Der Pneumatik-Füller

Pneumatik Füller
Der Pneumatik

Jedem Sammler sind die weit verbreiteten Füllsysteme früher Füllhalter geläufig. Die gängigen Systeme waren Umsteckhalter, Sicherheitshalter und Hebel- oder Druckknopf-Füller. Es gab allerdings auch Füllsysteme, die sich nie richtig breit auf dem Markt durchsetzten konnten.

Betrachtet man die Funktion von Hebel- oder Druckknopf-Füllern, so wird schnell ein wesentlicher Nachteil deutlich: Ein erheblicher Teil des Schaftvolumens wird durch die Mechanik in Anspruch genommen, so dass die Tintenkapazität im Verhältnis zum Schaftdurchmesser relativ gering ist.

Anfang der 20er Jahre versuchte man dieses Problem zu lösen, ohne den Gummisack im Inneren des Schaftes ersetzen zu müssen. Der Gedanke lag nahe, eine Konstruktion zu verwenden, die den Gummischlauch zum Befüllen zusammenquetschen konnte, ohne dass eine innere Mechanik benötigt wurde. Diese Forderung wurde von sogenannten Pneumatik-Füllern erfüllt. Dieser Füllertypus besaß einen doppelwandigen Schaft. Innerhalb des Schaftes war eine herausziehbare Hülse angebracht, an deren Ende sich ein Loch befand. Zum Befüllen wurde die Hülse so weit es ging aus dem Schaft gezogen, die Feder in die Tinte getaucht und anschließend die Hülse wieder in ihre ursprüngliche Lage zurück geschoben. Dabei war es wichtig, das Loch am Ende der Hülse mit einem Finger zu verschließen. Dadurch entstand beim Zusammenschieben im Schaftinneren ein Überdruck, der Gummisack kollabierte. Wurde nun im zusammengeschobenen Zustand das Loch wieder freigegeben, entfaltete sich der Gummisack und sog die Tinte auf.

Teile eines Pneumatik Füllers

Da die innere Hülse in der Regel aus einem dünnen Metal bestand, war der Volumenverlust durch diese Mechanik vergleichsweise gering.
Erstaunlicherweise konnte sich diese Technik nicht durchsetzten. Lediglich die amerikanische Firma Chilton und die Firma Montblanc stellten Halter dieser Bauart her. Montblanc bezeichnete seine Halter als "Montblanc-Compressor" und fügte diese Bezeichnung auch zu seinem sonst üblichen Schaft-Imprint hinzu. Warum dieses System nur selten verkauft wurde, ist nicht bekannt. Heutzutage sind diese Halter unter Sammlern sehr begehrt, da sie extrem schwer zu finden sind.

Pneumatik Füller

Die Firma Chilton hatte früh diesen technisch interessanten und qualitativ hochwertigen Füllhalter auf den Markt gebracht. In den 20er Jahren entsprachen die Halter dem allgemeinen Geschmack und Chilton konnte vor allem in Amerika gute Verkaufs-Erfolge vorweisen. Leider verpasste es die Firma Chilton, sich dem veränderten Geschmack der Käufer in der späten 30er Jahren anzupassen und geriet in finanzielle Schwierigkeiten, die 1941 zur Insolvenz führten.

Einige Jahre später wurde der Grundgedanke des Pneumatik-Füllhalters von der Firma Sheaffer wieder aufgegriffen und endlich zum Erfolg geführt. 1949 kam der Sheaffer Touchdown auf den Markt. Entgegen der Bezeichnung des Montblanc, stand bei Sheaffer nicht die Technik (Compressor- / Pneumatik-Füller), sondern die einfache Bedienung im Vordergrund der Vertriebsstrategien - durch ein einfaches Zusammenschieben der äußeren Hülse (touch down) wurde der Halter gefüllt.
1952 kam mit dem "Snorkel" eine Weiterentwicklung des Touchdown-Systems auf den Markt, das eine schnellere und sichere Befüllung auch bei fast leeren Tintengläsern erlaubte. Durch das Drehen der Blindkappe am Ende des Halters entgegen dem Uhrzeigersinn, wurde ein Tubus unterhalb der Feder nach vorne ausgefahren (der Schnorchel = Snorkel), der die Tinte aus der letzten Ritze eines Tintenglases saugen konnte, ohne die Feder durch Anstoßen am Glas zu gefährden. Der eigentliche Füllvorgang entsprach dem des Touchdown-Systems.
Durch Halter mit dieser Technik trotzte Sheaffer der immer stärker werdenden Konkurrenz der Kugelschreiber.
(Herzlichen Dank an die Mitglieder der ZOSS-Liste (siehe www.zoss.com), die diesen Artikel durch ihre qualifizierten Beiträge erst in der aktuellen Fassung möglich gemacht haben.)

M. Lehmann