Zeichnen mit Füllern

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Tintenfinger
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Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Tintenfinger »

Über das Thema habe ich ja auch hier viel gelernt, aber die Info ist über diverse Fäden verstreut die teils ganz anders angefangen haben. Daher dachte ich, ich schreibe mal eine Zusammenfassung. Auf den Faden kann dann ja jeder antworten, der etwas beizutragen hat bzw. über das Thema plaudern will.

Also, traditionell zeichnet man nicht mit Füllern, hauptsächlich weil geeignete Tinte immer ein Problem war. Für Füller benötigte Farbstofftinte ist selten wasserfest oder lichtecht. Für Skizzenbücher wurde der Füller allerdings wohl schon verwendet, seit es ihn gibt. Heute werden die Tinten immer besser, es stehen auch einigermaßen dauerhafte Füllertinten zur Verfügung. Bei Illustration, Gebrauchsgraphik und im Hobbybereich spielt Lichtechtheit auch teils nicht mehr so die grosse Rolle da ja eh alles digitalisiert wird. Daher werden Füller auch immer mehr verwendet, besonders als unkompliziertes Gerät für Skizzen und Illustrationen. Allerdings, ich denke, wer im Füller einen 1:1 Ersatz für irgendein anderes Zeichengerät sucht, wird warscheinlich enttäuscht werden. Wer bereit ist, sich auf Füller oder füllerähnliche Geräte einzulassen und ihre Stärken und Schwächen unvoreingenommen kennenzulernen kann interessante Erfahrungen machen. Ging mir jedenfalls so.

Als Tinte zum Zeichnen empfehlen sich sogenannte dokumentechte Tinten, meist werden dies Nanotinten sein. Eine Suche im Tintenbereich des Forums liefert genug Anregungen. Eine günstige und für mich sehr gut geeignete Alternative ist Fount India von Pelikan, sie ist fast wasserfest, angeblich Lichtecht und füllertauglich, allerdings muss der Füller regelmäßig gereinigt werden. Eisengallustinten sind eher nicht so geeignet da sie sehr sauer sind was auch wieder Haltbarkeitsprobleme mit sich bringt.

Als Papier eignet sich fast jedes Papier das man auch sonst für Federzeichnungen verwenden würde, also Bristolkarton oder anderes glattes Zeichenpapier. Auch alterungsbeständiges Briefpapier kann verwendbar sein. Weiche oder strukturierte Papiere, wie man sie für Aquarelle oder trockene Zeichentechniken nimmt können problematisch sein, das muss man ausprobieren. Tip: Füller mit reichlichem Tintenfluss gehen auf solchen Papieren noch eher als trockene.

Normale Füller:
Standard-Füller mit rundem Iridium-Schreibkorn eignen sich für Linienzeichnungen ohne viel Variation, ähnlich wie Filzmarker. Es gibt sie von dünn bis dick, von trocken bis saftig, da muss jeder das richtige für den eigenen Zeichenstiel finden. Jedenfalls sollte man sich eine gutmütige Feder suchen, die in verschiedenen Winkeln auf dem Papier aufgesetzt werden kann ohne zu kratzen. Bei mit haben sich Lamy (eher trocken) und Online Piccolo oder Vision (eher nass) bewährt. Generell kannn es sich lohnen sich bei Schul- und Anfängerfüllern umzusehen, da diese tendentiell gutmütige Federn haben und günstig sind. Da ist es dann auch keine Katastrophe wenn man einen mit eingetrockneter Dokumententinte ruiniert.

Flexible Federn:
Die sucht jeder als möglichen Ersatz für Zeichenfedern zum tauchen. Wirklich gute flexible Federn gibt es wohl nur in historischen Füllern. Neu gibt es nur die Füller von Noodler. Ich kann dazu nicht so viel sagen da ich diese Füller nicht haben und auch mit den Flexfeder zum Tauchen keine Heldin bin. Warscheinlich ist der für Füllerfedern benötigte rostfreie Stahl einfach kein Ersatz für die in Tauchfedern verwendeten Materialien, und extra für uns Zeichner stellt keiner mehr flexible Goldfedern her.

Bandzug-Federn/ Kalligraphie-Füller:
Breite Kalligraphie-Federn ohne Iridium-Korn und evtl auch Stubs kann man ähnlich benutzen wie eine Rohrfeder, wird allerdings wohl nicht deren natürliche Ausstrahlung erreichen. Dafür kann man einen Füller unterwegs problemloser benutzen. Es gibt solche Füller von allen möglichen Herstellern und alle die ich probiert habe waren tauglich. Man kann da also auch nach Optik und Funktionalität des ganzen Füllers auswählen. Man sollte darauf achten, dass die Füller zum Reinigen zerlegbar sind und aus verschiedenen Winkeln kratzfrei aufgesetzt werden können. Eine Besonderheit sind die Parallel Pens von Pilot, aufgrund ihrer besonderen Konstruktion wird die Feder auf ganzer Breite mit Tinte versorgt, nicht nur durch einen mittigen Kanal. Wem Bandzugfedern liegen der sollte die mal probieren.

Pfannenfeder/ Asiatische Kalligraphiefeder.
Diese Federn sind vorne gebogen ähnlich wie eine europäische Redisfeder oder Pfannenfeder. Sie sind aber nicht rund wie die Redisfeder sondern länglich. Dadurch kann man mit einer Feder viele verschiedene Linien erziehlen und auch problemlos grössere Flächen ausfüllen. Es gibt auch historische europäische Füller mit (eher runden) Pfannenfedern. Diese wurden für einfache, gut leserliche Druckschriften verwendet und teils wohl auch als unkompliziertes Gerät für Kinder und Ungeübte. Mir fehlt mit diesen Federn leider die Erfahrung, aber sie werden bei Zeichnern immer populärer und dementsprechend fallen gerade auch die Preise. Ich werde sie noch probieren.

Glasfeder-Füller:
Gibt es nur noch historisch oder als Eigenbau. Habe ich nicht, ich zeichne aber manchmal zur Abwechslung gern mit einer klassischen Glasfeder. Wenn mit ein Glasfeder-Füller über den Weg läuft, werde ich daher zuschlagen. Normale Glasfedern gibt es relativ günstig auf jedem Kunsthandwerker-Markt, das kann man einfach mal ausprobieren. Allerdings sind sie hart und bieten wenig Linienvariation. Gut sind sie für Zeichnungen, die dann stark verwaschen werden oder um gleich ins Nasse zu zeichnen. Man muss nicht fürchten, dass sie von irgendwas verklebt werden, nach dem Trocknen kann man alles abkratzen. Ein weiterer Vorteil von Glasfedern ist, dass sie wegen der Härte und dem recht nassen Tintenfluss auch auf Aquarellpapier und überhaut fast jedem Papier funktionieren.

Brush Pen/ Pinselfüller
Diese kommen ebenfalls aus Asien. Es sind Geräte, die wie ein Füller mit Patronen, Konverter oder selten auch Tank betrieben werden, aber einen kleinen Pinsel vorne haben statt eine Feder. Ursprünglich waren sie für asiatische Kalligraphie gedacht, aber sie eignen sich gut zum Zeichnen. Es gibt sie mit Kunsthaar oder Echtem Rotmarderhaar. Letztere sind teuer und sollen nur mit der dafür gemachten Originaltinte betrieben werden, ich habe sie noch nicht ausprobiert. Mit etwas Übung können die Kunststoffpinsel ähnlich wie flexible Federn eingesetzt werden, um an- und abschwellende Linien zu erzeugen. Man kann sie aber genauso gut locker und malerisch einsetzen. Mir macht das viel Spass. Für sehr rauhe oder weiche Papiere reicht allerdings manchmal der Tintenfluss nicht.

Water Brush
Dies ist ein kleiner Pinsel mit Plastik-Wasserreservoir, wird befüllt wie ein Eyedropper und muss meist leicht gedrückt werden damit Flüssigkeit nachläuft. Sie kosten meist nur ein paar Euro. Sie sind eigendlich als Unterwegs-Aquarellpinsel gedacht. Sie eignen sich auch gut um Zeichnungen zu verwaschen. Man kann sie auch mit Tinte oder (auf eigene Gefahr) verdünnter Aquarellfarbe füllen, wenn man billig ausprobieren will ob ein Brush Pen was wäre. Allerdings ist der Tintenfluss nie so toll wie bei einem richtigen Pinselfüller.

Viel Spass,
Susi
Thom

Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Thom »

Hallo Susi,

danke für Deine Zusammenfassung! Ich möchte mal noch die Kalligraphiestifte beisteuern. Die "Bandzug" und die flexiblen.

Viele Grüße
Thomas
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bella
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von bella »

ich sag erstmal danke für den Thread .... die Idee eines Sammelthreads für alles rund ums Zeichnen hatte ich auch schon .... freu mich drüber und such nachher mal ein bisschen was zusammen
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Krazy Kat
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Krazy Kat »

Tintenfinger hat geschrieben:...Allerdings, ich denke, wer im Füller einen 1:1 Ersatz für irgendein anderes Zeichengerät sucht, wird warscheinlich enttäuscht werden...
Muss den Satz mal`n bisschen umstellen 8):
"Wer einen 1:1 Ersatz für einen Füllhalter zum Zeichnen sucht, wird wahrscheinlich enttäuscht werden."
:P
Thou art so like a fountain penne my love; Mine eyes gaze rapt upon thy flexy tines. Thy nibbe is smoother far than silk'n glove. And naught may match the boldeness of thy lynes.
W.S.
Thom

Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Thom »

:) Weil's so schee war:

https://www.youtube.com/watch?v=H55XcMIPm-c

V.G.
Thomas
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wesohm
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von wesohm »

Ich kann da gar nicht anders, als das hier zu verlinken:

https://youtu.be/x6-pXK04MiY?list=PLe41 ... fJMKorE_hP

Liebe Grüße aus Wien!
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bella
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von bella »

ich habe lange gesucht und recherchiert was "Sketcher" so zum Zeichnen nehmen .... und bin immer wieder auf Lamy Safari oder Lamy Joy gestossen. Die Vorteile sind klar .... robust, überall verfügbar, breite Auswahl an preiswerten Federn die unkompliziert zu wechseln sind ... und sogar eine Goldfeder ist zu realistischen Konditionen verfügbar.

Aber ... für mich kam er nicht in Frage, weil ich das dreieckige Griffstück einfach nicht mag. Zum Schreiben nicht und beim Zeichnen muss meine Hand noch wendiger sein.

Wem es ähnlich ergeht dem sei mal ein vergleichbares Modell mit ähnlicher Federvielfalt ans Herz gelegt, aber mit runder, gerillter Sektion ... der Rotring Art Pen
http://www.rotring.com/de/kalligraphie- ... 50213.html#

Ich habe weiter gesucht und bin bei einigen Zeichnern aus Übersee darauf gekommen das sie den Pilot Falcon mit der S-Feder einsetzen. es gibt ihn als Metall- und als Harzversion, die Feder ist 14k.
Auffällig ist die Hakennase der Feder die für die Elastizität sorgt.
Customized gibt es die Feder noch mit extra ... dann wird sie seitlich in den Wangen eingeschnitten ... nibs.com bietet dies z.B. an
Sie ist als S-EF, S-F und S-B erhältlich.
Man kann schon eine Menge Varianz rauskitzeln. Die F läuft selbst auf rauhem Aquarellpapier klaglos ohn Abriss.

Auf den Falcon fiel meine Wahl und ich habe ihn seit Mitte Januar täglich mit Freude in der Hand. Meine Suche nach einem Zeichenfüller ist somit, ohne Fehlkäufe, beendet.
undlaeuft
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von undlaeuft »

Ich möchte noch ein anderes Zeichengerät vorstellen, das im weitesten Sinne auch als Füller durchgeht, den Platinum Carbon Fountain Pen. Man bekommt ihn für recht wenig Geld. Die Feder ist superfein und übertrifft jeden Lamy etc. um Längen, finde ich. Schreiben kann man mit ihm nicht so gut, aber dazu ist er auch nicht gedacht. Bei Parka Blogs gibt es einen interessanten Artikel dazu: http://www.parkablogs.com/content/revie ... n-desk-pen
Thom

Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Thom »

Es gibt auch den Tachikawa School Pen. Und wenn ich meine persönliche Meinung einflechten darf, für mich spielen die Japaner da sowieso in einer anderen Liga.

V.G.
Thomas
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Killerturnschuh
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Killerturnschuh »

Sehr gut zum zeichnen eignen sich meiner Erfahrung nach auch Nakaya und Platinum Century 3776. Da darf man ruhig auch zu M oder B Federn greifen. Sehr feine Stiche bekommt man sobald man die Feder wendet. Für mich persönlich daher erste Wahl wenn es um zeichnen mit Füller geht. Lamy werde ich für Kalligraphie aber in meinen Bestand aufnehmen.
Salve

Angi

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Zuglinie
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Zuglinie »

Mir geht es ähnlich wie bella, die Suche nach einem Zeichenfüller ist beendet. Bei mir durch den Rotring ArtPen, den ich mit einer goldenen EF-Feder versehen habe (gibt's noch bei ebay) - nutze ich sehr häufig auf allen Arten Papier, ist auch auf rauhem Papier zuverlässig. Nicht ganz so hart im Nehmen, aber dafür sehr fein ist der Rotring 600 mit EF. Ergänzt wird die Zeichenriege durch den auch hier erwähnten Carbon Pen mit superfeiner Feder, vor allem weil die zugehörige Carbon Ink sehr schön schwarz deckend und wasserfest ist.
Herzlich
Holger
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bella
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von bella »

Ich habe meinen Pilot Falcon mit der SF Feder gestern noch um dieses Schätzchen ergänzt
http://www.gouletpens.com/pilot-e95s-fo ... /p/PN60840

Mit F-Feder

Die SF vom Falcon produziert beim Ziehen doch einen breiteren Strich und ich wollte noch einen ganz feinen haben

Erfahrungen werden noch etwas dauern, meiner kommt aus Japan
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elfin
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von elfin »

Thom hat geschrieben:Es gibt auch den Tachikawa School Pen.
Hallo,
diesen Füller habe ich mir mal gekauft und komme leider gar nicht mit ihm klar. Der Tintenfluss funktioniert leider so gut wie gar nicht und die Feder kratzt sondergleichen.
Leider!
Vielleicht mache ich irgendwas falsch? Gibt es einen Trick um den Tintenfluss in Gang zu bringen?

Liebe Grüße
#flutelyfe - Altus L907 RBE
Thom

Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von Thom »

Hallo elfin,

die Originaltinte ist sehr wasserresistent, wenn der nicht regelmäßig genutzt wird, dann ist er zu.
Man könnte ihn mit der Spitze mal in ein Wässerchen stellen, aber wenn er richtig zu ist, nützt das auch nichts.

Viele Grüße
Thomas
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bella
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Re: Zeichnen mit Füllern

Beitrag von bella »

und die kratzige Feder mal ein wenig auf einer Nagelpolierfeile Achten drehen lassen
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