Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

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Christiank
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Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Christiank »

Moin liebe Füllerfreunde,

wie beurteilt ihr so die Marktsituation?
Ich finde auf der einen Seite sind so die vernünftigen Füller mit denen was im Standardsegment was anfangen kann alle recht teuer (Cross Townsend oder Graf Faber Castell Guilloche mit 18 k Feder beide so um 250,.. €).
Gleichzeitig hat die Vielfalt enorm abgenommen.

Was gab es früher für eine reichhaltige Auswahl, ich finde, es ist vieles verloren gegangen.
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Entschleuniger
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Entschleuniger »

Moin, was du als vernünftig bezeichnest ist ja dein persönlicher Geschmack. Ob etwas teuer ist, oder sein Geld wert, ist auch eine andere Frage.
Und zur Vielfalt fällt mir nur ein, Füllfederhalter sind kein gefragter Artikel heutzutage. Vielleicht als Lifestylegegenstand. Mancher einer ist auch ein Liebhaber oder Oldschool. Ich finde es gibt noch genug ausserchinesische Füllermarken auf dem Markt, wenn man das so mit anderen Alltagsgegenständen vergleicht.

LG Martin
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makay
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von makay »

Was ein "Standardfüller" ist, lässt sich wohl nicht einfach sagen. Ich würde z.B. Stifte von Lamy (auch die Safaris) dazuzählen und die gibt es ja bereits ab 20 Euro. Wie Martin auch schon angemerkt hat, sind Füllfeder keine alltäglichen Gebrauchsobjekte mehr. Ich denke, dadurch ist einiges an "Kreativität" verloren gegangen, da schlicht und einfach der Markt dafür nicht da ist (gerade die Menge an alten Füllsystemen vermisse ich sehr).

Jedoch habe ich aber schon das Gefühl, dass sich in den letzten Jahren einiges Positives getan hat. Man findet öfter "Custom Made" Füller von kleinen Betrieben, bei deren Menge sicherlich jeder etwas findet, was einen anspricht. Der eine produziert Stifte aus Ebonit, der andere aus Kunstharz in allen möglichen Farb- und Designkombinationen und ein weiter bietet spezielle Federschliffe an.

Insgesamt bin ich deshalb mit der Entwicklung der letzten Jahre eigentlich recht zufrieden. :D
Muhammed
Crovax
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Crovax »

Ich glaube, man muss das unterteilen. Was wirklich abgenommen hat, ist die Modellvielfalt der renommierten Hersteller. Waterman z.B. hatte früher jede Menge Füller im Sortiment, jetzt sind es noch ein halbes Dutzend.
Wirklich neue Modelle erscheinen nur noch selten bei einigen der großen Hersteller. Die anderen beschränken sich weitgehend auf (oft noch limitierte) Sonderausgaben existierender Modelle.
Was dagegen seit einiger Zeit massiv zunimmt, sind neue kleine Hersteller mit kreativen Modellen, z.B. Benu, Edison, PenBBS, Leonardo, Esterbrook, Kaweco, FPR, Laban, Nahvalur, Asvine, Conid und viele andere. Wenn man also nicht auf bekannte Markennamen fixiert ist, findet man eigentlich sogar mehr Auswahl als vor 20 Jahren.
Das gilt auch für Tinten. Begriffe wie "Shimmer" oder "Sheen" waren damals Fremdwörter.
gruß
stephan

Let grammar, punctuation, and spelling into your life! Even the most energetic and wonderful mess has to be turned into sentences.” ― Terry Pratchett
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duckrider
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von duckrider »

Christiank hat geschrieben:
31.10.2023 17:28
.... ich finde, es ist vieles verloren gegangen.
Nun ja, die Dinge entwickeln sich halt weiter:
Allein eine Goldfeder kostet heute dank Materialwert ein Vielfaches des früheren Preises: Mittelklassefüllhalter wie ein Pelikan 140 oder gar "Werbegeschenkfüller" wie die alten Kaweco Sportler mit 14kt Federn wird es keine mehr geben, das ist wohl wahr.
Aber Kleinhersteller, auch speziell im asiatischen Raum bringen m.E. eine Menge abwechslungsreiche Schreigeräte, von Messing über transparent bis Pocket, die recht nett daherkommen.
Öde finde ich hingegen die zigste Farbvariante aus der gleichen Spritzgussform, das ist Sammeln um des Sammelns willen, aber keine wirkliche Abwechslung im Gerät selbst.

Wie ist es denn bei Automobilen oder anderen technisch weitestgehend ausgereiften Gerätschaften?
Für mich ist bei Ersteren, durchaus höheren Sicherheitsstandards geschuldet, keine echte Form-Neuerung in einem annähernd bezahlbaren Bereich, alles mehr oder weniger ein Einheitsbrei; eine ästhetische Formenvielfalt der 50er - 70er im Mittelklassebereich vermisse ich schmerzhaft.

Es bleiben uns Gottseidank ja der Rückgriff auf Klassiker ;)
Thomas
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bella
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von bella »

sicher liegt es auch daran das man, wenn man sich über Jahre mit Füllern beschäftigt, vieles nicht mehr als neu wahrnimmt. Besonders wenn es ein Bereich oder Hersteller ist, der einen null interessiert.

Geht mir so mit all den farbenfrohen Acryl Blankets die gefühlt jede Minute in einer Drehbank dieses Planeten zu einem Füller werden. Die sind für mich, wie der jährliche M2xx oder Lamy Safari in der Wahrnehmung keine Neuheiten. Bei gesprenkeltem Acryl noch nicht mal wenn sie eine neue Form haben.
Christiank
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Christiank »

Crovax hat geschrieben:
31.10.2023 20:37
Ich glaube, man muss das unterteilen. Was wirklich abgenommen hat, ist die Modellvielfalt der renommierten Hersteller. Waterman z.B. hatte früher jede Menge Füller im Sortiment, jetzt sind es noch ein halbes Dutzend.
Wirklich neue Modelle erscheinen nur noch selten bei einigen der großen Hersteller. Die anderen beschränken sich weitgehend auf (oft noch limitierte) Sonderausgaben existierender Modelle.

Oh ja, das stimmt. Das ist mir bei Parker und Waterman aufgefallen, die ihr Angebot doch ganz schön ausgedünnt haben.
Bei den Kleinserienherstellern hab ich nicht so den Überblick.
Ich bedaure ja sehr, dass die kleinen italienischen Manufakturen wie Delta oder OMAS in Schwierigkeiten waren. Gerade Delta hatte immer viele unterschiedliche Modelle gehabt.
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SteamDevil
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von SteamDevil »

Ich denke auch, daß wir hinsichtlich der Formensprache so langsam an die Grenzen des sinnvoll machbaren gekommen sind.
Sicher ließe sich ein Füller designen mit 25cm Länge und 2cm Dicke sowie 140g Gewicht. Die Frage ist dann nur, mach so was auch Sinn??
In Sachen Handhabung sicherlich nicht.

Und was haben wir da schon alles an Formen...
Die (heilige?) Zigarrenform, Doufold Stile, Kaweco's Octagone, Sanduhr förmige, bauchige bis hin zu Mini Füllern.
In puncto "Form follows Funcion" nähern wir uns also so langsam dem Grenzbereich.

Wirkliche Unterschiede lassen sich eigentlich nur noch im Material und/oder der künstlerischen Verzierung erreichen.
Aber auch hier die Frage:
Macht es dann noch Spaß das 25. in der Form identische Stück zu besitzen, nur mit anderem Muster oder statt aus Messing dann eben aus Aluminium??

Es wird halt mit der Zeit wirklich schwer noch mit etwas heraus zu stechen, bei all dem, was schon vorhanden ist.

Und dann eben auch der Faktor Material- und Produktionskosten.
duckrider hat geschrieben:
01.11.2023 15:31
Allein eine Goldfeder kostet heute dank Materialwert ein Vielfaches des früheren Preises: Mittelklassefüllhalter wie ein Pelikan 140 oder gar "Werbegeschenkfüller" wie die alten Kaweco Sportler mit 14kt Federn wird es keine mehr geben, das ist wohl wahr.
Auf Grund der westlichen Wertvorstellung und den damit einher gehenden höhen Preisen/Kosten, lohnt sich vieles einfach auch gar nicht mehr.

Das ist genauso mit dem Gefälle zwischen Microsoft, Apple und Linux.
Warum etabliert sich Linux vor allem hier in Europa nicht so stark?
Schlicht gesagt: Weil es absolut kostenlos ist und daher auch kein Marketing dahinter steht.
Und hier im Westen herrscht nun mal die Meinung vor: "Was nichts kostet, daß taugt auch nix!".

Werden die Sachen also günstiger, fällt auch die allgemeine Wertschätzung dieser.
Wobei mir ein funktionierender und gut aussehender günstiger 20,- € "Chinese" allemal lieber ist, als ein schlichter und zickiger 600,- € "Deutscher" oder "Brite".
Das "Institut für nicht abgeschlossene Forschungsstudien" hat festgestellt,
dass 4 von 6 Personen
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Jürgen K
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Jürgen K »

Hallo,

ich sehe es schon so, dass die Vielfalt abgenommen hat, jedenfalls im Qualitätssegment.
Der Goldpreis steigt stetig, die Kaufkraft sinkt (beim Normalbürger). Die Inflation hat sich nach der Pandemie gemeldet.
Das ist alles nicht gut für einen florierenden Markt.

Was den GvFC Guilloche betrifft: ich habe ja mal einen für die genannten 250 erworben, das war aber vor eher mehr als 20 Jahren. Heute werden da 380 bzw. 365 aufgerufen. Und auch da wurde noch vor einiger Zeit auf (Farben-) Vielfalt gesetzt, aktuell scheint man nur noch die Lagerbestände abzuverkaufen und auch das erscheint eher zähflüssig.

Und als "Standard" würde ich ihn nicht bezeichnen. Schon das "Gv" vor dem "FC" zeigt ja schon, dass er gerade nicht im Standard-, sondern schon im Luxussegment angesiedelt ist.

Grüße
Jürgen
Der Zeitreisende
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Der Zeitreisende »

Schon einige unter uns haben erwähnt, dass die Sache nicht eindeutig oder einfach ist. Einerseits gibt es die vielen kleinen Designer-Hersteller: nach meinem Gefühl, ohne dass ich dies statistisch belegen kann, sind es mehr als vor, sagen wir, einigen Jahrzehnten. Die Zahl der Federhersteller scheint sehr klein zu sein: Bock und Jowo sind Grosslieferanten für verschiedenste Füllerhersteller, und dies führt dazu, dass z.B. eine Federeinheit von einem amerikanischen Karas Kustoms rausgenommen und in einen italienischen Pineider Avatar geschraubt werden kann. (Mir ganz recht.) Die Vielfalt liegt eher in Optik und Haptik (aber wir alle wissen, wie wichtig das für uns ist).

Die grossen Hersteller enttäuschen mich in letzter Zeit: sie sind wie Autohersteller und setzen auf einige wenige Erfolgsmodelle. Vor 50 Jahren gab es eine echte Autovielfalt: ein Citroën 2CV war nicht wie ein eckiger, platter Mercedes oder ein Ford Mustang oder ein Saab, aber heutzutage sieht alles aus wie ein VW Golf. Die Füllerhersteller haben so auch ihre Erfolgsmodelle, von denen sie sich kaum abzuweichen trauen: siehe mal die zahllosen Farbvarianten des Lamy Safari <gähn> oder AL-Star <gäähn> oder Diplomat Aero <gääähn> oder Waterman Hémisphère <wieder gähn>.

Und ja, preislich hat sich einiges ungünstig geändert. Ich bin froh, dass ich ein paar Füller vor zwei bis drei Jahren gekauft habe, denn heute kosten exakt dieselben 30% bis 50% mehr. An sich gute Füller, aber heute würde ich sie wegen der Preise wahrscheinlich nicht kaufen. Andrerseits sehen wir auch eine Polarisierung: es scheinen mehr Billigfüller für die Schule auf den Markt zu kommen. Und wer tapfer ist, kann es wagen, einen preislich und qualitativ billigen chinesischen Abklatsch zu kaufen: so ein Lamy-, Pilot-, Sailor- oder Montblanc-Imitat (nein, Steamdevil: dies ist nicht eine Einladung zu einer Diskussion).
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
Thom

Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Thom »

Der Zeitreisende hat geschrieben:
04.11.2023 13:13
... Und ja, preislich hat sich einiges ungünstig geändert. Ich bin froh, dass ich ein paar Füller vor zwei bis drei Jahren gekauft habe, denn heute kosten exakt dieselben 30% bis 50% mehr. ...
Und nicht nur die. Interesse ist aber eben auch ein bisschen eine subjektive Größe. Viele Leute interessieren sich z.B. für Fußball,
da rennen erwachsene Leute anderthalb Stunden einem Lederballe hinterher.

V.G.
Thomas
Der Zeitreisende
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Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Der Zeitreisende »

Thom hat geschrieben:
04.11.2023 16:38
[…] Interesse ist aber eben auch ein bisschen eine subjektive Größe. […]
Klar! Es gibt sogar heutzutage noch immer Leute, die mit Füller schreiben, anstatt ‹normal› einen Kuli zu benutzen… 😁 Mann, solche Spinner! Die kaufen sich einen Füller, und auch noch separate Tinte, streiten sich über Fässchen vs. Patrone, dann muss es auch noch eine gewisse Tintenmarke sein, oder Farbe, oder spezielle Designertinte eines Kleinherstellers, und dann haben wir noch nicht gesprochen über Papiersorten, Etuis und weitere Accessoires… (Kennt Ihr solche Verrückte?… 🤣)

<Selbstbeobachtung an:> Und die schlimmsten sind vielleicht noch solche, die, weil ihr geliebter Vater z.B. mit einem Sheaffer Targa schrieb, selbst sechs Stück davon haben… Wenn das keine verrückte Subjektivität ist… <Selbstbeobachtung aus>
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
Thom

Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Thom »

Der Zeitreisende hat geschrieben:
04.11.2023 21:26
... Und die schlimmsten sind vielleicht noch solche, die, weil ihr geliebter Vater z.B. mit einem Sheaffer Targa schrieb, selbst sechs Stück davon haben …
Sport frei. :) Aber auch im Rahmen dessen, manche suchen halt flexiblere Federn, andere wieder ganz feine rigide, weil sie sehr klein schreiben (ich nenne nur keine Namen :) ), die können dann mit den flexiblen nicht allzuviel anfangen. Vielleicht gibt es auch eine Prise Nostalgie. Keinem, den ich physisch (im Unterschied zu virtuell) tatsächlich kenne, würde ich z.B. meinen Swan Pen zum Schreiben geben, die wären damit überfordert und kurz darauf der Swan auch.

V.G.
Thomas
Thom

Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Thom »

Thom hat geschrieben:
05.11.2023 7:58
Der Zeitreisende hat geschrieben:
04.11.2023 21:26
... Und die schlimmsten sind vielleicht noch solche, die, weil ihr geliebter Vater z.B. mit einem Sheaffer Targa schrieb, selbst sechs Stück davon haben …
Sport frei. :) Aber auch im Rahmen dessen, manche suchen halt flexiblere Federn, andere wieder ganz feine rigide, weil sie sehr klein schreiben (ich nenne nur keine Namen :) ), die können dann mit den flexiblen nicht allzuviel anfangen. Vielleicht gibt es auch eine Brise Nostalgie. Keinem, den ich physisch (im Unterschied zu virtuell) tatsächlich kenne, würde ich z.B. meinen Swan Pen zum Schreiben geben, die wären damit überfordert und kurz darauf der Swan auch.

V.G.
Thomas
Thom

Re: Gibt es weniger interessante Füller auf dem Markt als früher?

Beitrag von Thom »

P.S. Ich baue schon wieder nur Mist. :)

V.G.
Thomas
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