Meisterstück 146 mit schlechtem Tintenfluss (?)

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mrfox
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Meisterstück 146 mit schlechtem Tintenfluss (?)

Beitrag von mrfox » 18.04.2022 18:09

Liebes Forum - ich lese hier schon eine Zeitlang interessiert wird und habe einiges gelernt. Jetzt habe ich ein Problem mit einem Füller, mit dem ich mich hilfesuchend an euch wende.

Ich habe vor einigen Tagen ein Montblanc Meisterstück 146 als Geschenk erhalten. Der Füller dürfte wohl von Anfang der 1990er sein und war leider ziemlich eingetrocknet (vermutlich mit der damaligen Version der blauschwarzen Tinte von Montblanc).
Der Kolben funktioniert gut, ich habe den Füller zwei Tage in Wasser stehen lassen und immer wieder gespült, dazu einige Male mit ein paar Tropfen Spüli und auch mit der Diamine Nib Cleaning Solution.
Wenn ich den Füller mit dem Kolben spüle, kommt aber nach wie vor ganz leicht dunkelblau angehauchtes Wasser. Lasse ich Wasser über den Kapillareffekt in ein Tuch sickern, ist es klar.

Ich habe den Füller nun nacheinander mit verschiedenen Tinten betankt (eine alte Flasche Montblanc Schwarz, frische Versionen der Pelikan 4001 Königsblau, R&K Königsblau und der FC Cobalt Blau; dazwischen natürlich gut gespült). Es ist nun so, dass die Feder nur dann ohne Aussetzer schreibt, wenn ich relativ viel Druck (also mehr als bei einem Kugelschreiber) ausübe; bei weniger Druck setzt sie bei den ersten Buchstaben aus. Ich bin zwar Linkshänder, das Problem tritt aber in verschiedenen Schreibhaltungen und -winkeln auf, und auch, wenn ich mit der rechten Hand schreibe.
Ich habe den Eindruck, dass die Federschenkel etwas ungleich sind (siehe Fotos), auch hat die Feder einen eigenartigen Schliff (oder Abnutzung?), die ich nicht recht identifizieren kann.

Was könnte denn das Problem sein? Soll ich den Füller nochmal einweichen? Oder ein Ultraschallgerät kaufen? Zum Service bringen? Werkzeug, um die Federeinheit auszubauen, habe ich leider keines.

Liebe Grüße,
David
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mrfox
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Re: Meisterstück 146 mit schlechtem Tintenfluss (?)

Beitrag von mrfox » 18.04.2022 18:11

P.S. Das Problem ist mit allen vier Tinten etwa gleich gewesen, tendenziell am schlimmsten mit der Cobaltblau.

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JulieParadise
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Re: Meisterstück 146 mit schlechtem Tintenfluss (?)

Beitrag von JulieParadise » 18.04.2022 18:56

Du könntest noch einmal einen kleinen Test machen: Wasser einfüllen und mit dem Taschentuch aussaugen, indem Du ein Papiertaschentuch um die Feder herumlegst und mit Daumen und Zeigefinger sachte über und unter die Feder greifst. Wenn das gut funktioniert, also wenn Du das Gefühl hast, dass das Wasser gut fließt und die Stelle am Tuch sich schnell vollsaugt, oder wenn Du gar leise (quasi zufrieden ;) ) glucksende Geräusche hörst und auch im Tintenfenster siehst, dass sich der Tank schnell leert, dann klemmt sicher nichts Störendes im Tintenleiter, und das Problem ist wahrscheinlich eher im Bereich der Federspitze bzw. des Federschlitzes zu suchen. Hier hilft dann weiteres Säubern oder Spülen nichts.

Für den wagemutigen Selbermacher (und auf eigene Gefahr, denn ich selbst mache es zwar genauso und kann meinen Tipp nur so weitergeben, wie ich es immer mache, wenn mir jemand einen Füller zum Federrichten und/oder Optimieren überantwortet, aber es soll ja Leute geben, die jegliches Herumdrücken und Schreiben darüber völlig verantwortungslos finden und garstige PNs schicken, wenn ich Derartiges schreibe):

Mit einer sehr feinen Fühlerlehre (es gehen auch Messingplättchen oder gar Rasierklingen, aber da ist das Kratzrisiko auf der Oberfläche der Feder sehr groß auch die Gefahr, dass man den Tintenkanal einschneidet) kann man vorsichtig den Spalt zwischen den Federschenkeln weiten und den Tintenfluss erhöhen, falls man sich das traut. Dabei am besten die Spitze vorsichtig aufsetzen, leicht (wirklich leicht!) spreizen und mit der Fühlerlehre durch den nun etwas geöffneten Schlitz fahren, vom Löchlein bis runter zur Federspitze; anschließend probieren, ob es etwas gebracht hat. Dafür sollte der Füller mit einer "normalen" Tinte gefüllt sein, also keine extrem nasse oder trockene, Deine beiden Königsblauen wären wohl am besten.

Unter der Feder, also zwischen Feder und Tintenleiter klemmt eher selten etwas (weswegen man diese Stelle nur nach Ausschließen der anderen Möglichkeiten mal beschauen sollte), im Tintenkanal dagegen schon öfter, daher ist hier einerseits die Möglichkeit gegeben, dass sich dort eben etwas abgesetzt hat, das nun den Tintenfluss hemmt, oder es kann auch gut sein, dass die Federschenkel an sich so eng beieinander stehen, dass der Tintenfluss bei dem Füller ohnehin nie wirklich schön und leicht = hinreichend nass war. Dem kommt man mit der beschriebenen Methode bei.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

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TomSch
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Re: Meisterstück 146 mit schlechtem Tintenfluss (?)

Beitrag von TomSch » 18.04.2022 19:37

Hallo David.

Mit allem hat Sina Recht.
Ich würde nur vorher (vor Beginn ihres zweiten Abschnitts) noch etwas anderes versuchen.

1. Halte einmal den Füller mit der Federoberseite nach oben so vor deine Augen, dass du auf die Federspitze schaust. Ich kann mich täuschen, meine aber, dass der dann von dir aus linke Federschenkel minimal tiefer liegt als der rechte. Wenn das so sein sollte, setzt du die Feder mit der (von oben dann) rechten Schenkelseite auf ein gutes, weicheres Pepier und biegst vor-sich-tigst minimal die Feder in Richtung deines Körpers, kontrollieren, eventuell noch einmal wiederholen. Beide Schenkel liegen im Idealfall exakt auf gleicher Höhe! :o

2. Sollte es im Tintenleiter tatsächlich eine Verstopfung geben, ist das gesamte Element beim 146er geschraubt wie auch bei den Souveränen von Pelikan. Du kannst an dem mattierten Ring fassen und unter Umständen das Federelement komplett gegen den Uhrzeigersinn herausdrehen. Dann würde Ultraschall folgen. :)

Viel Erfolg, Thomas
Sei nicht so; sei anders.

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bella
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Re: Meisterstück 146 mit schlechtem Tintenfluss (?)

Beitrag von bella » 18.04.2022 19:50

Ich empfehle auch den Federschlitz zu reinigen … was da an Fasern drinhängt, verklebt mit alter Tinte, bekommt kein Reiniger raus.
Zusätzlich auch noch Quer unter der Feder den Soakt zwischen Tintenleiter und Feder reinigen
Man kann das auch mit einem Stück Papier erstmal versuchen …. Scharf Falten, Feder wie oben beschrieben vorsichtig spreizen und vom Loch aus runterziehen. Wenn das Papier an der „freien“ Spitze der Feder klemmt, einfach nach unten durchziehen

mrfox
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Re: Meisterstück 146 mit schlechtem Tintenfluss (?)

Beitrag von mrfox » 18.04.2022 22:46

Vielen Dank an alle - hat sehr geholfen. Im Endeffekt dürfte es eine Kombination gewesen sein… Ich habe den einen Federschenkel ein wenig zurecht“gebogen“ und den Federschlitz gereinigt, mangels akut vorhandener anderer Möglichkeiten mit Papier und dann scharf gefalteter Alufolie.
Jetzt schreibt das gute Stück schon fast wie es soll! Werde noch ein bisschen nacharbeiten, aber es ist schon fast perfekt.

Danke nochmal!

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