Der Anfang der Leidenschaft für Füller

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Biedermeier
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Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von Biedermeier » 18.09.2018 22:56

Bei mir war's ein alter Montblanc 136, den ich als Kind zum Spielen haben durfte. In die Feder war ich schwer verliebt. In der Schule schrieb ich mit einem blauen Pelikano, dann Parker 25 Flighter, dann Lamy cp1 in weiß (und ja, mit bunten Tinten). In den Schaufenstern waren die Pelikan Souveräne, besonders der Toledo Objekte der Begierde, aber dann wurde es ein Parker 75 cisele aus Silber, den ich vom ersten Geld gekauft habe. Erst als nach vielen Jahren eine Reparatur daran nötig war und ich irgendwann hier landete, hat sich die Leidenschaft deutlich ausgeweitet. Wobei ich feststelle, dass die Anfänge, sowohl mit dem MB 136 als auch den Füllern aus der Schulzeit für die Leidenschaft prägend waren. An denen hängt mein Herz, andere sind bloß reizvoll.

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ebbyashia
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Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von ebbyashia » 26.09.2018 12:51

Auch bei mir waren die ersten Berührungspunkte mit dem Füller während meiner Schulzeit (ab 1998). In der Grundschule ging es direkt mit dem Lamy ABC in rot und blauen Tintenpatronen los, den ich sicher auch noch irgendwo habe. Danach folgte ein schwarzer Lamy Safari, der irgendwann in der 6ten oder 7ten Klasse von einem Rollerball mit schwarzer Tinte abgelöst wurde. Wie jeder in meinem Alter stieg ich dann auf Gelstifte in jeglicher Farbe, mit/ ohne Glitzer, und Kullis um. Dies hielt sich so bis Anfang 2017 als ich auf das Bullet Journal System stieß. Seitdem nutzte ich verschiedene Fineliner, meist von Pigma oder Faber-Castell.

Anfang diesen Jahres dann, immer noch mit dem Bullet Journal und Stationery beschäftigt, schlich ich eine Weile um das Fountain Pens Video von Boho Berry umher. Ich dachte, ich bräuchte keine Füller und die würde ich ja eh nicht nutzen, meine Fineliner würden ausreichen, etc etc etc. Diese Selbstleugnung hielt dann ein paar Wochen bis ich dann aus Langeweile doch das Video ansah und, was soll ich sagen, ... Aus Neugierde holte ich den mittlerweile knapp 20 Jahre alten Lamy Safari aus den Untiefen meines Schreibtisches und bestellte mir eine Packung lila Lamy Patronen. Natürlich musste ich das gute Stück erst einmal überreden, da ich es als Kind, sobald ich es nicht mehr benutzen wollte, einfach in den Schreibtisch legte. Danach fand ich das Schreibverhalten sehr angenehm. Kurze Zeit später entschied ich mich dann den Lamy LX in Rosé und Pilot Irsohizuku Yama-Guri zu kaufen. Zu Recherche Zwecken stieß ich zu der Zeit auch noch auf's Forum und die Videos von Goulet Pens. Ab da war es dann um mich geschehen. Es gesellten sich insgesamt 16 Füller, 17 Tinten und ca. 100 Tintenproben zu mir. Letztere Zahl weiß ich so genau, da mein Col-O-Ring mit 100 Blatt nun voll ist :D
Generell habe ich schon immer gerne geschrieben. Als Kind saß ich, von Herr der Ringe total fasziniert, am Schreibtisch und versuchte mit einem Kalligrafie Set nebst Füller meiner Mutter die elbischen Schriftzeichen "abzumalen". Auch schrieb ich einige Textpassagen aus den Büchern ab. Zu der Zeit verfasste ich auch selbst kleine Geschichten. Ich mochte es schon immer, das Gefühl Schrift zu Papier zu bringen. Dieses Gefühl, wenn aus der Farbe Schwünge und dann Worte werden. Aktuell nutze ich meine Füller nebst Finelinern für mein Tagebuch im Hobonichi, im Bullet Journal und eigentlich immer, wenn ich was Schreiben muss. Aber die beiden Systeme werden halt täglich genutzt, weshalb der Großteil dort zu verbuchen ist. Es ist auch wirklich etwas eskaliert. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein Hobby haben würde, was so umfangreich ist und dem ich so viel Platz einräume - zeitlich wie räumlich. Meine Füller haben mittlerweile ihre eigene Kommode nebst umfunktionierten Servierwagen... :lol:
Gruß, Alina

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Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von Füllerschreiber » 24.10.2018 13:16

Vom Schulfüller zu O-, Stub-, Italic- und Music-Federn

Die Füllerbegeisterung begann in der 1. Klasse. Ab Weihnachten tauchten die ersten Füller in den Mäppchen auf. Jetzt wollte jede/r einen Füller haben, obwohl das Schreiben mit dem Füller erst ab der 2. Klasse vorgesehen war. Dann aber erlaubte die Klassenlehrerin doch das Schreiben mit dem Füller in der 1. Klasse. Aber nicht jedem. Nur denjenigen, die eine schöne Handschrift hatten. Der Erste, der durfte, war ich nicht. Aber der Zweite.

In den Jahren nach der Grundschule trat das Schreiben mit dem Füller in den Hintergrund, es war einfach „out“. Kugelschreiber waren der Fortschritt. Dennoch: Einen Füller hatte ich immer zur Hand. Begeistert war ich von den Füllern meiner Großväter. Weniger begeistert in meiner Familie waren die Erwachsenen, sie assoziierten Füller mit auslaufender Tinte und Tintenklecksen.
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Verursachte kritische Blicke: Der "glänzende" MB schaute aus der Brusttasche meiner Uniform heraus ...
Montblanc.jpg (79.68 KiB) 2880 mal betrachtet
In den Vordergrund trat der Füller während meiner Bundeswehrzeit. In dem so uniformen Kasernenalltag blitzte aus der linken Brusttasche meines uniformen Arbeitsanzugs mein nicht uniformer Montblanc hervor. Einigen Vorgesetzten gefiel das gar nicht. Aber es gab den Befehl, dass Schreibgeräte mitzuführen sind …

Ich wusste längst, dass ich mit O-Federn am besten schreibe. Die finale Abkehr von allem was vorne keine Feder hat, erfolgte während des Studiums. Eine Dozentin drohte mir mit Punktabzug bei der Klausurbewertung. Meine Handschrift würde aussehen wie das Auf und Ab eines Oszillographen. Das Schreiben mit dem Füller sorgte für Abhilfe.
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Eine meiner Leidenschaften: Music-Federn schreiben satt und vermitteln mir ein gutes Schreibgefühl, vor allem seit meiner Arm-OP.
Music-Feder.jpg (381.35 KiB) 2880 mal betrachtet
Ein Meilenstein war das Kennenlernen der Italic-, Stub- und Music-Federn. Jahrelang waren Waterman meine Lieblingsfüller. Dann entdeckte ich Conway Stewart. Auch wenn die Füller nicht mehr hergestellt werden, sind sie für mich state of the art.
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Auch wenn sie nicht mehr hergestellt werden, sind für mich Füller von Conway Stewart immer noch state of the art.
CS01.jpg (242.97 KiB) 2880 mal betrachtet
Vor kurzem musste mein rechter Arm operiert werden. Die Op sollte den Arm und das Funktionieren der rechten (Schreib-)Hand wieder herzustellen. Die Op war zu 96 Prozent erfolgreich. Etwas Feingefühl und Feinmotorik blieben auf der Strecke. Mit geraden Federn komme ich nicht mehr klar. Das biophysikalische Warum hinterfrage ich nicht, es würde nichts ändern.

Meiner Leidenschaft hat das keinen Abbruch getan. Lediglich die Menge jener Füller ist überschaubarer geworden, die mich faszinieren und die ich gerne (irgendwann) haben möchte. Subjektiv ist das eine Katastrophe. Objektiv – kontotechnisch – mag eine andere Sichtweise vertretbar sein …

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ebbyashia
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Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von ebbyashia » 24.10.2018 15:59

Füllerschreiber hat geschrieben:
24.10.2018 13:16
Vor kurzem musste mein rechter Arm operiert werden. Die Op sollte den Arm und das Funktionieren der rechten (Schreib-)Hand wieder herzustellen. Die Op war zu 96 Prozent erfolgreich. Etwas Feingefühl und Feinmotorik blieben auf der Strecke. Mit geraden Federn komme ich nicht mehr klar. Das biophysikalische Warum hinterfrage ich nicht, es würde nichts ändern.
Zwar etwas off topic, aber ich wünsche dir dafür eine gute Besserung!
Gruß, Alina

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Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von Füllerschreiber » 24.10.2018 23:33

Ebenfalls off topic: ganz, ganz herzlichen Dank!

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MobyDick

Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von MobyDick » 11.11.2018 16:59

Ich habe mir Anfang der 2000er ein komplettes Montblanc-Schreibset gekauft. Die große Liebe wurde es aber nie, zumal mich der Füller (ein 145 Chopin) in meiner Zwischenrprüfungsklausur auch noch im Stich gelassen hat. Irgendwann, so um 2012 herum habe ich einen Pelikan M215 (Ringe) gekauft. Vom Gewicht her war er perfekt, aber für langes Schreiben für mich zu klein. Die Begeisterung kam erst, als ich herausgefunden habe, dass Lamy Vistas prima Bastelobjekte sind und sich mit einfachsten Mitteln sehr gut anpassen lassen. Auch die Pilot Capless fand ich klasse. In der Praxis bin ich wieder bei Kugelschreiber und Bleistift gelandet, mein letzter Füller liegt nebst Tinte und Federn eingetrocknet in einer Schachtel.

Interessanter am Kommen und Gehen der Füller ist etwas anderes. Ein unauffälliges Schreibgerät ist immer geblieben, ohne dass ich mir dieser Bande bewusst geworden bin: Mein Lamy cp1 twinpen Titanium, den ich irgendwann in 2010 oder 2011 gekauft habe. Es ist etwas paradox: Durch das Kommen und Gehen der Füller habe ich den Stift gefunden, den ich schon hatte. Ist das Leidenschaft? Ich weiß es nicht. Aber ich bin froh, dass es einen Stift gibt, von dem ich weiß, dass er zu mir gehört und unersetzlich ist. Ich mag dieses Gefühl.

Thom

Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von Thom » 11.11.2018 17:11

MobyDick hat geschrieben:
11.11.2018 16:59
Durch das Kommen und Gehen der Füller habe ich den Stift gefunden, den ich schon hatte. Ist das Leidenschaft?
Das ist Erkenntnis, Leidenschaft fragt nicht. :)

V.G.
Thomas

MobyDick

Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von MobyDick » 11.11.2018 17:17

Das Eine ist Erkennen, mir gehts aber um das Erkannte. Ist aber auch eine müßige Frage, die keiner Beantwortung bedarf.

Thom

Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von Thom » 11.11.2018 19:00

MobyDick, Captain Ahab war schon leidenschaftlich und Du hast ja selbst gesehen, wohin das führte. Ich bin da völlig leidenschaftslos. Aber selbst der (wegen Tauchfederverwendung) eisengallusverstopfte günstige Herbin-Füller schreibt, nachdem ich etwas Tinte vorgekurbelt hatte, wieder deutlich besser als mein ganzes Kuligeschwader.

V.G.
Thomas

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lobstergirl
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Re: Der Anfang der Leidenschaft für Füller

Beitrag von lobstergirl » 28.11.2018 9:58

Das ist ein sehr schöner Faden!

"Meine" Geschichte startet wie die meisten hier: Schule, Königsblau, Geha. Später dann doch Pelikan, weil: bunte Tinten (lila! türkis!). Dann waren Füller auf dem Gymnasium plötzlich uncool, also habe ich mir einen Parker Kuli gekauft, mit dem ich zwar auch gern und gut geschrieben habe, aber das war halt kein Füller. Mit Füller und den damals verfügbaren bunten Tinten (türkis! lila! grün!) habe ich dann "heimlich" daheim meine Geschichten und Märchen geschrieben, mit dem coolen Parker in der Schule.

Dann: Ausbildung, Schreiben an der Tastatur gelernt (damals noch auf Kugelkopfmaschine): oh, das geht ja viel schneller als mit der Hand! Also fast nur noch getippt, Handschrift immer schlechter, Kulis helfen dabei nicht wirklich. Rollerballs probiert, ja, ganz OK, aber nicht das Wahre (da mag ich nur den Uniball Vision Elite wirklich gern). Den grauenvollen Stenografie-Drill habe ich übrigens nur dank meines Pelikan Steno-Füllers überstanden, uncool hin oder her, ich mochte Steno-Stifte nicht und basta. (Der schreibt übrigens noch immer einwandfrei - ich stenografiere lange nicht mehr, aber zum Schreiben von Kurrent ist der einfach traumhaft.)

Aber halt, da war doch was: den guten alten hellgrauen Lamy Safari wieder hervorgezerrt, neue Patrone rein (ohne Reinigung, wohlgemerkt, ähem) und der schrieb doch glatt direkt und ohne Murren an. Aaaaaah, Erleuchtung und Erinnerung an meine alte Liebe. FÜLLER!!!! Dann kamen über die Jahre noch ein paar bunte Lamys (AL Star) hinzu, dann ein Lamy Studio, dann Kaweco. Dann habe ich die ersten Füller-Blogs entdeckt. Dann das englischsprachige Forum, dann dieses hier. Und die Erkenntnis, dass es noch sehr viel mehr Menschen gibt, die Füller und Tinten lieben.

2018 habe ich die Welt der japanischen Füller entdeckt und heftig herumexperimentiert. Die Experimente sind nun vorbei, weil sich ein klarer Favorit (in Bezug auf die Federn) herauskristallisiert hat, und zwar die Piloten.

Und Ende 2018 nimmt der Kaufrausch endlich ab und ich bin in der Schreibphase gelandet, wo ich nicht mehr ständig neue Füller haben will, sondern die in die Pflicht nehme, die in meinen Mäppchen auf ihren Einsatz warten.

Fortsetzung folgt 8-)
--Silvia

Flora Bora Slam, mothercrackers.
(Sam of Dragons / A Wish Upon the Stars, by T.J. Klune)

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