Insgesamt kann ich zu Beginn schon einmal vorwegnehmen, dass ich mit den Aurora Füllern sehr zufrieden bin und auch sehr empfehlen kann. Die Verarbeitungsqualität ist einwandfrei und die Füller machen auch optisch einen sehr soliden Eindruck.
Aurora Hastil:
Der erste Aurora Füller, den ich gekauft habe war ein Aurora Hastil aus gebürsteten Edelstahl. Bei diesem Füller stimmt einfach jedes Detail. Angefangen mit dem sehr schön geschnittenen, fremdgefederten Clip, bis hin zu den gefedert gelagerten Rasten am Ende des Schaftes, die das Wegrollen bei nicht aufgesteckter Kappe verhindern und bei Bedarf die Kappe beim Aufstecken sicher arretieren.
Der Füller wurde Ende der 60er Jahre bis Anfang der 70er Jahre entwickelt und seit damals ununterbrochen in einer Vielzahl von Varianten (Edelstahl, Sterling Silber mit unterschiedlich gravierten Mustern, Vergoldet und Lackiert) produziert. Dem schlichten, modernen Design stehen allerdings meiner Meinung nach die „kühlen“ Materialien wie Edelstahl oder Sterling Silber mit rhodinierter Feder und silberfarbigem Trim wesentlich besser, als z.B. eine rot lackierte Version mit Gold-Trim. Montblanc hat dieses Modell sogar von 1973 bis 1975 unter dem Namen „Montblanc VIP-Pen“ mit Montblanc Stern vertrieben, obwohl der Stift in Italien bei Aurora hergestellt wurde.
Lange Zeit gab es nur noch die Variante aus Edelstahl und rhodinierter Feder aber mittlerweile bietet Aurora auch wieder eine Limited Edtion in Sterling Silber (poliert) an.
Das Design ist also sehr modern und schlicht und erinnert ein wenig an den CP1 von Lamy oder Noblesse von Montblanc. Im direkten Vergleich ist der Aurora allerdings wesentlich aufwendiger verarbeitet, hat eine Gold Feder (Gelbgold oder rhodinert) und weist eine Reihe nützlicher Spielereien wie den oben erwähnten fremgefederten Clip und Rasten auf. Die Materialanmutung ist insgesamt sehr hochwertig!
Im Stil dieser Zeit ist der Füller natürlich sehr schmal – das einzige Manko, wenn man große, breitere Füller bevorzugt.
Für den Hastil wurde auch ein spezieller Tintenleiter entwickelt, der seine Erfahrung ausgezeichnet erledigt; selbst dickflüssigere Tinten sind kein Problem bei meinen beiden Modellen.
Die „M“ Federn werden auch den Erwartungen einer mittelbreiten Feder gerecht. Das Schreibverhalten ist dehr gut. Bei Aurora muss man allerdings immer wieder darauf hinweisen, dass die Federn nicht so „smooth“ geschliffen sind wie es bei anderen Firmen mittlerweile üblich ist. Der große Vorteil ist allerdings das sofortige Anschreiben mit diesen Federn! Die beiden Hastil Federn sind nicht so unflexibel wie die seiner großen Brüder Talentum, 88 und Hastil, aber auch nicht vergleichbar mit Federn von z.B. Pelikan, die eine gewisse Flexibilität aufweisen.
Zu dem Hastil gab es ursprünglich auch einen passenden Kugelschreiber mit einer Teleskop-Mechanik, vergleichbar mit dem Lamy UNIC; mittlerweile wird der flache Design-Kugelschreiber Thesi zu dem Hastil angeboten – ein wirklich schönes Spielzeug, wenn auch nich immer bequem zu halten

Aurora Talentum:
Nach den positiven Erfahrungen mit dem Hastil habe ich dann kurz nach seinem Erscheinen einen Talentum gekauft. Für mich kam natürlich nur die Himmelblau Variante mit Rhodium-Trim in Frage, da ich noch keinen Füller in dieser Farbe hatte!
Der positive Eindruck, den ich von dem Hastil hatte, wurde von dem Talentum bestärkt. Klassisches Design welches modern umgesetzt wurde und eine ausgezeichnetet Verarbeitung.
Der Talentum ist ein recht großer aber nicht zu breiter Füller und man kann bequem auch ohne aufgesteckte Kappe mit ihm schreiben. Die „M“ Feder ist sehr hart, schreib wie bei Aurora üblich ein wenig „rau“, dafür aber ohne Probleme. Wenn man die Kappe beim schreiben aufsteckt und auch noch ein etwas raues Papier erwischt hat, schreib der Talentum etwas lauter als andere Füller. Die Gewinde laufen alle frei und einfach und wie bei dem Hastil, läßt sich die kappe sicher aufstecken.
Verlichen mit dem 88 und Optima ist der Füller ansich etwas länger, der Umfang der Griffstückes ist allerdings identisch. Auch teilt der Talentum sich die Federn und Tintenleiter mit den Modellen 88 und Optima. Bis auf das Füllsystem und das optische Erscheinungsbild sind die Füller sich sehr, sehr ähnlich.
Aurora Y:
Weiter ging es dann mit einem etwas günstigeren Aurora Y, in schwarz mit versilberter Kappe und Edelstahl Feder in „F“. Verglichen mit den teureren Modellen wirkt der Y zwar schlichter, aber nicht unbedingt billiger. Nur die Edelstahl Feder und das Griffstück sind relativ einfach geraten. Das Schreibverhalten ist gut und die „F“ Feder schreibt wirklich sehr fein; bei anderen Firmen schreiben schon die „EF“ breiter.
Aurora 88 und Optima:
Diese Jahr habe ich endlich einen Optima und 88 zu einem guten Preis gefunden!
Der Optima ist schwarz und hat eine Sterling Silberen Kappe und eine „BB“ Feder. Bei Aurora ist „BB“ nicht einfach nur eine extrabreite Feder, sondern ist wie eine gerade Kursiv-/Italic-/Stub-/Bandzugfeder geschliffen (bei der Bezeichnung einer Feder, die ein flaches, gerade geschliffenens Schreibkorn besitzt, gibt es noch keinen einheitliche Regelung im deutschen Sprachgebrauch. Für mich ist so eine Feder eine Stub Feder (wenn die Ecken noch ganz wenig abgerunden sind) oder eine Italic (zu deutsch: kursiv) Feder (wenn die Ecken sehr „eckig“ sind und der Unterschied zwischen den schmalen Aufstrichen und breiten Abstrichen noch ausgeprägter ist). Leider denken die Leute bei „kursiv“ oft an kursiv Schrift, die oft abgeschrägt ist und so wird der Schluss gezogen, dass es sich bei einer Kursiv Feder auch um eine abgeschrägte Feder (oblique) handelt – dies ist nicht so!!! Es gibt sowohl gerade als auch abgeschrägte Kursiv und Stub Federn).
Die „BB“ Feder ist sehr schön geschliffen und entspricht einer breiten Stub Feder. Im Gegensatz zu den schmaleren Federn mit rundem Schreibkorn, schreibt sie sehr weich („smooth“). Bei diesem Füller hatte ich das Problem, dass der Tintenfluss der sehr breiten Feder nicht optimal angepasst war. Nach längerem Schreiben wurde der Tintenfluss schwächer und es kam zu Aussetzern. Der Aurora Service hat den Füller weiter nach Italien geschickt und der Füller kam nach ca. 10 Tagen repariert zurück. Kosten sind nur für das Porto (unter 10 Euro) angefallen. Hier hat der Aurora Service ein großes Lob verdient; es ist leider nicht selbstverständlich, dass ein solches Problem gleich beim ersten Mal auch von dem Service erkannt UND behoben wird. Zeitlich und preislich kann sich die ganze Aktion auch sehen lassen.
Jetzt schreibt der Füller ausgezeichnet und sehr „smooth“, allerdings auch mit der gewohnten Steifheit der Aurora Federn. Den geschilderten Unterschied der Steifheit bei rhodinierten und Gelgold Federn habe ich nicht bemerkt.
Der Optima ist sehr kurz, hat aber eine sehr angenehme Breite und die Kappe läßt sich sehr schön und sicher aufstecken – die Länge und Balance ist dann sehr gut. Für mich sehr angenehm ist auch das nicht zu hohe Gewicht; oft wird „hohes Gewicht“ mit „Wertigkeit“ gleichgesetzt und Füller sogar mit Metallgewichten künstlich schwerer gemacht – dem entgegen bevorzuge ich leichtere Füller.
Sehr schön finde ich den Aurora „Imprint“ auf dem Schaft (keine Gravur!; der Aurora Schriftzug wird hier wie auch früher üblich heiß in das Material gepresst). Dieser Imprint gibt den Füller eine „antiken“ Touch und macht ihn interessanter. Schaft Imprints sind in Deutschland schon lange nicht mehr üblich und werden oft als störend empfunden. Bei italienischen Füllern sind sie (zum Glück) immer noch üblich und wurden auch bei den amerikanischen Füllern bis in die 60er Jahre eingeprägt.

Bei dem Aurora 88 habe ich mich für die Variante in schwarz mir vergoldeter Kappe mit „F“ Feder entschieden.
Die „F“ Feder schreibt fein und der Tintenfluss ist sehr gut und wiederum Aurora typisch etwas rau und hart. Der Füller ist mit dem Optima fast identisch, hat allerdings ein abgerundedes Kappen- und Schaftende und ist damit etwas länger. Das Kappen- und Kappenbanddesign ist nicht wie bei dem Optima an Modelle der 30er Jahre angelehnt, sondern an die 88 der 50er Jahre (die noch flexible, verdeckte Federn hatten). Auch fehlt bei dem 88 der Imrpint auf dem Schaft.
Federn und Tintenleiter sind identisch. Beide Modell werden über einen Kolben befüllt. Tintevolumen und Funktion des Kolbens sind einwandfrei. Beide Modelle haben auch einen Reservetank, der ducht das herausdrehen des Kolbengriffes aktiviert wird; man kann dann noch ca. 1-2 Seiten schreiben. Sehr schönes Detail aber auch sehr nervig, wenn man oft die Tintenfarben wechselt

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mit den Aurora Füllern in jeder Hinsicht sehr zufrieden bin und nur gute Erfahrungen gemacht habe. Auch die Verpackungen sind ansprechend, nicht übertrieben aufwendig gestaltet. Preislich bewegen sich die Aurora Füller immer noch auf einem „vernünftigen“ Niveau. Z.B kostet der Optima in massiv Sterling Silber c. 500 Euro. Ein Montblanc 146 kostet in Sterling Silber weit mehr! Auch der normale schwarze Optima oder 88 bewegen sich mit ca. 280 bzw. 250 Euro unter den Preisen der Konkurrenz.
Schön finde ich bei Aurora auch, dass neben den normalen Federstärken EF, F, M, B auch die gerade geschliffenen Federn Italic, Stub und BB angeboten werden. Bei vielen Herstellern finden man, wenn überhaupt, nur eine Stub Feder in einer breite! Abgeschrägte Oblique Federn sind sowohl für Rechts- als auch Linkshänder in den Breiten F, M, B und BB