Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

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glucydur
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Re: Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

Beitrag von glucydur »

AndreasD hat geschrieben:Was die Material- und Produktionskosten von "Luxusgütern" angeht, die nicht in reiner Handarbeit und mit ganz besonderen Materialien hergestellt wurden, dürfen wir uns ohnehin nichts vormachen.

Natürlich geht bei den Premium-Marken meist auch ein Teil der Wertschöpfungskosten in Design und Qualität der Produkte, das ist sicht- und fühlbar.

Das meiste Geld hingegen, das wir für diese Produkte bezahlen, geht in die Präsentation der Marke, wie z. B. durch Sponsoring, klassische Werbung, Flag-Ship-Stores, etc. ...

Dafür bekommt man aber auch das Gefühl etwas besonderes zu besitzen, wenn man das Gefühl zuzulassen vermag.
Du hast vollkommen recht, Andreas. Die reinen Herstellungskosten bilden den kleinsten Teil des Preises solcher in industriellem Maßstab gefertigter Luxusgüter. Den größeren Teil machen die umgelegten Gemeinkosten aus, die durch Administration, Forschung und Entwicklung, Gestaltung und Marketing verursacht werden. Die meisten, auch hochpreisigen Füller werden letztlich nach zumindest halb-industriellen Maßstäben gefertigt, selbst wenn uns durch das Marketing suggeriert werden soll, es würde sich um reine Manufaktur-Produkte handeln. Ein gutes Beispiel hierfür aus einer anderen Branche ist die Uhrenmanufaktur Rolex. Wenn man mal die Produktionsprozesse im Rahmen einer Reportage in den einschlägigen Uhrenzeitschriften oder live vor Ort gesehen hat, dann kommt man zu dem eindeutigen Schluss: das ist nur noch im Bereich der Assemblage eine Manufaktur. Ansonsten sind das hochrationale, automatiserte, industrielle Prozesse. Genauso verhält es sich mit der Herstellung eines Meisterstücks von Montblanc. Ausnahme bilden vielleicht noch die teuren limitierten Editionen bzw. die Produkte aus dem Artisan Atelier.

VG

Alexander
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Nikolaus
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Re: Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

Beitrag von Nikolaus »

Killerturnschuh hat geschrieben:Da gebe ich dir völlig recht, Nils. Allerdings sollte man eben Äpfel auch immer nur mit Äpfeln vergleichen, denke ich.

Der Toledo gehört ins Highendsegmemt der Pelikan Serienfabrikation ....der Ultra Black ist ein einfaches Sondermodell aus der Meisterstückserie. Alleine daran scheitert also hier ein Vergleich. Einzig der Preis taugt hier für einen Vergleich, wobei eben auch klar ist das ein Montblanc eben teurer als ein Pelikan ist.
In dem getroffenen Vergleich war der aufgerufene Preis ja auch das Vergleichsmerkmal, insofern dürfte es gepasst haben. :) Ich gebe Dir ansonsten Recht. Wobei auch Sonder- und Highendeditionen letztlich dazu geeignet sind, Tinte aufs Blatt zu bringen.
IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben:
Nikolaus hat geschrieben:Ich bin mir nicht sicher, ob es bei vielen anderen Schreibgeräten besser ist. :) Die normalen Meisterstücke sind aus "Edelharz" gefertigt.
"Edelharz" ist ein veralteter Begriff für Polymethylmethacrylat, bekannter unter der Bezeichnung Plexi- oder Acrylglas. Als das Material in den 1930ern aufkam nannte man das Material einfach deswegen "Edelharz", weil es viele Vorteile gegenüber nicht fossilen Naturharzen hatte. "Edel" ist es nicht deshalb, weil es edel oder teuer unter den Kunststoffen ist, sondern robuster als das Naturmaterial, das es ersetzen sollte. Montblanc hält heute vermutlich an dem veralteten Namen fest, weil es vor allem Vorteile beim Marketing hat.

...
Vielen Dank für die ausführliche und sehr aufschlussreiche Erläuterung!
glucydur hat geschrieben:
AndreasD hat geschrieben:Was die Material- und Produktionskosten von "Luxusgütern" angeht, die nicht in reiner Handarbeit und mit ganz besonderen Materialien hergestellt wurden, dürfen wir uns ohnehin nichts vormachen.

Natürlich geht bei den Premium-Marken meist auch ein Teil der Wertschöpfungskosten in Design und Qualität der Produkte, das ist sicht- und fühlbar.

Das meiste Geld hingegen, das wir für diese Produkte bezahlen, geht in die Präsentation der Marke, wie z. B. durch Sponsoring, klassische Werbung, Flag-Ship-Stores, etc. ...

Dafür bekommt man aber auch das Gefühl etwas besonderes zu besitzen, wenn man das Gefühl zuzulassen vermag.
Du hast vollkommen recht, Andreas. Die reinen Herstellungskosten bilden den kleinsten Teil des Preises solcher in industriellem Maßstab gefertigter Luxusgüter. Den größeren Teil machen die umgelegten Gemeinkosten aus, die durch Administration, Forschung und Entwicklung, Gestaltung und Marketing verursacht werden. Die meisten, auch hochpreisigen Füller werden letztlich nach zumindest halb-industriellen Maßstäben gefertigt, selbst wenn uns durch das Marketing suggeriert werden soll, es würde sich um reine Manufaktur-Produkte handeln. Ein gutes Beispiel hierfür aus einer anderen Branche ist die Uhrenmanufaktur Rolex. Wenn man mal die Produktionsprozesse im Rahmen einer Reportage in den einschlägigen Uhrenzeitschriften oder live vor Ort gesehen hat, dann kommt man zu dem eindeutigen Schluss: das ist nur noch im Bereich der Assemblage eine Manufaktur. Ansonsten sind das hochrationale, automatiserte, industrielle Prozesse. Genauso verhält es sich mit der Herstellung eines Meisterstücks von Montblanc. Ausnahme bilden vielleicht noch die teuren limitierten Editionen bzw. die Produkte aus dem Artisan Atelier.

VG

Alexander
Ihr habt völlig Recht. Eine Stahlsporty von Rolex kostet rund 800 Euro in der Produktion, habe ich mal gelesen. Dass sowohl MB als auch Rolex hochwertige Luxusgüter sind, ist klar. Dass die Qualität bei beiden sehr hoch ist, ebenfalls. Dass dennoch ein ordentlicher Batzen an Luxusaufschlag gezahlt wird, halt auch. Wobei die Herstellung bei Rolex noch eine recht beeindruckende ist, auch wenn die Prozesse überwiegend automatisiert geschehen. Aberwitziger wird es bei den Einschalern. :twisted:

Zur Rolex-Produktion gibt es übrigens wohl keinen lesenswerteren Artikel als diesen: https://www.hodinkee.com/articles/inside-rolex
Cheers,
Nils
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glucydur
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Re: Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

Beitrag von glucydur »

Hodinkee ist ein Eldorado für Uhrenliebhaber... Tolle Videos und Tests über die Crème de la Crème des Uhrenbaus...

Eine Ergänzung noch: eine Uhr ist im Vergleich zu einem Füller natürlich ein wesentlich komplexeres Produkt. Insofern steckt in einem Füller wesentlich weniger Wertschöpfung. Der Anteil der reinen Produktionskosten ist geringer und der Anteil der Gemeinkosten höher. Im Klartext bedeutet das: Man kauft bei Luxus-Füllern vor allem den Namen und den Markenwert ein.

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Re: Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch »

glucydur hat geschrieben:Man kauft bei Luxus-Füllern vor allem den Namen und den Markenwert ein.
Nein, man kauft Emotion und Potenzial. Darum auch die explosionsartig zunehmenden Show-Inszenierungen der Produkte. Das physische Produkt ist nur Medium der Emotion und der Potenziale und tritt mit seinen konkreten Eigenschaften in den Hintergrund. Mit zunehmender Automatisierung und der Effizienzsteigerung in der Herstellung können darum die Kosten des physischen Produkts sinken, während die Kosten für die Inszenierung des Produkts (Stores, Marketing, Werbung) steigen. Was sich aber gewandelt hat, ist, dass letzteres kein "Drumherum" mehr ist, sondern Teil des Produkts, das man kauft. Hinzu kommt, dass nur Produkte wirklich emotionsfähig sind, die als teuer empfunden werden. Das ist aber ein win-win-Verhältnis. Die Kunden bekommen, was sie wollen, die Unternehmen bekommen die Möglichkeit zur Gewinnsteigerung.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
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glucydur
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Re: Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

Beitrag von glucydur »

IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben:Nein, man kauft Emotion und Potenzial.
Das klingt mir zu sehr nach Marketing. :D

VG

Alexander
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Re: Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch »

Genau darum geht’s :)
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
TintenLöwe
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Re: Writers Edition (WE) 2016 und Ultra Black

Beitrag von TintenLöwe »

Aus „gegebenem Anlass“ hole ich diesen Faden um den MB 146 Ultra Black mal aus der Versenkung.

Es gibt ein sehr ausführliches Video (https://www.youtube.com/watch?v=SGVXjqNWzAQ), bei dem so ziemlich jedes Detail des Ultra Black LeGrand vorgestellt wird. Interessant finde ich, dass die Oberfächen des „normalen“ 146 und des Ultra Black unter einem Mikroskop dargestellt werden. (ab ca. 4:16) Da sieht man ganz schön viele Mikrokratzer beim „normalen“ 146 und beim Ultra Black keine Kratzer, aber sehr schön die „poröse“ Oberfäche. Auch gibt es Angaben zu Größe und Gewicht (ab 13:12).

Wenn man sich durch die ersten Minuten des Videos durchgekämpft hat, in denen erzählt wird, dass der Füller per Post geschickt wurde und fast verloren gegangen wäre (Umpf, das weckt Erinnerungen bei mir…), geht es ab Minute 2:11 mit den Informationen los.

Ich kann noch ergänzen, dass der Füller etwas hecklastig ist, der Füllmechanismus wirklich super leicht läuft und der Füller, zumindest bei mir sehr gut in der Hand liegt. Und ja, die Kappe „klappert“, wenn man sie hin und her bewegt. Ist beim Homo Sapiens allerdings ähnlich.

Die Oberfläche hat schon ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Homo Sapiens, ist aber dunkler und glatter. Ich bin aber natürlich schon gespannt, ob sie „hält“ oder doch irgendwann „speckig“ wird.

Mein Fazit: mir gefällt der Füller sehr und ich habe mich sehr gefreut, dass ich mein Exemplar über das Forum „adoptieren“ konnte.

Nun bin ich gespannt, ob der eine oder andere in der Zwischenzeit schon Erfahrungen mit dem Füller gesammelt hat, die bisherigen Meinungen waren ja eher skeptisch...

LG
Claudia
Liebe Grüße
Claudia
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