MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

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clipeata
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MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von clipeata » 22.12.2018 19:04

Hallo zusammen, würde gerne noch etwas Fragen, die threads hier im Forum habe ich "eigentlich" gefunden und gelesen

--> Wie sind Tintenleiter und Feder gegen die Kunstsoff-Hülse (wie heisst sie korrekt ?) abgedichtet,
welche wiederum mit den beiden Teilen als Einheit in das Griffstück geschraubt wird ?

Grund der Frage: Habe meine (verbaute) Feder auf dem Tintenleiter minimal neu positionieren müssen und hoffe,
dass ich jetzt in deren Sitz nichts "gestört" habe. Etwas Schwitzen am Übergang Tintenleiter/Feder in diese Hülse scheint ja normal...

Das Dichtkonzept der Hülse gegen Griffstück besteht laut Forum und inet bei MB selbst aus einer speziellen
Dichtpaste, welche durch ein Silikonfett ersetzt werden kann. Trotzdem dient diese mitunter für MB als Indikator,
ob der Stift schonmal ausserhalb der eigenen Werkstätten geöffnet wurde.

Aber ich finde nichts dazu, wie Tintenleiter und Feder gegen eben diese Kunstsoff-Hülse abgedichtet werden.
Garnicht? Auch Silikonfett?

SimDreams
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Re: MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von SimDreams » 22.12.2018 19:56

Ich weiß es nicht, kann allerdings ein Indiz liefern: bei Bock gibt es an der Stelle keine Dichtungsmasse, sondern Feder mit Leiter sind nur gesteckt.

Grüße, Uwe
Da die Schreibgeräteakquise nicht das einzige Hobby ist: http://www.flickr.com/photos/simdreams/

clipeata
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Re: MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von clipeata » 22.12.2018 20:00

Danke Uwe!

Micha71
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Re: MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von Micha71 » 23.12.2018 10:47

Moin,

Der Tintenleiter wird zusammen mit der Feder in die Hülse gesteckt und dieses dann mit dem Griffstück verschraubt, die Tinte soll ja durch den Tintenleiter fließen... da wird also nix abgedichtet. Damit aber keine Tinte den Weg durch das Gewinde findet und so für blaue Finger sorgt, muss dieser Teil dicht sein... abdichten kann man entweder mit Schellack oder dieser rosa Paste, die Montblanc früher benutzt hat. Seit einigen Jahren verwendet Montblanc selbstdichtende Hülsen, ganz ähnlich wie Pelikan.

Herzliche Grüße,

Michael

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stift
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Re: MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von stift » 23.12.2018 11:39

Alles ganz gut,aber jetzt musst du das Aggregat herausbekommen und dann kannst du dir Gedanken machen.
Und wenn du das Aggregat raus geschraubt hast musst du den Tintenleiter bzw.die Feder von hinten raus schlagen.
Und dann kommt der Tausch,und dann die Feder wieder richtig setzen,ist auch nicht so leicht.
Grüße Harald
#Non, je ne regrette rien#

clipeata
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Re: MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von clipeata » 29.01.2019 21:01

Hallo zusammen,
heute erfolgt die Rückmeldung, Ehrensache bei obigen Antworten.
Bei der Gelegenheit stelle ich mich kurz vor. Männlich, Freude an nicht mehr zeitgemäßer Technik, z.B. 2T-Motoren oder auch an mechanischen Uhren. Schreibgeräte empfinde ich als sehr ästhetisch, leider habe ich keine entsprechende Schrift und habe mich
daher lange auch nicht weiter mit befasst. Auslöser zum Anmelden war aber der neulich gefasste Entschluss, einen MB 146 den ich
einst von meinem Vater zum Studienbeginn bekam, in den „Neuzustand“ zu versetzten und einen solchen Stift auch endlich mal
zu benutzen. Gebrauchsspuren auf der Feder störten mich heute zu sehr, gut geschrieben hatte er nie, der ideelle Wert war
ausschlaggebend.

Bild

Schön zu lesen, wie viele unterschiedliche Facetten das Hobby Füller hat, und die heutigen Möglichkeiten zum Wissenstransfer unter
Laien sind eine ganz besonders positive Eigenheit unserer Zeit. Für mich verdoppelt das „zu Eigen machen“ die Freude an den Dingen.

Also wurde das Netz durchforstet, wieder Einlesen bei Null. Zwar hatte ich mich schon mit dem Gedanken getragen, das ganze
nach HH zu senden, aber der Nachteil dabei wäre gewesen, dass ich nichts gelernt hätte.

Dann kam das Aufrüsten: Werkzeug für die Kolbenmechanik aus China, beide Tools für das Federaggregat (alt und „neu) aus den USA
(pentooling.com). Dazu fand ich ein komplettes Aggregat in einem neuwertigen Zustand.

Bild

Nach viel Lesen, Bilder sichten, und einigen netten pm’s und emails, traute ich mir den Wechsel selber zu.
Es ging auch sehr einfach, der Füller schrieb herrlich.

Bild

Als noch eine schöne, separate B-Feder dazukam, hat es mich vollends geritten. Denn ich hatte ja ein "altes" Aggregat "übrig":
Aus einem Halter für Gehrungsschnitte wurde mit 7mm Holzbohrer und Dremel noch ein „knock out Block“. Dazu warmes Wasser
zum Erwärmen der Feder-Hülse (sicher ist sicher) und ein passender Holz-Stift zum Durchtreiben.

Bild

Beim Zusammenbau habe ich ordentlich geschwitzt, aus meiner Sicht der schwierigste Punkt.
Ich habe lediglich die Finger benutzt und erst Kraft aufgewendet, als ich sicher war, dass alles sitzt.
Ich kam mit dem Tintenleiter bis zur Holzplatte, original stand er etwas weiter hinaus. Aber es gibt kaum einen Ansatzpunkt,
um axial Kraft aufzuwenden, bezeichnend, dass die heutigen Tintenleiter dort eine Aussparung für ein rundes Stäbchen haben!
Also so lassen, weniger ist mehr.

Bild

Feder sitzt fest , und auch die Rippen des Tintenleiters haben es, naja, sagen wir überlebt.
Etwas nachjustieren war leider nötig. Aber noch "plingen" alle straff, wenn man sie aussen mit einem Zahnstocher "zupft"

Bild

Es folgen immer mal wieder Bäder in ca. 50 °C warmen Wasser, damit sich die Bauteile „aneinander gewöhnen“ und schließlich
noch der Verbau. Denke ich einfach auch viel Glück beim ersten Versuch:

Bild

Bild

-Der Füller ist heil geblieben und ist tatsächlich dicht. Optik nun makellos.
-Er schreibt wunderbar satt (wohl eher der nicht mehr optimalen Paarung aus Tintenleiter und Feder geschuldet.
-Die etwas weiter heraus stehende Feder (wohl eher weniger als 1mm) steht im gut.
-Das Bild zeigt die Feder mit Spiegelungen, sie ist nicht verfärbt. Sieht aber aus, als stünde sie in Flammen.

Noch ein paar Punkte zum Schluss:
1. Obige Frage beantworte ich heute mit der leichten Verdickung der Federhülse. Sie wird beim Verschrauben in den engen Kragen
hereingezogen, evt. übt das von Außen Druck aus. Sonst wäre ja der händische Sitz von Leiter und Feder in der Hülse das, was letztendlich die Festigkeit gibt? EIn wenig Schwitzen zwischen Feder-Oberseite und Hülse scheint normal, zumindest war dies
bei diesem Stift auch vorher der Fall. Hier dichtet lediglich Hartplastik auf (Gold)-Blech.

2. Der Tintenleiter erinnert mich an eine Art Kunststoff-Spreizdübel aus dem KFZ Bereich. Zudem ist die Position der Feder genau
vorgegeben, sogar der leicht schiefe Sitz ist bei mir wieder aufgetreten.Ich sehe das Teil durchaus als Wegwerf-Artikel an.

3. Der Tausch "Aggregat gegen Aggregat" (jeweils komplett) ist sehr einfach. Das Zerlegen des Aggregates und das Wechseln
der nackten Feder grenzt imho fast an Glückssache

4. Hier dürfte der eigentliche Unterschied zu Pelikan liegen, denn auch dort wird anscheinend vom Zerlegen dieses Moduls in
Einzelteile abgeraten. Allerdings gibt es Aggregate und Ersatzteile im freien Handel, und somit ist der Federtausch dort kein so
problematisches Thema.

5. Es hat Spaß gemacht und fühlt sich so an, als hätte ich mir endlich mal einen Teil des 146 selber „erarbeitet“.
Ja, HH dürfte unterm Strich tatsächlich günstiger gewesen sein ;-)

6. Es besteht hochgradig Suchtgefahr. Hier tummeln sich nun schon drei 146er, und irgendwie brauche ich noch einen
Feinen als Ergänzung zu dem hier....

Gruß C.

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Killerturnschuh
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Re: MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von Killerturnschuh » 30.01.2019 14:55

@clipeata,

das ist der wohl interessanteste und spannendste Post seit langem, vielen Dank dafür.
Ja, höchst wahrscheinlich wäre es billiger und einfacher gewesen den Füller nach Hamburg zu schicken. Aber geht es im Leben darum immer den leichtesten Weg zu nehmen? Wo wären wir wenn nicht manche unter uns beseelt von Neugier und dem Wunsch eigene Wege zu gehen Lösungen für Probleme suchen würden.
Ich wünsche dir viele lustvoll geschriebenen Seiten mit deinem 146.
Übrigens, die meisten großen Persönlichkeiten hatten dass was wir heute eine "Sauklaue" nennen..... "Was hilft die schönste Handschrift wenn jemand nichts zu sagen hat...."
In diesem Sinne
Salve

Angi

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clipeata
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Re: MB 146 Federtausch die 1000ste, "Dichtungskonzept"

Beitrag von clipeata » 01.02.2019 20:42

@Angi

Danke für Dein Lob und den Trost(!) zum Thema Handschrift.
Über beides habe ich mich sehr gefreut, werde mir das aber nicht über den Kopf wachsen lassen.
Hier hatte ich einfach auch viel Glück.

Den Füller hatte ich nun drei Tage im Büro dabei und das Schreiben macht einen unglaublichen Spaß.
Optik/Haptik und Funktion stimmen für mich nun erstmals bei diesem einen Stift, somit eine ideale Lösung.
Keine weiteren Vorkommnisse, auch im Alltag dicht.

Gruß C

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