Edelharz?

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, Zollinger

Calligraph73
Beiträge: 57
Registriert: 12.10.2003 12:41

Edelharz?

Beitrag von Calligraph73 » 12.10.2003 12:46

Mich beschäftigt schon seit Jahren die Frage, was Montblanc unter Edelharz versteht? Handelt es sich um etwas wirklich Wertvolles, oder ist es einfach eine Kunststoffvariante, die so viel Geld nicht wert ist?

Stephan Th
Beiträge: 136
Registriert: 19.09.2003 16:48

Beitrag von Stephan Th » 19.10.2003 8:57

Soweit ich weiß verwendet Montblanc für seine Meisterstücke seit den sechziger Jahren eine Art Plexiglas, weil man damit einerseits eine hochglänzende Oberfläche erzielen kann, die zugleich relativ kratzresistent ist. Andererseits ist Plexiglas bis zu einer gewissen Wanstärke recht spröde und zerbrechlich, eben weil es sehr hart ist. Das ist auch der Grund warum besonders die "kleinen" Meisterstücke (i.e. 144 und dazugehörige Kugelschreiber, Rollerballs etc.) besonders oft unter Rissen leiden. Bei diesen Modellen ist das Material stellenweise so dünn wie etwas stärkeres Papier, was die Geräte natürlich dementsprechend anfällig macht.

Ob ein Füller "sein Geld wert ist" läßt sich nie so genau sagen. Grundsätzlich ist natürlich schon klar daß alle momentan erhältlichen hochwertigen Schreibgeräte völlig überteuert sind. Andererseits muß man bei den Kunststoffen schon etwas differenzieren. Einerseits gibt es das "Plastik", aus dem etwa der Papierkorb im Büro besteht. Es ist zwar schlag- und in gewissen Grenzen bruchfest, aber selbst wenn man es polierte, würde man niemals eine ansprechende Oberfläche erhalten. Daneben gibt es Acryl, aus dem etwa der Parker Duofold gefertigt ist. Dieser Spezialkunststoff ist in der Herstellung wesentlich aufwendiger und teurer, weil man ein reines Ausgangsmaterial benötigt, damit man die hochglänzende Oberfläche bekommt, die auch eine gewisse räumliche Tiefe aufweist. Ähnliches gilt für Plexiglas und das bei Pelikan verwendetet Celluloseacetat. Das sind alles Kunststoffe aber eben kein Plastik. Hier verhält es sich ähnlich wie bei Glas: Objektiv betrachtet ist sowohl der Swarovski Kristall als auch die Bierflasche ein "Stück Glas" aber auch hier gibt es kleine Unterschiede...

Edelharz ist natürlich ein etwas beschönigender Begriff, aber wie so oft nicht unbedingt gelogen. Wer definiert denn was "edel" ist? Letztlich muß man selbst entscheiden ob einem der Montblanc sein Geld wert ist. Ich persönlich habe zwar auch Montblancs, aber für keinen habe ich auch nur ansatzweise den Preis bezahlt, den die Firma verlangen würde. Letztlich sind es eben doch "nur" Schreibgeräte.

Viele Grüße,


Stephan

Werner Ohl

Warum kein Naturharz?

Beitrag von Werner Ohl » 20.10.2003 17:35

Eine ergänzende Frage an Stephan:

Kannst Du Dir erklären (oder vielleicht weißt Du es sogar), warum die
deutschen Edel-Marken – gerade vor dem Hintergrund der hohen Preise –
nicht auch Füllfederhalter aus Naturharz anbieten. Zumindest bei den
Top-Modellen der Souverän- bzw. der Meisterstück-Reihe wäre das doch
naheliegend. Denn über dieses Material habe ich in diesem Plenum bisher
nur das beste gehört. Ich persönlich, der gerne einen solchen besitzen würde, aber von Marken wie Omas nicht überzeugt ist, wäre zum Beispiel
von einem Naturharz-Pelikan begeistert.

Viele Grüße!

Kai

Stephan Th
Beiträge: 136
Registriert: 19.09.2003 16:48

Beitrag von Stephan Th » 20.10.2003 21:03

Was genau "Naturharz" chemisch gesehen auch sein mag, ich glaube kaum daß es bei den deutschen Fabrikaten Einzug halten wird. OMAS stellt füller aus eher exotischen Materialen, man denke nur an den Colombo aus Holz, her, weil das bei den geringen Stückzahlen und den hohen Preisen witschaftlich vertretbar ist. Auch hat sich OMAS einen Namen für exklusive und etwas extravagante Produkte gemacht. Die deutschen Hersteller sind da erheblich konservativer eingestellt, was einerseits daran liegen mag daß die Kundschaft nichts anderes verlangt, andererseits auch in der Positinierung der Marke liegt. Motblanc hat etwa das schwarze-füller Image, von dem auch die wenigen LEs und Metallschreibgeräte nicht wirklich ablenken. Pelikan hat das "schwarz-grüne" Image und obwohl es mit Celebry, Technixx etc. eine Reihe anderer Produktlinien gibt, ist der schwarz-grüne immer noch ein wesentlicher Imageträger der Firma. Nachdem beide Firmen vergleichsweise gut damit fahren, ist logischerweise auch kein Grund gegeben irgendetwas zu verändern. Wir dürfen nicht vergessen daß die Sammler immer noch in der Minderheit sind und die Mehrzahl der Schreibgeräte eher als Verlegenheitsgeschenk in irgendeiner Schublade enden.

Werner Ohl

Beitrag von Werner Ohl » 21.10.2003 0:02

Hallo und vielen Dank für die schnelle Antwort.

Aber: Dass die Kundschaft "nichts anderes verlangt", muss doch nicht
zwangsläufig heißen, dass sie ein Naturharz-Schreibgerät ablehnen
würde, wenn es denn angeboten würde. Pelikan oder Montblanc bringen
auch auch nicht ihre außergewöhnlichen - und zum Teil sündhaft teuren -
Sondermodelle heraus, weil die Kunden danach verlangt hätten. Sie tun
es auch trotz der traurigen Tatsache, dass viele schönen Füllfederhalter in
der Schublade landen. Ich meinte natürlich auch nicht, dass Naturharz alle
bisherigen und bewährten Materialien verdrängen sollte. Ich könnte mir
aber durchaus vorstellen, dass ein Naturharz-Sondermodell neben den
scharzen Montblancs und den schwarz-grünen Pelikans einen Markt finden könnte. Möglicherweise liegt es an den eventuell höheren Herstellungs-
kosten oder an der vielleicht schwierigeren Fabrikation, dass sie es noch
nicht gibt. An einem Mangel an Innovationsfreude - siehe bisherige
Sondermodelle - kann es jedenfalls nicht liegen.

Viele Grüße!

Kai

eckhard
Beiträge: 76
Registriert: 29.09.2003 11:56
Wohnort: berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von eckhard » 21.10.2003 8:05

Ich glaube Pelikan und Montblanc folgen beide einer Philosophie, die ja auch von anderen deutschen Herstellern recht erfolgreich angewendet wird: das technisch beste bei "normalen" Herstellungsmethoden.
Schau dir die Autohersteller als Beispiel an. Die haben letztlich alle die gleiche Richtung angetreten: wenn's noch exklusiver sein soll, bieten die jetzt alle bestimmte Luxusnamen an, bei denen es auf rationelles Preisdenken nicht so ankommt .... Rolls, Bentley, Maybach, etc. .... Bugatti! :)
Persönlich finde ich das recht intelligent, denn es dreht sich ja letztlich nicht nur die Wahl der Materiale, sondern auch die notwendigen Fachkräfte und Instrumente. Sowas lohnt sich nur in ganz kleinen Serien.

Vielleicht kommt die Zeit, wo MB oder Pelikan einfach eine solche Marke einkaufen, obwohl ich mir das in dem doch recht beschränkten Gebiet nicht recht vorstellen könnte.

ciao

hcpluemer
Beiträge: 163
Registriert: 16.10.2003 21:48
Wohnort: Norderstedt
Kontaktdaten:

Beitrag von hcpluemer » 21.10.2003 9:18

Ich versteh es ehrlich gesagt nicht ganz: Ist denn die Verabreitung von Naturharz z.B. so viel aufwendiger als die von Celluloid z.B.? Der Pelikan 1935 blau (und auch grün) bestehen ja auch aus Materialien, die in den gängigen Serien nicht benutzt werden?

Gruß

Hans-Christoph

Stephan Th
Beiträge: 136
Registriert: 19.09.2003 16:48

Beitrag von Stephan Th » 21.10.2003 19:17

... womit wir genau wieder beim Thema wären. Die Halter sind zwar ursprünglich Pelikan Modelle und werden auch von der Firma Pelikan vermarktet, hergestellt wurden sie aber allesamt bei Visconti, einer italienischen Firma, die eben immer noch mit Celluoid hantiert. Damit beantwortet sich auch die Frage warum Pelikan keine eigene Produktion für Celluloid Modelle angefahren hat: Es lohnt sich einfach nicht und das ist auch der Grund warum wir wohl mit Celluloseacetat (Souverän-Streifen) leben werden müssen.

Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas Baier » 22.10.2003 22:48

Hallo,
ich denke auf der einen Seite muß man
Hartgummi und Celluloid (Kampfer und Baumwollharz)
und auf der anderen die hochwertigen Kunststoffe sehen wie den Duroplast Plexiglas.
Alle haben ihre Vorteile, die ersteren sind heute für einen vernünftigen Preis nicht mehr zu fertigen und entsprechend in Handarbeit abzudrehen. Da hält man sich besser an die alten Füller, die man oft für einen sehr anständigen Preis bekommen kann.
Die hochwertigen moderneren Materialen wie Plexiglas oder Acrylglas haben eine harte Oberfläche, Plexiglas ist zudem recht kratzfest zu fertigen als Spritzkunststoff. Acryl muß abgedreht werden (s. Parker Duofold).
Abwandelungen wie das Pelikan Celluloseacetat ist eine gut fertigbare und akzeptable Alternative zum explosiven und lange ausquellenden Celluloid, erreicht aber nicht die Haptik und Farbe (vergleiche dazu alte 400er mit neueren).
Die Naturharze von Omas werden gerne in den Himmel gehoben, die Kratzempfindlichkeit muß jedoch gesehen werden, in sofern kann man sicherlich mit den heutigen Materialien aus Kunststoffen leben.

Viele Grüße
Euer Thomas Baier

hcpluemer
Beiträge: 163
Registriert: 16.10.2003 21:48
Wohnort: Norderstedt
Kontaktdaten:

Beitrag von hcpluemer » 23.10.2003 13:06

Hallo,
Ich bin seit zwei Monaten glücklicher und stolzer Besitzer eines Montegrappa Symphony-Federhalters, der aus Zelluloid gefertigt wird. Gut, erist nicht gerade billig, er ist teurer als ein Pelikan M 805. Dennoch würde ich nicht sagen, dass Zelluloid unbezahlbar geworden ist. Es gibt halt nur wenige Hersteller, die sich auf die Bearbeitung dieses Materials einlassen. An Glanz und Tiefe übertrifft es aber Acryl mit Sicherheit.
Besten Gruß

Hans-Christoph Plümer

Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas Baier » 23.10.2003 21:34

Hallo, Hans-Christoph,

danke für den Hinweis. Was kostet der Celluloid-Füller von Montegrappa?

Ich denke, es ist klar, daß die Preise für Celluloid-Füller heute dennoch im Vgl. zu früher happig sind. Die Qualität von Celluloid ist natürlich unbestritten. Daß Acrylglas synthetisch wirkt und nicht die Klasse der alten Materialen hat, sehe ich genauso.

Ich unterstreiche dennoch, daß man die Klasse von Celluloid i. d. R. an alten Füllern am preiswertesten erfahren kann.

Viele Grüße
Thomas Baier

hcpluemer
Beiträge: 163
Registriert: 16.10.2003 21:48
Wohnort: Norderstedt
Kontaktdaten:

Beitrag von hcpluemer » 24.10.2003 0:11

Ich habe bei meinem Händler hier in Hamburg 360€ bezahlt. Vielleicht gibt es aber auch preisgünstigere Quellen im Internet. (Vielleicht meldet sich ja ein Anbieter :D :D :D :D
Gruß

Hans-Christoph

Michael Weise
Beiträge: 88
Registriert: 17.09.2003 15:47
Wohnort: Karlsfeld bei München

Beitrag von Michael Weise » 24.10.2003 23:05

Die Celluloidmodelle von OMAS sind ebenfalls hervorragend und in jedem Fall dem Naturharz vorzuziehen. Allerdings kosten Sie auch etwa das doppelte Listenpreise sind ca 800 Euro für die Paragons (ebay ca 450)

regards
Mike

laurooon
Beiträge: 140
Registriert: 06.03.2015 7:20

Re: Edelharz?

Beitrag von laurooon » 06.05.2015 16:25

Sorry, wenn ich den Thread hochhole. Aber wie reinigt ihr das Harz? Ich meine nicht die Politor, sondern die generelle Reinigung. Edelharz sieht wegen dem Fett an den Fingern irgendwann so aus, als würde es mal eine Dusche vertragen. :) Wie macht ihr es? Einfach nur Wasser und Mikrofasertuch?

Antworten

Zurück zu „Montblanc“