Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

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SalvatorMundi
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Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von SalvatorMundi »

Hallo an alle!

Ich hätte als Einstiegspost eine Frage in die Runde. Nachdem ich jahrzehntelang mit meiner Pelikan sehr zufrieden war, hat mich 2014 die Montblanc-Leidenschaft gepackt. Bislang habe ich alle Füllfederhalter neu gekauft, die allermeisten in der lokalen Boutique und mit Federbreite M.

Beim Anschreiben gab's manchmal Probleme mit dem Tintenfluss, also z.B. wenn man ein großes "H" in Schreibschrift beginnt (Schulschrift 1969!), oder etwa ein großes "P" mit dem Strich nach unten. Hier abwechselnd "H"s und "P"s bei der Heritage Egyptomania in der unteren Bildhälfte:

Bild

Sicher ein eher krasses Beispiel - manchmal fehlt der ganze Buchstabe. Ich habe den Federtausch auf "BB" schon eingeleitet, weil ich das ohnehin vorgehabt hatte. Hätte ich bei der Federbreite bleiben wollen, dann wäre der Füller auch über die Boutique zurückgegangen, aber eben als Reklamation verbunden mit der Bitte, die Anschreibprobleme zu beheben. In einem solchen Fall kamen die Füller jedesmal tiptop zurück, die Anschreibprobleme waren behoben. Das bestätigt mich auch darin, dass es in einem solchen Fall nicht "an mir lag", also z.B. an der Handhaltung beim Schreiben. Was auch immer die in Hamburg gemacht haben, Feder nachpolieren, Tintenleiter tauschen, keine Ahnung (man bekommt ja nur eine kryptische "Pauschale_1"-Mitteilung), das "Nachbearbeiten" war immer erfolgreich.

Was mich irritiert, ist die Häufigkeit. Von inzwischen 10 Füllfederhaltern mussten 5 wegen Anschreibproblemen zurück (die FlexNib im 149 war nicht mittig gespalten, das war ein anderes Problem) und ich frage mal in die Runde, ob es nur mir so geht? Am Anfang denkt man ja, gut, das kann passieren, aber mit zunehmender Anzahl wird auch die Statistik besser. Und ich muss gestehen, es nervt schon etwas, denn der reklamierte Füller ist ja doch 2-3 Wochen weg. Bei dem hohen Qualitätsanspruch, den Montblanc stellt, wundert mich das schon etwas. Die Verarbeitungsqualität ist ist ja ansonsten hervorragend, und die Füllfederhalter machen mir insgesamt viel Freude. Nur durch die etwas holprige Anfangsphase muss ich halt manchmal durch.

Schöne Grüße,
Salvator

Bild
(Hier fehlt noch die M(RED) und die Egyptomania ist auf dem Weg nach Hamburg)
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Killerturnschuh
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Killerturnschuh »

Hi Gemälde von Leonardo,

...wobei mich persönlich die Dame mit dem Hermelin mehr anspricht....

Von all meinen MB gab es nur eineinziges Mal Anschreibprobleme, der Serpent wurde anstandslos vor Ort ausgetauscht, damit war der Fall erledigt.

Das die Montblanc Federn überpoliert sind ist leider gerade bei preiswerteren Modellen eher typisch, nur führt das nicht zu Schreibaussetzern.

Wenn du damit schon häufiger Probleme hattest würde ich die Ursache an deiner Stelle doch mal bei mir suchen.

Mein Egyptomania Doue schreibt wie ein Gedicht, übrigen mit Montblanc Leonardo DaVinci LE Red Chalk ;)
Salve

Angi

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Buntschreiber
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Buntschreiber »

Ich hatte mit meinem 144 massive Anschreibprobleme, mein Bekannter mit seinem 146 ebenfalls. Beide Füller quasi neu. Anschreibprobleme hatten also 100% der mir bekannten Montblanc-Füller, wobei dies sehr unterschiedliche Ursachen hatte:

Bei mir lag es daran, dass meine Füllerhaltung mit dem Schliff inkompatibel ist. Bei mir schreibt jeder Füller sofort anstandslos an, nur der 144 sowie mein Baoer 508 haben die gleichen dauerhaften Zicken gemacht. Bei einer Bekannten sowie meiner Frau, die beide eine komplett andere Füllerhaltung haben als ich, war das Problem weg, die kamen mit beiden Füllern prächtig zurecht. Beide Füller wurden gereinigt, der Baoer wurde hier vertauscht und der 144 landet im Schrank bis irgendwann jemand damit schreiben will. Das letzte was ich in meinem Leben mache ist meine Füllerhaltung zu ändern wenn einer meiner >20 Füller damit nicht zurechtkommt und alle anderen problemlos.

Bei dem 146 lag es wohl nicht an der Schreibhaltung, im Geschäft hat die Montblanc-Dame auch keinen sinnvollen Buchstaben rausbekommen. Der Füller hatte maximal drei Konverterfüllungen gesehen, der Kauf war aber schon ein paar Jahre her, also wurde gegen Gebühr die Feder anders geschliffen. Seitdem schreibt er zumindest o.k. und ist benutzbar.

Da andere Leute mit meinem 144 (und dem anscheinend sehr ähnlich geschliffenen Baoer) perfekt zurechtkommen, möchte ich dem Montblanc-Schliff nichts schlechtes nachsagen. Aber nutzen werde ich das Teil garantiert auch nicht mehr.
Zuletzt geändert von Buntschreiber am 17.03.2021 12:15, insgesamt 1-mal geändert.
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SalvatorMundi
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von SalvatorMundi »

Killerturnschuh hat geschrieben:
17.03.2021 11:50
Wenn du damit schon häufiger Probleme hattest würde ich die Ursache an deiner Stelle doch mal bei mir suchen.
Danke, dann versuche ich es mal mit Selbstgeisselung ;)
Was mich dann allerdings wundert, ist die spukhafte Fernwirkung Montblancs, aus der Ferne mein Fehlverhalten zu korrigieren. Denn wie gesagt, nach dem Serviceeinsatz passte immer alles.
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SalvatorMundi
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von SalvatorMundi »

Was ich aus meinen Erfahrungen gelernt habe ist, dass ich in den Tagen nach dem Kauf das neue Schreibgerät intensiv "teste", damit allenfalls auftretende Probleme auch noch innerhalb der Fristen reklamiert werden können. Ich habe da schon meine Testmuster und weiß inzwischen in einer halben Stunde, was Sache ist. Ich schreibe mehrere Seiten voll, und bevor ich mir eine Entscheidung treffe (geht die Feder zurück oder nicht?) ist die Royal Blue auf jeden Fall auch mal drin gewesen.

In den Fällen, wo ich mir länger Zeit gelassen habe, hatte ich den Eindruck, die Situation ändert sich nicht wesentlich, je länger man sich mit einem nicht perfekten Schreibverhalten "herumquält". Die Federspitzen sind so hart, dass ich das mit dem "Einschreiben", also dass sich die Feder irgendwie an den Besitzer anpasst, für ein Märchen halte.

Wie gesagt, nach allen bisherigen Reklamationen kamen die Federn perfekt zurück. Das ist das Schöne. Spannend wäre die Frage, was im Einzelfall die Ursache für die Anschreibprobleme war. Aus dem Bauch würde ich eher auf die Federspitze tippen, da hier vor der Auslieferung durch den Schliff eine handwerkliche Intervention erfolgt. Die übrigen Komponenten werden wohl einfach zusammengebaut.

Ein klarer Fall war die FlexNib, die war einfach nicht mittig gespalten. Aber auch hier war die Austauschfeder dann perfekt.

Bild
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hoppenstedt
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von hoppenstedt »

SalvatorMundi hat geschrieben:
17.03.2021 12:12
Killerturnschuh hat geschrieben:
17.03.2021 11:50
Wenn du damit schon häufiger Probleme hattest würde ich die Ursache an deiner Stelle doch mal bei mir suchen.
Danke, dann versuche ich es mal mit Selbstgeisselung ;)
Was mich dann allerdings wundert, ist die spukhafte Fernwirkung Montblancs, aus der Ferne mein Fehlverhalten zu korrigieren. Denn wie gesagt, nach dem Serviceeinsatz passte immer alles.
:lol:
Neben innerem Zuspruch bzw. Zustimmung zu den von dir @SalvatorMundi geschilderten Problemen danke ich dir für die ausführliche Schilderung.
Ich bin seit früher Kindheit der Marke Montblanc verbunden, aber wie immer bei solch langen Beziehungen tritt auch immer wieder mal eine Durststrecke auf. Diese Durststrecke besteht in meinen Fällen bildhaft immer aus der Kombination Tintenfluss und Federschliff.
Wie mir von sehr berufener Stelle bestätigt wurde, liegt das nicht(!) an meinem Handling.
Und ich bin ebenfalls der altmodischen Ansicht, dass der Füller sich nach dem Schreibenden zu richten hat, insbesondere in diesen (auch preislichen) Regionen...
Deshalb: nach dem Kauf schreiben, schreiben, schreiben und dann ggf. reklamieren, reklamieren, reklamieren.

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
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Buntschreiber
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Buntschreiber »

Bei allen anderen Produkten verlangt man zurecht, dass sie gleich funktionieren, aber bei manchen Schreibgeräten scheint es eine enorme Bereitschaft zur Selbstkasteiung zu geben.
hoppenstedt hat geschrieben:
17.03.2021 12:47
Deshalb: nach dem Kauf schreiben, schreiben, schreiben und dann ggf. reklamieren, reklamieren, reklamieren.
Meine Vorgehensweise: Vor dem Kauf testen und was nicht sofort funktioniert, damit quäle ich mich doch nicht ab! Es gibt so viele andere Füller, die einfach so für mich da sind (statt ich für den Füller), warum sollte ich mich damit auch nur eine Sekunde quälen?
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SalvatorMundi
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von SalvatorMundi »

@hoppenstedt: Danke für den Zuspruch! Ich sehe, ich bin nicht allein, und meine Vorgangsweise scheint forensisch gebilligt zu werden. Ich werde im Vollzug des Reklamierens ohnehin von Mal zu Mal gelassener, da langsam die Erkenntnis reift: wenn Montblanc bei der Endkontrolle schlampt, dann muss ich das eben für sie erledigen.

@Buntschreiber: ist mir auch schon aufgefallen, dass manche bei Schreibgeräten, insbesondere Füllfederhaltern, andere Maßstäbe anwenden als bei anderen Produkten und bei Problemen die Ursache zunächst bei sich selbst suchen. Ich habe erst durch den Vergleich mit funktionierenden "Exemplaren" und durch meine "Testmuster" Sicherheit erlangt. Wenn das Schreibergebnis nicht passt, weiß ich es innerhalb einer halben Stunde und steh' am nächsten Tag auf der Matte (die netten Damen und Herren in der Boutique sind in dieser Hinsicht sowieso tiefenentspannt).
Das Testen vor Ort ist eine gute Idee. Das werde ich beim nächsten Mal machen. Nur bei den limitierten Modellen, die meist nochmals eigens in Plastik eingeschweißt sind, habe ich in der Vergangenheit einen gewissen Widerwillen des Personals verspürt, die Hülle unverbindlich aufzuschneiden ...
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Buntschreiber
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Buntschreiber »

Ich muss gestehen, dass mich diese institutionalisierte Leidensfähigkeit rat- und wortlos macht.
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Nikolaus
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Nikolaus »

Das Problem des Testens vor dem Kauf ist halt auch, dass die Füller meist ins Fass getunkt werden. Und so kann man den originären Tintenfluss nicht überprüfen.
Cheers,
Nils
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Killerturnschuh »

Lieber Nils,

da stimme ich dir voll und ganz zu.

Ich umgehe dieses Problem allerdings in dem ich meine MB nach den Kauf in der Boutique sofort mit meiner eigenen Tinte in Ruhe teste.
Salve

Angi

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Buntschreiber
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Buntschreiber »

Ist aber schon ein ziemliches Armutszeugnis, dass für ein funktionierendes Produkt solche Entwicklungshilfe durch den Endkunden erforderlich ist. Vielleicht sollte man mal bei Jinhao, Wing Sung oder Hongdian nachfragen wie das geht mit der Qualitätskontrolle, die Füller von denen waren allesamt tadellos.
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hoppenstedt
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von hoppenstedt »

Buntschreiber hat geschrieben:
17.03.2021 15:37
(...) Armutszeugnis, dass für ein funktionierendes Produkt solche Entwicklungshilfe durch den Endkunden erforderlich ist. Vielleicht sollte man mal bei Jinhao, Wing Sung oder Hongdian nachfragen wie das geht mit der Qualitätskontrolle, (...)
Bezüglich sofortigen Losschreibens stimme ich da auch nur zum Teil zu, denn die (große) Bandbreite der Funktionsfähigkeit ist bei JingDungDian schon sehr nennenswert... und auch die Qualität der gesamten Verarbeitung... ok, man muss natürlich auch den Preis berücksichtigen, aber ich bin recht überzeugt davon, dass die Winghaohong in 20 - 30 Jahren nicht mehr so eine Performance abliefern wie ein Montblanc.

Aber das ist, wie so vieles, Ansichtssache.

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Strombomboli »

Ich hatte mit meinem 114 = Mozart mit OBB-Feder auch enorme Anschreibprobleme, während die Verkäuferin, die ihn lotrecht aufs Papier hielt, keinerlei Probleme hatte. In der Folge dieselbe Erfahrung: er wurde nach Hamburg geschickt und kam perfekt schreibend zurück. Ich schließe daraus, daß die bei der Füllerfertigung von Kugelschreiberschreibern ausgehen, die sich mal was Besonderes leisten wollen, und nicht von Leuten, für die ein Füller tatsächlich ein Arbeitsgerät ist.
Iris

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Buntschreiber
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Re: Anschreibprobleme bei neuen Montblancs - wie häufig?

Beitrag von Buntschreiber »

Ja, es kommt ganz auf die Erfahrungen an und ich bezweifle garnicht, dass es auch gut schreibende Montblancs und schlecht schreibende Chinafüller gibt. Ich habe beides noch nicht gefunden aber ich bin ein gläubiger Mensch und halte nichts für unmöglich.

Dann sollte ich vielleicht jetzt meinen Montblanc jemandem für 20-30 Jahre vermieten und in 20-30 Jahren dann, wenn er mutmaßlich besser schreibt als meine Chinafüller, wieder zurückfordern. Klingt nach nem Plan!
HABERE et TENERE
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