Womit schreiben die Profis?

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Nightstar
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Nightstar » 22.04.2021 0:18

Tenryu hat geschrieben:
21.04.2021 22:17
Das selbe kann man auch von der Uhrenindustrie sagen. Wer braucht schon mehr als eine Uhr? Und wer kauft sich eine teuere unzuverlässige mechanische Uhr, wenn er für weniger Geld eine Quarz-Uhr haben kann, die auf die Sekunde genau geht und (mit Solarzellen ausgestattet) auch nie eine neue Batterie braucht?
Ich möchte hier kurz anmerken, auch die taktgebenden Quarze dieser Uhren unterliegen einem Alterungsprozeß und verlieren an Ganggenauigkeit. Selbst die als Puffer eingebauten Kondensatoren erfahren mit ihrer Alterung Veränderungen. Am Langlebigsten sind sicher in dieser Hinsicht alte Taschenuhren so um 1900 bis 1925. Deren Zahnräder und Triebe sind noch so "grob", dass sich deren Abnutzung erst nach wirklich langer Zeit (etwa 250 Jahre) bemerkbar macht. Aber genau dadurch ist deren grunsätzliche Ganggenauigkeit auch schlechter als jene heutiger mechanischer Uhren.
All diese Dinge sind also immer Forderungsabhängig.
Um auf Schreibgeräte zurückzukommen: Ich liebe Füller, weil für mich als Linkshänder kein anderes Schreibgerät so angenehm und mühelos ist. Direkt danach kommt für mich der Bleistift.
Er schreibt nahezu immer, auch bei Nässe, in vielen Fällen sogar unter Wasser und auch kopfüber.
Ich absolvierte die Militärakademie und war mehr als 20 Jahre als Offizier tätig. Aus viel Erfahrung kann ich sagen: "Ein Bleistift ist unschlagbar."
Ich will jetzt auch gar nicht alle möglichen Argumente aufzählen. Trotz der "Unschlagbarkeit" bevorzuge ich aus, vor allem persönlichen Gründen und aus Liebhaberei, den Füller.
Grüße aus Salzburg
Dominik

Chia
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Chia » 22.04.2021 0:42

Tenryu hat geschrieben:
21.04.2021 22:17
Ich denke, das mit Abstand praktischste und vielseitigste Schreibgerät dürfte eben doch der Kugelschreiber sein. Er ist preiswert, hat eine enorme Reichweite (bis zu 600 S.), schreibt wasserfest und dokumentenecht, benötigt kein Zubehör wie Anspitzer, oder Patronen, verträgt Druck für Durchschriften, schreibt auch auf billigstem Papier, Servietten oder sogar Toilettenpapier, ist ziemlich unempfindlich gegen Hitze, Kälte und Trockenheit. Je nach Mine sogar in der Schwerelosigkeit oder unter Wasser zu gebrauchen.
Also ich bin ja bestimmt kein Kuli-Hasser - ganz im Gegenteil, ich neige dazu dir zuzustimmen dass er vermutlich das universalste Schreibwerkzeug ist und wenn ich nur eine einzige Art Stift haben dürfte, würde ich vermutlich Kugelschreiber wählen.
Aber ein bisschen eingeschränkt werden müssen die aufgezählten Vorteile schon, finde ich.

Dokumentenecht sind mWn nach nicht alle Kugelschreiber.

Und zubehör-/nachfüllunabhängig sind sie nur dann, wenn man die Kugelschreibermine selbst als den Kugelschreiber ansieht. Stellt man dagegen auf die Hülle bzw. den Stift als Ganzes ab, sieht das schon anders aus - dann muss man irgendwann doch nachfüllen und wenn es dafür eine exotische Minenform braucht hat man evtl. ein Problem..
Ich habe ein paar Kulis die mangels passender Mine nicht einsetzbar sind.
Bei Füllern kann man da leichter improvisieren - wenn man von einer Spezial-Patrone nur 1 hat, füllt man die halt notfalls per Spritze wieder auf.

Thom

Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Thom » 22.04.2021 10:55

Chia hat geschrieben:
22.04.2021 0:42
Dokumentenecht sind mWn nach nicht alle Kugelschreiber.
Das stimmt, einfache Kulitinte ist nichtmal ethanolbeständig. Die Kulimine sollte da schon einen Hinweis auf Dokumentenechtheit haben, am Besten auf die DIN ISO 12757-2.
Nightstar hat geschrieben:
22.04.2021 0:18
Ich absolvierte die Militärakademie und war mehr als 20 Jahre als Offizier tätig. Aus viel Erfahrung kann ich sagen: "Ein Bleistift ist unschlagbar."
Bleistift kann man einfach wegradieren. Aber als ehemaliger Berufsoffiziersbewerber im real existierenden Sozialismus
kann ich sagen, dass beim Militär die Feinde sowieso immermal wechseln. :)

V.G.
Thomas

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von alt_genug » 22.04.2021 11:10

Ich denke mal, schon seit recht langer Zeit schreiben die meisten "Profis" auf Tasten. Journalisten machen sich zwar Notizen, aber der Artikel entsteht dann doch meistens auf einer Schreibmaschine bzw. heute am Computer. Sekretärinnen sowieso. Viele Autoren auch. Alle, die beruflich viel schreiben müssen, hacken das wohl schon seit Mitte des letzten Jahrhunderts vorwiegend in irgendwelche Tasten.

Ich muss jedes Jahr mindestens 500 Seiten Berichte/Studien abgeben, davon schreibe ich vielleicht ein Viertel selbst (und knapp ein Drittel sind Abbildungen, also vielleicht 50 A4-Seiten Text). Ich würde verrückt werden, wenn ich das mit der Hand schreiben sollte. Alleine die einfachen Möglichkeiten der späteren Umstellung, sprachlichen Korrektur und klaren Strukturierung sind unverzichtbar.

Letztens habe ich privat einen Text geschrieben, eine kurze Erzählung. Ich hatte ernsthaft überlegt, das handschriftlich zu schreiben. Ich bin froh, es nicht getan zu haben. Auch wenn die Rohfassung halbwegs durchgehend entstanden ist, mussten auch da schon einige Abschnitte umsortiert werden. Und dann ist von der ersten Textfassung außer der Struktur fast nichts übrig geblieben, beinahe jeder Satz wurde verändert, teils mehrfach.

Schreibgeräte funktionieren für mich am besten für Notizen. Stichpunkte, die ich später dann für die Formulierung von Sätzen nutze. Früher habe ich auch diese Dinge direkt in das Notebook getippt, heute freue ich mich auf das Schreiben mit der Hand. Ein Tintenroller mit Steckkappe, die auch hinten aufgesteckt werden kann, ist für mich das ideale Schreibgerät dafür. Der kann auch mal eine Viertelstunde offen liegen bleiben, ohne dann Anschreibprobleme zu bekommen und ist ansonsten schnell bereit und schnell wieder verschlossen.

Viele Grüße
Sebastian

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von SpurAufPapier » 22.04.2021 11:36

Thom hat geschrieben:
22.04.2021 10:55

Bleistift kann man einfach wegradieren. Aber als ehemaliger Berufsoffiziersbewerber im real existierenden Sozialismus
kann ich sagen, dass beim Militär die Feinde sowieso immermal wechseln. :)

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von hoppenstedt » 22.04.2021 11:50

Thom hat geschrieben:
22.04.2021 10:55
(...) als ehemaliger Berufsoffiziersbewerber im real existierenden Sozialismus
kann ich sagen, dass beim Militär die Feinde sowieso immermal wechseln. :) (...)
:lol: Welch filosofischer Satz! Danke dafür :!: (ein ehemaliger westdeutscher Zeitsoldat :P )

DESAFINADO!

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Chia
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Chia » 22.04.2021 11:51

alt_genug hat geschrieben:
22.04.2021 11:10
Ich würde verrückt werden, wenn ich das mit der Hand schreiben sollte. Alleine die einfachen Möglichkeiten der späteren Umstellung, sprachlichen Korrektur und klaren Strukturierung sind unverzichtbar.

Letztens habe ich privat einen Text geschrieben, eine kurze Erzählung. Ich hatte ernsthaft überlegt, das handschriftlich zu schreiben. Ich bin froh, es nicht getan zu haben. Auch wenn die Rohfassung halbwegs durchgehend entstanden ist, mussten auch da schon einige Abschnitte umsortiert werden. Und dann ist von der ersten Textfassung außer der Struktur fast nichts übrig geblieben, beinahe jeder Satz wurde verändert, teils mehrfach.
Das stimmt, für Umordnen, Einfügen, Korrigieren ist das Schreibem auf dem Computer dem Papier haushoch überlegen.
Allerdings frage ich mich, ob das nicht auch negative Auswirkungen hat. Ich merke an mir, dass ich am Computer kaum einen Text von vorne bis hinten durchschreibe, sondern meist den ersten Absatz so halb anfange, dann bevor dieser fertig ist erstmal schon zum zweiten springe, oder gleich ganz zum Schluss und dann quasi von hinten auffülle, im Nachhinein noch Formulierungen korrigiere usw.... und das keineswegs nur bei anspruchsvollen Sschen bei denen auch mehrere Entwürfe gerechtfertigt wären, sondern auch bei ganz banalen, nicht sonderlich langen Texten.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das früher auch so stark ausgeprägt war - ich denke da waren die Leute noch besser darin, den Text erst im Kopf vollständig zu durchdenken und dann in einem Schwung aufs Papier zu bringen.


Das meiste eigenverfasste Handschriftliche sind bei mir auch eher kurze Notizen.
Mit Tintenroller konnte ich mich allerdings bislang noch nicht anfreunden - entweder Füller oder Kuli ;)
(Bleistift zum Schreiben auch nur sehr selten)

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von SpurAufPapier » 22.04.2021 11:57

Chia hat geschrieben:
22.04.2021 11:51
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das früher auch so stark ausgeprägt war - ich denke da waren die Leute noch besser darin, den Text erst im Kopf vollständig zu durchdenken und dann in einem Schwung aufs Papier zu bringen.
Ja, bestimmt. Aber auch heutzutage übt man das in der Schule und braucht nachher beim Briefeschreiben. Wer es möchte.
Grüße
Vikka

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von hoppenstedt » 22.04.2021 12:05

Chia hat geschrieben:
22.04.2021 11:51
(...)
Mit Tintenroller konnte ich mich allerdings bislang noch nicht anfreunden - entweder Füller oder Kuli ;) (...)
:lol: Das war bei mir auch klare Kante, bis der Montblanc Martelé Rollerball kam, sah und siegte.
Ich wage deshalb nicht zu sagen: 'Das bleibt mein erster und letzter Rollerball'... ;) so Exit-mäßig... da bin ich speziell hier sehr vorsichtig geworden... :lol:

DESAFINADO!

Grüße von Alfred

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Seraphin » 22.04.2021 12:12

SpurAufPapier hat geschrieben:
22.04.2021 11:57
Chia hat geschrieben:
22.04.2021 11:51
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das früher auch so stark ausgeprägt war - ich denke da waren die Leute noch besser darin, den Text erst im Kopf vollständig zu durchdenken und dann in einem Schwung aufs Papier zu bringen.
Ja, bestimmt. Aber auch heutzutage übt man das in der Schule und braucht nachher beim Briefeschreiben. Wer es möchte.
Bei mir gestaltet sich das beschriebene Phänomen völlig unspezifisch. Handschriftlich wird genauso kreuz und quer gesprungen wie am PC. Die Rohfassungen meiner handschriftlichen Texte sehen teilweise sehr abenteuerlich aus und erinnern oftmals an sogenannte concept maps, mit Querverweisen, unvollständigen Absätzen die entsprechend gekennzeichnet dann am Ende des Textes ihre Fortsetzung finden oder auch mitten drin. Das Sternchen * kommt da gerne vielzählige Male zum Einsatz sowie weitere, ich nenn sie mal Orientierungshilfen.

Nur zu Schulzeiten hielt es sich einigermaßen in Grenzen, wobei ich erst kürzlich ein paar alte Klausuren in Händen hielt. Da gabs auch gut und gerne viele Sternchen u.ä. - aber wie gesagt, im Vergleich zu heute noch überschaubar :D
Alle Menschen werden als Unikat geboren, doch die meisten sterben als Kopie. Daher bedenke: Mors certa, hora incerta!
Beschwere dich, doch mach es still. Ich höre dich, sofern ich will.

(¡)

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von alt_genug » 22.04.2021 12:35

In Redaktionen wurde auch zu Zeiten der Schreibmaschine schon umgestellt und neu sortiert, damals mittels Schere und Klebstoff.

Und man sieht alten Briefen nicht an, wie oft sie vorgeschrieben wurden oder wie viele Vorversionen nie abgeschickt worden sind.

Bei einigen Schulaufsätzen habe ich am Ende noch mal eine Reinschrift verfasst. Ich finde es sehr schwierig, von vornherein fehlerfreie Texte auszudenken. Alleine meine Tendenz zu Wortwiederholungen macht Nacharbeiten beinahe obligatorisch.

Viele Grüße
Sebastian

Thom

Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Thom » 22.04.2021 12:41

Nu ja, ich verfüge ja auch über einige praktische Erfahrung im Außeneinsatz
viewtopic.php?f=61&t=15620&hilit=gomera ... 95#p232089 (und nachfolgende).
Zum Einsatz kam da ein Metallbleistift von Koh-i-Noor, den ich im Zug fand.
Vor Ort erwarb ich noch einen Tintenroller (allerdings wusste ich damals nix von Raumfahrt Bild).

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Chia » 22.04.2021 12:49

Fehlerfrei und schon beim ersten Entwurf perfekt sind und waren natürlich auch meine handschriftlichen Geschreibsel nicht. Und Sternchenanhänge findet man da auch öfters mal.

Aber die Versuchung zum "ach diesen Satz formulier ich später fertig, erst mal schreib ich jetzt den Schluss vom Text" ist aus offensichtlichen Gründen deutlich kleiner als am Computer.

Aber gut zu wissen, dass nicht nur ich so ein Textestöpsler bin ;)

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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Strombomboli » 22.04.2021 22:40

Um mal zu den Profis zurückzukommen: die lassen sich zumindest mit Füllern fotografieren.
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Philip Roth im Jahr 2012, Foto Getty.jpg
Philip Roth im Jahr 2012, Foto Getty.jpg (53.35 KiB) 2404 mal betrachtet
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Re: Womit schreiben die Profis?

Beitrag von Tenryu » 23.04.2021 4:54

Strombomboli hat geschrieben:
22.04.2021 22:40
Um mal zu den Profis zurückzukommen: die lassen sich zumindest mit Füllern fotografieren.
Das würde ich auch, wenn ich dafür bezahlt würde. :P

Das ist ja das Schöne am Reich- und Prominentsein: man braucht kein Geld, weil man alles umsonst bekommt und überall frei gehalten wird. (Das hat auch schon Mark Twain in seiner Erzählung "Die 1 Million-Pfundnote" sehr trefflich dargestellt.) 8-)

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