Welcher Füller passt zu welchem Anlass?

[Jan Mathijs Rijck]

Inspiriert von Der Zeitreisende memberlist.php?mode=viewprofile&u=47161
mache ich mal einen neuen Faden auf zum Thema:

Welcher Füller könnte zu welcher geschäftlichen/gesellschaftlichen Gelegenheit passen?

Diese Kategorien fallen mir spontan ein, können natürlich noch ergänzt werden. Ich schreibe meine Vorschläge direkt dazu und bin gespannt auf die Euren.

Geschäftlich
1. Vertragsunterzeichnung (von substanzieller Bedeutung für das Unternehmen) an meinem eigenen Schreibtisch; eigentlich will der Vertragspartner den Vertrag dringender als das ich ihn brauchen würde:

• MB Meisterstück 149
  Pelikan Souverän M1000
  Waldmann Manager
  Otto Hutt design 07/08
  Namiki Emperor

Ihr erkennt das Thema: my castle, my rules bzw. Ich bin der BigBoss. Folglich nehme ich was dickes, teures von unzweifelhafter Top-Qualität.

2. Vertragsunterzeichnung (von substanzieller Bedeutung für das Unternehmen) an einem fremden Schreibtisch; ich brauche den Vertrag dringender als mein Vertragspartner:

• Pelikan Souverän M80X
  Parker Duofold Centennial
  mit MB kenne ich mich nicht aus, aber etwas in vergleichbarer Größenordnung (146?)
  Lamy Imporium
  Porsche design tec flex (wenn mein Vertragspartner technik-affin ist)
  Visconti Homo sapiens

Das Thema hier: Ich bin zwar nicht der Bestimmer, aber ich habe viel zu bieten und bin kein kleines Licht. Zu bescheiden sollte man nicht auftreten…

3. Ich unterzeichne den Arbeitsvertrag bei meinem neuen Arbeitgeber:

• Waterman carène - ich habe Stil nicht nur am Ende des Besens
  Lamy 2000 - ich bin solide in meinem Können und sachlich in meinem Wesen
  einen kleineren antiken Füller (ich habe z.B. einen Soennecken 333 extra) - ich habe Sinn für Werte und Tradition
  Diplomat Aero - ich habe eine Menge verborgener Talente
  Lamy Dialog 3 - ich bin einfach die coolste Sau seit James Bond

Das Thema hier: Du hast verdammt viel Glück, lieber Arbeitgeber, dass ich bei Dir unterzeichne, und außerdem sitzt Du da gerade auf meinem Stuhl!

privat
1) Ich unterschreibe meine Heiratsurkunde oder die Geburtsanmeldung meines Kindes:

• Otto Hutt design 02 rectangulaire
  Waldmann xetra Vienna
  Graf von Faber Castell Anello / Classic / Guilloche
  Caran d‘Ache Leman
  Pelikan Souverän M40X

Das Thema: schlank und sehr elegant, habe ich natürlich vorher mit dem Datum gravieren lassen und schenke ihn dann nach der Unterschrift entweder meiner Partnerin / meinem Partner oder meinem Kind zum 18. Geburtstag. Ich wünschte, die Idee hätte ich damals schon gehabt….

2) Ich schreibe in ein Kondolenz - Buch:

• Lamy cp1 schwarz
  Pilot e95S schwarz
  Pelikan M215
  Calamus schwarz

Das Thema: schmal, schwarz, unauffällig; es geht ja nicht um mich.

Jetzt warte ich mal, ob jemand Lust hat auf dieses abgefahrene Thema. Von Tinten habe ich ja noch gar nicht angefangen…

[SpurAufPapier]

Die Aufstellung ist großartig! Wir hatten hier mal einen Faden, wie viele Füller man braucht und wofür.
Bleibt nur zu hoffen, dass das Gegenüber (der frischgebackene Geschäftspartner, Vorgesetzter, Beamte usw.) den Wink mit dem Füller auch versteht .

[Jan Mathijs Rijck]

Die Aufstellung ist großartig! Wir hatten hier mal einen Faden, wie viele Füller man braucht und wofür.
Bleibt nur zu hoffen, dass das Gegenüber (der frischgebackene Geschäftspartner, Vorgesetzter, Beamte usw.) den Wink mit dem Füller auch versteht .

Natürlich nicht. Das ist wie mit einer guten Uhr; die meisten bemerken nicht, wenn Du eine wirklich gute Uhr trägst. Aber Du weißt es selbst und es habt Deine Stimmung / Selbstwertgefühl / Selbstbewusstsein.

Ich brauche keine Füller. Ich gebrauche sie.

[Reformator]

Hallo,

möglich ist jedoch auch:
Dein Vertragspartner holt einen neuwertigen amerikanischen Füller aus farbigem Zelluloid aus den zwanziger Jahren mit Full-Flex-Feder aus der Tasche, unterschreibt und sieht Dich mitleidig an.

[Jan Mathijs Rijck]

und sieht Dich mitleidig an.

Das sind eben die kleinen Feinheiten, mit denen man sich zukünftige Geschäfte versaut….

[Skribenion]

Die Auflistung vermittelt ein wenig den Eindruck, als wäre ein wichtiger geschäftlicher Vertrag wichtiger als ein wichtiger privater Vertrag.
Ich persönlich habe nur einen "Unterschriften-Füller". Und das auch nur, weil ich länger damit nicht schreiben kann, der Füller sonst aber sehr, sehr schön ist und edel aussieht.
Es ist der Faber Castell E-Motion mit Birnbaumholz (B).
Er ist extrem schwer und die Mischung aus Metall und Holz sticht noch jeden Füller aus Edelharz aus, insbesondere wenn die Menschen, die dabei sind, sich nicht so gut mit Füllern auskennen. Und ob Ihr es glaubt oder nicht, das ist nicht selten den Fall.
Für die Unterschrift nutze ich dann entweder ein dokumentenechtes Dunkelblau (Heiratsurkunde, notarielle Urkunden), meist jedoch ein dunkles Grün (Arbeitsvertrag, ...).

[Killerturnschuh]

So eine Auflistung mag als Selbstrechtfertigung taugen sich immer mehr und mehr Füllhalter anzuschaffen, und man kann sie beliebig erweitern etwa um Füller für Reisen, für Notizbuchführung, für Meeting und, und, und.....

Klar, irgendein buntes Plastikteil wird wohl niemand beeindrucken, aber wem es darum geht hat es ohnehin nötig, so meine Meinung.

Nüchtern betrachtet "braucht" man ohnehin nur einen einzigen Füllhalter, und selbst der ließe sich in den meisten Fällen problemlos durch einen Kugelschreiber ersetzen.
Bedeutsam ist doch nicht womit ich etwas unterschreibe, nur dass ich es tue.

Bei der Wahl meiner Stifte lasse ich mich nicht von Anlässen oder einer möglich beabsichtigten Aussenwirkung leiten, sondern folge einfach dem Lust und Laune Prinzip,
Allerdings macht man mit einem Montblanc, der nicht gerade mit Glizertinte befüllt ist ohnehin nie etwas verkehrt.

[Horsa]

Ja Angi, so sehe ich es auch.
Ich habe meine Füllhalter ausschließlich, um selbst daran Freude zu haben.
Im Alltag sind es auch meist die gleichen, die Ihren Dienst tun. Ein paar Füllhalter hab ich gern mit verschiedenen Tinten dabei.
Welche Tinte für was, das ist dann noch ein ganz anderes Thema.
Und ein Montblanc oder auch ein Lamy 2000, wie auch ein Pelikan oder gar ein Safari werden sich wohl jeder Herausforderung des Alltags problemlos stellen können. Die Aufzählung ist hier ausdrücklich nicht abschließend.
Liebe Grüße
Horsa

[Nitschewo]

Geschäftlich
1. Vertragsunterzeichnung (von substanzieller Bedeutung für das Unternehmen) an meinem eigenen Schreibtisch; eigentlich will der Vertragspartner den Vertrag dringender als das ich ihn brauchen würde:

• MB Meisterstück 149
  Pelikan Souverän M1000
  Waldmann Manager
  Otto Hutt design 07/08
  Namiki Emperor

Ihr erkennt das Thema: my castle, my rules bzw. Ich bin der BigBoss. Folglich nehme ich was dickes, teures von unzweifelhafter Top-Qualität.

Als ich bei meinem derzeitigen Arbeitgeber anfing, erscholl eines Tages der Ruf, der Chef benötige seinen Füller, man möge das Schreibgerät hinauf bringen. Ich war beeindruckt, es wird tatsächlich noch Wert auf den Unterschriftenfüller gelegt! Das wertvolle Stück wurde auch nicht auf dem Chefschreibtisch gelagert, sondern von einer Kollegin aus der Verwaltung in Obhut genommen und nur zum Gebrauch hervorgeholt.

Irgendwann fragte ich die Kollegin nach dem erlesenen Stück und bekam einen blauen Lamy Safari präsentiert.

Seither fühle ich mich total anarchisch, wenn ich morgens in meinem kleinen Assistenzenbüro meine Stiftrolle öffne und mit einem Eversharp Skyline, einem Sheaffer Sentinel oder einem Pelikan 100N meine To-do-Liste kritzele.

Meinen Arbeitsvertrag habe ich mit dem dargereichten Kugelschreiber unterzeichnet, was sich vor diesem Hintergrund als kluge Entscheidung erwiesen hat.

[Jan Mathijs Rijck]

Als ich bei meinem derzeitigen Arbeitgeber anfing, erscholl eines Tages der Ruf, der Chef benötige seinen Füller, man möge das Schreibgerät hinauf bringen. Ich war beeindruckt, es wird tatsächlich noch Wert auf den Unterschriftenfüller gelegt! Das wertvolle Stück wurde auch nicht auf dem Chefschreibtisch gelagert, sondern von einer Kollegin aus der Verwaltung in Obhut genommen und nur zum Gebrauch hervorgeholt.

Irgendwann fragte ich die Kollegin nach dem erlesenen Stück und bekam einen blauen Lamy Safari präsentiert.

Seither fühle ich mich total anarchisch, wenn ich morgens in meinem kleinen Assistenzenbüro meine Stiftrolle öffne und mit einem Eversharp Skyline, einem Sheaffer Sentinel oder einem Pelikan 100N meine To-do-Liste kritzele.

Meinen Arbeitsvertrag habe ich mit dem dargereichten Kugelschreiber unterzeichnet, was sich vor diesem Hintergrund als kluge Entscheidung erwiesen hat.

Sorry, ich bin mir bewusst, dass es doof und arrogant ist, aber ich habe gerade beim Lesen schallend gelacht..

Im Ernst, ich finde es grundsätzlich positiv, wenn jemand eine Liebhaberei pflegt und womöglich in der betreffenden Materie bewanderte Menschen den betreffenden Wert erkennen, das ist immer ein Anlass zu netten Gesprächen und ich kann völlig neidlos auch Dinge oder Erlebnisse bewundern, die anderen Menschen wichtig sind, mir selbst aber zu teuer oder zu aufwändig wären. Wer eine Liebhaberei betreibt, ist nach meiner Erfahrung in der Regel kein Angeber, sondern erfreut sich selbst an und mit diesen schönen Dingen.

Mein Chef geht gerne auf Rock/Pop-Konzerte von Superstars und legt da für mich unglaubliche Summen für Karten auf den Tisch, meine Stellvertreterin hat ein paar Armbanduhren, die ein mehrfaches (und wir reden hier von drei Nullen) von meiner „Sonntagsuhr“ kosten, ich schreibe vorzugsweise mit 750er Feder, auch auf der Arbeit; so hat jede/r sein Steckenpferd und weiß immer wieder interessant davon zu erzählen.

Angeber erkenne ich an mehreren Faktoren:

• keine tieferen Fachkenntnisse in einem Gebiet
  müssen von Allem immer das Teuerste haben, sammeln nicht auf einem Gebiet
  reden vorzugsweise über den Preis oder die Wertsteigerung

[Jan Mathijs Rijck]

So eine Auflistung mag als Selbstrechtfertigung taugen sich immer mehr und mehr Füllhalter anzuschaffen, und man kann sie beliebig erweitern etwa um Füller für Reisen, für Notizbuchführung, für Meeting und, und, und.....
(…)
Allerdings macht man mit einem Montblanc, der nicht gerade mit Glizertinte befüllt ist ohnehin nie etwas verkehrt.

Du hast meine Motivation aber auch sowas von durchschaut! Respekt! Ist so, bleibt so, gefällt mir so.

Zu Deinem letzten Satz:
Ich stelle mit gerade vor, Fliegen-Karlchen unterschreibt sein nächsten Sparprogramm mit Emerald of chicken oder (Minister unterschreiben gemäß DIN ja mit grün) Diamine Magical Forest….Da hat man was. Was Bleibendes.

[Füchschen]

Ich freue mich immer wenn hier in der Firma mit Füller schreibt. Die meisten schreiben tatsächlich auch mit Kuli.

Meinen ersten Arbeitsvertrag habe ich tatsächlich mit meinem Lamy 2000 unterschrieben. ^^

[Killerturnschuh]

Du hast meine Motivation aber auch sowas von durchschaut! Respekt! Ist so, bleibt so, gefällt mir so.

Nur das man gar keine Rechtfertigung benötigt wenn man einfach dazu steht eine Schwäche für gutes Schreibwerkzeug zu haben und es sich wert ist dieser auch zu frönen.

[Der Zeitreisende]

Inspiriert von Der Zeitreisende memberlist.php?mode=viewprofile&u=47161
mache ich mal einen neuen Faden auf zum Thema:

[…]

3. Ich unterzeichne den Arbeitsvertrag bei meinem neuen Arbeitgeber:

• Waterman carène - ich habe Stil nicht nur am Ende des Besens
  Lamy 2000 - ich bin solide in meinem Können und sachlich in meinem Wesen
  einen kleineren antiken Füller (ich habe z.B. einen Soennecken 333 extra) - ich habe Sinn für Werte und Tradition
  Diplomat Aero - ich habe eine Menge verborgener Talente
  Lamy Dialog 3 - ich bin einfach die coolste Sau seit James Bond

Das Thema hier: Du hast verdammt viel Glück, lieber Arbeitgeber, dass ich bei Dir unterzeichne, und außerdem sitzt Du da gerade auf meinem Stuhl!\

Ich unterschrieb den Arbeitsvertrag für meinen Traumjob, worauf ich mein ganzes Berufsleben hingearbeitet hatte, mit einem MB Classique (übrigens das erste Mal, dass er zum Einsatz kam. Nein, absichtlich nicht mit dem von meinem Vater geerbten 149: das wäre ‘too much’ gewesen). Am Blick des Vorgesetzten war deutlich zu sehen, dass dies gemerkt wurde. Das Gespräch entspannte sich, als ob ich den ‚richtigen‘ Eindruck gemacht hatte und er meinte, dass ich wirklich ernst genommen werden kann.

Aber: bei einem Geschäftsessen, Jahre später, hatte ich nur einen Lamy Noto Kugelschreiber für meine Notiz dabei. Das fiel dem damaligen Gesprächspartner, der auch im öffentlichen Leben ein Promi ist, auf, und unser Gespräch wurde auf elegante Weise auffällig rasch beendet. Ich finde den Noto den komfortabelsten unter den Lamy-Kulis, und ich mag seine Schlichtheit; aber ja, der schwarze, den ich habe, ist so ein Ding von €4,50, kostet also kaum mehr als eine neue M16-Mine…

So habe ich gelernt, dass meine Arbeitsumgebung so eine ist, wo solche Sachen auffallen. Im Niederländischen gibt es ein Sprichwort: „kleren [Kleider] maken de man”. Vielleicht gibt es im Deutschen etwas Ähnliches. Manchmal muss man offenbar hinzufügen: Schreibgeräte ebenso.

Auch wenn dieser Faden lustig ist, ist es vielleicht richtig, nicht zu vergessen, dass unter Umständen es wirklich so was wie einen ungeschriebenen Schreibgerät-Knigge gibt (den wir gerade schreiben).

Jetzt warte ich mal, ob jemand Lust hat auf dieses abgefahrene Thema. Von Tinten habe ich ja noch gar nicht angefangen…

O ja! Auf dem fountain Pen Network wurde diese Frage stets von «Sandy1» in ihren Tintenbesprechungen mit berücksichtigt (passt dies in einer geschäftlichen Setting? kann ein Student seine Klausur hiermit schreiben? usw.).

Robert

[Füchschen]

In Deutsch heißt das "Kleider machen Leute".