Füllhalter 1933 - 1945

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Cori
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Beitrag von Cori »

harald, "die gute alte Zeit" ist sowieso so ein Spruch, da könnt ich aus der Haut fahren.
Wo ich ihn allerdings denke ist bei unserer Sprache. Ich kann nämlich das "Scheiße" nicht mehr hören. Ich sage: Ich bin verärgert. Das reicht.
Wie auch immer... Sicher, man sollt da nicht so radikal denken, das nicht, aber ich bleibe dabei: Man muss sich schon Gedanken machen, wo man was kauft und was es ist ...
Was die Nazi Zeit angeht, so ist es Mal gut, dass wir darüber geredet haben. Ich glaube, wir Füllhalterliebhaber, ob alt oder neu, wir sind Ästheten und ich denke somit auch feinfühlig. Wie auch immer, ich brauche nichts weiter ausführen. Der Rest ist klar.

Wunderbaren Abend,
cori
Frodo
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Re: naja

Beitrag von Frodo »

stift hat geschrieben:naja
liebe leute ich glaube das sich keiner einen füller zulegt mit SS zeichen die am füller sind oder noch so ein nazizeug ich glaube da brauch ich nicht weiterschreiben.

ich meine ich sehe das immer jede woche auf dem flohmarkt und es kotzt mich an wie manche leute drauf abfahren
harald
Hallo Harald
Hast Du wirklich schonmal Füllhalter mit Emblemen aus der NS Zeit gesehen?
Beim amerikanischen Online- Schreibgerätehändler "penbid" gab es solche Monströsitäten, alles Original- Ware zumeist von Kaweco mit einem plump nachgemachten Aufsteckclip mit Reichsadler und Hakenkr. Diese Fälschungen, die allesamt vom gleichen Händler in Sofia kamen, verkauften sich ganz gut, ein Käufer mit indisch klingendem nick- name bezahlte über 700 Talerchen. Ein schöner Pelikan 100 wurde mit einer Prägung verschandelt: "Der Fuhrer", jawohl ohne Ü- Punkte. Der Füller sei als Auszeichnung für einen verdienten Jagdflieger vergeben worden. Die beigelegte Auszeichnungsurkunde war allerdings das Arbeitsbuch eines Wiener Straßenbahnschaffners. Einmal wurde ein, vermutlich nur aus Overlay bestehender Füller angeboten, der aus 300 Gramm massiven Gold (ha- ha) bestehen sollte und mit dem Konterfei Schickelgrubers und seiner Embleme verziert war. Ich hatte damals in unserem örtlichen Geschichtsverein nachgefragt, ob es jemals so etwas gegeben hatte, keiner hatte so was gesehen.
In Deutschland ist der Verkauf von Gegenständen mit verfassungsfeindlichen Symbolen, verboten. Auf den Flohmärkten sind die Händler schnell mal 200 E los. Geduldet wird der Verkauf allerdings wenn sich die Händlerparteien einig sind, dass hier nur zu wissenschaftlichen Zwecken gehandelt wird :shock:
Gruss Frodo
Cori
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Beitrag von Cori »

Hallo Frodo,
das ist so geschmacklos, ich kann es nicht beschreiben! Schüttel.
Aber, interessanter Beitrag!

Al cori
AWF
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Beitrag von AWF »

Hallo erstmal,

also ich interessiere mich auch unheimlich für "ältere" Schreibgeräte.
Ich habe mehrere alte Osmias und einen, dessen Marke man nicht mehr entziffern kann, der aber aus dem dritten Reich stammt. Am Schaftende ist D.R.P. eingraviert.

Viele Grüße

AWF
Zuletzt geändert von AWF am 20.07.2011 6:25, insgesamt 1-mal geändert.
absia
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Beitrag von absia »

Lieber AWF!

Genau vor dieser schnoddrigen Art von Wahrnehmung und Umgang mit unserer (!) NS-Zeit hat mir seit Jahren gegraut! Du bist als Deutsche(r) nicht aus der Gesamtverantwortung entlassen, die uns unsere Vorfahren, wie eben auch ganz besonders dein Großvater, eingebrockt haben! Ich bin deshalb Frodo sehr dankbar für seinen Thread und wünsche mir, das die Beiträge darin auch in der gebotenen Form reflektieren, dass das wichtigste Zeitproblem seinerzeit eben nicht die Füllerproduktion war, sondern die Umfunktionierung auch der Füllerproduktionsstätten für die Rüstungsindustrie.

Was soll eigentlich an diesen Notfüllern sammelnswert sein, wenn sie nicht als historische Dokumente begriffen werden für die Tatsache, dass sich in ihrer Verlegenheitsproduktionstechnik die ganze Bitterkeit und Entbehrung dieser Zeit widerspiegelt, die sich in anderen Produkten und Ereignissen noch viel drastischer dokumentiert hat? Für mich zeugt eine vorsätzlich realitätsblinde (Man möge bitte wieder über mich herfallen!) Selbstbeschränkung auf das Sammelobjekt an sich von einer rein egozentrischen Geisteshaltung, die sich mit unliebsamen Informationen, die die eigene Sammelleidenschaft eintrüben könnten, nicht belasten will.

Es ist sicherlich interessant (auch für mich), womit Hitler und Konsorten geschrieben haben, wie diese Modelle gebaut waren und wie lange sie produziert worden sind. Aber es muss im gleichen Atemzug auch hinterfragt werden dürfen, warum es garade diese Marken und Modelle waren, welche Rolle die Herstellerbetriebe in dieser Zeit für das Regime gespielt haben und in welcher Weise sie davon profitiert haben bzw. von wem die Füller damals unter welchen Umständen produziert worden sind mit welchen Materialien.

Dieses Forum war und ist für mich deshalb so besonders attraktiv und produktiv, weil es sich eben informatorisch k e i n e Scheuklappen aufsetzt und sich nicht nur um das Objekt der Leidenschaft an sich kümmert, sondern auch um dessen Einbettung in seine jeweiligen gesellschaftlichen Realitäten. Es wäre schön, wenn das auch so bleiben könnte.

Auf Weiterschreiben!
Peter
Zuletzt geändert von absia am 13.03.2008 23:27, insgesamt 1-mal geändert.
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
diogenes
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Beitrag von diogenes »

absia hat geschrieben:Genau vor dieser schnoddrigen Art von Wahrnehmung und Umgang mit unserer (!) NS-Zeit hat mir seit Jahren gegraut!
Mir auch und (nicht nur) deshalb vielen Dank für Deinen Beitrag!

carpe diem!
diogenes
Cori
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Beitrag von Cori »

Guten Morgen,
wollen wir doch so eine Diskussion über "wie kannst Du nur" nicht aufflammen lassen. Dennoch, ich bin wahrlich sprachlos und verstehe so eine Einstellung nicht. Ich möchte mir nicht Geräte zulegen, die Blut an den Fingern kleben haben. Ja, ich habe sogar ein paar Exemplare Bücher meines Großvaters hergeschenkt, weil ein bestimmtes Logo drinnen war. Ich will sowas einfach nicht zu Hause stehen haben. Ist halt meine Einstellung. Wie auch immer, dennoch, jeder hat seine Meinung und so ist es halt.
Alles Liebe cori
AWF
Beiträge: 46
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Beitrag von AWF »

Ich bin Sammler und bewahre auf, was ich interessant finde. Ich forsche sehr gerne in der Geschichte, von der Antike bis zur Neuzeit und mich begeistert, wie sich die Schreibkultur im Laufe der Jahre verändert hat.

LG

AWF
Zuletzt geändert von AWF am 20.07.2011 6:29, insgesamt 1-mal geändert.
Cori
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Beitrag von Cori »

Hallo AWF,
Weißt Du, ich hab ja geschrieben, dass es okay ist, wenn Du so denkst, aber ich persönlich möchte sowas nicht zu Hause haben. Mein Großvater, ein Stabsarzt im Sarg, hat ein Foto in Uniform immer auf dem Schreibtisch stehen gehabt. Mich schüttelt es, wenn ich daran denke. Auch sein Fernglas habe ich als Kind immer gemopst (wehe, wenn sie draufgekommen wären) und hab die Gegend beobachtet. Nichts war schärfer als diese Gläser. Nur, als ich bemerkte, welches Zeichen da drauf war, hab ich es nie wieder angefasst. Ich kann das nicht. Es geht nicht. Ich sehe es als braunen Dreck. Vielleicht bin ich da verschroben, aber ich schaffe es nicht.
Liebe Grüsse cori
AWF
Beiträge: 46
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Beitrag von AWF »

Jeder wie er will. Ich betrachte Gegenstände aus der NS-Zeit als wichtige Zeitzeugen und als Erinnerung und vielleicht auch Mahnung, an Dinge, die die Menschheit nicht vergessen darf.

Grüße

AWF
Zuletzt geändert von AWF am 20.07.2011 6:33, insgesamt 1-mal geändert.
hotap

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen,
absia hat geschrieben: Genau vor dieser schnoddrigen Art von Wahrnehmung und Umgang mit unserer (!) NS-Zeit hat mir seit Jahren gegraut! Du bist als Deutsche(r) nicht aus der Gesamtverantwortung entlassen, die uns unsere Vorfahren, wie eben auch ganz besonders dein Großvater, eingebrockt haben! Ich bin deshalb Frodo sehr dankbar für seinen Thread und wünsche mir, das die Beiträge darin auch in der gebotenen Form reflektieren, dass das wichtigste Zeitproblem seinerzeit eben nicht die Füllerproduktion war, sondern die Umfunktionierung auch der Füllerproduktionsstätten für die Rüstungsindustrie.
…diesen Ausführungen und zu den weiteren Ausführungen von Peter, oben im Artikel, möchte ich mich VOLL UND GANZ anschließen.
Satz für Satz, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe.
Nicht, weil Peter mein Moderatorenkumpel und Freund ist, sondern auch weil es meine Meinung ist. Und…ich hätte es genauso geschrieben, wenn ich mich so hätte ausdrücken können wie Peter.
Also, wird Peter deswegen geschimpft, dann schimpft mich bitte mit.
Cori hat geschrieben: Wie auch immer, dennoch, jeder hat seine Meinung und so ist es halt.
Genau Cori:
Natürlich soll und darf hier jeder seine Meinung haben und diese auch kundtun.

Schöne Grüße
Günter
werner
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Beitrag von werner »

absia hat geschrieben:Dieses Forum war und ist für mich deshalb so besonders attraktiv und produktiv, weil es sich eben informatorisch k e i n e Scheuklappen aufsetzt und sich nicht nur um das Objekt der Leidenschaft an sich kümmert, sondern auch um dessen Einbettung in seine jeweiligen gesellschaftlichen Realitäten. Es wäre schön, wenn das auch so bleiben könnte.
Lieber Peter,

laß dich für diesen Beitrag loben. Ich wollte ich könnte das so richtig und lesenwert ausdrücken. Ich bin genau in dieser Zeit geboren und habe das Ende als 5-jähriger miterleben müssen. Aber gerade deshalb interessiert es mich, um es zu verstehen, denn damals hatte ich darunter zu leiden. Also nicht verherrlichen sondern begreifen, wie es schon gesagt wurde.

Danke, Peter.

Viele Grüße
Werner
lion
Beiträge: 177
Registriert: 13.07.2005 8:41

Beitrag von lion »

Lieber Peter, lieber AWF,

ich möchte mich bei Dir, Peter, für den sehr engagierten Beitrag bedanken, welcher die Problematik im Umgang mit dieser Zeit und ihren Inhalten gut auf den Punkt bringt. Auch ich habe so meine ganz eigenen Probleme mit der Deutschen Geschichte, mir ist die deutsche Geschichte lieber.

Nun AWF, sicher ist es nicht verwerflich, Gegenstände aus bestimmten Epochen der Menschheit aufzubewahren, z.B. weil sie einen ästhetischen Stellenwert haben oder um Entwicklungen aufzuzeigen. Die inhaltliche Verknüpfung von Gegenständen mit Ideologien ist sicher auch kein Automatismus. So würden nur wenige ihre Bestände an historischen amerikanischen Füllfederhaltern deshalb vernichten, weil vor 63 Jahren und einem Monat durch die damalige amerikanische Luftwaffe nach dem Einsatz der Briten beim Bombardement von Dresden über 35000 Menschen getötet wurden. Gleichwohl halte ich es für unumgänglich, sich mit den Intentionen der Zeit, welche auch in ihren Objekten durchscheint, kritisch auseinanderzusetzen.
Ein Hakenkreuz ist keine Verzierung, sondern eine Aussage!

Zurück zum Hauptthema dieses Forums: Auch wenn es mir nie in den Sinn käme, einen Füller zu besitzen, weil ein Herr Hitler mit ihm was auch immer geschrieben hat, kann das Sammeln von historischen Füllern auch NS-Füller einschließen, wenn damit beispielsweise eine Dokumentation über kriegsbedingte Veränderungen der Produktion und Einfluß des Regimes auf Materialien, Exportverhalten, Nutzung der Herstellungsstätten für andere Zwecke, Veränderungen der Modellreihen und vieles andere mehr zusammenkäme. Zu diesen Teilaspekten wurden ja bereits mehrere Anmerkungen in dieser Diskussion gemacht.

Mit freundlichem Gruß,
Sebastian
Es ist eine Dummheit, sich von hier fortzusehnen, die meisten Anstalten sind noch schlechter. György Konrád
Cori
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Beitrag von Cori »

Hallo AWF,

Ein Hakenkreuz ist keine Verzierung, sondern eine Aussage!

Genau deshalb. Danke, Sebastian. Eigentlich, statt langer Rede, hier ein kurzer Sinn.
Deshalb kann ich es nicht.

Alles Liebe cori
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Jürgen K
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Beitrag von Jürgen K »

Hallo,

"... nicht frei über dieses Thema sprechen kann/darf ..."

Nun ja, Werbung für totalitäre Systeme, die Massenmord betreiben, würde ich auch nicht erlauben wollen. Ansonsten darf man sich - soweit mich die Rechtslage nicht täuscht - sehr wohl äußern.

Das war damals anders. Tödlich.

Einer meiner Onkels ist damals an Lungenentzündung (oder so etwas ähnlichem) gestorben. Leider konnte mir der nicht erzählen, mit welchem Zierrat der Füller ausgestattet war, mit dem die fatale Verfügung unterzeichnet wurde.

Und einer meiner Großväter war Alkoholiker. Das ist für mich kein Grund es ihm gleich zu tun oder dessen Wirken zu akzeptieren.

Ein Schreibgerät mit verfassungsfeindlichen Symbolen kommt mir nicht ins Haus - und das aus Überzeugung, nicht, weil es nur verboten ist.

Grüße,
Jürgen
Antworten

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