Womit schreiben die Profis?

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Karl(a)
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Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Karl(a) » 20.04.2021 21:34

Eben sehe ich das Bild dieses Stenografen: viewtopic.php?f=9&t=31098 : Ein Lamy Safari! Wahrscheinlich für 14.99!!! Einer also, der beruflich schreibt, schreibt nicht mit Füller! Ja gibt's denn sowas?
Dann fallen mir all die Reisenden ein, Forscher, Filmregisseure, Dichter und Literaten - schöner Bildband: 'Im Schreiben zu Hause' - und sehe Kugelschreiber, Bleistifte! Werke der Weltliteratur werden mit schnödem Bleistift verfasst! Ja, das gibt es!
Ich bin ja Handwerker. Da hat man Makita oder Hilti, irgendetwas, auf das Verlass ist. Schließlich ist man Profi und kein Heimwerker.
Ich bin ja kein Deko-Fritze, der sich Blümchen und Girlanden auf's Gerät malt.

Nun, ich habe darüber noch nie nachgedacht: Leute, die beruflich und handschriftlich unterwegs sein müssen, bei denen das Schreibgerät Werkzeug ist: Offenbar ist bei denen ein Füllfederhalter nicht immer erste Wahl.
Klar, Tintenschrift, die ins Wasser fällt, macht den Reisebericht ziemlich unlesbar. Wer also schreibt mit einem Reisefüller? Wahrscheinlich nur Ballermann-Touristen. Na, die schreiben gar nicht.
Und wenn ich mich an meine Lehrer erinnere: Deren rote Markierungen waren wohl eher einem Fineliner verdankt, aber praktisch nie einem Füller.
Oder das Militär: Womit schreibt der Rekrut? Im Kampfgeschehen muss er sich die Zahl der gegnerischen Panzer notieren. Was nimmt der dafür her?

Wenn ich so nachdenke, erscheint mir ein Füller ein ziemlich unzuverlässiges Schreibgerät zu sein und ich selbst würde in Situationen, in denen es darauf ankommt, wahrscheinlich auch zu etwas anderem greifen. Ich muss gleich mal nachsehen, was ich in meinen Fluchtrucksack gepackt habe ...

SpurAufPapier
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von SpurAufPapier » 20.04.2021 22:25

Mit einem Bleistift.

Journalisten mit einem dicken Druckbleistift 0,7, damit die Mine nicht ausgeht und nicht nachgespitzt werden muss und immer überall einsatzbereit ist.

Rekruten und andere (freiwillige und unfreiwillige) Naturentdecker nehmen einen Holzbleistift mit 6B-Mine, die schreibt auf vielen Oberflächen von feuchtem Papier bis Haut, und zur Not kann man damit jemanden abstechen ;) oder ein Feuer anzünden.
Grüße
Vikka

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SpurAufPapier
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von SpurAufPapier » 20.04.2021 22:25

Karl(a) hat geschrieben:
20.04.2021 21:34
Im Kampfgeschehen muss er sich die Zahl der gegnerischen Panzer notieren.
:D :D :D
Grüße
Vikka

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SpurAufPapier
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von SpurAufPapier » 20.04.2021 22:31

Karl(a) hat geschrieben:
20.04.2021 21:34
Ich muss gleich mal nachsehen, was ich in meinen Fluchtrucksack gepackt habe ...
Hoffentlich ein Messer. Zum Bleistiftspitzen ;) .

Profis schreiben hiermit:
https://www.nzz.ch/gesellschaft/lebensa ... 1.18598924

Hier, für Dich, so ganz ohne Blümchen ;) :
https://www.amazon.de/Makita-HP331DSAP1 ... th=1&psc=1
Grüße
Vikka

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Füchschen
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Füchschen » 20.04.2021 22:35

Oh ja viele schreiben mit Bleistift.
Tintige Grüße von Vanny

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hoppenstedt
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von hoppenstedt » 21.04.2021 2:54

SpurAufPapier hat geschrieben:
20.04.2021 22:31
(...)
Profis schreiben hiermit:
https://www.nzz.ch/gesellschaft/lebensa ... 1.18598924
(...) so ganz ohne Blümchen ;) :
https://www.amazon.de/Makita-HP331DSAP1 ... th=1&psc=1
Der kurze Abriss über den Druckbleistift des Journalisten spricht mir sehr aus der Seele! Danke dafür!

Und am Schluss die ROSA Makita!
*Kreisch*, müsste man da in entsprechenden Kreisen wohl "sagen"... :lol: ist das herr-lich!
Danke auch hierfür :D

DESAFINADO!

Grüße von Alfred

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Seraphin
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Seraphin » 21.04.2021 6:06

Profischreiber im obigen Sinne bin ich zwar nicht, aber wie viele andere dennoch auf einen Schreiberling angewiesen.

Da die Digitalisierung im Gesundheitswesen Deutschlands nur schleppend vorankommt ist ein Stift nach wie vor essenzieller Bestandteil der Grundausstattung. Dabei ist zu unterscheiden, was im Kittel/Kasak steckt und was auf dem Schreibtisch liegt.
Natürlich muss ich nicht viel über die Station reisen, auch wenn es sich manchmal gegen Dienstende anfühlt als hätte ich nen Marathon hinter mich gebracht.
Aber wichtige Punkte die es bei der Auswahl des Schreibgerätes in meiner Branche zu beachten gilt sind: Dokumentenechtheit, ein Material welches auch mit desinfektionsmittelfeuchten Händen benutzt werden kann und vor allem einhändig gut nutzbar ist. In der Brusttasche steckt bei mir also ein Kugelschreiber, genauer ein Parker Jotter. Der ist robust, aus Vollmetall sodass ihm die alkoholhaltigen Desinfektionsmittel nichts anhaben und mit einer Hand aus der Tasche geholt, mittels Druckmechanik die Mine ausgefahren und anschließend auch wieder problemlos einhändig an die Brusttasche geclipt während die linke Hand die Akte hält (tatsächlich lässt sich der [ursprüngliche] Hochglanz-Jotter mit ausreichend Grip auch bei feuchten oder gar nassen Händen gut nutzen)
Eine Zeit lang benutzte ich für die Zeit am PC, wenn sich handschriftliche Eintragungen und Tipperei überschneiden einen Diplomat EF mit dok-echter Tinte. Das hab ich mittlerweile aufgegeben weil es sich schlichtweg als unpraktisch erwies. Das Kopierpapier wird immer fülleruntauglicher, um nicht zu sagen grottig, sodass trotz X-Feather Tinte das Geschriebene (wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt wie mit anderen Tinten) ausfranst. Zudem werden die Zeilen und Spalten der Protokolle u.ä. immer schmaler, sodass ich zwar noch reinschreiben kann, es meinem Kollegen/Kollegin allerdings schwer fällt, das Geschriebene wieder zu entziffern. Außerdem nervte mich dieses ungute Gefühl, wenn ich den Füller am Schreibtisch liegen ließ um eben nochmal kurz was zu erledigen. Sei es die diebische Elster, der übereifrig aufräumende Kollege oder der schwungvoll arbeitende Kollege. Und zum Patienten zu laufen während man gedanklich mehr um den Füller als um den Patienten bangt ist auch nicht Sinn der Sache :D

Also bleiben die Füller im Etui und der Jotter immer am Mann. So is das leider. Lediglich bei Besprechungen und den Übergaben kommen die Füller zum Einsatz, was dazu führt, dass ich oftmals mit bester Laune in eben jene gehe und verwunderte Blicke meiner Kollegen/Kolleginnen ernte weil sie sich fragen, worüber ich mich so freue. Mittlerweile wissen alle warum dem so is -> weil ich meine Lieblinge rausholen kann und damit meine Mitschriften mache. Die Verwunderung ist also dem (liebevoll) belächelnden Blick gewichen.
Alle Menschen werden als Unikat geboren, doch die meisten sterben als Kopie. Daher bedenke: Mors certa, hora incerta!
Beschwere dich, doch mach es still. Ich höre dich, sofern ich will.

(¡)

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von pan51 » 21.04.2021 8:22

Moin,

meine Mutter, ein alter Stenoprofi, hatte immer folgendes Equipment:

- Stenoblock mit Spiralbindung kopfseitig
- normaler Bleistift in weich

Das Problem des Anspitzens ist keins, weil die Profis natürlich nicht nur einen Bleistift haben, sondern ein ganzes Bündel davon.

Viele Grüße,
Axel
On Flickr ...

Thom

Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Thom » 21.04.2021 8:52

Seraphin hat geschrieben:
21.04.2021 6:06
In der Brusttasche steckt bei mir also ein Kugelschreiber ...
Ja, die Polizei verwendet auch Kuli und ich muss sagen, die ist damit schwer bewaffnet.

V.G.
Thomas

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Buntschreiber
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Buntschreiber » 21.04.2021 9:58

Die Polizei schreibt auch meist aus mehrlagiges Papier mit Durchschlägen.

Ich musste für einige Projekte mit 0,5er Druckbleistift auf gelbe Blöcke schreiben. Der Vorteil ist, dass die Schrift für den Gegenüber kaum zu entziffern ist. Bei allen Meetings musste das Blatt unter dem letzten beschriebenen Blatt genauso behandelt werden wie ein beschriebenes Blatt, wegen etwaiger Abdrücke. Alles was dicker war und/oder besser lesbar und/oder mehr durchdrückt war streng verboten, anderes Papier ebenso.
HABERE et TENERE

SpurAufPapier
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von SpurAufPapier » 21.04.2021 10:09

hoppenstedt hat geschrieben:
21.04.2021 2:54
SpurAufPapier hat geschrieben:
20.04.2021 22:31
(...)
Profis schreiben hiermit:
https://www.nzz.ch/gesellschaft/lebensa ... 1.18598924
(...) so ganz ohne Blümchen ;) :
https://www.amazon.de/Makita-HP331DSAP1 ... th=1&psc=1
Der kurze Abriss über den Druckbleistift des Journalisten spricht mir sehr aus der Seele! Danke dafür!

Und am Schluss die ROSA Makita!
*Kreisch*, müsste man da in entsprechenden Kreisen wohl "sagen"... :lol: ist das herr-lich!
Danke auch hierfür :D
Die habe ich mal im Einsatz bewundern können. Eine Frau kam mit so einer zum Möbelabholen (und -demontieren, damit sie ins Auto passen). Ihr Mann habe ihr das Ding geschenkt, halb zum Spaß, halb im Ernst. Vorteile: sie muss nicht ständig seine nehmen, und sie braucht sie sehr oft. Außerdem nimmt niemand sonst diese rosafarbene, sie findet ihr Werkzeug also immer dort wieder, wo sie es verstaut hat. Wie gut ich das verstehen kann...
"Blümchen" sind nicht schlecht für Werkzeug.

On topic: Im Büro nehme ich alles Mögliche an Stiften, aber ein Füller sollte mit Steckkappe sein (schnelle Notizen einhändig). Das ist seit Homeoffice eh egal. Auf der Baustelle ist ein Bleistift mit Spitzer der Stift der Wahl: https://www.faber-castell.de/produkte/P ... lau/182951. Schreibt in jeder Lage und bei jeder Temperatur und lässt sich schnell spitzen. Und genauso schnell verstauen und anklipsen (ich nehme immer recht kurze Bleistifte, dann ragen sie nicht aus der Cargotasche heraus und können nirgends hängenbleiben).
Grüße
Vikka

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pokpok
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von pokpok » 21.04.2021 10:11

Als ich anfing, hatten wir behördentaugliche kopierbare Bleistifte (ja, das gabs wirklich, hab noch einen) in Rot und dunklem Violett. Dann spendierte der Arbeitgeber massenhaft beschaffte und trotz Kappe vertrocknete spröde Billigstkulis. So bleistiftförmige durchsichtige von BIC. Alle waren ganz heiss drauf und jede(r) wollte als erste(r) einen haben. Da gabs richtige Rangeleien bei der Materialausgabe. Ich selbst bin auf der Baustelle bei den Bleistiften auf Karton geblieben. Im Büro war mein Pelikan M400 dran und wo es dokumentenecht sein musste, war der Dienstkuli vorgeschrieben. Vor dem hat mir immer gegraust, der war von einer hinreißenden Scheußlichkeit und die Mine hat beim Schreiben gewackelt, weil die Minenaustrittsöffnung gerne Sprünge gekriegt hat. In der Akademie gabs dann hübsche Werbekulis, angenehm dick und mit gut schreibender Großraummine. So einen hab ich noch aus sentimentalmusealnostalgischen Gründen im Stiftehalter auf dem Schreibtisch.

Die Schriftstücke, die innerhalb der Firma weitergereicht wurden oder nach außen gingen, hat die Kanzlei "schreibmaschinisiert", wie unser Fachausdruck lautete. Später ersetzte der Computer die Schreibmaschine und dann auch die handschriftlichen Entwürfe. Und statt Papier wurde intern und teilweise auch extern "Elektronische Post" verschickt.

PS: Wir haben in der Firma nie Diktiergeräte verwendet.
Liebe Grüße von
Matthias

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von SpurAufPapier » 21.04.2021 10:12

Buntschreiber hat geschrieben:
21.04.2021 9:58
Die Polizei schreibt auch meist aus mehrlagiges Papier mit Durchschlägen.

Ich musste für einige Projekte mit 0,5er Druckbleistift auf gelbe Blöcke schreiben. Der Vorteil ist, dass die Schrift für den Gegenüber kaum zu entziffern ist. Bei allen Meetings musste das Blatt unter dem letzten beschriebenen Blatt genauso behandelt werden wie ein beschriebenes Blatt, wegen etwaiger Abdrücke. Alles was dicker war und/oder besser lesbar und/oder mehr durchdrückt war streng verboten, anderes Papier ebenso.
Interessant, da traue ich mich gar nicht zu fragen, welche Branche das war.

Manche Handschriften sind auch nicht in Schwarz auf Weiß zu entziffern, das hat dann Vorteile ;) .
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte

Thom

Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Thom » 21.04.2021 12:52

Buntschreiber hat geschrieben:
21.04.2021 9:58
Die Polizei schreibt auch meist aus mehrlagiges Papier mit Durchschlägen.
Die würden auch ansonsten nicht mit Füller schreiben, mit denen hatte ich mal eine längere Grundsatzdiskussion. :)

V.G.
Thomas

Karl(a)
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Karl(a) » 21.04.2021 15:48

Ich hab' nachgesehen: In meinem Fluchtrucksack, nun gut, Fluchtrucksack ist übertrieben, also in meinem Notfalltäschchen befindet sich ein
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Fisher Space Pen. Das Ding kostet 50 Euro! Wahnsinn! Da begnüge ich mich alltäglich mit meinen Billig-Safaris und horte versteckt und vergessen ein Luxus-Schreibgerät!
Ich habe den sofort ausprobiert. Hat sofort angeschrieben! Nochmal Wahnsinn! Nach 15 Jahren im Depot kann man damit sofort Notate verfertigen!
Natürlich schreibt der gräuslich. Ein übles Geschmiere. Pampe. Das tut ja weh. Das hat ja weder Schriftbild noch Stil noch irgend eine Anmutung. Wahrscheinlich habe ich ihn deswegen ausgesondert. Aber: Er schreibt. 15 Jahre!
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Also, wäre ich Profi, stünde so ein Kugelschreiber bei mir an erster Stelle. Ich aber bin schreibtechnisch gesehen ein Laie und daher kann ich schreiben, womit ich will.
Trotzdem frage ich mich natürlich: Mit wem eigentlich macht die Füller-Industrie ihre Geschäfte? Wer kauft dieses ganze Zeug? Ich meine, mit einem Füller, meinetwegen mit zweien, ist man ja eigentlich ausreichend versorgt. Wozu braucht man da Dutzende davon? Egal, anderes Thema.
Ich fasse mal für mich zusammen: Kugelschreiber sind schrecklich, aber haben im Alltagsgeschehen ihre Vorzüge. Sozusagen eine Zwangsernährung. Man bleibt damit am Leben. Kulinarik steckt darin nicht.

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