So habe ich gelernt, dass meine Arbeitsumgebung so eine ist, wo solche Sachen auffallen. Im Niederländischen gibt es ein Sprichwort: „kleren [Kleider] maken de man”. Vielleicht gibt es im Deutschen etwas Ähnliches. Manchmal muss man offenbar hinzufügen: Schreibgeräte ebenso.
Interessant wird es genau dann, wenn solche Sachen auffallen. Zu meiner Studienzeit (1990er) war es unter den wenigen männlichen Studenten meines Faches (85% Frauenanteil) immer ein „Geheimtipp“, in einem Prüfungs- oder Bewerbungsgespräch ein Bundeswehr-Taschentuch zu benutzen. Die hatten einen ganz besonderen grauen Farbton und ein bestimmtes Muster, das jeder, der selbst Wehrdienst geleistet hatte, sofort erkannte. Da gemeinsames Leid verbindet und ein „Ungedienter“ das Tuch nicht identifiziert hätte, konnte man nur gewinnen.
Der richtige Code verschafft Zugang zu den eingeweihten Kreisen.
Zur Wahl der adäquaten Tinte: Kennt jemand von Euch das hier? Wird das tatsächlich so gehandhabt?
Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien - Anlage 2 zu § 13 Absatz 2 GGO
Geschäftsgangvermerke
I. Papiergebundene Vorgänge
Auf Eingängen und Entwürfen können Vermerke zum Geschäftsgang angebracht werden. Hierfür ist jeweils vorbehalten:
der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Grünstift,
der Parlamentarischen Staatssekretärin oder dem Parlamentarischen Staatssekretär der Violettstift,
der Staatssekretärin oder dem Staatssekretär der Rotstift,
der Abteilungsleitung der Blaustift,
der Unterabteilungsleitung und der ständigen Vertretung der Abteilungsleitung der Braunstift.
Vertreterinnen oder Vertreter benutzen den gleichen Farbstift, jedoch mit Namenszeichen
Die Sache mit den Farben wird auch heute noch grundsätzlich so gehandhabt.
Je nach Bundesland, Behörde oder Betriebseigenheiten gibt es bei den Farben aber auch Abweichungen.
Interessant wird es genau dann, wenn solche Sachen auffallen. Zu meiner Studienzeit (1990er) war es unter den wenigen männlichen Studenten meines Faches (85% Frauenanteil) immer ein „Geheimtipp“, in einem Prüfungs- oder Bewerbungsgespräch ein Bundeswehr-Taschentuch zu benutzen. Die hatten einen ganz besonderen grauen Farbton und ein bestimmtes Muster, das jeder, der selbst Wehrdienst geleistet hatte, sofort erkannte. Da gemeinsames Leid verbindet und ein „Ungedienter“ das Tuch nicht identifiziert hätte, konnte man nur gewinnen.
Der richtige Code verschafft Zugang zu den eingeweihten Kreisen.
Das merkt man dann, wenn das Gegenüber deutlich wenigstens ein paar Sekunden den Blick auf etwas (z.B. das Schreibgerät, oder im obigen Beispiel das Taschentuch) fixiert, der Gesichtsausdruck sich ändert und vielleicht sofort ein Themenwechsel im Gespräch (oder dessen Abbruch) stattfindet.
Die interessante Frage ist, ob bei den Schreibgeräten es so etwas wie ungeschriebene, aber dennoch reelle und beschreibbare Regeln gibt. So kann man sich in gewissen Kreisen nicht mit einem Montblanc zeigen, weil man dann als ‹Angeber›, ‹Snob› oder schlimmstenfalls ‹Geldprolet› gilt (was nichts mit der Qualität von MB zu tun hat). In anderen Kreisen geht ein Safari aus der Schulzeit gar nicht.
Zur Wahl der adäquaten Tinte: Kennt jemand von Euch das hier? Wird das tatsächlich so gehandhabt?
Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien - Anlage 2 zu § 13 Absatz 2 GGO[…]
Das ist was Anderes, nämlich öffentlich und offiziell, wobei sofort an der Farbe gesehen werden kann, was für ein Mensch mit welchen Befugnissen die jeweiligen Kommentare geliefert hat.
Robert
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
Für Leute, die nicht routinemäßig Verträge unterschreiben und überhaupt auch oft vor Tastaturen sitzen hätte ich da auch ein paar Vorschläge:
Reddit: Kleine Sailors in Pastellfarben, oder ähnlich gefärbte PenBBS, muss aber zur Kaffeetasse und zur mechanischen Tastatur passen Twitter: Ein Narwhal, Jinhao oder PenBBS aus möglichst schrill gefärbtem Acryl, sonst geht der Tweet beim scrollen unter
Instagram: Muss farblich zu Schuhwerk und Inneneinrichtung passen, ansonsten Hauptsache teuer
Deviantart: Fude oder Stub Feder, am besten im selbstgebastelten Stift, wir sind hier Künstler!
Youtube: Unbedingt ein Platinum mit Goldfeder, wegen dem dramatischen und gleichzeitig hypnotischem Geräusch beim Schreiben.
IRC: Ein Scheffer Snorkel, oder etwas, das der 3D-Drucker ausgespuckt hat
Discord: Ein Kaküno, Platinum Plaisir oder Lamy Safari ist genug für Snob-Alarm, mehr Drama braucht keiner
4Chan: Ein Preppy oder Varcity, wegen der Gefahr, dass man ihn danach nie mehr anfassen will
Wenn ich mir das so durchlese, bin ich durchaus froh, dass ich -trotz eher konservativer Branche- auch mit einem Glitzerfüller mit Einhorntinte auflaufen kann, ohne gleich gesellschaftlich ausgeschlossen zu werden.
Da gilt bei mir das Motto, dass ich mich lieber selbst auf die Schippe nehme, bevor es jemand anders macht.
Grüße, Matthias
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Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.
Für Leute, die nicht routinemäßig Verträge unterschreiben und überhaupt auch oft vor Tastaturen sitzen hätte ich da auch ein paar Vorschläge:
Reddit: Kleine Sailors in Pastellfarben, oder ähnlich gefärbte PenBBS, muss aber zur Kaffeetasse und zur mechanischen Tastatur passen Twitter: Ein Narwhal, Jinhao oder PenBBS aus möglichst schrill gefärbtem Acryl, sonst geht der Tweet beim scrollen unter
Instagram: Muss farblich zu Schuhwerk und Inneneinrichtung passen, ansonsten Hauptsache teuer
Deviantart: Fude oder Stub Feder, am besten im selbstgebastelten Stift, wir sind hier Künstler!
Youtube: Unbedingt ein Platinum mit Goldfeder, wegen dem dramatischen und gleichzeitig hypnotischem Geräusch beim Schreiben.
IRC: Ein Scheffer Snorkel, oder etwas, das der 3D-Drucker ausgespuckt hat
Discord: Ein Kaküno, Platinum Plaisir oder Lamy Safari ist genug für Snob-Alarm, mehr Drama braucht keiner
4Chan: Ein Preppy oder Varcity, wegen der Gefahr, dass man ihn danach nie mehr anfassen will
Grüße,
Susi
Ich bin alt
Von dem ganzen Kram kenne ich gerade mal 3 Plattformen….
Da gilt bei mir das Motto, dass ich mich lieber selbst auf die Schippe nehme, bevor es jemand anders macht.
Das kann man natürlich ganz bewusst und gezielt machen, um zu sehen, wie andere darauf reagieren. Ich habe das z.B. eine Weile gemacht mithilfe eines Bleistiftes mit am Ende einem kleinen Dinosaurier von der Stofftier-Firma Nici. Als ich unerwartet das aus meiner Schublade nahm und damit schrieb, sass der jeweiliger Besucher in meinem Büro in der Regel kurze Zeit wie versteinert da. Einige lockerten dann schnell auf; eine junge Frau konnte sich nicht bezwingen, wurde rot im Gesicht und kicherte hinter ihrer Hand.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
