Faszination Montblanc?

[buecherkram]

@buecherkram

Das ganze nennt sich autonomes Denken, und mündiges Handeln.

Oder - je nachdem, mit wem man spricht - Scheuklappen und Naivität. Context is king.

[Killerturnschuh]

Das kann auch ich absolut bestätigen, Uwe und Nomad

richtig reizend wird es wenn mir das Tütchen mit Patronen auch noch bis zum Körbchen von Eduardo ( meinem Cruiser) getragen wird, den ich stets ganz frech direkt vor dem Schaufenster "parke". Da gibt es weder schiefe Blicke oder sonst etwas. Ich werde mit Namen begrüßt und mir wird etwas zu trinken angeboten..ob die Jeans nun schon etwas mitgenommen aussehen oder nicht.

Zuweilen habe ich bei manchen Klagen hier den Eindruck das Problem könnte möglicherweise auf der anderen Seite der Verkaufstheke stehen 8)

@buecherkram,

ich liebe Kontext

[Magdeburger]

Ich kann mich meinen VorrednerInnen nur anschließen. Auch mir geht es so, wie von Killerturnschuh beschrieben. Ich habe bisher lediglich einmal erfahren müssen, dass man(n) in einer Montblanc-Boutique nach Aussehen behandelt wird. Das war einmal in Zürich, da war ich in Freizeitklamotten (also kurzer Jeans und T-Shirt) unterwegs und wurde eher kühl und von oben herab behandelt. Allerdings nur so lange, bis ich mich als Kunde der Marke erkennen gegeben habe (dies nur durch die richtigen Fragen).Sehr schade! Dies war aber bisher der einzige MB-Boutique-Besuch weltweit, wo ich oben beschriebenes erleben "durfte". Noch heute mache ich mir einen Spass daraus, die Zürcher Boutique immer etwas leger gekleidet zu besuchen und zu schauen, wie man dort reagiert, sobald ich mal wieder in meiner Lieblingsstadt bin.
Das Gegenstück habe ich im Sommer in Barcelona erlebt. Da war ich dienstlich unterwegs, gekleidet in Sportklamotten und nur auf einem kurzen zufälligen Abstecher in der dortigen riesigen Boutique. Da wurde ich dann nach der Begrüßung und einer kurzen Plauderei mit dem sehr netten Mitarbeiter in die obere Etage gebeten (diese ist für die Sammler vorbehalten und gleicht einem kleinen Museum) und stolz wurden mir zwei der neuesten Artisan-Editionen vorgeführt. Ich wollte sie nicht kaufen (auch wenn ich noch heute vom Kandinsky träume) und hatte eine entsprechende Absicht auch nicht artikuliert. Man war einfach sehr freundlich und sicherlich auch erfreut, einem interessierten Menschen etwas seltenes zeigen zu dürfen.
Von meiner Stammboutique gar nicht zu reden, da ist es immer so, wie Killerturmschuh es beschrieben hat und ich habe noch nicht bei meinen Besuchen erlebt, dass irgendein Kunde hochnäsig oder abfällig behandelt worden wäre.
Aber dies sind natürlich nur meine subjektiven Erfahrungen.
Ansonsten schreibe ich mit meinen Füllfederhaltern sehr gern. Sie liegen im Büro offen auf dem Schreibtisch, gehen mit auf Reisen und interessierten KollegInnen erzähle ich auch gern, um was es sich bei dieser oder jener Edition handelt, natürlich nur wenn sie fragen (was aber durchaus vorkommt). Alles in meinen Augen ganz normal, ohne Prestige, Aufschneiderei oder was auch immer.
Ach ja und mit dem Service gab es bisher auch keine Probleme. Nach gut 11 Jahren in Gebrauch musste einer der Schreiber mal zum Service nach Hamburg, auch hier kein Problem.
Und zum Schluss noch eine Anmerkung zur Firma, welche ich in diesem Jahr im Rahmen eines Kundenbesuches besichtigen durfte. Was dort zu sehen war und wie die Gespräche mit den Mitarbeitern verliefen und was man auf dem Weg durch die Manufaktur an so manchem schwarzen Brett im Vorbeigehen lesen konnte, zeigte mir eine Firma, die Wert auf ihre Tradition und ihre Mitarbeiter legt. Das sieht man heutzutage auch nicht mehr überall.
Soweit ein sicherlich sehr positiver Bericht, aber so sehe und erlebe ich "meinen Umgang mit dieser Marke und deren Faszination".
Ich wünsche allen ForianerInnen einen guten Rutsch!
Steffen

[Kriss2167]

Ich kann durchaus nachvollziehen wenn du dir aufgrund deiner Wahrnehmung diser Marke kein Schreibgerät mehr von Montblanc kaufst, warum aber läßt du dir dadurch etwas verleiden was dir lieb und teuer ist. Bist du tatsächlich in deiner Entscheidungsfindung, das ist traurig.

Warum sollte ich ein gutes Schreibgerät nicht nutzen, nur weil es bei vielen nicht beliebt ist?

Es erscheint etwas wiedersinnig, wenn ich auf der einen Seite intensiv über die Firma Montblanc schimpfe
(und das tue ich tatsächlich regelmässig, wenn ein Gespräch auf Füllhalter und Hersteller derselben kommt)
und auf der anderen Seite dann einen Montblanc raushole, wenn ich Notizen machen will.

[Killerturnschuh]

@Chris,
das sehe ich vollkommen ein. Macht auch Sinn den Stift in der Schublade zu lassen damit man über die Marke ablästern kann.

[Dominic mit que]

@Chris,
das sehe ich vollkommen ein. Macht auch Sinn den Stift in der Schublade zu lassen damit man über die Marke ablästern kann.

Also ich kann definitiv Marke und Endprodukt vollkommen voneinander trennen.
Darum trübt es auch nicht in der Prozess, oder Identifikationskette mit der Marke meine Freude über das Werkzeug, dem Endprodukt.
Über die Marke kann ich mich ärgern, über das Produkt kann ich mich freuen, kein Problem.
Ich strafe die Marke doch nicht mit Nichtnutzung des FH, sondern an sich mich selbst.

Sicher, schöner wäre Marke und Endprodukt gehen einher aber ich sehe auch nicht ein, einer Marke die Möglichkeit einzuräumen,
mich zu ärgern.

Ich habe hier in anderen Bereichen auch Optikprodukte, dessen Marke in der Kultur teils einen an der Waffel haben,
es ändert aber nichts an der Tatsache, das sie hinsichtlich der Qualität ohne Alternative sind.
Und über diese Tatsache erfreue mich jedes mal erneut.

[Killerturnschuh]

Solange ich mit dem Kauf eines Produktes keine Waffenlieferanten, Ausbeuter, Ultranationalisten, Menschenverächter, Tierquäler und ähnlich liebenswerte Zeitgenossen mitfinanziere sehe ich Markenimage recht gelassen.

Ich sehe mich auch nicht in der Rolle anderen Menschen meine Wertvorstellungen missionarisch aufs Auge zu drücken. Was jemand tut bleibt ihm überlassen. Wenn jemand gerne auf hohem Niveau ablästern möchte ist das eher erheiternd.

[Kriss2167]

@Chris,
das sehe ich vollkommen ein. Macht auch Sinn den Stift in der Schublade zu lassen damit man über die Marke ablästern kann.

Uff, da müsste ich jetzt recht weit ausholen um das zu erklären. Die Firma, in der ich arbeite, die meiner Familie
gehört, hat seit der Gründung von Montblanc Füllhalter dieser Marke verkauft. (damals die Simplo Füllhalter)

Diese lange und bis dahin gute Geschäftsbeziehung hat Montblanc dann in einem einzigen Brief in die Tonne gehauen,
in dem angekündigt wurde, daß nun nur noch Vertriebspartner beliefert werden, die eine bestimmte Anzahl an
laufenden Rgalmetern ausschliesslich für Montblanc vorhalten würde. Und zwar nicht nur für Füllhalter und Zubehör,
sondern auch für Ledergürtelm Manschettenknöpfe und ähnliches. Das konnten wir damals nicht leisten. Wir hatten
weder die Kunden dafür noch den Platz im Verkauf. Daher mussten wir Montblanc aus dem Sortiment nehmen.

Das war eine reine Geschäftsentscheidung... aber uns das so unpersönlich um die Ohren zu hauen, das hat mich
persönlich verletzt. Vorher hat man sich auf den verschiedenen Veranstaltungen getroffen, gedutzt miteinander Kaffee
getrunken (also jetzt nicht ich, sondern meine Eltern) und nun konnte die Geschäftsleitung nicht mal kurz sagen:
"es tut uns leid aber wir halten das für eine sinnvolle Entscheidung" ...

Ja, da bin ich beleidigte Leberwurst. Da steh ich auch dazu. Den für mich steht dieser Umgang systematisch für eine
Veränderung der Geschäftkultur. Persönliche Bindung und Höflichkeit zählen nicht mehr und das bedaure ich sehr.

Seitdem habe ich auch als Endkunde mit dem Montblanc Service 2x eher schlechte Erfahrungen gemacht.
Daher: Ja ich lästere über Montblanc und lasse die Schreiber lieber in der Schublade (obwohl sie unbestritten
wunderbar schreiben)

[Killerturnschuh]

Lieber Chris,

dann ist es mir ja doch gelungen dich aus der Reserve zu locken.

Hab ganz arg lieben Dank für den Kontext zu deiner Antipathie.

Das die Geschäftsführung von Montblanc mit Partnern und auch den eigenen Leuten in den Boutiquen nicht gerade fein umgeht, haben wir schon mehrfach in anderen Threads diskutieren.

Auf dieser Ebene bin ich voll und ganz auf deiner Seite, dessen darfst du dir gewiss sein. Mir geht die Hutschnur hoch wenn ich miterlebe dass die Leute in der Boutique in Bezug auf Informationen und Auskünften zu Produkten im Regen stehen gelassen werden, oder dass jeder Hinz und Kuns von Montblanc beliefert wird, die eigenen Läden aber leer ausgehen.....und, und, und...
Nicht weniger kaltblütig ist das was du schilderst, oder wenn Herrn Glockenburg vom Ellenwoods in München schlicht erzählt wird ein Stift sei überhaupt noch nicht ausgeliefert, ich ihn aber in einem anderen Geschäft schon Wochen vorher in der Hand hatte. Hinter den Ladentheken stehen oft Menschen die sehr viel Herzblut und Liebe in die Dinge stecken die sie verkaufen. Es ist schade dass sich die Geschäftsführung bei Montblanc dessen scheinbar nicht bewusst ist.

Als Kund fühle ich mich natürlich bei solchen Dingen erst einmal von den Herrschaften im Geschäft verschaukelt. Was sich jedoch ändert wenn man einen kleinen Einblick hinter die Kulissen bekommt.

[thobie]

Diese lange und bis dahin gute Geschäftsbeziehung hat Montblanc dann in einem einzigen Brief in die Tonne gehauen,
in dem angekündigt wurde, daß nun nur noch Vertriebspartner beliefert werden, die eine bestimmte Anzahl an
laufenden Rgalmetern ausschliesslich für Montblanc vorhalten würde. Und zwar nicht nur für Füllhalter und Zubehör,
sondern auch für Ledergürtelm Manschettenknöpfe und ähnliches. Das konnten wir damals nicht leisten. Wir hatten
weder die Kunden dafür noch den Platz im Verkauf. Daher mussten wir Montblanc aus dem Sortiment nehmen.

Das war eine reine Geschäftsentscheidung... aber uns das so unpersönlich um die Ohren zu hauen, das hat mich
persönlich verletzt. Vorher hat man sich auf den verschiedenen Veranstaltungen getroffen, gedutzt miteinander Kaffee
getrunken (also jetzt nicht ich, sondern meine Eltern) und nun konnte die Geschäftsleitung nicht mal kurz sagen:
"es tut uns leid aber wir halten das für eine sinnvolle Entscheidung" ...

Anfangs ging Montblanc wohl nicht ganz so weit. Ich weiß von einem Geschäft, dass die seinerzeit Montblanc nicht mehr führten, weil Mindestumsätze erwartet wurden. Und die hatten nicht die Kundschaft dafür. In Detmold hatten wir zwei Geschäfte, die danach noch Montblanc führten. Aber nur die Schreibgeräte. Inzwischen gibt es beide Geschäfte nicht mehr. Die Inhaber gingen in Ruhestand und es stand kein Nachfolger zur Verfügung. Fakt ist inzwischen, dass ich hier in Detmold keine Schreibgeräte von Montblanc mehr bekomme. Ich müsste nach Bielefeld fahren. Wozu ich eigentlich nicht bereit bin. Und der Rest des Sortiments? Nun die Uhren gefallen mir nicht wirklich und die Manschettenknöpfe macht mein Juwelier besser. Für Gürtel und Schuhe habe ich auch andere Lieferanten. Also, was solls.

Ich könnte natürlich über den Versandthandel bestellen. Nur macht mir das nicht so viel Spass. Es kommt allerdings ein anderer Faktor hinzu. Es gibt Hersteller, die ein besseres Preis-Leistungsverhaltnis haben. Wenn ich mein Meisterstück 146 mit dem Souverän M800 vergleiche, dann fühlt sich der M800 wertiger an und ist gut 100 Euro günstiger, wenn ich ihn über das Internet beziehe, sogar 200 Euro. Wenn ich neben das Meisterstück 149 einen M1000 lege, dann fühlt auch der sich wertiger an und hat eine Feder, die in einer ganz anderen Liga spielt. Beziehe ich beide Halter über das Internet, ist der M1000 gut 300 Euro günstiger und wenn ich beide Halter in einem Fachgeschäft kaufe, so ist der M1000 immer noch 200 Euro günstiger. Nehmen wir den Vergleich zwischen einem Meisterstück 146 und dem Lamy 2000. Beide Halter sind etwa gleich groß. Eleganter ist der Montblanc. Strapazierfähiger der Lamy 2000. Der Lamy 2000 verträgt sogar Desinfektionsmittel klaglos. Beim Montblanc habe ich es noch nicht ausprobiert und werde es auch nicht tun. Ich könnte jetzt auch noch auf den Service eingehen, aber das ist dann eine ganz andere Geschichte.

Ich benutze meine Montblancs immer noch gern; aber eine echte Faszination mag bei mir nicht mehr aufkommen.

[buecherkram]

Als ich im Frühjahr in Detmold war, war ich richtig überrascht, wie sehr sich die Innenstadt in den letzten zehn, fünfzehn Jahren verändert hat.

In Bielefeld fällt mir spontan nur ein Laden ein, der Montblanc führt, aber dort kaufe ich nicht ein. Bliebe auch für mich nur der Onlinehandel. Aber bisher hat mich kein Montblanc so sehr überzeugen/faszinieren können, dass ich gewillt wäre, die doch recht happigen Preise zu zahlen.

[14all41]

Lieber Chris, danke für Deine Geschichte, Bekannten von mir ist es ähnlich ergangen.

Keine Ahnung wie Ihr es haltet, aber ...
... ich gehe ich zu einem Juwelier, wenn ich ein wertiges Schmuckstück oder eine klassische Uhr haben möchte.
... in ein Bekleidungsgeschäft, wenn ich einen Gürtel haben möchte.
... in ein Schreibwarengeschäft, wenn ich Schreib- und Büromaterial benötige.

Es hat einen Grund warum es Fachgeschäfte gibt, aber scheinbar hat man bei MB eine Lösung gefunden diesen Umstand auszuheben .. und was ich noch schimmer finde ist, dass Kunden diesen Unfug auch noch unterstützen.

Chris wird es mir bestätigen, der Zwischenhandel ist der arme Puffer zwischen den Herstellern und den Kunden. Mindestmengen, umsatzabhängige Rabattstafeln, schlechtes Herstellerservice usw. machen den Fachhandel arg zu schaffen und bringen ihn, durch eine Abhängigkeitsstruktur, zum Straucheln (kenne wir ähnlich aus dem Autohandel).

Nachdem ich selbst eine Firma hatte und die Sorgen/Probleme eines Selbstständigen kenne, unterstütze ich so ein Verhalten nicht mehr, da schränke ich mich lieber ein. In Ordnung, ich werde als Kunde nicht auffallen, aber vielleicht fangen mehrere so zu denken an und wenn nicht, ich habe zumindest kein schlechtes Gewissen.

Tintige Grüße
Peter

[TheAlf]

Guten Morgen zusammen,
Während meiner Schulzeit war der teuerste Füller, den ich kannte, der Lamy Safari. Eines Tages las ich dann in der Lokalzeitung einen Bericht über einen Einbruch, bei dem in einem Schreibwarenladen 29 Schreibgeräte der Marke Montblanc gestohlen wurden. Ich hab mich darüber kaputtgelacht, bis ich im Internet den Wert der Stifte gefunden habe.
Ab dem Moment habe ich davon geträumt, auch eines Tages so einen Füller zu haben. Aber inzwischen muss ich sagen, dass ich die 146 und 149 eher langweilig finde. Einen Heritage würde ich mir vielleicht noch kaufen, oder eine Writers Edition, aber bis dahin wird noch viel Wasser den Rhein herunter fließen. Ich hab inzwischen lieber meinen kleinen, aber feinen M215, der von allen in Wert und Besonderheit unterschätzt wird, als so ein Statussymbol, das selbst die meisten, die seit der Schule keinen Füller in der Hand gehalten haben, direkt erkennen.

[reduziert]

....Eines Tages las ich dann in der Lokalzeitung einen Bericht über einen Einbruch, bei dem in einem Schreibwarenladen 29 Schreibgeräte der Marke Montblanc gestohlen wurden. Ich hab mich darüber kaputtgelacht, bis ich im Internet den Wert der Stifte gefunden habe.

Dein Sinn für Humor ist für mich befremdlich.

[TheAlf]

Dein Sinn für Humor ist für mich befremdlich.

Gelacht habe ich im ersten Moment, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein Einbrecher sich für 29 Füller die Mühe macht, eine Scheibe einzuschlagen. Wie gesagt, zu dem Zeitpunkt kannte ich die Marke Montblanc und den Wert der Beute noch nicht.