Montblanc und der Einzelhandel

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Jan Mathijs Rijck

Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von Jan Mathijs Rijck »

desas hat geschrieben:
15.03.2024 14:59
Solange Montblancs als Statussymbol funktionieren, muss sich ein Verkäufer wenig Mühe geben, einen Funken zwischen Schreibgerät und Kunden zu entfachen.
Das scheint mir generell das Grundkonzept solcher „Marken-Boutiquen“ zu sein. Die Verkäufer/innen werden als Markenbotschafter trainiert, nicht mehr als Fachleute für ein ganzes Produktbündel verschiedener Hersteller.
Das spart Zeit, denn es entfallen lange Jahre des Erfahrungssammelns und Training on the Job; gefällt dem Betreiber der Stil, das Auftreten und die Gehaltsvorstellung des Bewerbers, gibt es ein intensives Training auf die zu verkaufenden Markenprodukte und los geht’s.

Das ist, u.a., seit Jahrzehnten das Konzept bei den Pharmavertretern. Einige wenige finden auf alle Fragen fundierte Antworten, kennen sich in den zitierten Studien gut aus und sind in der Lage, kritische Fragen sinnvoll zu beantworten.
Viele, leider muss ich sagen, die Mehrheit, kennen nur ihr eingeübten Phrasen, haben keinerlei Kenntnisse in Pharmazie, Naturwissenschaften und Medizin, erzählen dann in ihrer Not bei kritischen Nachfragen unfassbaren Schwachsinn und wundern sich womöglich, warum sie in Apotheken und Praxen nicht gut gelitten sind.

Ich war vor ein paar Wochen in einer (Graf von) Faber-Castell-Boutique, um Tinte zu kaufen. Ich bin sehr, sehr nett von den beiden anwesenden Damen behandelt worden, es wurden mir initiativ wunderbare SE gezeigt und zum Ausprobieren vorgelegt, aber schon Begriffe wie „Standard-International-Patrone“ oder „Italic“ brachten die netten Damen aus ihrer Komfortzone. Wie gesagt, es war persönlich ein sehr nettes Erlebnis und die Damen haben den ihnen aufgetragenen Job bestens erfüllt, aber eben doch nach dem Motto: „You‘ve got one job!“.

Montblanc ist, ob es uns als Füller-Enthusiasten gefällt oder nicht, der Gattungsbegriff für alles, was über einen Schulfüllhalter hinausgeht. Wir alle kennen das: „Was hast Du für Hobbys?“ „Ich sammele/schreibe mit Füllfederhaltern.“ „Ah, Montblanc?“
Wenn ein Unternehmen einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht habe, erscheint es mir logisch, die potentielle Kunden ganz gezielt in die Markenumgebung locken zu wollen, ohne die Ablenkung durch womöglich fachkundige Verkäufer, die womöglich andere Marken empfehlen könnten. Die Kunden sollen nur noch die Wahl zwischen den verschiedenen Modellen haben, bloß nicht zwischen verschiedenen Marken/Herstellern.
Man findet die Taschen eines berühmten Malletier ja auch bevorzugt in den eigenen Boutiquen und nicht im Fachhandel, denn die Fachverkäuferin könnte sonst statt der PVC-Tasche für x-tausend € eine qualitativ hochwertigere Alternative anderer Hersteller anbieten….
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woodstock8786
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Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von woodstock8786 »

Vor allem ist es ja in großen Städten wie Hamburg eben nicht gegeben, dass jeder für ein Glas Tinte oder einen neue Rollermine in die Innenstadt fahren will.

Die Dame meinte auch, dass sie über Jahre auch gute Absatzzahlen bei den Schreibgeräten etc. hatten, also haben sie ja so sicher auch noch Kunden erreicht, die wahrscheinlich nicht in die verrückte Boutique gehen würden.

Wahrscheinlich versuchen sie dann auch noch was ab der Marge zu sparen. Wenn sie es direkt verkaufen, verdienen sie ja auch noch mehr.
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Beste Grüße von der schönen Ostsee,

Franziska
MinnaMurray
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Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von MinnaMurray »

Es scheint so zu sein, dass nicht alle Händler in den Boutique Standorten Montblanc aufgeben müssen. Kaufhof hier in Köln hat nur noch Restware in den Vitrinen, überwiegend Leder. Bei Ortloff dagegen schaut das Angebot aus wie immer.
Viele Grüße
Agnes
emde
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Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von emde »

Ellenwoods in München hat auch noch reichlich inkl. einiger Limited Editions, die es in der Boutique wohl nicht mehr gibt...
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Killerturnschuh
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Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von Killerturnschuh »

Dort bekommt man auch Montblanc Tinten die es offiziell gar nicht mehr gibt, was daran liegt dass Herr Falkenburg sich mit Stiften und Tinten reichlichst eindeckt. Allerdings darf man die von MB aufgerufenen UVP's getrost in die Tonne treten und ordentlich in die Tasche greifen.
Händler wie er sind Montblanc schon lange ein Dorn im Auge.
Salve

Angi

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emde
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Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von emde »

Bethge in München muss sich von Montblanc trennen. Seit heute Abverkauf -20% auf alle Schreibgeräte
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bella
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Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von bella »

Bethge trennt sich allgemein von Montblanc …. Oder umgekehrt …. nicht nur in München.
Gerade kam der Newsletter … 20% gelten auch im Onlineshop
Anarchy
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Re: Montblanc und der Einzelhandel

Beitrag von Anarchy »

Im Galeria Kaufhof Köln Hohe Starße wurden die MB Logos von den Vitrinen entfernt - schaut ziemlich traurig aus

Dafür hat Ortloff gerade die neue Klimt Tinte bekommen
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