schwarz ist. Sehr hoher Prestigewert, jedoch erreicht die Qualität nicht immer das hohe Niveau der Konkurrenz. Die Versiegelung zwischen Tintenfenster und -Behälter macht regelmäßig Probleme. Die Garantiepolitik der Firma ist nicht immer nachvollziehbar. In der Urform seit über fünfzig Jahren auf dem Markt. Ein Klassiker, jedoch nur als Füllhalter erhältlich. (UVP 460 Euro)

Parker Duofold
Seit 1988 der direkte Konzernbruder des Man 100. Die moderne Wiederauflage eines Klassikers aus der Kinderzeit des Füllhalters. Einige Ausführungen hatten in der Vergangenheit Probleme mit Rissen in Folge eines häufig auftretenden Materialfehlers. Stilecht mit Schraubkappe, jedoch "nur" ein Patronen/ Konverterfüller. Erhältlich in zwei Größen: Oversize (Centennial) und Normal (International). Zahllose Farbausführungen, Produktpflegemaßnahmen und Sondereditionen, teils in Edelmetall. (UVP 310 (Int.) bzw. 360 (Cent.))

Sheaffer Legacy
Etwas kleiner als der Man 100, jedoch einfach umrüstbar zwischen Patronen- und Touchdownfüllsystem. Von der Formgebung eine Hommage an den Sheaffer PFM aus den sechziger Jahren. Sehr attraktive eingelegte Feder mit (meist) mühelos gleitendem Federkorn. Keinerlei Flexibilität und wenig Strichvariation. Fremdgefederter Clip mit dem berühmten "White Dot". Erhältlich in der frühen Version (Legacy I) mit eckigem Kappenabschluß und Füllknopf und als spätere Ausgabe mit runden Details. Meines Wissens nach inzwischen eingestellt. (ca. 250 Euro UVP??)

Lamy 2000
Deutlich kleiner und leichter als der Man 100 und gewissermaßen der exakte Gegenpol. Sehr zurückhaltende, utilitaristische Formgebung mit verdeckter Feder und strichmattierter Oberfläche. Kolbenfüller mit großzügiger Kapazität. Die Federn schreiben sehr breit, dafür aber sehr weich und sehr elastisch. Mit Abstand der günstigste im Vergleich (UVP 108 Euro)

OMAS Paragon
Ähnliches Format und prestigeträchtige Marke. Sehr leichter Korpus. Kolbenfüller mit großer Kapazität, jedoch ohne jede Füllstandskontrolle. Seit den späten Neunziger Jahren mit Röllchenclip. Erhältlich aus Naturharz oder Celluloid in mehreren Farben, jedoch sind Qualitätsschwankungen möglich. (UVP schwarze Ausführung 435 Euro; Celluloid 845 Euro)

Aurora Optima
Klassischer Kolbenfüller mit klarem Tintensichtfenster. Zusätzlich mit einem Reservetank ausgestattet, der im Notfall einen kleinen Vorrat an Tinte bereitstellt bis neu befüllt werden kann. 14kt Goldfeder in mehreren Stärken erhältlich. Als Optima 987 mit Kappe aus Sterling-Silber erhältlich. (UVP 336 Euro bzw. 404 Euro [Sterling-Kappe])


Fazit

Ich habe meinen Man 100 gern und will ich nicht mehr missen. Mit seinen kleinen Unzulänglichkeiten kann ich gut leben. Seine zeitlose Eleganz wird momentan kaum von einem anderen Modell erreicht. Auch wenn der Frühere Listenpreis von 550 DM (1996) nicht ganz ohne war, war der Man rückblickend eine gute Investition.
Harald Komma
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Waterman Man 100

Beitrag von Harald Komma »

Hallo,

danke für den schönen Bericht über den Man 100.

Ich habe seit rund 10 Jahren einen Man 100 Opera mit der Ideal Globe Feder. Der Stift schreibt traumhaft und ist, seinen Schöpfern sei Dank, alles andere als eine Zitrone.

Mich würde interessieren, wo es noch richtig gute Man 100 gibt. Sogar in eBay findet man so gut wie keine Man 100 mehr.

Viele Grüße

Harald Komma
Stephan Th
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Beitrag von Stephan Th »

Hallo Harald,


Wie du schon richtig sagst, sind Man 100 bei ebay eher schwer zu finden. Jedoch war das Modell gerade in den USA sehr populär und deshalb findet man auf einschlägigen Seiten (etwa das PenMarket Forum auf www.pentrace.com) sehr schöne Stücke für geradezu lächerliche Preise. Alternativ kann man auch ein Gesuch in der Zoss-Mailingliste aufgeben, auf das man dank einer großen Anzahl von Abonnenten in der Regel recht schnell Antworten bekommt. Langfristig werde ich mir sicherlich auch noch den Opera sowie die Patrician Serie holen, aber das hat jetzt erstmal Zeit.


Viele Grüße,



Stephan
Harald Komma
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Beitrag von Harald Komma »

Hallo Stephan,

danke für die Info.

Heute habe ich mit Sanford, Frau Rose, telefoniert. Mein Man 200 (natürlich schwarz) ist dort zur Zeit beim TÜV. Für den Man 100 gibt es noch "Vorderteile mit Federn". Preis: etwa 50 EUR + Porto + USt.

Da könnte "Man" glatt hamstern für schlechte Zeiten.

Viele Grüße

Harald Komma
Uromastyx
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Beitrag von Uromastyx »

Hallo Harald,
Vielen Dank für den Tip "Vorderteile mit Federn"!
Habe soeben ein neues Vorderteil für meinen mittlerweile "abgeschriebenen" Man 100 erhalten - jetzt ist das gute Stück wieder für weitere 15 Jahre Dauergebrauch fit! :D
Kompliment auch an Frau Rose von Sanford: prompter Rückruf (obwohl sie gerade eigentlich Mittagspause hatte!) , prompte Lieferung...... weiter so!!

Viele Grüße
Gerd
absia
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Re: Testbericht Waterman Man 100

Beitrag von absia »

Hallo miteinander!

Hier eines der leider immer häufiger werdenden bedauerlichen Beispiele von unverschämter Selbstbedienung von Ebayanbietern in unserem Forum ohne Quellen- und Autorennennung, die für ihre Zwecke unsere Texte ausschlachten, um möglichst hohe Preise zu erzielen. Widerlich!

Stephan Thirmeyer hat geschrieben: Schreiben

Der Man 100 ist dank seiner schweren Messinghülsen ein kapitaler Bursche, der in eine große Hand gehört. Der Man 100 ist ohne Kappe eigentlich recht gut ausbalanciert, wenn auch eine Idee hecklastig. Somit verbietet sich das Aufstecken der Kappe eigentlich, weil die Kappe ziemlich früh einrastet und so das Schreibgerät in der Länge an die 20cm Marke rücken läßt, was die Balance an einen Ort jenseits von Gut und Böse verschiebt. In dieser Konfiguration ermüdet die Hand dann schneller als sie es beim Man 100 ohnehin schon tut.

Die Feder ist, wie man es von modernen Waterman erwartet, sehr hart und bietet nur ein recht geringes Maß an Elastizität. Dafür fühlt sie sich beim Schreiben sehr weich an und gleitet angenehm sanft über das Papier - und das trotz Stub Feder.
Vergleiche dazu: ( http://cgi.ebay.de/Waterman-Man-100-pat ... dZViewItem )

Schönen Gruß
Peter
uvdvelde
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Beitrag von uvdvelde »

Hallo Stephan,
dein Bericht über den MAN hat mich endlich weitergebracht.Du schreibst dass es unter den M Federn echte Zitronen gibt. Meiner wurde vom Händler einmal eingeschickt, ist aber offensichtlich mit der gleichen Zitrone zurückgekommen.
Der ständig aussetzende Tintenfluss hat mich so genervt, dass das schöne Stück -es ist ein MAN 200 aus LaCollection Night&Day-also der Night mit den Silberstreifen- seit Jahren in seiner Schatulle schlummert. Ich wollte ihn eigentlich schon verkaufen. Aber mit solch einer Feder kann ich ihn natürlich nicht anbieten - oder doch?

Gruß Ulrike
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Hallo, Ulrike,

ich würde mich auf jeden Fall selbst mit Sanford in Hamburg in Verbindung setzen. Ein Telefonat klärt die Möglichkeiten und du bist sicher, dass du bzw. dein Füller auch wirklich Kontakt zum Hersteller hatten.

Viele Grüße
Dieter
uvdvelde
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Beitrag von uvdvelde »

Hallo, Dieter
danke für den Hinweis.
Ich habe heute meinen Man aus dem Dornröschenschlaf geholt, um ihm eine letzte Chance zu geben und siehe da, er "läuft" einwandfrei. Allerdings habe ich ihm eine Patrone eigepflanzt. Da ich ihn sonst nur mit Konverter benutzt habe (es ist einfach schöner, ihn aus dem Tintenfass zu befüllen), beschleicht mich der grimmige Verdacht, dass möglicherweise der Konverter am unregelmäßigen Tintenfluss Schuld hat und gar nicht die arme geschmähte Feder? Gibt es da ähnliche Erfahrungen?
Gruß Ulrike
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Hallo, Ulrike,

ja, das ist hier schon manchmal angeklungen. Im Moment habe ich aber kein "stastisches Bauchgefühl" geschweige denn durchgezählt für die Verteilung pro und contra.

Mit der Patrone machst du nichts falsch. Und an anderer Stelle wurde ja ausgiebig diskutiert, wie man diese per Spritze mit jeder gewünschten Tinte befüllen kann.

Auf jeden Fall kannst du jetzt einen wunderbaren Füller nutzen - viel Spaß mit dem Schmuckstück und viele Grüße
Dieter
Graf Wetter vom Strahl
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Beitrag von Graf Wetter vom Strahl »

Liebe Ulrike, lieber Dieter.

Ich habe drei Men 100 in täglichem Gebrauch und bin mit deren Tintenfluß zufrieden wie mit dem keines anderen Füllhalters, besonders keines der anderen Waterman-Flagschiffe. Sogar meinen Edson stellen die in den Schatten. Auch Konverterprobleme sind mir völlig fremd, und immerhin befülle ich ausschließlich aus dem Faß. Natürlich sollte man alle paar Wochen, zumindest Monate mit kaltem Wasser einige Male durchspülen. Daneben kann der Gefahr von einströmender Luft und damit potentiellen Leitproblemen vorgebeugt werden, indem nach vollständigem Aufziehen des Konverters wieder eine Kleinigkeit zurückgedreht, also ein wenig Tinte (und mit ihr angestautes Luftvorkommen) herausgedrückt wird. Aber das wißt ihr sicher längst.

Meine Federn lasse ich mir immer zu "crisp italics" nachschleifen, was noch nie Anschreibprobleme, geschweige denn Schlimmeres zur Folge hatte. Im Gegenteil. Mit den Man 100-Federn scheint man so ziemlich alles tun und lassen zu können, was beliebt. Auch reagieren sie meiner Erfahrung nach vollkommen gleichgültig auf leichte und sogar mittelschwere Haltungsänderungen der Hand. Was Besseres gibt´s hier doch nicht zu sagen, oder?

Meines Wissens stellt Waterman bis zum Zeitpunkt noch immer alle Federn selbst her, kauft also nicht woanders ein. Sehr richtig ist es, sich bei Problemen immer direkt an Sanford Hamburg zu wenden. Der Herr Schilling und die freundliche Frau Adamik sind sehr entgegenkommend, solange Sie einen Kunden nicht zu gut kennenlernen mußten.

Freilich haben die 200er vollkommen andre Federn als der Man 100. Wenn einmal gar nichts mehr fruchten sollte, steht dem gefrusteten Möchtegern-Benutzer ein letztes (unter finanziellem Mehraufwand zu öffnendes) Hintertürchen ein Spalt breit offen. Die Federn lassen sich (mit Tintenleiterchen) durch leichten Kraftaufwand herausziehen und auch wieder einsetzen. Wenn nun Bekannte, der Flohmarkt oder eBay ein gleiches Modell zu einem überdenkenswerten Preise abzugeben haben, stehen die Chancen gar nicht schlecht, daß nach einem Federtausch zwischem dem neuerworbnen und dem bisher so unerquicklich verwendeten Stift auf einmal beide reibungslos schreiben. Ich habe so einen Fall bei einem Freund schon mal erlebt. Für allzu gewiß will ich den Erfolg verständlicherweise aber auch nicht geben. Er hängt von zu vielen Parametern im Detailbereich ab.

Mit lieben Grüßen und der Aufforderung, einen "Night and Day" tatsächlich nicht so widerstandslos enttäuscht zur Seite zu legen,

Alex.


An Stephan: Großen Dank für den tollen und kenntnisreichen Erfahrungsbericht. Davon muß es in Zukunft noch viele mehr geben, von uns allen.
Zuletzt geändert von Graf Wetter vom Strahl am 07.05.2007 12:04, insgesamt 1-mal geändert.
yoda
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Beitrag von yoda »

Graf Wetter vom Strahl hat geschrieben: Meine Federn lasse ich mir immer zu "crisp italics" nachschleifen, was noch nie Anschreibprobleme, geschweige denn Schlimmeres zur Folge hatte.
Hallo Alex
Wo kann man das machen lassen ? Mir sind auch fast alle Federn zu rund. Ich habe aber noch niemanden gefunden, der mir eine Feder umschleift.

Gruß
Yoda
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Graf Wetter vom Strahl hat geschrieben:Der Herr Schilling und die freundliche Frau Adamik sind sehr entgegenkommend, solange Sie einen Kunden nicht zu gut kennenlernen mußten.
Hallo, Alex,

da kann ich dir nur zustimmen. Mir ist von beiden auch immer sehr gut geholfen worden und es fällt mir auch daher leicht, immer wieder auf Wassermänner zurück zu greifen.

Da wir an anderer Stelle uns gerade darüber unterhielten, wie leicht Hilfe genutzt und manchmal auch strapaziert wird (Forum <-> ebay), möchte ich noch darum bitten, dass wir die hier immer wieder namentlich herausgestellten Mitarbeiter verschiedener Firmen nur dann anrufen, wenn wir sie auch wirklich brauchen, damit sie weiterhin die Zeit und Lust haben, unser Füller fachmännisch zu betreuen.

Viele Grüße
Dieter
Graf Wetter vom Strahl
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Beitrag von Graf Wetter vom Strahl »

Lieber Yoda. (Ist das Dein richtiger Name, ein indischer vielleicht?)

Verzeih´, daß ich erst jetzt aufgrund vieler Arbeit die Zeit zu einer Antwort finde. Ein Monsterbeitrag an einer andern Stelle im Forum hat mich zudem noch abgehalten. (Sieh´ mir bitte auch nach, daß ich in diesem Beitrag abgeschrägte und italic-Federn zusammengeworfen habe. Man müßte eigentlich differenzierter werden, aber für unsere Thematik gehören sie doch irgendwie zusammen, meine ich).

Die Sache mit den "abgeschrägten (oder angeschliffenen) Federn" also ist wohl eine sehr eigene. Die Firmen stellen, vermute ich doch stark, bewußt keine "crisp italics" her, um voraussehbaren Beschwerden der, was den Geräuschpegel beim Schreiben anlangt, anspruchsvollen Kundschaft vorzubeugen. Viele würden sich sicherlich wenig angetan über den "Lärm" äußern, den eine crisp italic verursachen kann ("Hilfe, meine Feder spricht mit mir!").
Mir tut das nichts, im Gegenteil, dann ist es beim Schreiben nicht so still um mich (nur ein Späßchen, im Grunde höre ich längst auf kein "Kratzen" mehr, weil ich es ja zu hören erwarte)! Auch bin ich es gewohnt, mit Bandzugfedern zu arbeiten. Da haut mich eine crisp-Goldfeder, die sehr viel zarter schreibt als diese, natürlich nicht so ohne Weiteres vom Hocker.
Weil also Kunden (zumindest in den Augen der Hersteller) zwar ruhig schräg, dies aber bittesehr in Maßen ("cursive italic") schreiben sollen, runden sie ihre angeschrägten Federn immer noch ein wenig nach. Das kommt Dir und mir nicht sehr entgegen, weil wir andere Vorstellungen haben.
Bist Du Dir denn eigentlich sicher, mit crisps zurechtzukommen? Wie schon erwähnt, ich selber sehe wenig Schwierigkeiten. Du könntest, wenn Du´s nicht bist, zunächst einmal einige Zeit Bandzugstahlfedern in einem Holzhalter ausprobieren. Wenn das klappt, klappen auch die Füller. Doch ich nehme an, Du weißt längst genau, was Du willst.

Tja, um endlich zur Antwort zu kommen, meine Federn lasse ich mir immer privat von einem Freund bearbeiten. Der hat in seinem Keller einfach einmal angefangen, das zu tun, und macht es eigentlich nur "ehrenamtlich". Auch möchte ich seine Preise, die er nehmen muß, nicht dadurch verderben, daß er zuviele Aufträge bekommt. Denn er hat soviele Hobbies und Interessen, daß die Füller wirklich nicht sein ganzes Leben sind. Ich werde ihn aber einfach einmal fragen, weil Du Dich mit einem Problem rumschlägst, für das es, wie ich selbst knallhart erfahren mußte, wenig Hilfe gibt. Und weil Du der erste warst, der nachgefragt hat. Waterman etwa weiß überhaupt nichts mit unsern kleinen Sorgen anzufangen. Die sehen Dich wie ein neugebornes Kalb an, wenn Du distinktere Striche haben möchtest...
Kann ich Dich irgendwie privat erreichen? Dann hörst Du bei einem "okay" von mir.
Viele hier aus dem Forum wenden sich übrigens in gleicher Angelegenheit an Richard Binder oder diesen andern Ami, dessen Namen ich jetzt gerade nicht dahab. Sieh´ Dir mal den Beitrag "Federn mit leichtem Stub-Schliff" an. In irgendeinem andern wird auch über die Sendungen zu Binder gesprochen.

Mach´s gut,

Alex.
yoda
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Beitrag von yoda »

Graf Wetter vom Strahl hat geschrieben:Lieber Yoda. (Ist das Dein richtiger Name, ein indischer vielleicht?)
Nein mein Name ist Hugo (das halten manche aber auch für etwas ausländisches :D )
Ich habe mir nur angewöhnt hier mit meinem Usernamen zu unterschreiben. Das könnte ich eigentlich auch ablegen.

Mottishaw und Binder kenne ich beide. Ich habe einen M200 mit einer cursive italic Feder von Binder, wobei die Definition von cursive italic bei Binder wieder ein klein wenig anders ausfällt als bei Dir. Er meint damit eine gerade aber ein klein wenig abgerundete italic feder. Die mag ich recht gerne. Nur der Füller ist ein wenig klein.
Von Mottishaw habe ich eine "nachgeflexte" Pelikanfeder, aber ich habe gemerkt, dass mir ein scharfer Schliff besser gefällt als eine flexible Feder. (Ich weis, das ist Geschmackssache).
Das mit den Kalligraphiestählen, das habe ich schon probiert damit komme ich tatsächlich zurecht. Und eine Delta-Stub ist auch schon scharf genug um mir zu gefallen, denn crisp italic wäre mir ein wenig zu scharf vor allem aber zu langsam.

Du kannst mir direkt schreiben an fuellhalter (at) giese-online . de

Gruß und Dank
Hugo <--- :)
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