Frage an die MB-Experten

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Wrighter
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Frage an die MB-Experten

Beitrag von Wrighter »

Hallo Zusammen,

mir wurde ein MB 146 angeboten, der aber wohl Aussetzer beim Schreiben hat. Zunächst dachte ich natürlich an gründliche Reinigung, etc., doch die Bilder stimmten mich dann nachdenklich. Vor allem der Abstand des Tintenleiters, zur Feder, auf der seitlichen Aufnahme gut zu erkennen, ist doch nicht normal oder? Auch der Tintenleiter selbst sieht für mich irgendwie beschädigt aus, wobei das auf der offenen Unterseite, meiner Erfahrung nach, meist wenig ausmacht und eher einen optischen Mangel darstellt. Da ich zur Kaufentscheidung nur die Bilder habe, würde ich mich über ein paar Expertenmeinungen hierzu sehr freuen.

Wie würdet Ihr das den Bildern nach einschätzen. Ist der Füller ein Schnäppchen oder eher defekt?

Im Voraus besten Dank für Eure Unterstützung.

Schönen Sonntag

Ralf

OM-Feder.jpg
OM-Feder.jpg (88.76 KiB) 4100 mal betrachtet
Tintenleiter.jpg
Tintenleiter.jpg (119.14 KiB) 4100 mal betrachtet
Seitlich.jpg
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Herzliche Grüße
Ralf
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bella
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von bella »

Rechne 88€ für die Servicepauschale 1 zum Kaufpreis und etwa 3Wochen Reparaturzeit ..... wenn der Füller dann noch ein Schnapper ist .... ok
Der Tintenleiter ist definitiv hinüber und ich frage mich wie das so passieren kann.
Ja, die Feder ist zu weit vom Leiter entfernt .... daher könnte der durchaus einen Fallschaden haben, es könnteauch mehr kaputt sein ... und damit teurer ...

Ganz ehrlich ... würd ich lassen
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Wrighter
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von Wrighter »

Das hab ich mir fast gedacht. Der Tintenleiter sieht auch aus, als ob es ein ganz alter Ebonitleiter wäre. Somit dürfte die Reparaturpauschale auch ausfallen, da es dann vermutlich keine Ersatzteile mehr gibt. Und ja, der Abstand zum Tintenleiter, sah für mich auch nach Federschaden aus und somit ist das Schnäppchen, vermutlich eher Schrott.

Vielen Dank für die Bestätigung und noch nen schönen Nachmittag

Ralf
Herzliche Grüße
Ralf
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Killerturnschuh
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von Killerturnschuh »

Tintenleiter im Eimer, der Grund warum die arg verkrazte Feder so absteht ist auch ungeklärt und ausserdem sind die Flügel zu weit auseinander und sehen auf den Fotos verzogen aus.... ein "Verrecker" wie er im Buche steht Egal wie günstig er zu haben ist, mit etwas Pech ist er kann er am Ende so teuer kommen könnte wie ein neuer Füller.
Salve

Angi

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24x30
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von 24x30 »

Zum Thema Tintenleiter: Die ersetzen den im Service durcheinen Neuen (nicht Ebonit). Machen die sogar wenn er nicht defekt ist.

Viele Grüße
fountainbel
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von fountainbel »

Meiner Meinung ist der Füller ein "vintage" mit telescoop full System, ende der Fünfziger Jähre...
Freundlicher grus aus Flandern,
Francis
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Wrighter
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von Wrighter »

24x30 hat geschrieben:
06.09.2020 17:59
Zum Thema Tintenleiter: Die ersetzen den im Service durcheinen Neuen (nicht Ebonit). Machen die sogar wenn er nicht defekt ist.

Viele Grüße
Auch wenn er nicht defekt ist? Das grenzt ja an Sachbeschädigung. Wie kommen die dazu, einen funktionsfähigen Eboittintenleiter, durch ein Plastikteil zu ersetzen? Das stellt ja eindeutig eine Verschlechterung des Füllers dar. :o
Herzliche Grüße
Ralf
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24x30
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von 24x30 »

Wurde hier schon mehrfach diskutiert, und ist mir bei meinem MB149 von 1970 passiert, der wegen eines undichten Tanks dort war. :?

Viele Grüße
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hoppenstedt
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von hoppenstedt »

@Ralf:
Ich würde noch gerne ein wenig Öl ins Feuer gießen :evil: , unter anderem aufgrund dieser berufenen Einschätzung:
fountainbel hat geschrieben:
06.09.2020 19:00
Meiner Meinung ist der Füller ein "vintage" mit telescoop full System, ende der Fünfziger Jähre...
Freundlicher grus aus Flandern,
Francis
Francis ist ein Experte, dessen Aussage für mich hohen Wert hat, insbesondere was Vintage-Füllfederhalter angeht.
Auch wenn du, lieber TS Ralf, schon abgewunken hast: wenn du Valenzen für ein Projekt hast, würde ich mir die Sache überlegen.

Der Füller hat wohl dieses schöne, massive Teleskop-System (Vollmessing, soweit ich weiß), mutmaßlich und aufgrund der Bilder eine zwar verbeulte und verkratzte, aber Oblique-Feder, einen zwar äußerlich defekten, aber aus Ebonit bestehenden und vielleicht noch funktionsfähigen Tintenleiter, ist eventuell noch aus Zelluloid und stellt aus allen diesen (u. a.) Gründen meiner Meinung nach natürlich keinen Fall mehr für den normalen Service von Montblanc dar.
Aus dieser / meiner Sicht ist er ergo auch kein "Verrecker", sondern ein schlecht behandelter Oldtimer mit Potential. Da sollte man dann vielleicht etwas behutsamer herangehen...

Um mal wieder den Uhren-Vergleich zu bemühen, wäre diesen Füller nach Erwerb nach Hamburg zu schicken ein bisschen so, als ob man beispielsweise eine lädierte Vintage Rolex ganz normal zur Revision nach Genf schicken würde.
Die würden dort dann vermutlich entweder sagen: geht nicht mehr, oder sie würden hemmungslos alte Teile durch nagelneue ersetzen, um den aktuellen Stand der Technik (aus Sicht des Herstellers) zu erreichen. Das ist aus dieser Perspektive state of the art, und von daher erübrigen sich - zumindest an dieser Stelle - auch Diskussionen über die Sinnhaftigkeit von Ersatz des Ebonits durch Plastik etc.

Erwürbe ich also diesen Füller, würde ich höchstwahrscheinlich einen der Experten hier kontaktieren und um eine ungefähre Einschätzung des nötigen Aufwandes bitten. Toll wäre, wenn du, Ralf, es selbst in die Hand nehmen könntest, aber es klingt durch, als sei das eher nicht der Fall... ;)

Wir kommen hier eben in den Bereich Classic Pens, und wie bei Uhren, Autos :shock: u. Ä. m. entzieht sich ein solches Projekt in mancherlei Hinsicht "normalen" ökonomischen Kriterien.

Ich hoffe, ich konnte dich noch ein bisschen irritieren :lol:

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
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Wrighter
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von Wrighter »

hoppenstedt hat geschrieben:
07.09.2020 5:00
@Ralf:
Ich würde noch gerne ein wenig Öl ins Feuer gießen :evil:....

....Auch wenn du, lieber TS Ralf, schon abgewunken hast: wenn du Valenzen für ein Projekt hast, würde ich mir die Sache überlegen....

...Aus dieser / meiner Sicht ist er ergo auch kein "Verrecker", sondern ein schlecht behandelter Oldtimer mit Potential. Da sollte man dann etwas behutsamer herangehen....

....Erwürbe ich also diesen Füller, würde ich höchstwahrscheinlich einen der Experten hier kontaktieren und um eine ungefähre Einschätzung des nötigen Aufwandes bitten. Toll wäre, wenn du, Ralf, es selbst in die Hand nehmen könntest, aber es klingt durch, als sei das eher nicht der Fall... ;)

Wir kommen hier eben in den Bereich Classic Pens, und wie bei Uhren, Autos :shock: u. Ä. m. entzieht sich ein solches Projekt in mancherlei Hinsicht "normalen" ökonomischen Kriterien.

Ich hoffe, ich konnte dich noch ein bisschen irritieren :lol:
Lieber Alfred,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag und nein, Du hast mich keinesfalls verwirrt.

Nachdem Du Francis als Experten für dieses spezielle Füllsystem kennst und wie ich meine, beim Thema Montblanc Klassiker (immerhin gehts hier um ein 146er Meisterstück), selber auch nicht unbedarft bist, hätte es mich sogar sehr gewundert, wenn Du daraufhin nicht zu differenzierter Betrachtung raten würdest.

Du hast allerdings völlig recht, ich habe nicht die Absicht, mit dem für mich zunächst mal defekten Füller, so einen riesen Aufwand zu treiben. Auch wenn ich Füller nicht unter rein ökonomischen Gesichtspunkten erwerbe oder wieder abgebe, es muss für mich einfach überschaubar und den Preis wert sein. Im vorliegenden Fall ist ersteres in keinster Weise gegeben, woraus folgt, dass ich zweiteres auch nicht einschätzen kann, zumal ich den Füller ja gar nicht kenne, also nicht mal weiß, ob er mir – Funktionsfähigkeit vorausgesetzt – überhaupt liegen würde. Natürlich käme ich nicht auf die Idee, so einen Oldtimer zum MB-Service zu senden, da ich hier schon viel zu oft gelesen habe, dass die sich für ihre eigenen Klassiker wohl kaum interessieren und meist einfach abwinken. Dass sie sogar funktionsfähige Schmuckstücke, unnötigerweise, durch Plasteimplantate verschandeln habe ich heute erst mit Entsetzen erfahren. Also noch ein Grund mehr für mich, von defekten MBs die Finger weg zu lassen. Natürlich gibt es Experten, die sich mit sowas auskennen. Aber dazu muss man diese Leute kennen und auch noch bereit sein den individuellen Aufwand zu bezahlen. Im konkreten Fall müsste man das allein aufgrund der vorhanden Bilder entscheiden und da lass ich lieber ganz die Finger weg. Ich habe leider in der Vergangenheit schon viel zu viel Lehrgeld bezahlt, weil ich defekte, für mich nicht reparable oder unbrauchbare Füller erworben habe. Irgendwann muss man seine Grenzen erkennen und Konsequenzen ziehen.

Falls Du jedoch Interesse an dem besonderen Stück hast, lasse ich Dir gerne die Kontaktdaten zukommen und Du kannst Dich mit dem Verkäufer ins Benehmen setzen.

Liebe Grüße

Ralf
Herzliche Grüße
Ralf
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von hoppenstedt »

@Ralf: Das klingt doch schlüssig.
Danke auch für dein Angebot, aber ich selber habe für derlei Projekte jetzt gar keine freien Kapazitäten... :?

Die Tintenleiter aus Kunststoff sind übrigens nicht schlecht, nur sind sie eben bezüglich älterer Montblancs nicht original.

Ich kann da (leider) ein wenig mitreden, da ich meinen Abi-Füller, ein 146er von 1985, auch wegen Riss im Tank / Korpus zum regulären Service gegeben habe.
Da wurde dann der Ebonit-TL durch einen aus Plastik ersetzt sowie der Körper mit bläulichem, komplett durchsichtigem Tintenfenster durch einen mit klarem, aber eben gestricheltem Tintenfenster, so wie die 146er das eben jetzt haben.
Die Mechanik auch neu, und der Füller strahlt wie frisch aus dem Laden, nur mit der alten, allerdings wie neu strahlenden Feder in monocolor Gold...

Für mich hat's gepasst, ist allerdings natürlich für den Vintage-Puristen nicht mehr the real stuff...

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von Wrighter »

hoppenstedt hat geschrieben:
07.09.2020 23:53
@Ralf: Das klingt doch schlüssig.
Danke auch für dein Angebot, aber ich selber habe für derlei Projekte jetzt gar keine freien Kapazitäten... :?

Die Tintenleiter aus Kunststoff sind übrigens nicht schlecht, nur sind sie eben bezüglich älterer Montblancs nicht original.
Kein Problem Alfred, ich dachte nur ich frag Dich eben.

Aber zum Thema Tintenleiter liest man überall, dass die aus Ebonit viel leistungsfähiger sein sollen. Eben darum neigt wohl die moderne Flex, zum Railroading, weil der aktuelle Plastikleiter, nicht schnell genug Nachschub an die Federspitze liefern kann. Wie gesagt, das liest man so, ich bin natürlich kein Füllertechniker. Andererseits haben die alten Flexfedern alle einen Ebonitleiter und sind oft trotz Flex, richtig nass. Während ich bei meinem umgebauten Jinhao, mit einer G-Nib, genau an dem Problem gescheitert bin, dass eben nicht schnell genug, genügend Nachschub ankam. So lange man extrem langsam schrieb, war alles ok. Wollte man etwas schwungvoller schreiben, riss der Tintenfluß ab und überall hieß es eben, das liegt am Plastikleiter. Wie auch immer sich das verhält, ich finde es jedoch absolut seltsam, dass bei einem Service, unverlangt Teile getauscht werden, die überhaupt nicht defekt sind. Aber das mag jeder halten, wie er mag, für mich ist es ein absolutes No-Go und ein Grund mehr, mit der Marke nicht wirklich warm zu werden.

Gute Nacht

Ralf

P. S.: Falls sich sonst jemand für den Füller mit der verbogenen Feder interessiert, ich kann gerne den Link zusenden.
Herzliche Grüße
Ralf
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von Killerturnschuh »

Ebonit ist deutlich poröser als Plastik, saugt sich also stärker mit Tinte voll. Das hat Vorteile aber auch Nachteile.

Bei einem Tintenleiter aus Kunststoff lässt sich der Tintenfluss recht einfach mit einer Rasierklinge oder einem Skalpell erhöhen.
Wenn man einen Montblanc zum Service gibt und explizit eine nasse Feder möchte bekommt man diese in der Regel auch.
Salve

Angi

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hoppenstedt
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von hoppenstedt »

Angi hat es perfekt auf den . gebracht!

Ich habe ja nun luxuriöser Weise den Vergleich Ebonit vs. Kunststoff und finde, ehrlich gesagt, keinen grossen Unterschied in den Schreibeigenschaften.
Technisch sind die Leiter identisch mehr oder minder, nur die physikalischen Eigenschaften des jeweiligen Materials machen einen gewissen Unterschied aus.
Und wie Angi ebenfalls sagt: Montblanc (und andere Fabrikanten auch, sicherlich) macht vieles möglich, ggf. auf Reklamation...

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
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Re: Frage an die MB-Experten

Beitrag von Corp. »

Ebonit hat auch den Vorteil, dass es bei Anwendung von Wärme formbar wird. Das Netz ist voll von Anleitungen zum sog. heat set, z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=u7xG553 ... Revolution

Die Feder sieht allerdings nicht so gut aus, lässt sich aber richten...
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