Federn entrosten und fetten

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kilian
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Federn entrosten und fetten

Beitrag von kilian »

Kürzlich ist mir ein sehr interessantes Konvolut Schreibfedern zugeflogen. Ein paar rare Schätzchen darunter, die aber teilweise schon ein wenig rostgeplagt sind. Die Rostfleckchen finden sich vor allem auf den Schäften, die Spitzen sind glücklicherweise einwandfrei. Nun überlege ich, wie ich den Rost am besten abkriege und womit ich am besten nachfette — ich hab sowas nämlich noch nie gemacht.

Ich will keinen Schönheitspreis gewinnen, sondern möchte nur dass der Rost keinen weiteren Schaden anrichtet und die Federn ordentlich konservieren um sie irgendwann zu benutzen. Cola, Essig, Zitronensaft und Ballistol hätte ich im Haus — kann man damit was sinnvolles erreichen? Oder doch lieber was anderes nehmen? Vielleicht weiß ja jemand von euch, wie und womit man da am besten zu Werke geht.
LG Kilian
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Will
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von Will »

Hallo Kilian,

Dir ist bewusst, wenn Feder und Tintenleiter mit Öl oder Fett in Berührung kamen, dass diese entfettet werden müssen, bevor Du den Füllhalter in Gebrauch nehmen kannst? Kleinste Rückstände können schon dazu führen, dass ein Füller nicht mehr schreibt.

Viele Grüße

Gerd
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kilian
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von kilian »

oh pardon, es geht nicht um Füllhalter, sondern um ziemlich alte Spitzfedern zum dippen ... Tintenleiter kommen da nicht vor. Und die Sache mit dem Entfetten der Federn vor Inbetriebnahme ist mir geläufig ;) .
LG Kilian
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Will
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von Will »

Alles klar :lol:
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desas
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von desas »

WD-40 zum Abreiben des Rosts und Bremsenreiniger, um das Öl wieder vollständig zu entfernen.

Klotzen statt kleckern :D

Ballistol ist zum Rost entfernen auch schon ganz gut, mit Cola, Essig und Zitronensaft wirst Du das Fett allerdings nicht ordentlich entfernen können.
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bella
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von bella »

hatte Martin in einem anderen Thread neulich nicht ein paar Sekunden in eine Flamme halten zum Entfetten empfohlen?
kilian
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von kilian »

Erst mal danke für die Tipps — aber mit dem entfetten habe ich nun so gar kein Problem, denn da gibts eine ganze Reihe verschiedener Möglichkeiten, die alle recht gut funktionieren. Dass ich die Federn vor dem entrosten entfetten muss, ist mir schon klar und ich weiß auch wie ich das machen kann.

Was ich nicht weiß, ist, wie ich den Rost am besten und am sanftesten abkriege — dafür hatte ich eigentlich Cola, Essig, Zitronensaft oder auch Entkalker im Sinn. Danach gründlich abspülen, trocknen und mit Ballistol fetten, dachte ich mir ... aber wenn Ballistol entrostet, wirds wohl kaum zum fetten taugen, nehme ich mal an.
desas hat geschrieben:
03.04.2019 22:25
WD-40 zum Abreiben des Rosts und Bremsenreiniger, um das Öl wieder vollständig zu entfernen.

Klotzen statt kleckern :D
öhm, und womit öle ich?
LG Kilian
pejole
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von pejole »

kilian hat geschrieben:
03.04.2019 23:03

Danach gründlich abspülen, trocknen und mit Ballistol fetten, dachte ich mir ... aber wenn Ballistol entrostet, wirds wohl kaum zum fetten taugen, nehme ich mal an.

öhm, und womit öle ich?

Ich würde mit Ballistol einölen. Aus meiner Zeit als Sportschütze (Skeet) weiß ich noch dass wir damals immer die Flinten mit Ballistol behandelt haben, es gab nichts besseres. Kleine Rostflecken wurden damit entfernt und die Flinten damit eingeölt, vor allem die Läufe. Entölt wurden diese jedoch nie, nach dem ersten Schuss waren sie sauber, sprich das Öl verbrannt.

Ich habe zwar auch reichlich uralte Spitzfedern, aber die müssen wohl immer schön trocken gelagert worden sein und sind rostfrei. Ich werde mal zwei abflämmen, in Wasser tauchen und sie dann draussen lagern, sie werden wohl schnellstens Rost ansetzen und dann bearbeite ich die mal mit Ballistol und berichte vom Ergebnis.

Auf der Ballistol Sprühdose ist u.a. vermerkt : Schnelles Aufweichen festgerosteter Metallteile. Also müsste das Zeugs Rost bekämpfen, sollte man meinen.

Gruß, Martin
Thom

Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von Thom »

Den Rost ein bisschen mechanisch entfernen, reicht auch, die Feder rostet ja nicht weiter, wenn sie einmal geölt ist.
kilian ist aber nicht zu unterschätzen. :)

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Thomas
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duckrider
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von duckrider »

Zum wirklichen Entrosten hätte ich jetzt ein Poliermittel oder Zahnpasta genommen, die Feder damit entrostet (Wattestäbchen in der Hohlkehle) und trocken gelagert. Ich glaube nicht, dass die Federn früher geölt waren. Ein Abflämmen verändert m.E. die Struktur des Stahls grundlegend, das Flexverhalten sollte ggf. dahin sein und die Feder erst recht rosten.
Thomas
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desas
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von desas »

WD-40 ist Öl. Öliger wird's nicht ;)

Rost umwandeln geht mit Phosphorsäure, macht aus Rost schwarzes Eisenphosphat.

Mit Öl abreiben sollte aber reichen.
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kilian
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von kilian »

pejole hat geschrieben:
03.04.2019 23:50
Ich würde mit Ballistol einölen. Aus meiner Zeit als Sportschütze (Skeet) weiß ich noch dass wir damals immer die Flinten mit Ballistol behandelt haben, es gab nichts besseres. Kleine Rostflecken wurden damit entfernt und die Flinten damit eingeölt, vor allem die Läufe. Entölt wurden diese jedoch nie, nach dem ersten Schuss waren sie sauber, sprich das Öl verbrannt.
Na wenn das so einfach ist, dann probier ich das gleich mal — danke für den Hinweis.
duckrider hat geschrieben:
04.04.2019 4:30
Ich glaube nicht, dass die Federn früher geölt waren.
Also ich hab hier original verpackte Federn liegen, die mindestens 120 Jahre auf dem Buckel haben, die sind definitiv geölt.
Ein Abflämmen verändert m.E. die Struktur des Stahls grundlegend, das Flexverhalten sollte ggf. dahin sein und die Feder erst recht rosten.
Nö, da passiert nix, die Feder wird dabei schlimmstenfalls ein wenig gewärmt, aber nicht heiß. Ich mach das zwar auch nicht, aber das liegt eher daran, dass ich meistens kein Feuerzeug parat habe ...
Thom hat geschrieben:
04.04.2019 2:32
(Copyright by kilian)
Wenn schon dann copyright by Christoph Martin Wieland.
desas hat geschrieben:
04.04.2019 6:40
Rost umwandeln geht mit Phosphorsäure, macht aus Rost schwarzes Eisenphosphat.
Also doch Cola. Klingt interessant — ich glaub, das probier ich auch, rein interessehalber.

Ich sag nochmal herzlichen Dank an alle, mach mich ans Werk und berichte dann, wies gelaufen ist.
LG Kilian
Thom

Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von Thom »

Na dann, Prosit! Jetzt sortieren wir mal.
Die Federn dürfen beim Abflämmen nicht zu heiß werden, wenn dann nur kurz und schnell durch die Flamme. Ich empfehle deshalb Aspiranten, abwischen mit Spiritus (die geölten Federn).
Ich habe mich gerade mal mit Brause unterhalten, die Federn, wie die Rosenfeder beim Schreibbeispiel, gehen nur beim Härten durch's Öl, abschließend ist ein Schutzlack drauf, kein Öl. Zum Ölen ist jedes säurefreie Feinmechanikeröl o.ä. geeignet.
Wir haben uns generell mal über ein paar ältere Federgeschichten unterhalten, unter anderem auch den Kollegen Ebrahimi. ;) https://www.youtube.com/watch?v=ulY35OazzhQ

Und last not least.
Thom hat geschrieben:
28.01.2019 22:08
Martins sind die Besten! :)
V.G.
Thomas
kilian
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von kilian »

ein paar Bilder zum Thema:

das ist das eingangs erwähnte Konvolut
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das sind die unbehandelten Testkandidaten
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nach der Behandlung mit Ballistol, anschließend mit Alkohol entfettet
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DSC01277web.jpg (55.43 KiB) 3631 mal betrachtet

die beiden Federn links nehmen jetzt erst mal ein längeres Bad: eine in verdünntem Durgol, die andere in Cola.
LG Kilian
pejole
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Re: Federn entrosten und fetten

Beitrag von pejole »

Ob die Federn jetzt gefettet oder geölt oder sonst was sind ist eigentlich egal, Hauptsache sie werden vor Gebrauch gereinigt damit sie schreibbereit sind und das passiert bei mir indem ich sie für 1-2 Sekunden in einer Flamme hin und her bewege und das macht den Federn absolut nichts und die rosten dadurch auch nicht. Eine kleine Feuerzeugflamme wirkt nicht wie ein Bunsenbrenner.

Im Foto mal links eine behandelte und rechts eine unbehandelte ins Fass getauchte Feder, mit letzterer sind keine Striche möglich, bei Druck auf die Feder fällt die Tinte in einem Tropfen raus und der Klecks ist da.

Gruß, Martin
Dateianhänge
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