meinen ersten Füllhalter hatte ich als Erstklässler: Einen türkis-pinken Herlitz-Schulfüller. 12 Schuljahre lang (ja, sogar bis zur Reifeprüfung) war dieser mein ständiger Begleiter und hinterließ auf holzigem Billigpapier seine speziellen Eindrücke in 4001 Königsblau.
Im Alter von 21 Jahren dann wollte ich’s wissen. Mir war klar, dass es da draußen so Einiges gibt, was meinen farbenfrohen Herlitz blass dastehen lässt. Ich wollte was Ernsthaftes!
Also begann ich mich im Fountainpennetwork umzusehen. Eine spezielle Marke hatte ich nicht im Visier. Dann – ja, dann stieß ich durch puren Zufall auf einen Faden, wo gefragt wurde:
„Wie sieht der Wiederverkaufswert edler Füllhalter aus?“
Die Antwort: Die besten Karten hat man entweder mit Montblanc, oder aber mit Pelikan.
Ich hatte Blut geleckt! Montblanc? Edle Füllhalter? Was mag sowas wohl kosten?
80 Euro, schätzte ich.
Ich armer Ahnungsloser.
Auf der Montblanc-Produktseite schaute ich mich um, und besuchte auch die Boutique.
Die Bedienung und Beratung bei Montblanc war vorbildlich. Ich durfte die Meisterstücke probeschreiben im Rahmen einer ausführlichen Beratung zur Federvariante. Leider geschah dort das Gleiche, was mir bislang in allen Füllhaltergeschäften passiert ist: Ich wurde fehlberaten. Denn mir wurde angeraten, Schönschrift zu proben, nicht meine Alltagsschrift. Doch gleich mehr dazu.
In meinem Leben besaß bzw. besitze ich zwei Montblanc-Schreibgeräte: Den inzwischen nicht mehr mir gehörenden Mark-Twain-Füllhalter, mit dem ich aufgrund der breiten Feder nie warm wurde (gekauft 2011 oder 2012 für 720 Euro), und seit neuestem den Füllhalter:
Das Meisterstück LeGrand (mit der Nummer 146 in der Füllhalter-Variante) ist größenmäßig angesiedelt zwischen „Classique“ (144) und „149“, wobei es in der Vergangenheit zwischen Classique und LeGrand noch eine Zwischengröße „Chopin“ (145) gab.
Hier präsentiere ich nun den Füllhalter in der Variante „Platinum Line“, deren Beschläge, nicht aber die (Bicolor-)Feder, wie der Name verrät, platiniert sind. Da dieser Rohstoff bekanntlich ziemlich teuer ist, ist der 146P um 10 Euro teurer als die rotgoldene, und um 30 Euro teurer als die gelbgoldene Schwester gleichen Formats.
Hier die Hard Facts.
Preis: 600 €
Der Korpus besteht aus Edelharz, funktionieren tut der Füllhalter mit Kolbenmechanismus. (Der kleine Bruder Classique geht mit Konverter.) Die Feder ist aus 14-Karat-Gold, im hier vorgestellten Modell mit einer M-Feder.
Sicherlich ist jeder Vergleich mit Pelikan hinkend, da beide Firmen andere Ziele verfolgen. Dennoch, um ein klareres Bild zu bekommen:
Der 146er ist, gemessen am Preis, direkter Konkurrent des Pelikan Souverän M1000 (570 €). Die Überraschung ist jedoch, wie wahnsinnig leicht in der Hand das Meisterstück liegt. Mit halbgefülltem Tintentank habe ich 25 Gramm gewogen – bei Pelikan wiegt schon der M800er mit leerem Tank 29,3 Gramm! Doch dazu mehr gleich bei den persönlichen Beobachtungen.
Erste Eindrücke
Das Meisterstück kommt doppelt verpackt.
Zunächst die übliche schmucklose weiße Schachtel, wie man sie auch beim Ladenkauf erhält:
Die Zwiebel schält sich …
und zum Vorschein kommt eine edle Schatulle …
… die geöffnet so aussieht:
… gleich geht's weiter …