Montblanc: Original und Fälschung

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Axel Hübener

Montblanc: Original und Fälschung

Beitrag von Axel Hübener »

Die Fälschungen werden immer "perfekter".

Nun gibt es ja schon seit einiger Zeit Montblanc-Schreibgeräte, speziell Kugelschreiber und Tintenroller, die so "perfekt" gefälscht sind, dass ein Laie dies nicht mehr erkennen kann. Sie haben eine Clipringnummer, sie haben einen "Montblanc"-Aufdruck auf der Mine usw., usw.

Folgendes Beispiel.

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... egory=8751

Wer kann sagen, woran man hierbei erkennt, ob es sich um ein Original oder um eine Fälschung handelt?


Axel
hcpluemer
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Beitrag von hcpluemer »

Hallo Herr Hübener,
Ich bin zwar kein Montblanc-Spezialist, aber ich würde auch sagen es ist eine Fälschung: Die farbe habe ich noch bei keinem Schreibgerät dieses Herstellers gesehen. Aber vielleicht täusche ich mich ja. Gewinnt man bei Ihnen ein Original bei richtiger Antwort? :D :D :D
h-cp
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Stefan Nielsen
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Beitrag von Stefan Nielsen »

...anhand des wahrhaft exquisiten Photos würde ich nicht mal erkennen, ob es sich um einen MB handelt.

Unabhängig vom konkreten Beispiel wundere ich mich des öfteren, wie lieblos einige Leute bei ebay die Produkte in Wort und Bild präsentieren, für die sie ja wohl so viel Ertrag wie möglich einheimsen wollen. Bei bestimmt 20% aller Füller fehlt die Federstärke, andere lichten schwarze Schreiber bei Mitternacht ohne Blitz auf der schwarzen Ledercouch ab. Schön sind auch die aus 2cm Entfernung photographierten Detailaufnahmen mit einer Einwegkamera, die eine Mindestdistanz zum Objekt von 40cm verlangt. Aber das gehört jetzt wohl nicht zum Thema, sorry.

Gruß
Stefan
frank
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Beitrag von frank »

Hallo,

ich würde mal sagen das angebotene Stück ist eine Fälschung. Der Verkäufername sagt ja so einiges :wink: .
Es wäre mir kein Meisterstück in dieser Farbe bekannt und das alleine spricht dafür, daß dieses Kleinod aus der "farbenprächtigen" Manufaktur in Fernost stammt. Immer vorsichtig sein, bitte.

Liebe Grüsse aus Wien,
Frank
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Beitrag von fountainpen.de »

Auf dem Foto sieht man ein recht typisches Fake, das man sehr sehr einfach an der Kappe erkennen kann. Zudem bietet Montblanc keine Schreibgeräte mit einer solchen Oberfläche an ...

Wer es ganz genau wissen will; ich habe vor kurzem mal einen kleinen Ratgeber zum Thema Meisterstück-Fakes für den fountainpen.de-Newsletter geschrieben, den man sich unter http://www.fountainpen.de/news/Newsletter1-fakes.pdf
natürlich auch runterladen - und sich bei Gefallen auch gleich den Newsletter unter www.fountainpen.de bestellen kann :-)

Viele Grüße
Michael
Astoria, Nakaya, Pelikan und Montblanc Sammler
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Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

Michael hat den kleinen Unterschied am Kappenkopf (Absatz zum Clipring und geringerer Durchmesser als die Kappe unterhalb des Clipringes) sofort erkannt.

Das mit der Farbe ... ich glaube, dass hier schon ein schwarzer 'Stift' mit glatter Oberfläche abgebildet ist und dies nur wegen der schlechten Fotoqualität nicht so genau zu erkennen ist.

In vielen Fällen wird man natürlich durch die Überschrift und die Beschreibungen in die Irre geführt. Wenn aber auf den Fotos z.B. der Kappenkopf deutlich erkennbar ist, reicht das schon in den meisten Fällen, eine Fälschung vom Original zu unterscheiden.

Die 'neuesten' Fälschungen werden jedoch immer 'besser'. So haben die "..." keine Hemmungen, auch die Aufdrucke auf den Minen dem Original nachzumachen. Es ist schon amüsant, einem Kunden im Laden erklären zu müssen, wieso eine Parker-System-Kugelschreibermine mit Montblanc-Aufdruck eben kein Original ist.

Selbst die Tintenrollerminen haben inzwischen das Montblanc-typische Gewinde (und natürlich den Aufdruck) - nur passen leider die Original Montblanc-Minen nicht durch die Spitze des Vorderteils, weil dies zu eng ist. Dies ist ein (für Fachleute) klarer Beweis, dass diese Minen, wie wohl auch die Schreibgeräte selbst, in Fernost hergestellt werden - denn eine Pelikan-Rollermine passt wunderbar (und die wird ja auch dort hergestellt).

Auch eine eingravierte Clipringnummer wird heute bei den Fälschungen schon gemacht.
Natürlich gibt es viele, viele weitere Anhaltspunkte und Erkennungsmerkmale, an denen man eine Fälschung (auch auf Fotos) erkennen kann. Dazu mache ich aber vielleicht später mal eine bebilderte Übersicht. Michaels Newsletter ist wirklich gut!

Zur Frage, warum Montblanc hier nicht 'schärfer' eingreift, kann ich nur sagen: Das verstehe ich auch nicht. Auf Montblancs Argument, dass dies sehr zeit- und kostenaufwändig sei, habe ich nur immer wieder geantwortet: Dass wohl kein Aufwand zu groß sei, das hohe Image der Marke zu verteidigen und dass im Rahmen des weltweiten Werbeetats sicherlich nur ein Bruchteil dessen benötigt werden würde, den man jetzt ausgeben muss, um das Image der Marke hochzuhalten. - Aber manchmal mahlen die Mühlen der Instanzen recht langsam...

Successfull pen hunting!

Axel
Zuletzt geändert von Axel Hübener am 25.03.2004 15:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von fountainpen.de »

um ehrlich zu sein, sehe ich kaum Zeit- und Kostenaufwand!

Wenn man einem Praktikanten oder einem Azubi mal ein paar Fälschungen und das passende Original in die Hand gibt, sollte er (oder sie) schnell entsprechende Fälschungen bei Ebay identifizieren können.

Zudem gibt es sicher viele Montblanc-Sammler, die evtl. diese Arbeit ganz abnehmen und Verdachtsfälle melden würden.... denn letztendlich wird nicht nur Montblanc geschädigt. Es sind vor allem WIR, die Kunden! (nun gut, auch die Händler)

Eines stimmt sicher: Es lohnt sich bei einem nicht-professionellen Verkäufer kaum, gleich mit einem Anwalt zu kommen. Aber man muss ja auch nicht gleich mit solch großen Geschützen auffahren - eine Email an Ebay reicht ja schon um die Auktion zu beenden und den Verkäufer zu verwarnen. Das verursacht kaum nennenswerte Kosten.

Noch etwas "Lustiges" zum Schluß:
Jeder kennt ja (hoffentlich) die Plagiate der Montblanc-Füllhalter. Ich habe vor wenigen Tagen in einem großen deutschen Baumarkt in einer Ramschkiste Füllhalter im Montblanc-Stil entdeckt! Zwar ohne das Montblanc-Logo und ohne ein entsprechendes Imprint - aber schon in der Form identisch... und mit dem allseits geliebten Imprint "Iridium Point Germany" - so wie bei allen Fakes. Für nur 1 Eur oder 1,50 Eur das Stück (ich kann mich leider nicht so genau erinnern)! Vor kurzem hat der BGH in einer Entscheidung über eine Waschmittelverpackung jedoch eindeutig festgestellt, dass auch die Produktform schützenswert ist, wenn sie eine "gewisse Eigenständigkeit" aufweist. Dies sollte bei einem Meisterstück doch aber gegeben sein oder?

Viele Grüße
Michael
Astoria, Nakaya, Pelikan und Montblanc Sammler
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Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

Ja, das ist auch so!

Montblanc hat natürlich nicht nur den 'Stern' und die Marken-/Modellbezeichnungen schützen lassen, sondern zusätzlich auch den historisch für Bleistifte stehenden Begriff 'Pix'. So finden wir auf neueren Montblanc-Füllfederhaltern, anderen -Schreibgeräten und - Minen auch die Gravur bzw. den Aufdruck 'Pix' - was die Fälscher natürlich sofort auch nachmachten...

Außerden - und das ist schon interessant, weil es wohl die wenigsten wissen - sind die drei Ringe geschützt! Ein Nicht-Montblanc-Schreibgerät darf also nicht einmal drei Kappenringe haben! Die Baumarkt-Stifte verstoßen also demnach dennoch gegen das Markenrecht, auch wenn sie keinen Aufdruck oder 'Stern' haben. Du solltest einen kaufen und Montblanc informieren.

Die einzigen Ausnahmen werden von Montblanc bei den Modellen der Hersteller geduldet, wo nachgewiesen wird, dass die drei Ringe schon vor mehr als 25 Jahren bei ihren bestimmten und heute noch produzierten Schreibgeräten vorhanden waren (Aurora, Omas). Neuere Modelle aber dürfen keinen breiten Ring in der Mitte zwischen zwei schmalen Ringen mehr haben.

Aber, wie gesagt, dieses Recht international durchzusetzen und die 'Urheber', sprich Produzenten der Fälschungen, festzustellen und dingfest zu machen, steht auf einem anderen Blatt.

Axel
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Beitrag von fountainpen.de »

Naja, ich kann mich zwar noch erinnern, dass die Füllhalter Ringen hatten - aber wie viele, und ob es nun drei waren... leider ist der Baumarkt nicht in Jena, sondern in Chemnitz, so dass ich nicht ohne weiteres noch einmal nachschauen kann.

So problematisch sehe ich solche schlecht gemachten Nachahmungen noch nicht einmal, da man sofort sieht, dass es kein Montblanc ist. Viel schlimmer ist, dass (auch von Powersellern) reihenweise ahnungslose Ebayer betrogen werden. Hier hilft wirklich nur noch aktive Aufklärung! So muss man als Höchstietender keineswegs bei einer Privatauktion unter Ausschluß der Garantie und Rücknahme hinnehmen, dass man ein Fake "angedreht" bekommt!

Problematisch ist eben nur, wenn man letztendlich doch einen Rechtsanwalt braucht, da sich dieser bei einem Streitwert von 100-200 Euro einfach nicht lohnt....

Michael
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Beitrag von hcpluemer »

Wie wäre es, wenn wir hier im Forum eine eigene rote Liste von Fälschungen erstellten? Wer eine solche bei ebay entdeckt, mailt den Link an einen speziellen Thread, um andere zu warnen. Im übrigen wäre das auch lehrreich im Hinblick auf die neuesten Methoden der Fälscherszene. Ich danke für die äußerst lehrreiche Aufklärung durch Axel Hübener und andere!!
Besten Gruß

Hans-Christoph Plümer
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Beitrag von fountainpen.de »

Eine solche Liste ist sicher eine gute Idee.
Allerdings - wer haftet, wenn sich darin auch einmal ein Original befindet und der Verkäufer bei Ebay dadurch finanzielle Einbußen erleidet? Derjenige, der den falschen Tipp gegeben hat, wäre dann voll schadensersatzpflichtig.

Deshalb würde ich eher darauf setzen, eine Webseite zu haben, bei der man sich die typischen Fälschungsmerkmale anschauen kann. Einen ersten Schritt in diese Richtung sollte mein Beitrag in dem Newsletter leisten...

Andererseits haben wir solche Probleme mal wieder vor allem in Deutschland. Nehmen wir die USA, dort arbeitet Rolex sehr sehr eng mit Ebay zusammen, so dass Fälschungen relativ schnell entfernt werden - in Deutschland verhält man sich dagegen anders und klagt erst einmal vor dem BGH.
Und wie Axel es auch schon so treffend formuliert hat: Was nützt einem Hersteller eine teure Image-Kampagne, wenn der gute Ruf des Unternehmens durch Fakes angekratzt wird?
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Beitrag von Stefan Nielsen »

Axel Hübener hat geschrieben: Die einzigen Ausnahmen werden von Montblanc bei den Modellen der Hersteller geduldet, wo nachgewiesen wird, dass die drei Ringe schon vor mehr als 25 Jahren bei ihren bestimmten und heute noch produzierten Schreibgeräten vorhanden waren (Aurora, Omas). Axel
...das find' ich aber jetzt wirklich großzügig von Montblanc!
hcpluemer
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Beitrag von hcpluemer »

Im Watchbizz-Forum(http://www.watchbizz.de/) warnen Mitglieder regelmäßig vor gefälschten Uhren. Bisher habe ich dort noch nicht gelesen, dass ein ebay-Auktionator versucht hätte, jemanden rechtlich zu belangen, obwohl dort auch schon Irrtümer vorgekommen sind.
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Montblanc-Angebote

Beitrag von absia »

Hallo miteinander!

Ich melde mich heute auf ungewohntem Terrain, weil ich ernsthaft auf der Suche bin nach einem 146er oder etwas Vergleichbarem (der Starwalker hat es mir z.B. irgendwie angetan). Dass ich von Montblanc bisher (noch) wenig Ahnung habe, außer der, die mir eure Forums-Beiträge verschafft haben, geht ja aus meinen bisherigen Forums-Beiträgen hervor. Außerdem steht in dieser Rubrik schon so viel Gehaltvolles, dass es sich m. E. lohnt, diese Diskussion wiederzubeleben und nicht, wie das auch hier im Forum leider immer mehr zur Seuche wird, eine neue Kolumne aufzureißen, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, die schon vorhandenen Beiträge zu studieren. So verliert das Forum langsam aber sicher seine Übersichtlichkeit und damit letztlich seine Orientierungsfunktion sowie seinen Informationswert. Das nur nebenbei!

Es gibt bei Ebay mal wieder interessante Angebote z.B.: http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... RK:MEWA:IT. Oder: http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... RK:MEWA:IT.

Ich weiß nach euren Ausführungen oben nicht, was ich von diesen Angeboten halten soll. Ich muss keinen schwarzen Montblanc haben, aber wie stelle ich denn fest, ob es sich bei diesen Angeboten um Fälschungen oder Originale handelt, ohne das Ding vorher ersteigern zu müssen? Ich weiß, dass Montblanc-Händler jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und darauf verweisen, dass ohnehin jeder bescheuert ist, der einen Montblanc im Internet kauft. Aber ich denke mal, dass das viele von euch auch gemacht haben und damit ganz gut gefahren sind!? Ich habe auch nichts gegen bezahlbare Händlerangebote evtl. auch von überprüfter Gebrauchtware. Nur rund 200.- EUR für ein Fake in den Sand zu setzen habe ich keine Lust.

Auf Wiederschreiben!
Peter
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Beitrag von fountainpen.de »

beides sind Originale:
- bei dem unteren handelt es sich wohl um ein sehr altes Meisterstück; zumindest sieht die Feder so aus
- das obere ist noch in der Bordeaux-Farbe, die inzwischen nicht mehr hergestellt wird, hier könnte es dann etwas schwer werden, später noch einen passenden Bleistift usw. nachzukaufen.

Ansonsten gibt es doch eine Website, auf der die Unterschiede zwischen Original und Fälschung ausführlich beschrieben wird.
Siehe:
http://www.fountainpen.de/fakes.htm

Gruß
Michael
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