Max Frisch und Eversharp - Schriftsteller und ihre Füller

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alexteichmann79
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Max Frisch und Eversharp - Schriftsteller und ihre Füller

Beitrag von alexteichmann79 » 19.06.2007 0:11

Hallo Leute.

Ich bin zur Zeit beim (Wieder-)Lesen von Max Frischs Roman "Stiller". Dabei fiel mir auf, dass Frisch einen Charakter, den Rechtsanwalt, der den titelgebenden Protagonisten Anatol Stiller verteidigen soll, explizit mit einem Eversharp-Füller schreiben lässt. Da zumindest bis zur Textstelle, wo ich gerade bin, weiter nichts über den Füller geschildert wird, wüsste ich gerne, ob jemand genaueres weiß...

Der Roman ist 1954 erschienen, insofern würde ich auf einen Skyline tippen, aber ich kenne mich bei Eversharp nicht aus, gab es auch spätere Modelle?

Weiß jemand, ob sich Max Frisch als Autor zu "seinen" Schreibgeräten geäußert hat?

Wie sieht es mit anderer Literatur aus, wo Schreibgeräte erwähnt werden? Mir würde jetzt Kings "Sie" ("Misery") einfallen, aber dabei geht es um eine Schreibmaschine...

Viele Grüße

Alex

hotap

Re: Max Frisch und Eversharp - Schriftsteller und ihre Fülle

Beitrag von hotap » 19.06.2007 8:14

alexteichmann79 hat geschrieben:Wie sieht es mit anderer Literatur aus, wo Schreibgeräte erwähnt werden? Mir würde jetzt Kings "Sie" ("Misery") einfallen, aber dabei geht es um eine Schreibmaschine...
Hallo Alex,

zum Beispiel hier:
http://community.fountainpen.de/index.p ... tid=1#8890

oder auch hier:
http://community.fountainpen.de/content/view/183/2/

ist schon etwas zu finden.

Und in den Tiefen hier im Forum, ist bestimmt auch noch einiges zu finden

Viele Grüße
Günter

antigone
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Beitrag von antigone » 19.06.2007 20:04

Hallo,

was mir noch im Gedächtnis geblieben ist:
der Protagonist in Günter Grass' "Ein weites Feld" schreibt mit Bleistiften von Faber-Castell (Stärke 3B, ist mir vollkommen unverständlich, wie man damit leserlich schreiben kann) und einem nicht näher benannten Füllfederhalter von Pelikan mit Stahlfeder, ich meine sogar, es sei ein Kolbenfüllhalter.

Und ich hatte letzte Woche die Gelegenheit, einen Brief von Thomas Mann zu bestaunen, der eindeutig mit Füller geschrieben war (gefüllt mit einer ganz intensiv leuchtenden dunkelblauen Tinte). Leider konnte ich nirgendwo einen Hinweis auf das Schreibgerät finden.

Schönen Abend noch,
antigone.

absia
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Beitrag von absia » 20.06.2007 20:09

Grüß' euch miteinander!

Ich denke, Max Frisch ist ein guter Einstieg in dieses Thema. Ihr habt mir damit einen Herzenwunsch erfüllt. Ich habe auch schon lange mit dem Gedeanken gespielt, einmal eine Rubrik zu eröffnen für diejenigen, die ja am meisten manuell schreiben auf der Welt: die Schriftsteller. Nomen est omen! Ich habe aber zu diesem Thema nicht viel gefunden, außer den von Günter in seinem Link angegebenen "Marbachtitel" (... Hesse, Härtling) und ein paar Hinweisen auf der Pelikan-Hompage ( http://www.pelikan.com/pulse/Pulsar/de_ ... index.html ), die übrigens vollkommen neu überarbeitet ist. Dort finden sich allerdings nicht ausschließlich Schriftsteller, sondern auch andere Medienpromis. Wäre wirklich schön, wenn wir unseren Textgiganten mal ein bisschen auf die Finger schauen könnten. Wir haben sowas ähnliches ja schon mal mit den "Staatsfüllern" probiert ( http://www.penexchange.de/forum/viewtopic.php?t=1000 ). Erinnerst du dich noch, Günter?

Auf Wiederschreiben!
Peter
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)

hotap

Beitrag von hotap » 20.06.2007 20:59

absia hat geschrieben:Wir haben sowas ähnliches ja schon mal mit den "Staatsfüllern" probiert ( http://www.penexchange.de/forum/viewtopic.php?t=1000 ). Erinnerst du dich noch, Günter?
Ja Peter,

daran erinnere ich mich noch gut.
Allerdings war dieses Thema hier (und ein ähnliches im Fountainpen.de-Forum) wohl nicht sooo von Interesse.

Aber wenn ich mal nichts Großes vorhabe, forsche ich immer noch im Weltweitenwebdingsbums.

Vielleicht gibt es ja hier noch einige Hinweise.
http://community.fountainpen.de/index.p ... id=27#4694
da der Link im Artikel nicht mehr funktioniert, hier ein funktionierender. Hoffe ich!!
http://www.gerstenberg-verlag.de/index. ... ek_navi=13
Mir war das Buch damals mit Euro 59,00 zu teuer. Und ob es mich heute noch interessiert?

Um noch mal zum Thema zurückzukommen.
Ich meine mich erinnern zu können, das im Herbst 2006 eine große Rechtschreibshow in der Glotze lief. Mit Hape Kerkeling als Oberschulmeister. Und da war zu gesehen, das der Literaturkritiker und Autor Hellmuth Karasek und der Schauspieler Michael Mendl mit Füllfederhalter (mit aufgesetzter Kappe) ihr Diktat schrieben, obwohl jeder Promi in der Sendung dafür einen Kugelschreiber(!!!!) zur Verfügung gestellt bekam.
Leider konnte ich nicht genau erkennen, welche Marken es waren. Bei M. Mendl war es auf jeden Fall kein MB. Bei H. Karasek tendierte ich stark zu einem MB. Gesehen hatte ich ihn mal auf einem Foto mit einem MB Meisterstück.

Viele Grüße
Günter

alexteichmann79
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Beitrag von alexteichmann79 » 21.06.2007 0:56

Hallo Leute.

Vielen Dank für die Infos, das hilft mir schon mal weiter.
Und es freut mich, dass es auch andere Leute gibt, die das interessiert, der Staatsfüller-Thread hatte mich ja erst quasi auf die Idee gebracht, hier nachzufragen
Was speziell Max Frisch angeht, werde ich mich auch mal bei den Literaturwissenschaftlern umhören, vielleicht wissen die ja was... Und Frisch hat ja auch Tagebuch geschrieben. Auf jeden Fall werde ich euch auf dem laufenden halten, und spätestens wenn ich mir einigermaßen sicher bin, werde ich, glaube ich, sowieso ein Gesuch hier in die Tauschbörse einstellen müssen, und die elektronische Bucht besuchen, denn wie mir die Suchfunktion verrät, werden die Eversharps recht gut bewertet.


Viele Grüße

Alex

Christian Mücke
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Beitrag von Christian Mücke » 29.02.2008 23:24

Hallo zusammen,

ist zwar schon ein etwas älterer Thread, aber ein interessantes Thema. Deshalb hier ein kleiner Hinweis. Habe mir vor kurzem Herlinde Koelbls Bildband "Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen" zugelegt. Mir ging es eigentlich darum, mehr über das Selbst- und Arbeitsverständnis der Autoren zu erfahren. Ganz nebenbei wanderte der Blick auf die zahlreich abgebildeten Schreibgerätschaften der Autoren. Ist also auch unter diesem Aspekt sehr aufschlussreich. Raoul Schrott z. B. schreibt mit einem Waterman Expert Füllfederhalter. Im Buch sind noch viele weitere Autoren/Füller-Kombinationen zu finden. Es lohnt sich.

Viele Grüße,
Christian

hotap

Beitrag von hotap » 03.03.2008 18:29

:thanks: für diesen Buchtipp, Christian.

Das Buch habe ich heute in der „mayerschen Buchhandlung“ erstanden. Heruntergesetzt von Euro 49,90 auf Euro 12,95.
Nach meinem kurzen durchblättern kann ich ja noch nicht allzu viel sagen, aber meine kleine Querleserei war schon prima. :up:

Natürlich wird in diesem Buch vorwiegend über, wie Christian es so vorzüglich geschrieben hat, das Selbst- und Arbeitsverständnis der Autoren erzählt/berichtet. Alles in Interviews. Natürlich kommt hier unweigerlich die Sprache auf eventuelles Handschriftliches.

Direkt zu Anfang erklärt Jurek Becker, dass er zwar mit der Hand schreibt (bzw. schrieb, denn mittlerweile befindet er sich ja im Schriftstellerhimmel) nämlich mit Filzstiften. Einen Füllfederhalter lehnt er aber ab, da dieser kleckst, manchmal nicht anschreibt wenn er soll oder kratzt. Dann muss der Füller auch noch nachgefüllt werden.
Und er hätte das Gefühl, wenn er heute Leute mit Füller schreiben sehe, dass diese Leute zum Taxi auch noch Kraftdroschke sagen würden…

Die Schriftstellerin Sarah Kirsch hingegen schreibt mit Füllern und hat auch immer so 5-7 versch. im Einsatz. Es gäbe Füller, die wie der Teufel schreiben können, weiter zierliche, hübsche Teile, die teils gekauft oder geschenkt sind. Einige bewähren sich, manche gehen kaputt. Beim schreiben eines Textes würde es sie stören, gleich in die Maschine zu tippen, denn sie braucht zuerst einen schön sauber abgeschrieben Text.

Mal schauen, welche Aussagen – ob liebevoll oder verdammend – die Autoren/Innen sonst noch zu Füllern so zu sagen haben.

Jetzt aber noch mal zur Sicherheit.
Es ist kein direktes Buch über Schreibgeräte der Schriftsteller/Innen. Dies wird vielleicht nur so in ein, zwei oder drei Sätzen erwähnt. Ansonsten ist diese Aussage von
Christian Mücke hat geschrieben: mehr über das Selbst- und Arbeitsverständnis der Autoren zu erfahren.
korrekt.

Viele Grüße
Günter

Christian Mücke
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Beitrag von Christian Mücke » 03.03.2008 18:52

Hallo zusammen,

Günter hat natürlich Recht. Das Buch widmet sich nicht vorrangig den Schreibgerätschaften der Autoren. Oft sind es wirklich nur kurze Aussagen, manchmal ist es nur ein Nebensatz. Interessant sind aus Sicht des Füllerliebhabers da eher die zahlreichen Fotografien, auf denen einige Schätzchen auszumachen sind. Vor dem Kauf also besser erstmal durchblättern!!

Viele Grüße,
Christian

P.S.: Ich habe mein Exemplar über Jokers.de für 9,95 Euro gekauft. Im Internet sind die Exemplare wohl mittlerweile vergriffen. Wer aber einen Laden der Jokers-Kette in der Nähe hat, sollte dort mal nach dem Buch schauen. Generell sind wohl nur noch Restbestände zu bekommen. Viel Glück!

hotap

Beitrag von hotap » 09.03.2008 21:41

Hallo zusammen,

es sind nun nicht gerade Staatsfüller, aber auf der Faber-Castell Seite gibt es die Seite „Der Bleistift und berühmte Menschen“.
Ist ja vielleicht auch interessant.

Schönen Gruß
Günter

Christian Mücke
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Beitrag von Christian Mücke » 10.03.2008 23:16

Hallo Günter,

danke für den Tipp. Frage mich nur, warum gerade der Faber Castell im Härtegrad 3B so gefragt ist. Wäre mir etwas zu weich zum Schreiben. Bin immer noch ein Fan des guten alten HB.

Viele Grüße,
Christian

kassjoe
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Re: Max Frisch und Eversharp - Schriftsteller und ihre Füller

Beitrag von kassjoe » 11.01.2021 22:02

Ich hole doch tatsächlich diesen alten Thread wieder hervor, da er mich interessierte und ich ihn erst jetzt las.
In diesem Zusammenhang kann ich beitragen, dass Daniel Kehlmann in einem Interview mit der SZ auf die Frage, ob er auch so eine Marotte habe wie Peter Handke, der mit Bleistift schreibe, folgendes antwortet:
»Gott sei Dank nicht. Aber ich verwende seit meinem ersten Roman denselben Montblanc-Meisterstück-Füller. Das wäre tatsächlich von allen Dingen, die ich besitze, jenes, über dessen Verlust ich mich am meisten aufregen würde – und zwar nicht nur aus Sentimentalität. Die Goldspitze ist so gut auf meine Handhaltung eingeschrieben, dass im Vergleich dazu jede andere Feder kratzt. Das wäre wirklich furchtbar, wenn ich diesen Füller verlieren würde.« SZ-Magazin vom 4. September 2013

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Grimbart
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Re: Max Frisch und Eversharp - Schriftsteller und ihre Füller

Beitrag von Grimbart » 16.01.2021 1:05

An diesen Artikel vom April 2014 https://m.tagesspiegel.de/themen/fahrra ... 80296.html erinnerte ich mich, als ich die Überschrift des Fadens las. Max Frisch hatte nicht nur bezüglich des Schreibgerätes einen besonderen - besonders guten - Geschmack. Und Andreas Conrad, der Tagesspiegel-Mann fürs Historische, weiß darüber grandios zu berichten.
Der Dachs hat Streifen im Gesicht.
Den argen Winter mag er nicht.
Im März schaut er aus seinem Loch
und grunzt: "Jetzt kommt der Frühling doch!"
Josef Guggenmos

Gruß von Gernot

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Re: Max Frisch und Eversharp - Schriftsteller und ihre Füller

Beitrag von Zollinger » 18.01.2021 16:20

Max Frisch war eine beeindruckende Persönlichkeit. Zu seinem bevorzugten Schreibgerät habe ich hier einmal etwas geschrieben resp. Fotografiert: viewtopic.php?f=11&t=16294&p=264186&hil ... er#p264186

Zollinger hat geschrieben:
03.07.2019 22:20
Bild

"Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge so zu sehen, wie sie sind."

Zitat aus dem Buch "Homo Faber" von Max Frisch.

Max Frisch hat seine Romane und auch seine Korrespondenz ausschliesslich auf der Schreibmaschine geschrieben. Vermutlich hat er deshalb seinen Helden, Walter Faber im Buch "Homo Faber" mit einer Hermes Baby ausgerüstet, welche er sogar auf einem Transatlantik Flug benützt.

Hätte Walter Faber einen Füllfederhalter besessen (im Buch wird nichts dergleichen erwähnt), ich bin sicher es wäre ein Parker "51" Flighter gewesen!
Falls das Thema um "Füllfederhalter in der Literatur" (so wie der Eversharp im "Stiller") erweitert werden sollte, hätte ich noch das eine oder andere Beispiel.

Z.

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JulieParadise
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Re: Max Frisch und Eversharp - Schriftsteller und ihre Füller

Beitrag von JulieParadise » 18.01.2021 16:50

Zollinger hat geschrieben:
18.01.2021 16:20
Falls das Thema um "Füllfederhalter in der Literatur" (so wie der Eversharp im "Stiller") erweitert werden sollte, hätte ich noch das eine oder andere Beispiel.

Z.
Ja, bitte!!!
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