Wie wir auf andere wirken...

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Füllerschreiber
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von Füllerschreiber »

toni hat geschrieben:Das klingt sehr gefährlich!
Ich finde, das Leben ist zu kurz, um ungefährlich (sprich: vernünftig) zu leben.
Abgesehen davon sind andere Leidenschaften auch "gefährlich". Wenn einer meiner ferngesteuerter Helis runterfällt, ist das mindestens so teuer wie eine verbogene Feder. Mit dem Unterschied, dass Füller halt doch nicht immer nur auf die Feder fallen.
bella hat geschrieben:Und meine Kollegen .... die finden Füllerschreiben komisch, old school und dann doch wieder spannend..... sind immer der Meinung meine Telefonnotizen wären Kunstwerke :mrgreen:
Ähnliche Erfahrungen hab ich auch gemacht. Vor allem bei der "älteren" Generation, die den Übergang vom Füller zum KS erlebt haben. Bei denen scheinen immer noch gewisse Urängste um in der Jacken- oder der Handtasche auslaufende Tinte und Klecksereien beim Schreiben durchs Unterbewusstsein zu geistern. Meinen Eltern musste ich erst zwei Nib Creaper zum Zeichnen schenken, um bei ihnen - nach Jahrzehnten leidenschaftlicher Füller-Abstinenz - ein gewisses Wohlwollen ggü Füllern zu erzeugen. Die beiden KS von MB, die wir ihnen mal geschenkt haben, genießen bei ihnen dagegen Kultstatus!
Die Jüngeren (Kollegen) finden Füller zwar "das ist ja ...!", das neue iphone ist dann aber meistens doch vielseitiger.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass sich die Akzeptanz von Füllern in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat.

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Cepasaccus
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von Cepasaccus »

Ein Kollege hat sich im Januar einen MB 146 als ersten Fueller (Schulfueller nicht miteingerechnet) gekauft. Einen Trend kann man daraus aber nicht ablesen. Wir sind jetzt in der Firma, so weit ich weiss, zwei Fuellerschreiber. Als ich das mitbekommen habe, habe ich ihm ein paar Tinten und ein paar guenstige Vintagefueller (alle preislich unter 10% des MB) zum Ausprobieren ausgeliehen. Ich habe kuerzlich das Wort "Zweifueller" gehoert.

Cepasaccus
Füllerschreiber
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von Füllerschreiber »

Cepasaccus hat geschrieben:Einen Trend kann man daraus aber nicht ablesen. Cepasaccus
Ob's ein Trend ist, hängt von der Größe der Firma bzw. der Anzahl der Mitarbeiter ab ...


Die Entwicklung der Verkaufszahlen während der letzten Jahren kenne ich nicht. Ich meine aber, dass Füller nicht mehr als "gestrig" angesehen werden: "Wie?!? Du/Sie schreibst/schreiben n-o-c-h mit Füller?!?" Diesen Satz habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Wobei die Betonung auf dem Wörtchen "noch" zu liegen schien, als ob man die Reife für den Kugelschreiber noch nicht erlangt hätte.

Bewundernswert finde ich es immer wieder, wie groß in der Gemeinschaft der Füller-Enthusiasten die Bereitschaft zur tat- und sachkräftigen Hilfe ist, wenn irgendwo auch nur der Hauch eines Interesses zu sprießen scheint! Diese herausragende Hilfsbereitschaft empfinde ich als einzigartig!!!

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Cepasaccus
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von Cepasaccus »

Füllerschreiber hat geschrieben:Ob's ein Trend ist, hängt von der Größe der Firma bzw. der Anzahl der Mitarbeiter ab ...
So aus dem statistischen Bauchgefuehl raus ist von 1 auf 2 bei keiner Restgroesse signifikant.

Im englischsprachigen Nachbarforum gibt es einen Faden darueber, was die Leute zu den Fuellern sagen, die man in der Oeffentlichkeit benutzt. Die meisten schreiben, dass es niemandem auffaellt. Mir geht es genauso. Niemand sagt dazu irgendwas. Ich glaube nicht, dass es niemandem auffaellt, sondern eher, dass es niemanden interessiert. Mittwoch Abend bei einem "Meeting" in Hong Kong kam ein (europaeisch aussehender) Teilnehmer mit seinem iPhone herein und auf mich zu. Er begruesste mich mit "Do you have an iPhone cable here? I forgot mine and the battery is nearly dead." ("Haben Sie ein iPhone-Kabel hier? Ich habe meines vergessen und der Akku ist fast leer.") Auf mein Verneinen hat er dann noch andere gefragt. Das ist wichtig! Gute Manieren sind da garnicht mehr noetig.

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Strombomboli
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von Strombomboli »

Ich bin zweimal an unvermuteten Orten auf andere Füllerschreiberinnen gestoßen. Eine Postangestellte sagte mir, sie kenne das, daß die Tinte immer gerade im ungünstigsten Moment alle ist, denn sie habe auch mehrere (!) Füller zuhause; eine Kassiererin bei der Metro sagte, als ich ihren Kugelschreiber verweigerte, sie schreibe privat auch nur mit Füller. Und als ich einmal am Füllerstand bei Karstadt am Hermannplatz (liegt zwischen Neukölln und Kreuzberg) ein kulturpessimistisches Gespräch beginnen wollte, wurde mir gesagt, sie könnten das nicht bestätigen, daß keiner mehr mit Füller schreibt, sondern hätten eigentlich genug zu tun.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
ralph
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von ralph »

Hallo,

ich habe nur gute Erfahrungen, wenn ich ein Füllhalter in der Öffentlichkeit nutze. Auch muss ich beruflich viele Einschreibebriefe abholen, die Belege unterzeichne ich stets mit Füllhalter am Postschalter, noch nie negative Bemerkungen bekommen

Ich war kürzlich bei einer örtlichen Bank und musste noch ein Belge unterzeichnen, es war zwar einer mit Durschlag, also griff ich statt zu meinem Füllhalter zu einen MB Meiterstück Kugelschreiber Unicef, die Bankangestelle sofort zu mir ist das ein Montblanc ?, sie war etwas verwundert über die "silberfarbene" Banderolle oben am Ende, ich bestätigt die Frage mit "Ja" und wir kamen ins Gespräch, sie sagte, dass auch einen besitzen würde, aber er ihr zu Schade wäre um täglich am Schalter zu benutzen.

Das einzige, was ich zugeben muss, ist dass, das ich mein nahes Umfeld in der Familie hier und da mal wohl was nerve mit der Leiderschaft, aber ich glaube, da haben wir alle mit zu kämpfen.

Ich der Kanzlei wo ich arbeite, muss ich in der letzten Zeit bemerken, dass sehr oft die Altersgruppe zwischen 30-50 Jahren immer zu Besprechungen mit hochwertigen Schweibegräten erscheint, am meisten ist die Marke mit dem weißen Stern vertreten.

Ich hoffe, ich konnte mit meinen Erfahrungen einen kleinen Beitrag hier leisten und wünsche noch einen schönen Sonntag.

Gruß aus Köln
Ralph
isegrimmgo
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von isegrimmgo »

Hallo,
mit den "ANDEREN", auf die wir wirken ist wirklich eine große Bandbreite an verschiedenen Leuten angesprochen. Mit entsprechend unterschiedlichen Reaktionen.
Aber auch mein Verhalten hat sich im Verlauf der letzten 8 Jahre, seit so langer Zeit sind für mich Füller mehr als Tintenspender, nicht unwesentlich geändert.
Während ich zu Beginn noch sehr viel missionarischen Eifer an den Tag gelegt habe und mit füllergeschwellter Brust durch die Niederungen der Kugelschreiber gestapft bin, bin ich zu Pragmatismus übergegangen.
Die Füllfederhalterempfehlungsliste für Schüler (absia! DANKE!!!) gehört mittlerweile auch nicht mehr zum immer präsenten Inhalt meier Schultasche.
Ich muss gestehen, dass auch schon so manche (Einstiegs-) Klasse (berufliche Oberschule) ganz ohne die früher unumgängliche Einführungsstunde zum Thema "Die grundlegende Voraussetzung für Erfolg ist das richtige Schreibgerät" leben muss/ darf.
Der Postbote klingelt auch nicht mehr jeden Tag und noch seltener mehrmals täglich bei uns.

Da ich (und ganz besonders im Alltag) nicht auf Gold und Edelsteine stehe, fällt den meisten Mitmenschen mein Schreibgerät gar nicht besonders auf, auch nicht meinen Schülern.
Wenn ich im Alltag mit 800er, 2000ern, pro Gears, 700er vac, 99er usw. hantiere und diese aus einem 3er oder 4er Lederetui ziehe, dann sind diese Füller oder ich allenfalls Gesprächsthema, wenn es darum geht, dass sich jemand Schreibgerät von mir leihen will. Nach einer "kleinen" Einleitung und einem längerem Hauptteil, zu den Themen "Besondheiten des Kappenöffnens", "Sonderschliffe von Federn" und auf detailierte Nachfrage hin auch die Anschaffungskosten, hält der Durchschnittskollege Ausschau nach alternativem Schreibgerät.
Nach anfänglicher Besorgniss um den ökonomischen Familienhaushalt (insbesondere im Studium und im Referendariat) hat sich die Aufgeregtheit auch hier gelegt.
Während mein Familie schon so manche (sammelwürdige) Spirituose mit mir genossen, meine Begeisterung für Espresso nun uneingeschränkt teilt, meine Frau mittlerweile auch ein Rennrad besitzt und dies auch nutzt, habe ich für die Schreiberei leider noch niemandem in diesem Umfang begeistern können.
Da ich ausser einem Verwandten, der das Hobby noch auf einem wesentlich höherem Level betreibt, niemand habe mit dem ich die Leidenschaft im Alltag teilen kann (ausser der virtuellen Welt) freue ich mich sehr über die "Oberpfalzstammtische". Hier beantwortet sich dann für mich auch die Frage, wie WIR auf andere wirken. Ansonsten kann ich nur einschätzen, wie ICH auf andere wirke.
Grüße Wolfgang
LiSiMi
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von LiSiMi »

Hallo Zusammen,

meine Füllerleidenschaft ist ja nun noch recht jung, aber ich hatte bereits im Rahmen einer kurzen Vorstellung erwähnt das ich mich im allgemeinen gerne zu den schönen Dingen bekenne. In manchen Augen unserer Mitmenschen mag das snobistisch erscheinen Masshemden zu tragen, gutes Schuhwerk zu besitzen, hochwertige Lederartikel in der Hand zu halten, nur die ein oder andere Uhr zu besitzen und nicht 10 verschiedene Quarzwecker im Tagesabstand am Handgelenk zu zeigen.
Das erzeugt dann wohl schon eine gewisse Wirkung auf meine Mitmenschen und folgende kleine Episode bestätigt mich auf recht unterhaltsame Weise.
In einer Meetingpause bei meinen nordischen Kollegen, ging ich zum Rauchen nach draußen ( in meiner Freizeit bin ich seit Jahren der Zigarre und Pfeife verfallen und rauche nur gelegentlich in der ein oder anderen Pause mal eine Zigarette...). Als ich bei dieser Gelegenheit ein einfaches, ordinäres Einwegfeuerzeug aus der Innentasche hervorholte um genüsslich den Klimmstengel zu entzünden sagte einer der Anwesenden mit großen Augen "...also Herr .. . , das geht ja nun gar nicht, nahm mir das Feuerzeug aus der Hand und reichte mir sein DuPont... Ich wusste nicht recht wie mir geschieht und zuckte, leicht grinsend, mit der Schulter. Darauf er " ...So ein Einwegfeuerzeug passt ja nun gar nicht zu Ihnen, Sie sollten sich mal etwas wertigeres zulegen...oder schreiben Sie auch mit Einwegkugelschreibern, ich denke nicht..."

Grüße von
LiSiMi
Füllerschreiber
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von Füllerschreiber »

Hallo LiSiMi,

Deine Geschichte würde als Vorwort in ein Buch über Stilangelegenheiten passen!
Gefällt mir ganz ausgezeichnet!

Deine Geschichte hat mich an einen Kollegen erinnert (lange ist's her, damals war ich noch "abhängig beschäftigt"):
Er trug immer ein teures Sakko, gute Seidenkrawatten, bei kühlen Temperaturen einen Mantel aus edlem Material, fuhr einen Mercedes, schrieb mit einem Nicht-Einweg-Kugelschreiber und zündete sich seine Zigaretten mit einem silbernen Feuerzeug an. Wenn er darauf angesprochen wurde, erwiderte er: "Ich bin viel zu arm, um es mir leisten zu können, billig einzukaufen!"
Er gehörte nicht zu den gehobenen Gehaltsempfängern in unserer Firma, war frei von Star- und Karriere-Allüren und schien einfach Freude an seinem Job zu haben. Dass er die - ungeschriebene - Status-Etikette ein wenig durcheinander brachte, störte weder ihn, noch andere.
Ich habe ihn immer für seine Konsequenz bewundert! Und ich finde: Er hat Recht gehabt!

Beste Grüße
Füllerschreiber
LiSiMi
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von LiSiMi »

...das mit dem zu arm für billig einzukaufen finde ich gut.
Ich bin auch der Meinung das weniger zu besitzen, dafür qualitativ hochwertiger, meist der bessere Weg ist.
Der Wegwerfgesellschaft überdrüssig bin ich schon lange und so überlege ich mir meine Anschaffungen vorher. Denke ich an meine Schuhe ( das erste Paar habe ich mir echt erspart )
fühle ich mich immer wieder in dieser Denke bestätigt. Auch die Hemden nutzen sich ab, aber ich brauche nicht jedes Jahr 5 neue Farben welche nur eine Saison aktuell sind...
Und ja, meine Freunde und Bekannte werden auch mir sicherlich keinen Snobismus oder gar Eingebildetheit unterstellen...
Und ferner denke ich das diese Art mit Konsumgütern umzugehen auf die Dauer die günstigere ist, nicht nur für meinen eigenen Geldbeutel.

Gruß
LiSiMi
Frika
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von Frika »

Ich kaufe mittlerweile in allen Lebensbereichen nur noch hochwertige Sachen. Ob Essen, Kleidung, Kosmetik, etc. - man hat einfach viel mehr Freude an hochwertigen und schönen Dingen als an Billigkram.

Lieber etwas weniger kaufen, dafür aber gute Qualität.
Und auch mal was reparieren!
Qualität kann man reparieren und es lohnt sich auch finanziell.
Gespartes Geld kann man dann wieder in schöne Dinge investieren (den nächsten Füller :lol: )
Zuletzt geändert von Frika am 04.04.2014 4:01, insgesamt 1-mal geändert.
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glucydur
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Re: Wie wir auf andere wirken...

Beitrag von glucydur »

Zu der Frage, wie wir auf andere wirken, fällt mir spontan ein, dass sehr viele Menschen keinen Blick fürs Detail haben. Es ist meiner Erfahrung nach für viele vollkommen unerheblich, ob man am Arbeitsplatz oder im Privaten mit einem Füllfederhalter schreibt oder nicht. Viele denken bei Alltagsgegenständen sehr am Nutzen orientiert. Dass Gegenstände wie Füllfederhalter emotional aufgeladen sein können und auch eine bestimmte Lebenseinstellung und Liebe zum Detail symbolisieren, erschließt sich meines Erachtens vielen nicht. Ich glaube, dass das auch Folge der schnelllebigen Zeit ist, in der wir leben. Auf der anderen Seite gibt es aber auch den gegenteiligen Trend, dass sich Menschen langlebige und wertbeständige Alltagsgegenstände anschaffen, die einen Kontrapunkt zur Beliebigkeit und Austauschbarkeit setzen sollen, frei nach dem Motto: Individualität und Entschleunigung sind Trumpf. Das lässt hoffen.

LG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
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