Notizen machen ?

[Carolin]

Hallo und guten Abend,

letztens kam ich mit jemanden ins Gepräch, der die Auffassung vertrat, dass wenn man sich alles und jedes aufschreibt, also immer Notizen macht, dann könnte man nichts mehr behalten.

Diese Person ist der Meinung, z. B. lieber mal eine Telefonnummer nicht aufschreiben und versuchen zu merken als sie aufzuschreiben.

Lange habe ich über diese Ansicht nachgedacht aber komme zu keinem Ergbnis zu der dortigen Ansicht, deshalb die Frage hier, auch betreffend den privaten Bereich, schreibt Ihr Euch viel auf oder wie haltet Ihr es damit.

Danke und liebe Grüße
Caro

[Tombstone]

Oh, das ist einfach:

- wenn ich beim Kunden bin, schreibe ich alles relevante von Hand mit, kann es dann zu Hause in einen Bericht zimmern und habe nichts vergessen. Oftmals muss ich dann gar nicht in meinen Notizen nachsehen, da ich es durch das Schreiben an sich verinnerlicht habe.

- wenn ich das z.B. bei einem schnellen Telefonat nicht mache und erst am nächsten Tag im Büro alles zusammen fassen kann, vergesse ich die Hälfte - war erst wieder die Tage so und just in diesem Moment, wäährend ich das schreibe, fällt mir wieder etwas ein, was ich vergessen habe...

- auch im Privaten schreibe ich es mir auf, denn sonst vergesse ich es

Auf dieser Basis meine Resümee: Blödsinn.

Ist nebenbei sogar wissenschaftlich untermauert - wurde meiner Erinnerung nach mal mit Studenten gemacht. Die einen durften Mitschreiben, die anderen nicht, alle hatten aber die gleichen Unterlagen zum Lernen. Die Mitschreiber waren den anderen um Längen voraus.

Nicht umsonst definiert man "Mitschreiben" auch als "aktives Zuhören"

[ingolf]

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich von Studie gelesen, die belegt, dass Studenten, die während der Vorlesungen handschriftliche Notizen anfertigen, den Inhalt besser verstehen. Bzw. dass das Inhaltsverständnis denjenigen Studenten überlegen ist, die ihre Notizen in Tablets oder Notebooks erfassen.
Ich verfahre da ähnlich wie Peter. Die Notizen werden überwiegend per Notizbuch und Füllfederhalter erfasst. Als Notizbuch nutze ich ein Leuchtturm-Buch in A4. Einen Versuch mit A5 habe ich nach einmaliger Erfahrung beendet, da für mich die Übersichtlichkeit bei A5 nicht gegeben war (z.B. zusammenhängende Inhalte erfordern teilweise mehrere Seiten, so dass der Zusammenhang verloren geht). Zudem lassen sich auf A4 besser Text- und Bildinhalte (Skizzen, Systemübersichten etc.) unterbringen.
Wenn ich dann von Terminen wieder im Büro bin, werden die Inhalte z.T. im MindManager noch einmal elektronisch erfasst. Hierbei stelle ich fest, dass durch die ursprüngliche, handschriftliche Erfassung bestimmte Details noch einmal ins Gedächtnis zurückkehren und im MindManager ergänzt werden.
Von dieser Vorgehensweise weiche ich nur dann ab, wenn es darum geht, Dokumente (Konzepte, Spezifikationen etc.) direkt im Zuge einer Besprechung abzustimmen.
Dem Einwand, dass sich handschriftlich erfasste Inhalte negativ auf das Denkvermögen auswirken, kann ich aus Erfahrungen im Umgang mit demenzkranken Angehörigen eigentlich nur widersprechen.

Grüße, Ingolf.

P.S.: Wer schreibt, der bleibt .

[Hansn]

Auch ich halte große Stücke auf Handschriftliches.
Im Kundengesprächen sind es oft kurze Stichworte und Anhaltspunkte die im Nachhinein in Form und Struktur gebracht werden.
Bei Seminaren sind mir meine Aufzeichnungen auch Monate, Jahre später im wieder eine Hilfe um mir die Inhalte bildhaft in Erinnerung zu rufen und so die eigene Festplatte zu pimpen.
Durch das Niederschreiben ist das Gehirn mehrfach gefordert, sich mit Themen in unterschiedlichen Bereichen auseinanderzusetzen und meiner Merkfähigkeit hilft es.
Also ebenso ein klares JA!

Gruß
HANS

[wilfhh]

Mir geht es wie Euch: durch das Notieren findet ja schon eine Verarbeitung im Kopf statt, die Notiz verdeutlicht also, dass man das gehörte irgendwie verstanden hat (dass es auch richtig verstanden wurde, ist natürlich nicht immer gewährleistet), und vieles verinnerlicht sich durch das Niederschreiben und prägt sich ein. Auf die Idee, eine Telefonnummer nicht zu notieren, käme ich nicht, es sei denn, sie ist kurz, einprägsam und wird sofort eingetippt.
Grüßle,
Wilfried

[rorro]

(Mag jemand im Titel aus den Noitzen Notizen machen?)

Done - Peter

[patta]

Ich halte es ebenso: Bei Telefonaten, Terminen oder Besprechungen schreibe ich mit dem Füllhalter alles wesentliche mit - auch Telefonnummern. Diese Notizen fasse ich dann in elektronischer Form im CRM- oder Mail-System zusammen. Schreiben ist während der Veranstaltungen viel besser als tippen (und leiser auch), so merke ich mir viele Dinge besser und strukturiere sie gleich, z.B. über Kürzel wie ? (für Unklares), ! (für Wichtiges) und TODO (für Aktivitäten).
In der Nachbereitung tu ich mich damit viel leichter. Deswegen: Klares Pro für handschriftliche Notizen!

[Sabine]

Die Frage ist hier offensichtlich nicht, ob ich handschriftlich oder per Tastatur etwas mitnotiere, sondern ob oder nicht. Aus meiner Erfahrung ist das Merken von z.B. Telefonnummern einfach eine Frage der Umstände - habe ich mir e i n e in der Woche zu merken, gelingt mir das , wenn ich wirklich will; handelt es sich aber um zehn am Tag, wäre es leichtfertig, auf das Aufschreiben zu verzichten, vor allem, wenn davon etwas Wichtiges abhängt. Dann gibt es noch Faktoren wie Tagesform, allgemeiner Informations-Input, persönliches Umfeld usw. Ich vertraue lieber auf mein "papierenes Gedächtnis" und nutze dessen Kapazität lieber für andere Dinge. Notizen sind vielleicht so etwas wie das Sicherungsseil beim Klettern - ich kann mir vorstellen, daß es durchaus konzentrationssteigernd ist, darauf zu verzichten . . .

[wilfhh]

Da hast Du völlig Recht, Sabine. Es geht nicht darum, wie man notiert, sondern ob. Und die Anhänger der "Nicht-alles-aufschreiben-Fraktion" gehen sicher davon aus, dass man besser sein Gedächtnis trainieren sollte. Aber ich glaube, das ist so ähnlich wie bei den Verfechtern von "Alt-werden-ohne Brille", die glauben, dass man seine Augenmuskeln trainieren kann: In der Praxis sind das Exoten, und ob es am Ende wirklich für Augen oder Gehirn viel bringt, wage ich zu bezweifeln.

[MarkIV]

Ich glaube hier geht es um verschiedene Punkte, einmal um den Fakt das aufschreiben die Gedächtnisfähigkeiten minimiert und um die Informationskonservierung als solches.

Ich schreibe auch so gut wie alles mit, im Kundengespräch, auf internen Meetings wenn ich selbst Systeme in betrieb nehme oder verändere. Im ersten Schritt mache ich das handschriftlich später dann destiliert in ein CRM System der privat in Evernote oder ähnliches. Einfach weil selbst minimaler Informationsverlust im professionellen Umfeld sehr viel Geld kosten kann.
Dazu kommt, zumindest aus meiner Perspektive, es auch eine professionellere Außendarstellung gewährleistet. Es wirkt auf den Kunden/Partner ganz anders wenn man mitschreibt oder Stichpunkte aufnimmt, als ob man vorgibt sich das merken zu können.Außerdem ist das ja auch der Moment in dem man mit seinem individuellen Schreibgerät glänzen kann .

Die Gedächtnisfähigkeit als solche trainiere ich gern, aber die Methoden dafür haben eher mit Vorstellungskraft und Phantasie zu tun als mit der Fähigkeit zu schreiben. Ich kann mir 20 folgende Spielkarten merken, die Fähigkeit zu erlernen hat aber eher was mit Fertigkeitentraining zu tun als mit schreiben.

Ich denke aber auch dass die Verinnerlichung von Fakten über die Abschrift viel effizienter funktioniert, weil sie die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns ganzheitlicher nutzt. es werden halt alle kognitiven Fähigkeiten ins Spiel gebracht um Informationen zu "speichern".

Mark

[Cepasaccus]

Ich kann vor Notizbuechern nur warnen! Durch die neue Fassung des Kulturgutschutzgesetzes, das naechstes Jahr inkraft tritt, werden Notizbuecher als Handschriften exportgenehmigungspflichtig.

Das ist zumindest meine Interpretation des Entwurfs. Ich druecke uns mal die Daumen, dass das so nichts wird.

Cepasaccus

[wilfhh]

20 Spielkarten in Folge merken - das dürfte wohl eine persönliche Fähigkeit sein, sowas kann man nicht trainieren. Ist wie bei den Menschen mit fotografischem Gedächtnis, die zehn Sekunden auf eine Zeitungsseite schauen und anschließend die Artikel der Reihe nach "vorlesen".

[MarkIV]

20 Spielkarten in Folge merken - das dürfte wohl eine persönliche Fähigkeit sein, sowas kann man nicht trainieren. Ist wie bei den Menschen mit fotografischem Gedächtnis, die zehn Sekunden auf eine Zeitungsseite schauen und anschließend die Artikel der Reihe nach "vorlesen".

Das habe ich auch mal gedacht. Der Fairness Halber muss ich sagen das ich das schon zehn, fünfzehn Jahre trainiere. heute aber eher um nicht mehr schlechter zu werden und um zu prüfen ob ich nicht langsam alt werde. Aber basierend auf der Erfahrung bin ich sicher das 20 Karten so gut wie jeder durchschnittlich begabte kann.
Ein photografisches Gedächtnis nutzt da übrigens wenig, den merken muss man sich nicht den Inhalt, sondern eine Abfolge.

Außergewöhnliche Leistungen liegen eher bei einem doppelten Bridgespiel. Aber nichts desto trotz, auch das hat nichts mit dem Schreiben zu tun, sondern mit Phantasie und Vorstellungskraft. Nach fünf Minuten ist das Wissen um die Abfolge auch ganz sicher wieder gelöscht.

Mark

[Fiamma]

Wichtig ist doch der praktische Nutzen der Sache. Telefonnummern, die ich öfter brauche und auch eintippe merke ich mir natürlich schon, allerdings käme ich nicht auch die Idee, daraus ein "Kunststück" zu machen und alle auswendig zu lernen. Es gibt genug andere Sachen, mit denen das Kurz- und Langzeitgedächtnis gefüttert werden will.
Dazu wird - als haptischer Lerntyp- alles brav abgeschrieben. ich käme beispielsweise nicht auf die Idee, Lernunterlagen abzutippen.

Andererseits habe ich - mehr aus Faulheit- heuer keinen Kalender und bin gezwungen, mir diverse Termine zu merken. (Um dann am betreffenden Tag panisch zu überlegen, ob das um halb 10 oder halb 11 war)

[wilfhh]

KEINEN KALENDER? Du meinst überhaupt gar keinen? Ich müsste mit überquellenden Mülltonnen und verpassten Geburtstagen leben und mir garantiert die Kugel geben!