Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

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Will
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Will »

Mensch Andi,

wie könnte einen dergleichen nicht interessieren? Hau alles raus, was es an Erkenntnissen und Erfahrungen gibt. Ich will alles wissen!

Viel Erfolg und herzliche Grüße aus der Pfalz

Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
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doubleyoukay
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von doubleyoukay »

Alced hat geschrieben:
25.10.2018 21:18
Wurmbunt hat geschrieben:
24.10.2018 23:56
... da es leider kein Unterforum "Selbermachen" gibt, poste ich mal einfach unter Sonstiges. ...
Ich würde mich freuen, wenn wir so was im Forum hätten.

Lieben Gruß, Winni.
Dem schliesse ich mich an, so langsam wird's auch irgendwie Zeit dafür. Ich habe zwar eher 2 linke Hände in handwerklichen Dingen, aber trotzdem interessiert mich das sehr. Man soll ja nie aufgeben und gute Informationen sind in der Regel schon die halbe Miete. Letztendlich gibt es ja auch bei jedem Thema etwas Platz für ein paar entrückte Theoretiker. :lol:
Gruß aus dem Emsland

Wilhelm
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"My candle burns at both ends; It will not last the night;
But ah, my foes, and oh, my friends -- It gives a lovely light!"
(Edna St. Vincent Millay)
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Wurmbunt
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Wurmbunt »

Ha, ist ja recht früh am Abend - einer geht noch - Hallo!
Also Aussendurchmesser passt, hinterer Kollektor fertig (die feinen Lamellen), vorderer Kollektor - na ja nicht ganz symmetrisch geworden aber wird ja größtenteils von der Feder verdeckt - und die eigentlichen Tintenleiterbahnen sind eingeschnitten (die Längsnuten auf dem Bild im ersten Post). Nun muss ja irgendwie auch die Luft in den Tintensack, damit die Tinte heraus kann und damit komme ich zu dem von Thom gezeigten Tintenkanal. Ein Buchzitat ohne Quellenangabe ist schlecht und ich habe jetzt keine Musse die Bücher zu wälzen - deswegen nur sinngemäß: soweit mir bekannt hat den ersten richtig gut funktionierenden Tintenleiter ein gewisser Herr Waterman patentieren lassen. Dabei war der Trick eine tiefer eingeschnittene, schmale Nut mit einer flacheren, breiteren zu kombinieren. Dabei funktioniert die schmale Nut als eigentlicher Tintenleiter (über Kapillarwirkung), während die flachere, darüber liegende Nut, in Verbindung mit dem Luftloch in der Feder, der Luft ermöglichen soll über die Tinte hinweg zurück in den Tank zu strömen. So kommt es zu den, in alten Tintenleitern oft anzutreffenden "Tintenautobahnen" (die aber im Idealfall nicht komplett mit Tinte gefüllt sind). Moderne Tintenzuführer sind meist so verschachtelt, dass man kaum noch nachvollziehen kann welches Teil welchen Zweck erfüllt - aber ich wage mal zu behaupten, dass sie immer noch nach dem selben Prinzip arbeiten - Tinte raus und Luft rein.
Das war jetzt ziemlich schulmeisterlich, ich bitte um Verzeihung!
So jetzt kommt aber der "Luftleiter" über den Tintenleiter.
Luftrinne über dem Tintenleiter
Luftrinne über dem Tintenleiter
15404942159872.jpg (18.76 KiB) 4023 mal betrachtet
15404942160073.jpg
15404942160073.jpg (19.89 KiB) 4023 mal betrachtet
Grüße Andi
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Old Boy
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Old Boy »

Das verspricht ein sehr interessanter Thread zu werden ... ach was, das ist er schon jetzt ... natürlich gerne mehr!

Ja und etwas größere Fotos wären schon schön!
Tintenblaue Grüße ... und immer ein gutes Tröpfchen in Reserve
Old Boy
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Wurmbunt
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo,
erst mal vielen Dank für den Zuspruch!
nach etwas feilen und schleifen
nach etwas feilen und schleifen
15404942160344.jpg (24.66 KiB) 3983 mal betrachtet
Mit der Bildgröße tue ich mich noch etwas hart - nach der 5. Fehlermeldung beim Versuch des Einfügens, habe ich wohl etwas zu viel geschrumpft - ich hoffe man erkennt trotzdem noch was.
Was aber nicht erkennbar ist, schreibe ich euch einfach in den Text. Zum Beispiel endet der eigentliche Tintenleiter (die mittlere, etwas längere Nut vom Bild im ersten Post) schon etwa 3 mm vor der Spitze und der "Luftleiter" etwa auf Höhe des Luftloches der Feder. Damit wollte ich verhindern, dass die Kapillarwirkung des Tintenleiters die Tinte ungehindert unter die Federspitze befördert und sie einfach abtropft. Die Tinte soll schon über die Feder möglichst kontrolliert auf's Papier!
Was man auch schlecht erkennt, ist die kleine Bohrung etwa 20mm vom hinteren Ende entfernt im Tinten/Luftkanal. Diese Bohrung ist nicht durchgängig, sondern endet mittig in der Ebonitwelle. Eine weitere Bohrung verläuft in Längsrichtung 22mm von hinten durch den kleinen Schnörpfel (Süddeutscher Ausdruck für "keinen Wellenstumpf" - und alles was so ähnlich aussieht...).
Diese beiden Bohrungen treffen sich also und bilden eine bequeme Abkürzung um den doch recht engen Tintenkanal.
Im nächsten Abschnitt mehr dazu.
Grüße Andi
und von oben
und von oben
15404942160645.jpg (24.13 KiB) 3983 mal betrachtet
Grüße Andi
Thom

Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Thom »

Wurmbunt hat geschrieben:
25.10.2018 21:47
Das Bild oben zeigt den Bereich unter der Feder mit etwas gröberen Einschnitten 0,6mm, nicht aus technischen Gründen, sondern aus optischen (oldstyle).
Das sind bei den "alten" Tintenleitern Tintenpuffer. Die haben keine direkte Verbindung mit dem Tintenkanal. Diese Lamellen machen bei den indischen Füllern, wie Noodlers, ohne Luftloch in der Feder, auch den Druckausgleich (diese einzelnen haben dann aber eine direkte Verbindung viewtopic.php?f=23&t=5000&start=30#p229885).

V.G.
Thomas
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Wurmbunt
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Wurmbunt »

Thomas hat geschrieben:
Das sind bei den "alten" Tintenleitern Tintenpuffer. Die haben keine direkte Verbindung mit dem Tintenkanal. Diese Lamellen machen bei den indischen Füllern, wie Noodlers, ohne Luftloch in der Feder, auch den Druckausgleich (diese einzelnen haben dann aber eine direkte Verbindung viewtopic.php?f=23&t=5000&start=30#p229885).
Hallo Thomas,
das ist natürlich völlig korrekt! Das Wort Puffer gefällt mir auch besser als Kollektor (welches ich verwendet habe).
Der Plan war auch die vorderen Einschnitte vor dem Tintenleiter enden zu lassen - ist auch gelungen, bis auf den ersten, der mir etwas zu tief geraten ist. Aber auch der berührt nur den Luftkanal über dem eigentlichen Tintenleiter und so hoffe ich, dass es lediglich als zusätzliche Belüftung (zum Loch in der Feder) funktioniert. Deswegen habe ich erst mal weitergemacht - in die Schrottkiste kann ich ihn immer noch werfen und einen neuen Anlauf starten.
Vielleicht stellt sich aber der kleine Unfall auch als Segen heraus, denn es war von Anfang an geplant eine Art "Schnellentlüftung" vorzusehen, deswegen auch die ganzen Bohrungen die ich im letzten Beitrag beschrieben habe.
Bin gespannt ob am Ende alles funktioniert, oder ob mir die Soße einfach über die Finger läuft!
Grüße Andi
Grüße Andi
Tichy
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Tichy »

Ein sehr interessanter Thread!
Ich hatte auch schon mal den Gedanken einen Tintenleiter aus Ebonit selber zu machen. Leider bin ich nicht so gut ausgerüstet und habe nur Handwerkzeuge zur Verfügung. Mal sehen, wann ich die Zeit dafür finde. Bis dahin muss ich aber sowieso mein Wissen über Tintenleiter noch stark erweitern.
Andi und Thomas scheinen sich ja gut aus zu kennen, über Links und Literaturhinweise würde ich mich sehr freuen.
Den Thread hier werde ich natürlich weiter verfolgen!
Gruß

Björn
Thom

Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Thom »

Wurmbunt hat geschrieben:
27.10.2018 10:49
Vielleicht stellt sich aber der kleine Unfall auch als Segen heraus ...
Andi, nur keine Panik vermeiden, so ähnlich hat der Goodyear auch die Vulkanisation entdeckt. :)

V.G.
Thomas
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Wurmbunt
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo,
das Projekt nimmt langsam Gestalt an!
An Tichy: viele Informationen schwirren im Netz herum, auch hier im Forum - meinen Einstieg in die Füllertechnik hat Jörg Kuhn's "Wissenswertes über Füllfederhalter" begleitet - steht auch etwas über Tintenleiter drin.
An Thomas: ich hoffe, dass ich nicht so ende wie Goodyear, soweit ich weiß starb er einsam und verarmt an den giftigen Dämpfen seiner Experimente - den großen Reibach haben dann andere gemacht.
Zurück zum Tintenleiter.
So, das Ding mal in die Sektion gestopft
So, das Ding mal in die Sektion gestopft
15404942160936.jpg (27.04 KiB) 3857 mal betrachtet
und von der Seite
und von der Seite
15404942158370.jpg (26.97 KiB) 3857 mal betrachtet
Der seltsame Faden, der hinten aus der Sektion herausschaut, ist der Grund für die ganzen Bohrungen im hinteren Bereich - die Röhre ( die Amerikaner sagen " breathertube" dazu) ragt bis zum Ende des Tintensacks und soll für eine bessere Füllung sorgen.
Breathertube in voller Länge
Breathertube in voller Länge
15404942161297.jpg (25.41 KiB) 3857 mal betrachtet
Die Idee dahinter ist, das ein großer Tintensack beim zusammendrücken niemals komplett luftleer wird. Das heißt, beim entspannen saugt er zwar Tinte an, es bildet sich aber zwangsläufig ein Luftpolster über der Flüssigkeit im hinteren Bereich des Tintensacks. In dieses Luftpolster ragt nun der hohle Rattenschwanz (breathertube) - beim erneuten betätigen des Tintensackkompremierers wird nun die Luft über die Atemröhre und die Abkürzung in Form der Bohrungen, so schnell nach außen transportiert, dass kaum Tinte durch den engen Tintenkanal zurück in's Glas strömt.
Beim erneuten entspannen des Tintensacks, wird neue Tinte angesaugt - das Luftpolster wird kleiner. Nach drei bis vier Zyklen ist der Tintensack komplett gefüllt. Das hab' ich mir übrigens nicht allein ausgedacht, sondern von Wahl-Eversharp geklaut ( die haben das so im Modell "Skyline" gebaut).
Schau mer mal, ob das so klappt!
Grüße Andi
Grüße Andi
Thom

Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Thom »

Wurmbunt hat geschrieben:
27.10.2018 23:36
An Thomas: ich hoffe, dass ich nicht so ende wie Goodyear, soweit ich weiß starb er einsam und verarmt an den giftigen Dämpfen seiner Experimente - den großen Reibach haben dann andere gemacht.
Tja, die Welt zu verändern und den großen Reibach machen, sind auch schon zwei Talente, von denen die meisten nichtmal eines haben. Oder wie der Kamerad Brecht sagte: "Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank." :)

V.G.
Thomas
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Wurmbunt
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo,
es ist vollbracht!
Kaum zu glauben aber es funktioniert!
Habe einen Tintensack montiert und und mal probeweise etwas Königsblau getankt - so richtig mit Hebel im zusammengebauten Zustand - nicht gedippt. Wenn's ausläuft, dann richtig.
Da der Füller tatsächlich schreibt und nicht tropft, habe ich den Tintenleiter wieder herausgebaut und noch etwas persönlicher gestaltet (über Geschmack lässt sich ja nicht streiten und mir gefällt es).
Der ganze Füller von unten, mit dem aufgehübschten Tintenleiter
Der ganze Füller von unten, mit dem aufgehübschten Tintenleiter
15407460509152.jpg (396.16 KiB) 3803 mal betrachtet
Und noch mal von oben, weil's so schön ist
15407460244371.jpg
15407460244371.jpg (167.39 KiB) 3803 mal betrachtet
Es schreibt...
Es schreibt...
15407476364440.jpg (93.84 KiB) 3803 mal betrachtet
Grüße Andi
Thom

Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Thom »

Hervorragend! Hab' ich aber auch keine Minute dran gezweifelt. So, und nachdem die Vorarbeit erledigt ist, würde ich mich mal mit selbigem Enthusiasmus dem Thema "Schreibfeder" widmen.

V.G.
Thomas
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Mahlekolben
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Mahlekolben »

Jepp - SAUBER!

Glückwunsch, gut gemacht!
Viele Grüße

Michael
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Narundil
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Re: Ich schnitz' mir mal einen Tintenleiter

Beitrag von Narundil »

Glückwunsch :))

Sieht genial aus und mit dem eignen Tintenleiter ein wunderschönes Unikat :)
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