Visconti und andere auch, was ich so gelesen habe. Zudem haben einige Marken als "Celluloid" verkauft, was eigentlich Celluloseacetat ist (oder war).
Grüße,
Axel
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Visconti und andere auch, was ich so gelesen habe. Zudem haben einige Marken als "Celluloid" verkauft, was eigentlich Celluloseacetat ist (oder war).
Hi Axel,pan51 hat geschrieben: ↑02.03.2021 16:10Ich nochmal,
einer meiner Mentoren meint, das Bild von heute morgen sei kein "celluloid disease". Und hat mir einen Link geschickt zu noch schlimmeren Bildern (Achtung!). Da kann man auch schön sehen, was die Salpetersäure als Zerfallsprodukt an Metallteilen so anrichtet.
...
Grüße,
Axel
ich vermute, Du bringst da zwei Sachen durcheinander. Kampfer (oder seine Ersatzstoffe) sind der Weichmacher, nicht der Auslöser der Zerfallsreaktion. Verlust des Weichmachers führt zur Versprödung. Der Zerfall kann durch verschiedene Faktoren gestartet werden, Feuchtigkeit, Wärme, Licht und läuft dann autokatalytisch durch die entstehende Salpetersäure weiter. Ich schreibe bewusst kann, weil es ja nicht die Regel ist, dass Celluloid zerfällt.Minzi hat geschrieben: ↑04.03.2021 19:32Daraus folgt auch die nächste Frage: Zelluloid dampft nach meinem Wissen permanent aus, auch ohne Krankheit (was wiederum die Frage der überhaupt möglichen langen Haltbarkeit aufwirft, denn wenn es über Jahrzehnte Campher ausgast ist das Material in permanenter Veränderung - wohl Versprödung und Zersetzung, selbst wenn alles gut läuft). Wenn aber Ausgasungen den Prozess beschleunigen, wäre es möglicherweise kontraproduktiv, einen gesunden Zelluloid-Füller überhaupt luftdicht zu verpacken!
Das ist ein sehr guter Rat und genau das habe ich auch vor, ich hoffe, meine etwas überzogene Darstellung hat auch gezeigt, dass ich die Zeit mit meinen Füllern hauptsächlich mit Schreiben und nicht mit Konservieren verbringen will. Allerdings blicke ich eben auch etwas auf das "so lange es geht", denn wenn ein Schreibgerät einmal wirklich "meins" ist, hänge ich doch sehr daran. Bedauerlicherweise hat mein erster Zelluloid-Füller seinen Stammplatz auf der Küchenfensterbank - zwar Nord, aber möglicherweise überdenkenswert. :/JulieParadise hat geschrieben: ↑04.03.2021 19:51Genieß die schönen Schätzchen einfach, so lange es geht,
Nein das nicht, aber ich habe mich vielleicht beim unüberlegten Herumtippen auf dem Smartphone etwas unklar ausgedrückt. Natürlich ist Kampfer nicht der Auslöser, sondern, soweit ich weiß, ein Inhaltsstoff. Das letzte Mal, dass ich natürlichen Kampfer in der Hand hatte, meine ich war er weiß, vielleicht mit zitronig-gelben Einschlag und von der Konsistenz wie ein Harzbröcklein, nur bröseliger.
Hallo Minzi,Minzi hat geschrieben: ↑04.03.2021 21:20[...]
Ein ähnliches Phänomen wie die Füllerpest kenne ich von vermutlich gummihhaltigen Materialien, etwa alte Möbelrollen oder die Füßchen an Geräten oder semiharte alte Dichtungen, wie sie früher hergestellt wurden. Wenn sich eines anfängt aufzulösen, sind urplötzlich alle anderen Rollen/Füßchen/Dichtungen innerhalb weniger Wochen oder Monate auch zersetzt. Mich hat man für verrückt erklärt, als ich meinte, es könnte doch nicht sein, dass sich nach fast 40 Jahren zuerst eine Rolle und dann spontan fast gleichzeitig ein paar Wochen/Monate später alle anderen Rollen auflösen und behauptete, das sei "irgendwie ansteckend". Weil Material, das so lange hält, nicht plötzlich wegen "gleichen Alters" auf den Monat genau zerfällt. [...]
Kampfer ist der Weichmacher, nicht das Lösungsmittel (das war meistens Ethanol). Die grobe Rezeptur ist 1 Teil Kampfer auf 2 Teile Cellulosenitrat (der Nitratester aus Cellulose und Salpetersäure). Natürlich beeinflusst der Kampfer das Cellulosenitrat in dem Sinne, dass es dadurch überhaupt erst plastifiziert (oder gelatiniert). Es wird das Celluloid nicht in dem Sinne negativ beeinflussen, dass es bei erhöhter Kampfer-Konzentration schneller versprödet.Minzi hat geschrieben: ↑04.03.2021 21:20Jetzt komme ich zu dem, was ich chemisch nicht ganz überreiße: Ich weiß nicht genau, welche Funktion er im Zelluloid hat.
Wie wenn man einen Lösungsmittelhaltigen Lack mit eben diesem Lösungsmittel oder Dämpfen davon in Verbindung bringt. Wenn also Kampfer die Eigenschaften der anderen Inhaltsstoffe, aus denen Zelluloid besteht, beeinflusst, könnte eine erhöhte Konzentration des Kampfers als Gas die Versprödung beschleunigen, auch wenn es nicht die eigentliche Ursache ist.
Fast jeder Stoff kann verschiedene Aggregatzustände habe, die klassischen sind fest, flüssig oder gasförmig. Am Beispiel: Eis, Wasser, (Wasser-)Dampf. Den unmittelbaren Übergang von "fest" zu "gasförmig" nennt man Sublimation.
Eher nicht luftdicht, wenn Du wirklich "Füllerpest" hättest, das Zerfallsprodukt Stickstoffdioxid ist ein Gas, mit Feuchtigkeit (Wasser) hast Du Salpetersäure, die den Zerfall katalysiert. Also isolierte Lagerung (damit keine anderen Füller befallen werden), aber belüftet (damit sich das Stickstoffdioxid verteilt).
Ja, ich finde das ebenfalls sehr interessant und bin schon in die Recherche eingestiegen. Das ist aber größtenteils organische "Brutalchemie" aus der Jahrhundertwende (die vorletzte wohlgemerkt) mit den entsprechend blumig formulierten Artikeln. Neuerdings gesellen sich dann Museumskonservatoren dazu, denen ihre Artefakte zerfallen. Ist also viel zu lesen und dauert noch.
Das deckt sich mit Beobachtungen aus dem Bereich Musikalien: Gitarren, die jahrelang im Koffer aufgehoben wurden, sind häufig stärker vom Zelluloidfraß befallen als welche, die stets an der "Luft" standen.
Ich hatte weiter oben berichtet, dass ich bisher mit Celluloid-Füllern keine Probleme habe, auch nicht im Vintage Bereich.
Kühl, trocken und gute Lüftung. Das sind die besten Voraussetzungen um die Haltbarkeit zu verlängern.
Gut zu wissen, dann ist bei Campher offenbar nicht wahnsinnig viel Temperatur dafür erforderlich. Zumal er ja wohl auch bei schlichter Lagerung bei Raumtemparatur minimal sublimiert? Das müsste man doch daraus schließen, falls die Aussage richtig ist, dass Zelluloid permanent "ausgast".pan51 hat geschrieben: ↑05.03.2021 10:53Einige Elemente und Verbindungen, darunter auch Kampfer, gehen bei Normaldruck durch Zufuhr von Hitze direkt in die Gasphase über (anders als bei Eis bspw.). Welche Temperaturen, Drücke für die einzelnen Phasen gegeben sein müssen, kann man im sog. Phasendiagramm ablesen.
Das mag sein, aber mir fallen sieben solcher "Ereignisse" ein. Bei zweien halte ich es für möglich, dass ein anderer Stoff das ausgelöst hat, etwa aus Kosmetik an den Händen, Rückstände von Reinigungsmitteln oder Weichmacher anderer Gegenstände, ohne dass ich die Ursache kennte. Bei vier davon kann ich Alterung als einzige Ursache des plötzlichen Zerfalls ausschließen. Aber das Ganze im Detail hat weder mit Füllfederhaltern noch mit Zelluloid zu tun und geht zu sehr off topic. Ich finde es kurios, aber mehr nicht.Mr. No hat geschrieben: ↑05.03.2021 8:07
es gibt Kunststoffe, die genau das von Dir beschriebene Alterungsverhalten zeigen: erst verändern sie Ihre Eigenschaften über einen langen Zeitraum nicht bzw. kaum und dann fallen sie quasi von einem Tag auf den anderen (im Vergleich zur Gesamtlebensdauer) auseinander. Das ist kein ungewöhnliches Phänomen und hat erst mal was mit dem verwendeten Material und nichts mit "Ansteckung" zu tun.
Leider läßt sich das nicht verallgemeinern, denn es gibt eben auch Kuststoffe, die über die Lebensdauer einen langsamen, schleichenden Abbau ihrer Eigenschaften haben.
Gruß
Mr. No