Goldfink Berlin Friedrichstraße 77 - ein Reisebericht

[Will]

Ciao Foristi,

wenn einer eine Reise tut und Füllerfreak ist, macht er komische Sachen und kann davon erzählen.

Ich befand mich heute beruflich in Berlin, hatte noch etwas Zeit bis mein Zug ging und es überkam mich das Bedürfnis die alte Heimstätte von Goldfink aufzusuchen. Die Friedrichstraße ist recht lang, auch marschierte ich erst einmal in die falsche Richtung, um den richtigen Weg dann glücklich doch noch zu finden. Wenn man so die Friedrichstraße entlang schlendert, findet sich manches historisches Gebäude neben vielen neuen. Nun weiß man ja auch, dass Berlin nicht unbedingt die besterhaltene Bausubstanz aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg besitzt. So betete ich mir das Mantra vor "das alte Gebäude steht noch, das alte Gebäude steht noch, ...", bis ich endlich die Hausnummer 77 gefunden hatte. Was soll ich sagen, ich war wohl nicht mit mir und dem Fülleruniversum im Gleichgewicht oder das Mantra hatte nicht die nötige Energie, das alte Gebäude vor mir erstehen zu lassen. Dafür befindet sich heute an besagter Stelle das Kaufhaus Galeries Lafayette in einem neuen Gebäudekomplex des Architekten Jean Nouvel. Nun, im Keller dieses Hauses wird man nichts mehr zu Goldfink finden - wie bedauerlich. Etwas enttäuscht trat ich meinen Rückweg an, doch nur wenige Häuser weiter fiel mein Blick auf ein Schaufenster voller Schreibgeräte, Lederwaren und Uhren, die Montblanc-Boutique in der Friedrichstraße Hausnummer 80. Was könnte mir jetzt wohltuender sein, als mich mit geschultem Fachpersonal etwas über historische Füllhalter und die räumliche Nähe zu Goldfink auszutauschen. So beseelt betrat ich das exquisite Ambiente. Das beflissene Servicepersonal huschte mir sogleich aus der Tiefe des Raumes entgegen. Leider sah man sich mit meinem Thema in Gänze überfordert. Meine letzte Frage, ob sich vielleicht die Hausnummern nach dem 2. Weltkrieg geändert haben könnten und sich die Montblanc-Boutique womöglich an gleicher Stelle befinde, wie einstmals Goldfink, war denn zuviel. Ich empfand Mitleid mit dem etwas entgeisterten, aber noch immer gefassten Verkäufer und zog wieder meines Weges. Im nachhinein betrachtet, muss ich dem Personal stete Freundlichkeit und eine gewisse Stressresistenz bescheinigen. Aber wie schön wäre es gewesen, auf der anderen Seite des Tresens, ebenfalls einem Freund alter Füllhalter zu begegnen, doch dies zu erwarten wäre vermessen gewesen.

Wer denn einmal nach Berlin kommt und das Kaufhaus Lafayette oder die Montblanc-Boutique in der Friedrichstraße besucht, mag sich der schönen alten Schreibgeräte von Goldfink erinnern und mit dem freundlichen Personal von Montblanc etwas früher Nachsicht üben, denn ich es tat oder von derlei abwegigem Ansinnen höflicher Weise Abstand nehmen.

Herzliche Grüße

Gerd

[Pelle13]

Schöne Geschichte, Gerd, auch wenn es für Dich und die Goldfinken leider kein echtes Happy End gab.

Danke fürs Teilen,
Dagmar

[stift]

Danke Gerd !
liebe Grüße
Harald

[Zollinger]

Da war ich auch! (... nicht bei Montblanc, aber Friedrichstrasse 77).

Warst Du auch bei den anderen Adressen?



Z.

[patta]

Vielen Dank, Gerd, für diese spezielle Wanderung in die Vergangenheit und die Zukunft, die du - gerade im Rückblick - dann doch sehr genossen hast.

Grüße patta

[stift]

Auf der Werbung sieht man ganz deutlich das die Bleistifte von Fend(NORMIX Druckbleistift) gekommen sind.
Liebe Grüße
Harald

Ich bin auch in Wien so die Schreibwarenhändler abgewandert,und habe mir so gedacht was wohl hier Montblanc ,Kawecos oder Pelikane in ein neues zu Hause gegangen sind oder getragen wurden .

[ostfüller]

Hallo Gerd,

vielen Dank für Deinen Reisebericht. Ich habe ähnliche Erfahrungen in den letzten Jahren auch immer wieder sammeln können.


Viele Grüße aus Dresden
Marco

[TintenLöwe]

Durch diesen Reisebericht bin ich neugierig geworden und habe ein bisschen nach der beschriebenen Füllermarke gesucht. Dabei bin ich auf einen etwas älteren Faden gestoßen, der mir bislang noch gar nicht aufgefallen war, mir aber viel Freude beim Lesen bereitet hat: viewtopic.php?f=18&t=14170

[stift]

sage ich gleich danke!
Harald

[Will]

Ein herzliches Hallo in die freundliche Runde,

es freut mich sehr, dass Euch der kleine Reisebericht gefallen hat. Was macht man nicht alles für Sachen, wenn das Herz für alte Füllhalter schlägt ...

Da war ich auch! (... nicht bei Montblanc, aber Friedrichstrasse 77).
Warst Du auch bei den anderen Adressen?

Z.

Ach Christof,

hätte ich doch nur Deine schöne Anzeige parat gehabt, dann wäre es mir möglich gewesen an jeder Hausnummer ein Foto zu machen, ich bin nämlich fast die komplette Friedrichstraße abmaschiert und an all den benannten Gebäuden vorbeigekommen. Schade, dass muss ich beim nächsten Mal unbedingt nachholen!

Ich bin auch in Wien so die Schreibwarenhändler abgewandert,und habe mir so gedacht was wohl hier Montblanc ,Kawecos oder Pelikane in ein neues zu Hause gegangen sind oder getragen wurden .

Hallo Gerd,
vielen Dank für Deinen Reisebericht. Ich habe ähnliche Erfahrungen in den letzten Jahren auch immer wieder sammeln können.
Viele Grüße aus Dresden
Marco

Hey Christof, Harald und Marco,

das ist ja witzig, Ihr seid offensichtlich auch für so schräge Aktionen zu haben. Das Nachspüren historischer Plätze finde ich absolut spannend, sich dabei vorzustellen, wer an jener Stelle schon ging, liebte oder litt. Darum üben alte Dinge oftmals eine höhere Faszination auf mich aus, denn neue. Auch auch wenn es seltsam klingen mag, ich finde, dass Plätze und Gegenstände etwas von den vergangenen Leben und Geschichten in sich aufnehmen und damit etwas von dieser Vergangenheit wiedergeben. Das ist wohl mit auch ein Grund, weshalb mich historische Füllhalter derart fesseln.

Durch diesen Reisebericht bin ich neugierig geworden und habe ein bisschen nach der beschriebenen Füllermarke gesucht. Dabei bin ich auf einen etwas älteren Faden gestoßen, der mir bislang noch gar nicht aufgefallen war, mir aber viel Freude beim Lesen bereitet hat: viewtopic.php?f=18&t=14170

Hallo Claudia,

mit Deinem Hochholen des alten Beitrags schließt sich genau dieser Kreis - Füllhalter mit Geschichte. Was für ein schöner Faden.

Ihr Lieben,

wenn es mir gelingt, die Adressen der Goldfink-Filialen in Berlin zu vervollständigen, werde ich an dieser Stelle gerne wieder berichten.

Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende.

Herzlichen Grüße aus der sonnigen Pfalz

Gerd

[desas]

Das waren Zeiten, vier Läden der selben Firma in einer Straße...

[Frischling]

Hast jetzt auch, auf der Mariahilferstraße (Wien) z.B. sind glaube ich 4 od. 5 Tchibo-Filialen, x Bipa-Filialen, x Marionnaud und 3 H&M Filialen
Dafür gibt's glaube ich max 2 Papierhandlungen auf der ganzen Länge

[desas]

Okay, ich meinte richtige Geschäfte

[Freihand]

Beim Schmökern fand ich diesen alten Faden und der hat mich neugierig gemacht auf Goldfink...
Als Ur-Berliner und Fan alter Gemäuer und Geschichten kitzelte es mich ... ob es an den alten Standorten von Goldfink noch etwas zu sehen geben könnte. Da ich meine Stadt ganz gut und lange kenne, kann ich auch mittels Google Earth halbwegs einschätzen, ob etwas zu finden wäre.

Tauentzienstr. 4
(für Nichtberliner: die Verlängerung vom Ku(rfürsten)damm - gegenüber vom KaDeWe)
Das Gebäude scheint vorhanden zu sein, saniert. Bin selten in der Gegend, daher weiß ich nicht, ob da noch etwas im Hinterhof zu sehen wäre - sieht nicht so aus:
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Goldfink - Tauentzienstr 4.jpg (229.51 KiB) 3922 mal betrachtet

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ALLE Standorte in der Friedrichstraße (77, 143, 163, 183) sind vollständig neu bebaut. Hätte zu DDR-Zeit dort noch ein historisches Gebäude gestanden, so wäre es wahrscheinlich erhalten worden, d.h. diese Plätze dürften im Krieg zerstört worden sein. Ebenso ist am Spittelmarkt 15 nur noch Neubebauung zu sehen.

In der Leipziger Strasse 113 steht ebenso ein Neubau, aber das linke Nachbarhaus Nr. 112 links lässt etwas den alten Glanz dieser Prachtstraßen erahnen.
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Goldfink - Leipziger Str 113.jpg (286.35 KiB) 3922 mal betrachtet

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Am Spittelmarkt 15 (am Ende der Leipziger Straße gelegen) ist alles komplett neu bebaut.

Der Standort Alexanderplatz 2 ist im Original vorhanden! Das Berolinahaus wurde um 1930 erbaut - ein damals sehr modernes Gebäude, das als Ruine den Krieg überstand. Da nach Krieg und Wende jeweils komplett neue Mieter dort einzogen, nebst 2x vollständiger Sanierung, dürften keine Goldfinkschen Spuren mehr zu finden sein. Hier etwas mehr zu diesem sehr interessanten Bauwerk: https://de.wikipedia.org/wiki/Berolinahaus

Ein historisches Foto aus den 1930ern. Die Nr. 2 ist links - das Berolinahaus; rechts das Alexanderhaus. Davor stand die namensgebende alte Berolina-Statue - seit 1969 und bis heute die Weltzeituhr:
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Berolinahaus.jpg (303.35 KiB) 3922 mal betrachtet

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ALLE Standorte von Goldfink waren in 1a-Lagen; Friedrichstraße/Leipziger waren allererste Adresse, ebenso Tauentzienstraße.

[JulieParadise]

Danke für die spannend bebilderte Tour durch Berlin!