Minimalismus und Füllerbegeisterung?

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Thom

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Thom »

Ein Hoch auf Marie Kondo (wer immer das ist). Scheinbar weiß die, wie man Bücher verkauft.

V.G.
Thomas
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Alced
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Registriert: 05.02.2015 0:08

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Alced »

Die beiden Themen Minimalismus und Füllerbegeisterung liegen mir sehr am Herzen und da sie mir beide wichtig sind, musste ich fest stellen, dass mich einige der vergangenen Kommentare verärgert haben, weil sie den Minimalismus in einem aus meiner Sicht völlig falschen Licht dargestellt haben.
Das hatte zum Teil sehr abwertende Züge an sich. :? :cry:
Nun, jeder kann natürlich seine eigene Meinung dazu haben, und daher möchte ich an dieser Stelle auf einen Minimalisten verweisen, den ich für sehr authentisch halte. Ich könnte mir vorstellen, dass einige von euch seine Sichtweise vielleicht interessant finden und das Thema Minimalismus nicht mehr ganz so negativ sehen.
Christof Herrmann, und hier sein Blog: http://www.einfachbewusst.de/
Er wurde für die Zeitung Mittelbadische Presse interviewt und hat darin ein paar Interessante Aussagen zum Minimalismus gemacht.
Sein Interview gibt es kostenlos zu lesen als pdf-Datei und darf auch weitergegeben werden, daher erlaube ich mir mal, es hier zu verlinken: http://www.einfachbewusst.de/wp-content ... Presse.pdf
Als kleine Anregung hier zwei Zitate:
"Apropos Geld, ein Missverständnis bei dem Thema Minimalismus ist oft, dass es mit Sparsamkeit oder sogar Geiz verwechselt wird. Das ist aber etwas ganz anderes, oder?
Herrmann: Das sind zwei verschiedene Dinge, ja. Beim Minimalismus geht es nicht darum, möglichst wenig Geld auszugeben, sondern nur für die Dinge, die einem wichtig sind. Wenn einer Ferraris liebt und sich zehn davon in die Garage stellt, weil sie ihn total glücklich machen und er gerne Zeit beim Pflegen und Fahren mit ihnen verbringt, widerspricht die Anschaffung nicht meinem Verständnis von Minimalismus. Sie sind seine Leidenschaft, sie belasten ihn nicht. Wenn jemand hingegen ein Fahrrad kauft, es sich in die Garage stellt, nie benutzt und dadurch auch noch ein schlechtes Gewissen hat, weil er sich doch so sehr vorgenommen hat, es regelmäßig zu fahren, dann ist diese Anschaffung überflüssig und belastend."


Und:
"Was sind denn Ihrer Erfahrung nach die Beweggründe für Menschen, ihr Leben minimalistischer gestalten zu wollen?
Herrmann: Also, erst mal ist meine Erfahrung die, dass kaum einer so lebt, wie in vielen Medien das Thema »Minimalismus«
dargestellt wird. Dieses extrem spartanische, eben auf so wenig wie möglich Besitz reduzierte Leben ist eine absolute Ausnahme, die
aber natürlich sehr exotisch ist und deshalb in den Vordergrund rückt. Die Leute, die ich aus dem Bekanntenkreis und auch über den Blog kenne, sind einfach Menschen, die mit ihrem Leben, so wie es ist, mit all dem Konsum, unzufrieden sind und etwas ändern wollen. ..."


Liebe Grüße, Winni.
MobyDick

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von MobyDick »

Alced hat geschrieben:
09.12.2018 23:55
einige der vergangenen Kommentare verärgert haben
Diese klavierlehrerinnenhafte Arroganz hier im Forum geht mir manchmal auch auf den Senkel.

Das Schöne am Minimalismus ist, dass es keine Autorität gibt, die definiert, was Minimalismus ist. Das öffnet den Lebensstil oder dieses Konsumverhalten in viele verschiedene Richtungen, von denen – wie Du richtig betonst – im Regelfall die Extreme als Normalfall fehlgedeutet werden. Ich würde sagen, die gemeinsame Basis aller Minimalisten ist, dass die Beziehung zu den Dingen intensiviert statt wie bisher extensiviert wird.

Gegenstände sind nicht mehr beliebig austauschbare Wegwerf- oder Weiterverkaufsprodukte, weil man noch zehn der gleichen Sorte im Schrank liegen hat (von deren jeder einzelner Anschaffung man sich irgendwas versprochen hat, dieses Versprechen aber nie gehalten wurde). Es sind persönliche Dinge. Da zählt dann nicht nur Freude dazu (wie Marie Kondo postuliert), sondern auch Sorge. Das ist aber nicht diejenige konsumorientierte Form von Sorge, bei der man Angst hat, der Wiederkaufswert könnte sich mindern, oder ein materieller Verlust könnte sich manifestieren. Sondern eher, dass ein treuer Begleiter verloren gehen könnte.
Thom

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Thom »

Sabine ist, glaube ich, Klavierlehrerin, die ist das Gegenteil von arrogant. Persönlich betrachte ich mich als Minimalismus-Kenner,
das wird aber auch kontrovers diskutiert. :)
Thom hat geschrieben:
25.07.2014 23:26
So genau wie nötig, nicht so genau wie möglich.
V.G.
Thomas
Cataleya
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Cataleya »

Ein spannendes Gespräch!
Ich zähle mich definitiv mehr zu Sammlern als zu Minimalisten (insbesondere was Materialsammlung fürs Basteln und Bücher angeht). Nur bei den Füllern läuft das bei mir etwas anders: Die Menge Füller ist tatsächlich abhängig von der Anzahl Tintenfarben, die ich nutzen möchte. Das sind nunmal um die 20 (ups), aber dafür sind auch alle 20 täglich dabei und werden regelmäßig verwendet. Die drei übrigen, die ich habe, sind drei ältere Herren im Reparaturmodus und ein Versuchskaninchen von Online, an dessen Feder ich rumprobiere. Damit fallen alle Schreibgeräte derzeit in die Kategorie "strahlen Freude aus" durch Nutzung oder Bastelei.

Bei Tinten gibt es tatsächlich drei derzeit unbenutzte, die wohl über kurz oder lang ihren Weg in Kunstprojekte oder das Forum finden werden.

Allgemein betrachtet versuche ich mich etwas mehr von "Kram" zu trennen, was aber erstmal heißt, Dinge tatsächlich als unnötig anzuerkennen. Meine Perlen oder auch Stoffe machen machen mir nämlich immer noch Freude, weil eines Tages die Inspiration zuschlägt und doch wieder etwas schönes entsteht. Passiert immer wieder mal...
So gesehen bin ich also noch ganz am Anfang, aber doch irgendwie zufrieden.
Thom

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Thom »

Cataleya hat geschrieben:
16.12.2018 15:27
Meine Perlen oder auch Stoffe machen mir nämlich immer noch Freude, weil eines Tages die Inspiration zuschlägt und doch wieder etwas schönes entsteht. Passiert immer wieder mal...
So gesehen bin ich also noch ganz am Anfang, aber doch irgendwie zufrieden.
Nun, liebe Cataleya, dann verrate ich Dir jetzt mal was, das bleibt aber unter uns.
Manchesmal ist so genau wie nötig, so genau wie möglich. :)

V.G.
Thomas
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Linceo
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Linceo »

Thom hat geschrieben:
16.12.2018 15:35

Nun, liebe Cataleya, dann verrate ich Dir jetzt mal was, das bleibt aber unter uns.
Manchesmal ist so genau wie nötig, so genau wie möglich. :)

V.G.
Thomas
??? Verstehe ich nicht...

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NicolausPiscator
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von NicolausPiscator »

Nicht schlimm, das geht auf die Seite des Minimalismus.

Für mich hat in den letzten Tagen der Ton des Forums weniger von Minimalismus als von heftigster Füllerbegeisterung vibriert.
Thom

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Thom »

Es geht schon noch minimalistischer, liegt halt an jeder/m selbst, was man daraus macht. :)
Thom hat geschrieben:
25.07.2014 23:26
So genau wie nötig ...
V.G.
Thomas
Dino2008
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Dino2008 »

Thom hat geschrieben:
10.12.2018 13:42
[...]
Persönlich betrachte ich mich als Minimalismus-Kenner,
das wird aber auch kontrovers diskutiert. :)
Thom hat geschrieben:
25.07.2014 23:26
So genau wie nötig, nicht so genau wie möglich.
V.G.
Thomas
Du zitierst Dich selbst?
Eigentlich ist „Nicht so exakt wie möglich, sondern so genau wie nötig!“ das Einfachheitsprinzip in den Technikwissenschaften und ein Leitsatz der Ingenieurwissenschaften ...
Thom

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Thom »

Eigentlich bin ich nur eingeschritten, wegen der "klavierlehrerinnenhaften Arroganz" und Emails an mich in der Art:
"Es geht wieder los im Forum." Sabine hat sich übrigens auch bei mir bedankt. :) So, und jetzt lassen wir's mal gut damit sein.

V.G.
Thomas
Dino2008
Beiträge: 439
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Dino2008 »

Dann ist ja alles in Ordung ...
Thom

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Thom »

Dieter, Du hast das mit den Ingenieurwissenschaften schon auf den Punkt gebracht. Ich habe ja Technologie studiert, es ist aber auch ein Prinzip im Werkzeugbau, wo ich ursprünglich herkomme. :)

V.G.
Thomas
Dino2008
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von Dino2008 »

Kein Problem für mich, ist ok.
agathon
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Registriert: 11.01.2009 13:09

Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?

Beitrag von agathon »

Ich habe heute mit einem Rollerball geschrieben. War gar nicht mal so schlecht. Im Gegenteil: Ich war angenehm überrascht, musste in einer Hochglanzbroschüre Korrekturanmerkungen machen. Dann auf Kanzleipapier die Gegenprobe gemacht - und aus war‘s mit dem Anflug von Beigeisterung.

Grüße

agathon
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