Minimalismus und Füllerbegeisterung?
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Ich finde das eine hochinteressante Off Topic-Diskussion. Danke für diesen tollen Beitrag, Mr. Eyedropper! Ich erinnere mich, wie hochgradig verstört ich war, als die Professorin, bei der ich ein Semester Buch- und Bibliothekskunde studiert habe, bevor ich mit fliegenden Fahnen in die Archäologie geflüchtet bin, verkündet hat, es wäre ein Sakrileg, den Buchrücken zu brechen. Für mich war das immer ein Merkmal dafür, daß ein Buch auch gelesen wurde, nicht nur gekauft und ins Regal gestellt.
Ich denke, der Umgang mit Büchern ist mindestens so individuell wie der mit Füllern. Für mich haben Notizen in (Fach)Büchern nie Sinn gemacht, weil der Text für mich lediglich Informationsträger ist und ich diese Informationen zu einem bestimmten Zweck, nämlich meine eigene Arbeit mit dem Thema sammle, und das aus mehreren Büchern. Folglich bin ich eher ein PostIt-Verwender.
Arbeite ich mit einem Buch und ist dabei v.a. der Inhalt dieses Buches Dreh- und Angelpunkt meiner Bemühungen., dann ist Mr. Eyedroppers Vorgehen sinnvoller.
Es sei denn - und nun kommt jener Teil meiner Person durch, die mit alten Dingen arbeitet - das Buch an sich hat einen gewissen Wert. Weil es eine seltene Erstauflage ist, mal einer besonderen Person gehört hat oder einfach schon ohne mein Zutun mehrere Kriege überstanden hat und ich den Zustand nun auch nicht mehr mutwillig verschlechtern muß.
Um auch etwas zum ursprünglichen Thema beizutragen: Minimalismus ist beim Thema Füller nicht wirklich meine Maxime. Ich sammle nicht, ich bin neugierig. Wie schreibt ein Füller der Marke XY? Wie funktioniert ein Hebelfüller? Wie liegt so einer in der Hand? Wie komme ich mit einer flexibleren Feder klar? Wie mit einem Füller, der 80 Jahre auf dem Buckel hat. Und bis man mal wieder schaut, hat man plötzlich drei Dutzend kleine Schreiberlinge. Ich merke jetzt schon, daß einige darunter sind, die meine Neugier befriedigt haben, aber nicht zu Lieblingen geworden sind. Mal sehen, ob ich es ausnahmsweise über´s Herz kriege, mich von etwas zu trennen.
Ich denke, der Umgang mit Büchern ist mindestens so individuell wie der mit Füllern. Für mich haben Notizen in (Fach)Büchern nie Sinn gemacht, weil der Text für mich lediglich Informationsträger ist und ich diese Informationen zu einem bestimmten Zweck, nämlich meine eigene Arbeit mit dem Thema sammle, und das aus mehreren Büchern. Folglich bin ich eher ein PostIt-Verwender.
Arbeite ich mit einem Buch und ist dabei v.a. der Inhalt dieses Buches Dreh- und Angelpunkt meiner Bemühungen., dann ist Mr. Eyedroppers Vorgehen sinnvoller.
Es sei denn - und nun kommt jener Teil meiner Person durch, die mit alten Dingen arbeitet - das Buch an sich hat einen gewissen Wert. Weil es eine seltene Erstauflage ist, mal einer besonderen Person gehört hat oder einfach schon ohne mein Zutun mehrere Kriege überstanden hat und ich den Zustand nun auch nicht mehr mutwillig verschlechtern muß.
Um auch etwas zum ursprünglichen Thema beizutragen: Minimalismus ist beim Thema Füller nicht wirklich meine Maxime. Ich sammle nicht, ich bin neugierig. Wie schreibt ein Füller der Marke XY? Wie funktioniert ein Hebelfüller? Wie liegt so einer in der Hand? Wie komme ich mit einer flexibleren Feder klar? Wie mit einem Füller, der 80 Jahre auf dem Buckel hat. Und bis man mal wieder schaut, hat man plötzlich drei Dutzend kleine Schreiberlinge. Ich merke jetzt schon, daß einige darunter sind, die meine Neugier befriedigt haben, aber nicht zu Lieblingen geworden sind. Mal sehen, ob ich es ausnahmsweise über´s Herz kriege, mich von etwas zu trennen.
Viele Grüße,
Melli
Melli
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Solche Experimente mit verschiedenen (Be-)Füllertechnologien habe ich auch durch und finde das Thema äußerst spannend. Und einige Technologien fehlen mir noch in meinem Experimentier- und Erfahrungs-Fundus - z.B. Hebelfüller und Druckknopffüller finde ich sehr interessant. Aber besitzen muss ich sie eben nicht mehr, das unterscheidet mich vielleicht zu früher.
- Killerturnschuh
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Das Benutzen von Dingen wie beispielsweise Porzellan, Bücher oder auch Füllern geht nicht zwangsläufig mit Geringschätzung, Wegwerfware oder Respektlosigkeit gegenüber diesen Dingen einher.
Da ich mich beruflich mit der Vergangenheit beschäftige finde ich zusammentragen, sammeln und bewahren absolut in Ordnung und auch wünschenswert. Ich selbst sammle indes nur zwei Dinge voller Begeisterung: Erfahrungen und Wissen.... beides ist nutzlos wenn es nicht zu gegebener Zeit auch weitergegeben wird.
Da ich mich beruflich mit der Vergangenheit beschäftige finde ich zusammentragen, sammeln und bewahren absolut in Ordnung und auch wünschenswert. Ich selbst sammle indes nur zwei Dinge voller Begeisterung: Erfahrungen und Wissen.... beides ist nutzlos wenn es nicht zu gegebener Zeit auch weitergegeben wird.
Salve
Angi
"Don't believe everything you read on the Internet!"
Bob Dylan
Drummer, Metallica
Angi
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Vereinfacht ausgedrückt - mir fällt es auch schwer, etwas zu besitzen, was ich nicht benutze. Das werden ambitionierte SammlerInnen verständlicherweise anders sehen. Aber ein Füllhalter ist ja irgendwie ein lebendiger Gegenstand, und -für mich- lebt er nicht in der Schublade oder Vitrine.
Horst
Horst
Don't push the river….it flows by itself.
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Auch ich danke für diese interessante Off-Topic Diskussion, die sehr schön die verschiedenen Standpunkte zeigt (die ich gar nicht bewerten will, alle haben ihre Berechtigung).
Viele Grüße, Ralf
-
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- Registriert: 18.01.2006 11:48
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Das sollte "Füllerliebhaber unter Füllerliebhabern" heißen...pelikaniac hat geschrieben:Ich finde es absolut toll! Das Messi-Gen in mir sträubt sich dagegen aber ansonsten gehe ich komplett konform mit der "Weniger ist viel mehr!" Philosophie. Und deshalb kann ich nur sagen Du bist kein Exot unter Sammlern sondern Füllerliebhaber und Füllerliebhabern.
Gruß,
der Jörg
Egal, Hauptsache es kam rüber das ich die Idee gut finde.
Gruß,
der Jörg
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
@Angie
Das sehe ich genauso und würde den Beitrag liken, wenn das hier möglich wäre
@rorro
Ich neige in Diskussionen natürlich hin und wieder, eine Präferenz für meine eigene Perspektive auszudrücken, meine das aber letztlich gar nicht so (oder rede mir ein, das nicht so zu meinen ). Auch ich erlebe die Epiphanie des Auratischen immer wieder, wenn mich unsere UB dankenswerterweise an Original-Handschriften aus dem Spätmittelalter arbeiten lässt. Aber da weiß ich auch, dass es wirklich nur dieses eine Exemplar gibt und ich mich letztlich damit in die Geschichte dieses Exemplars "einschreibe".
@pelikaniac
Das war schon verständlich Wobei ich aber gar nicht mal sagen würde, "Weniger ist viel mehr!" - in Bezug auf mich selbst trifft wohl eher "weniger ist genug" zu. Im Grunde sagst du es: Das, was ich mache, auch eine Art Fetischisierung. Indem ich weniger Schreibgeräte habe, lade ich sie natürlich viel mehr als persönliche Gegenstände auf. Insofern unterscheiden sich beide Extrempositionen - die des Sammlers und die des Minimalisten - gar nicht so sehr. Nur, dass sich der Sammler eben auf das konzentriert, was er nicht hat und der Minimalist sich auf das konzentriert, was er hat.
Das sehe ich genauso und würde den Beitrag liken, wenn das hier möglich wäre
@rorro
Ich neige in Diskussionen natürlich hin und wieder, eine Präferenz für meine eigene Perspektive auszudrücken, meine das aber letztlich gar nicht so (oder rede mir ein, das nicht so zu meinen ). Auch ich erlebe die Epiphanie des Auratischen immer wieder, wenn mich unsere UB dankenswerterweise an Original-Handschriften aus dem Spätmittelalter arbeiten lässt. Aber da weiß ich auch, dass es wirklich nur dieses eine Exemplar gibt und ich mich letztlich damit in die Geschichte dieses Exemplars "einschreibe".
@pelikaniac
Das war schon verständlich Wobei ich aber gar nicht mal sagen würde, "Weniger ist viel mehr!" - in Bezug auf mich selbst trifft wohl eher "weniger ist genug" zu. Im Grunde sagst du es: Das, was ich mache, auch eine Art Fetischisierung. Indem ich weniger Schreibgeräte habe, lade ich sie natürlich viel mehr als persönliche Gegenstände auf. Insofern unterscheiden sich beide Extrempositionen - die des Sammlers und die des Minimalisten - gar nicht so sehr. Nur, dass sich der Sammler eben auf das konzentriert, was er nicht hat und der Minimalist sich auf das konzentriert, was er hat.
- Killerturnschuh
- Beiträge: 5342
- Registriert: 04.12.2013 17:56
- Wohnort: München und Edinburgh
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
So, so also ein Minimalismus-Fetischist
Ich würde es eher vom philosophischen Standpunkt betrachten. Zu erkennen was man hat, statt sich des hortens umd des hortens Willen hinzugeben. Erkennen was man hat und daraus einen Zustand der Zufriedenheit herzustellen - ich finde das etwas sehr schönes und wertvolles.
Die Sache sähe natürlich vollkommen anders aus wenn an der Sache mit der Reinkarnation etwas dran wäre.
Wobei ich mich seit Jahren frage waraum ich dann in jedem Leben wieder meine Shakespeare Werke, meinen Platon u.s.w. kaufen muss statt sie in einem Reinkarnationslagerhaus für die nächste Runde einlagern zu können. <--- nur mal so eine Anregung fürs oberste Planungsbüro.
Ich würde es eher vom philosophischen Standpunkt betrachten. Zu erkennen was man hat, statt sich des hortens umd des hortens Willen hinzugeben. Erkennen was man hat und daraus einen Zustand der Zufriedenheit herzustellen - ich finde das etwas sehr schönes und wertvolles.
Die Sache sähe natürlich vollkommen anders aus wenn an der Sache mit der Reinkarnation etwas dran wäre.
Wobei ich mich seit Jahren frage waraum ich dann in jedem Leben wieder meine Shakespeare Werke, meinen Platon u.s.w. kaufen muss statt sie in einem Reinkarnationslagerhaus für die nächste Runde einlagern zu können. <--- nur mal so eine Anregung fürs oberste Planungsbüro.
Salve
Angi
"Don't believe everything you read on the Internet!"
Bob Dylan
Drummer, Metallica
Angi
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Ein sehr interessantes Thema. Ich bin etwa ein Jahr nach meiner Füllerinfektion zum Minimalismus gekommen und kann sagen, dass er nicht vor Füllern halt gemacht hat. Damals hatte ich gerade so um die 10 Füller, Tendenz stark steigend, Tinten ebenso. Davon habe ich mittlerweile die meisten verkauft und verschenkt. Das gilt auch für die Tinten, auch wenn gerade dort der Aufwand für viele sicher nicht nachvollziehbar ist. Ich habe mir damit erkauft, dass ich weniger Gegenstände besitze. Die Energie, die ich vorher in Kauf-Recherche, Entscheidungen, Schriftproben usw. gesteckt habe, habe ich zum Schreiben (lernen) und Federanpassen genutzt. Dabei sind in den letzten 1 1/2 Jahren ca. 2000 Seiten entstanden und einige richtig gut schreibende Federn.
Aktueller Stand: Vier Füller, davon wartet einer auf den Verkauf. Sehr wenige Tinten. Jeweils nur ein Füller befüllt.
Aktueller Stand: Vier Füller, davon wartet einer auf den Verkauf. Sehr wenige Tinten. Jeweils nur ein Füller befüllt.
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Den vierten schaffst Du auch noch!
Mein Minimalismus dehnt sich inzwischen auch über den Schreibtisch und das Büro auf andere (räumliche) Lebensbereiche aus und ich muss sagen, ich empfinde es auch zunehmend als Bereicherung, nur noch diejenigen Dinge zu behalten, die ich auch wirklich benutze. Und ich bemerke tatsächlich, dass mein Bewegungsspielraum in der Wohnung sich auch ganz physisch erweitert, weil einfach weniger Zeug herumsteht. Es ist einfach irre, was man so ansammelt, um gegen alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Am Ende sind das Projektionen, Wünsche und Vorkehrungen, die vielleicht gerade deswegen nicht eintreten, weil sie sich in den Dingen materialisieren, mit denen wir uns umgeben, diese Dinge zugleich ausgewählt, beschafft, organisiert und verwaltet werden müssen und gerade deswegen keinen Raum mehr (das kann man durchaus auch wörtlich nehmen) für die Realisierung unserer Träume lassen. Umgekehrt muss man beim Minimalismus aber auch aufpassen, dass nicht die Verwaltung der wenigen Dinge zur Besessenheit wird, die einen dann blockiert. - Diesen Eindruck habe ich bei manchen Blogs, die es zu dem Thema gibt. Ein Aspekt, den ich am Minimalismus übrigens sehr reizvoll finde, ist ein fundamentaler Paradigmenwechsel: Weg von der Perfektion hin zur Improvisation. Improvisation ist eine kulturelle Dynamik, von der ich den Eindruck habe, dass sie uns immer mehr verloren geht, weil wir zunehmend abhängiger von durch anderen vorgedachten Lösungen werden, für die uns natürlich jemand auch gleich das passende Ding verkauft ...
Bei mir ist es inzwischen so, dass zu meinen vorhandenen Schreibgeräten keines mehr hinzukommt, sondern höchstens ausgetauscht wird. Denn meine fünf decken alles ab, was in meinem Schreiballtag vorkommt. Eher könnte ich sogar noch auf einen der drei Füller verzichten, indem ich z.B. auf ein dunkles Grün setze und damit eine Synthese aus dunkler Schreibtinte und Highlighter finde. Das Austauschprinzip gilt auch für die Tinten. Das eröffnet übrigens zugleich den Raum für das Interaktions- und Reziprozitätsmodell des Tauschs statt des Kaufs. Eine Vorstellung, die ich auch sehr mag.
Mein Minimalismus dehnt sich inzwischen auch über den Schreibtisch und das Büro auf andere (räumliche) Lebensbereiche aus und ich muss sagen, ich empfinde es auch zunehmend als Bereicherung, nur noch diejenigen Dinge zu behalten, die ich auch wirklich benutze. Und ich bemerke tatsächlich, dass mein Bewegungsspielraum in der Wohnung sich auch ganz physisch erweitert, weil einfach weniger Zeug herumsteht. Es ist einfach irre, was man so ansammelt, um gegen alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Am Ende sind das Projektionen, Wünsche und Vorkehrungen, die vielleicht gerade deswegen nicht eintreten, weil sie sich in den Dingen materialisieren, mit denen wir uns umgeben, diese Dinge zugleich ausgewählt, beschafft, organisiert und verwaltet werden müssen und gerade deswegen keinen Raum mehr (das kann man durchaus auch wörtlich nehmen) für die Realisierung unserer Träume lassen. Umgekehrt muss man beim Minimalismus aber auch aufpassen, dass nicht die Verwaltung der wenigen Dinge zur Besessenheit wird, die einen dann blockiert. - Diesen Eindruck habe ich bei manchen Blogs, die es zu dem Thema gibt. Ein Aspekt, den ich am Minimalismus übrigens sehr reizvoll finde, ist ein fundamentaler Paradigmenwechsel: Weg von der Perfektion hin zur Improvisation. Improvisation ist eine kulturelle Dynamik, von der ich den Eindruck habe, dass sie uns immer mehr verloren geht, weil wir zunehmend abhängiger von durch anderen vorgedachten Lösungen werden, für die uns natürlich jemand auch gleich das passende Ding verkauft ...
Bei mir ist es inzwischen so, dass zu meinen vorhandenen Schreibgeräten keines mehr hinzukommt, sondern höchstens ausgetauscht wird. Denn meine fünf decken alles ab, was in meinem Schreiballtag vorkommt. Eher könnte ich sogar noch auf einen der drei Füller verzichten, indem ich z.B. auf ein dunkles Grün setze und damit eine Synthese aus dunkler Schreibtinte und Highlighter finde. Das Austauschprinzip gilt auch für die Tinten. Das eröffnet übrigens zugleich den Raum für das Interaktions- und Reziprozitätsmodell des Tauschs statt des Kaufs. Eine Vorstellung, die ich auch sehr mag.
- Killerturnschuh
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- Registriert: 04.12.2013 17:56
- Wohnort: München und Edinburgh
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Das Hast du sehr schön auf den Punkt gebracht. Es ist praktisch mit leichtem Gepäck durchs Leben zu reisen, solange man in Bewegung bleibt und Minimalismus nicht zu seinem Götzen erhebt. Wichtig ist es sich wohlzufühlen, alles andere ist unerheblich.
Salve
Angi
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Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Dieser Paradigmenwechsel ist aber nicht zwingend. Minimalismus kann auch Perfektion bedeuten. Gerade im gestalterischen zeigt z.B. die Idee des Bauhaus (form follows function), dass Werkstücke, die minimalistisch und ohne Ornamentik gestaltet sind, einen hohen Grad an Perfektion vermitteln.Mr. Eyedropper hat geschrieben:Ein Aspekt, den ich am Minimalismus übrigens sehr reizvoll finde, ist ein fundamentaler Paradigmenwechsel: Weg von der Perfektion hin zur Improvisation.
Ein Lamy cp1 bspw., der in der Tradition des Bauhaus steht, ist absolut minimalistisch gestaltet und wirkt gerade deshalb auf mich perfekt.
Oder denk nur an die Piktogramme eines Otl Aicher. Minimalistisch und doch perfekt in dem, was sie ausdrücken sollen.
VG
Alexander
Gutta cavat lapidem.
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Bei Deinen Ausführungen bin ich voll bei Dir, aber man muss das Design der Dinge und die Dinge selbst differenzieren - oder zwischen ästhetischer und werkzeuglicher Perfektion unterscheiden. Und bei letzterer, der "werkzeuglichen" Perfektion scheiden sich sicher die Geister. Für Sammler ist sie egal, weil sie die Dinge nicht benutzen, für den Perfektionisten geht es wohl darum, dass Dinge auf eine einzige Funktion ausgerichtet sind und diese perfekt beherrschen, für den Minimalisten geht es darum, dass ein Gerät möglichst viele Funktionen - auch über ihr vom Hersteller geplantes Funktionsspektrum hinaus - gut erfüllen.
Oder auf den Füller bezogen würde das vielleicht heißen: Der Sammler findet die Verarbeitung und das Design eines Lamy Safari reizvoll, der Perfektionist findet es wiederum toll, dass Design und Werkzeughaftigkeit einander nicht widersprechen, sondern gegenseitig verstärken und der Minimalist findet es wiederum toll, dass der Lamy Safari zum Schreiben, Kalligraphieren und auch als Textmarker, mit Patronen, Konverter und als Eyedropper funktioniert und sich leicht umfunktionieren lässt.
Oder auf den Füller bezogen würde das vielleicht heißen: Der Sammler findet die Verarbeitung und das Design eines Lamy Safari reizvoll, der Perfektionist findet es wiederum toll, dass Design und Werkzeughaftigkeit einander nicht widersprechen, sondern gegenseitig verstärken und der Minimalist findet es wiederum toll, dass der Lamy Safari zum Schreiben, Kalligraphieren und auch als Textmarker, mit Patronen, Konverter und als Eyedropper funktioniert und sich leicht umfunktionieren lässt.
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Der Minimalist als rationell denkender Mensch, der ein Objekt für verschiedene Anforderungen nutzt... Interessante These. In der ökonomischen Theorie wärst Du eher ein Maximalist. Das Maximalprinzip sagt aus: mit gegebenen Mitteln (Input) den maximalen Nutzen (Output) zu erzielen. Auf Deine Situation übertragen: Mit gegebenen Mitteln (einem Lamy Safari) den größtmöglichen Nutzen/ die größtmögliche Funktionalität (Kalligraphieren, Textmarkern, verschieden Fülltechniken anwenden) zu erreichen. Du bist ein Maximalist! Ein Homo oeconomicus, ein Nutzenmaximierer!
VG
Alexander
VG
Alexander
Gutta cavat lapidem.
Re: Minimalismus und Füllerbegeisterung?
Boah, mich mit dem Konzept des homo oeconomicus in Verbindung zu bringen, ist schon echt ein starkes Stück. Dieses Konzept ist meiner Meinung nach eine der größten wissenschaftlichen Fehlleistungen aller Zeiten