Lamy Dialog 3
Meinen Dialog 3 habe ich in eBay gesteigert, das original-Zubehör war nicht dabei, lediglich eine hochwertiges hölzernes Klappetui. Ob ein Konverter normalerweise zum Lieferumfang gehört, weiß ich nicht genau, der Füller kostet im Handel ca. 200 Euro.
Faszinierend - der Drehmechanismus:
Dem Dialog und dem Capless ist die versenkbare Feder gemein, doch während beim Pilot die Feder durch einen Druck-Knopf ein- und ausgefahren wird, verfügt der Lamy über einen Drehmechanismus. Der Korpus ist in der Mitte geteilt - durch verdrehen der beiden Enden gegeneinander öffnet sich ein Kugelförmiger Deckel in der "Kappe" und die Feder gleitet aus dem Halter. Der Mechanismus ist leichtgängig und rastet in den beiden Endpositionen nach überwinden eines sanften Widerstandes mit einem fast unhörbaren Klick ein, so dass man - ohne hinzusehen - sicher ist, dass die Feder ein- bzw. ausgefahren ist. Das ist wichtig, damit man den Füller nicht versehentlich halb-offen weglegt und die Tinte eintrocknet. Nachteilig gegenüber dem Capless ist, dass man beide Hände zur Bedienung braucht.
Beim öffnen des Füllers legt sich der Clip an den Korpus an. Das ist ganz nett, aber wozu das Ganze? Letztlich wird der Clip nicht vollständig versenkt, was meines Erachtens sinnvoll wäre, damit er die Griffposition beim Schreiben nicht beeinträchtigt. Fairerweise muss ich sagen, dass der Clip im Verhältnis zur Feder so steht, dass die Feder im idealen Winkel auf dem Papier aufsetzt – aber es gibt ja Menschen, die den Füller leicht rotieren und den vorlaufenden oder nachlaufenden Federschenkel mehr belasten, außerdem schreibt nicht jeder mit der "schulmäßigen" Stifthaltung. Diejenigen wird der Clip sicher stören.
Das Befüllen:
Der Dialog 3 ist ein Patronen/Konverterfüller. Um die Patrone zu ersetzen wird der Korpus auseinander geschraubt und die Patrone in die Federeinheit eingesetzt – wieder zusammen schrauben – fertig. Für den Betrieb als Konverterfüller kann man die Federeinheit inklusive Konverter aus dem Gehäuse herausschrauben und die Feder zum Betanken wie gewohnt ins Tintenglas eintauchen. Nach dem Füllen sollte man aber die Spitze sorgfältig abwischen, damit beim Einsetzen der Federeinheit keine Tinte in den Verschlussmechanismus des Halters gelangen kann.
Wie schreibt sich der Dialog 3?
Vom Dialog 3 habe ich nicht erwartet ein Ergonomiewunder zu sein, denn seine Form ist von der Mechanik bestimmt und muss sich dieser unterordnen. Dennoch liegt er nicht schlecht in der Hand, wobei seine Eigenschaften polarisieren dürften:
- der Lamy ist schwer und wiegt mit 45,7 Gramm satte 12 Gramm mehr als ein Souverän M1000 – dem größten Exemplar dieser Reihe.
- der Lamy ist dick: 13,5 mm Durchmesser sind zwar 1 mm weniger als beim Souverän, aber bei diesem reduziert er sich am Griffstück auf 12 mm, während der Dialog einen konstanten Durchmesser hat.
- der Lamy ist groß: 13 cm geschlossen (Souverän: 14,5 cm)
15,6 cm offen !!! (Souverän: 13, 5 cm)
Überraschend positiv ist die Güte der Feder:
Sie ist in 14 Karat Bicolor ausgeführt und federt angenehmen flexibel, das Schreibkorn gleitet sehr sanft über das Papier. Diese Feder würde auch einem Füller einer höheren Preisklasse alle Ehre machen – Respekt!
Lamy liefert sie erfreulicherweise in großer Auswahl in EF, F, M,B sowie Oblique in M und B.
Die F Feder meines Dialog fällt für meine Begriffe recht breit aus, ich hätte sie als M eingestuft, wäre die Stärke nicht in die Feder eingeprägt. Ihr Schriftbild ist gleichförmig, d.h. Sie lässt bei gleichbleibenden Druck (leider) keine Variation der Strichstärke zu.
Der Lamy liegt mir nicht schlecht in der Hand, dennoch wirkt er immer etwas fremd. In Schulnoten: eine 3 oder +3. Auf das Schriftbild hat die Ergonomie bei mir keine Auswirkung, ich schreibe mit ihm so schön/nicht-schön wie mit jedem anderen Füller.
Zuverlässigkeit:
Ich habe hier im Forum von Problemen mit dem Verschlussmechanismus dieses Füllers gelesen, insbesondere mit eintrocknender Tinte und verdreckter Mechanik. Es gab Hinweise, dass Lamy die Mechanik inzwischen verbessert hat. Meine Bedenken beim Steigern gingen dahin, dass ich nicht wusste ob dieses Exemplar nun zu der ursprünglichen, oder zu der bereits verbesserten Baureihe zählt. Aber ich bin das Risiko eingegangen, weil ich nicht vor hatte diesen Füller zu meinem "Immer-dabei"-Schreiber zu machen, ich hätte also Probleme akzeptiert.
Als ich ihn bekam war Tinte in der Mechanik; ich habe ihn sorgfältig gereinigt, seitdem ist sie sauber geblieben. Auch Austrocknen ist kein Thema, mein Lamy liegt schon mal eine Woche rum, ohne benutzt zu werden und hat immer augenblicklich angeschrieben - nur einmal nicht, da war die Patrone leer

Fazit:
Der Dialog 3 ist aufgrund seine ausfahrbaren Feder ein Hingucker - ein Füller, der Aufmerksamkeit auf sich zieht, die Verarbeitungsqualität ist superb.
Den eigentlichen Vorteil, nämlich das Entfallen des Kappe-Umsteckens, verspielt der Dialog 3 durch die Tatsache, dass er "nur" beidhändig zu bedienen ist – und man muss ergonomische Nachteile in Kauf nehmen.
Ich hoffe, der Beitrag gefällt.
Gruss,
Andreas